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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.05.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1900-05-30
- Erscheinungsdatum
- 30.05.1900
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- Deutsch
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Die Hauptversammlung wolle genehmigen, daß Geldmittel zunächst in der Höhe von 3000 Mk. bereit gestellt werden zur Schaffung von Lehrbüchern u. s. w., und den dritten Punkt wollten wir dahin abändern: Die Hauptversammlung wolle genehmigen, daß der von der Hauptversammlung Kantate 1899 gewählte außerordentliche Ausschuß für das Lehrlings wesen bis auf weiteres mit Kooptationsrecht bestehen bleibe. Ich werde sogleich den Wortlaut dieser Abänderungsanträge dem Vorstand überreichen. Ich bin mit meinem Bericht zu Ende. Ich möchte schließen mit den Schlußworten der Denkschrift, die wir seiner Zeit dazu gegeben haben: der Buchhandel ist im organischen Zusammenschluß und in der Schaffung von Einrichtungen, die der Gesamtheit frommen, anderen Erwerbszweigen voraus und vorbildlich gewesen. Bezüglich des Lehrlingswesens ist es nicht so. Jetzt liegt innerer und äußerer Anlaß dazu vor, das Versäumte nachzuholen, innerer, weil die bestehenden Zu stände die Anlegung einer bessernden Hand dringend erheischen, äußerer, weil die gesetzlichen Bestimmungen geändert und verschärft worden sind. So hoffen wir, daß die Arbeit des außerordentlichen Ausschusses zur Beratung der Lehrlingsfrage im Buchhandel mit beitragen möge zu des Buchhändlerstandes Besserung und seiner Ehre. (Bravo!) Vorsitzender: Ich glaube den Antrag in der Weise behandeln zu sollen, daß ich zuerst eine Generaldebatte über die Gesamtfrage eröffne, und möchte mir dazu im Namen des Vorstandes die Erklärung erlauben, daß der Vorstand nach wie vor auf dem schon wiederholt hier zum Ausdrucke gebrachten Standpunkt steht, daß er sich von diesem ganzen Lehrlings prüfungswesen die Erfolge nicht versprechen kann, die die Herren davon erhoffen, die die Sache in Anregung gebracht haben, daß der Vorstand aber andererseits, wie er auch früher erklärt hat, angesichts der Stimmung, die dafür vorhanden ist, dem Anträge im ganzen auch nicht entgegentreten wird. Wünscht sonst noch jemand das Wort zur Generaldiskussion über den Antrag? Herr Erwin Nägele-Stuttgart: Meine Herren! Wir haben in Stuttgart auch verschiedentlich Gelegenheit gehabt, uns mit der Lehrlingsfrage zu beschäftigen, und ich möchte ganz kurz noch einmal betonen, daß wir auch größtenteils zu der Ueberzeugung gekommen sind, daß eine Prüfung für uns im Buchhandel nicht am Platze ist. Meine Herren! Warum macht man eine Prüfung? Doch nur, um durch das Bestehen dieser Prüfung etwas zu erreichen, was man ohne die Prüfung nicht erreichen kann, und das fällt ja beim Buchhandel weg. Sie werden mit mir der Ansicht sein, daß es nie so weit kommen wird, daß nur geprüfte Gehilfen angestellt werden. Wenn es so weit kommen sollte, daß wir sagen könnten: die Mitglieder des Börsekivereins verpflichten sich, nur geprüfte Gehilfen anzustellen, so hätte die Prüfung einen Wert. Aber wenn jedermann ohne Prüfung dasselbe erreichen kann, was der andere mit Prüfung er reicht, so hat die Prüfung überhaupt keinen Wert. Außerdem ist es bei den verschiedenen Prüfungen doch nicht immer so, daß man den Herrn, der geprüft ist, an einem anderen Platze auch brauchen kann. Der Gedanke mit den Lehrbüchern war uns allen auch aus der Seele gesprochen. Wir müssen Bücher haben, die wir dem Lehrling geben, damit er zu Hause Nachlesen kann, was er braucht, die ihn in seiner Lehrzeit unterstützen, Bücher, die von sachkundiger Seite geschaffen werden und auf richtiger Grundlage aufgebaut sind; das ist ein dringendes Bedürfnis, und ich glaube auch, daß wir einen Modus finden werden, bei dem wir der Bewilligung dieser Summe gern zustimmen werden. Aber im allgemeinen möchte ich gegen das Lehrlingsprüfungswesen sprechen. Herr Robert von Zahn-Dresden: Meine hochgeehrten Herren! Auch ich möchte der Empfindung Ausdruck geben, daß die Lehrlings-Prüsungs - Frage, um das schöne Wort zu gebrauchen, auf einer Strömung beruht, der man in unserer Zeit häufig begegnet, und der entgegenzutreten sehr undankbar ist. Aber was kann man wider die Wahrheit, wenn man eine bestimmte Ansicht hat? Ich bin der Ansicht, daß diese Bewegung aus einer übertriebenen Schätzung der schul meisterlichen Dressur hervorgeht (Bravo!), die sich in unserer Zeit und in unserem Volke übermäßig breit macht. Ich er innere nur an die unendlich vielen Bestrebungen, der Kunst durch alle möglichen Schulen und Akademien aufzuhelfen. Was wird dabei herausschauen? Meiner Ansicht nach sehr wenig. Die Kunst, wie alles Gute, wird nur gefördert durch be deutende große Menschen (Bravo!), die einen Impuls geben. Die Schulen können nur eine äußerliche Dressur geben. Und so wird es auch mit den Bestrebungen gehen, die auf die Einführung einer Lehrlingsprüfung und die Schaffung von Lehr büchern gerichtet sind. Ich glaube, Sie werden sehr schwer Leute finden, die diese Lehrbücher schreiben. Ich bin der An sicht, wenn ein Bedürfnis für diese Lehrbücher da wäre, so wären auch die Bücher längst da, in einer Zeit, wo jedem litterarischen Bedürfnis mindestens zwölfmal entsprochen wird. Wir haben ein Dutzend Bücher über die Dressur der Laub frösche, weil ein innerlich gefühltes Bedürfnis für diesen Zweck sich geltend gemacht hat. (Heiterkeit!) Andererseits möchte ich glauben, daß es eine falsche Ansicht ist, die zu Gunsten der Lehrlingsprüfung ausgesprochen wurde, daß die bestandene Prüfung ein ganz anderes Bild von dem stellesuchenden Manne gäbe, als das ihm ausgestellte Zeugnis seines Lehrherrn. Ich glaube, daß es sehr leicht aber auch sehr erfolglos ist — namentlich auf Grund eines Leit fadens, der ja zuerst für die Prüfer geschrieben wird und nur in zweiter Linie für die Prüflinge, denn die Herren Prüfer wissen ja gar nicht, was sie prüfen sollen — das Schauspiel einer solchen Prüfung in Szene zu setzen. Wenn Sie eine Ge schichte einer Wissenschaft schreiben lassen, mit allen möglichen bibliographischen Notizen, wo alle wichtigen Bücher darin stehen — nehmen Sie die Geschichte der Medizin: glauben Sie, daß es oft vorkommt, daß ein Arzt in das Geschäft kommt und den Lehrling fragt: Bitte empfehlen Sie mir ein gutes Buch über die Pathologie der Wanderniere? (Heiterkeit!) Wird der Mann nicht aus seinen wissenschaftlichen Hilfsquellen heraus dem Lehrling sagen: Ueber die Pathologie der Wanderniere ist das und das geschrieben, und das bestellen Sie mir? Ich bin der Ueberzeugung, daß diese Lehrbücher nur zu einem höchst oberflächlichen Auswendiglernen von Titeln, Notizen u. s. w. führen können. Die wahre Kenntnis läßt sich nur in der Praxis erwerben. (Bravo!) — Denken Sie doch an uns alte Leute. Verzeihen Sie es einem Alten, wenn er der Versuchung nicht wider stehen kann, aus seiner eigenen Geschichte zu sprechen. Ich habe in Leipzig vier Jahre in einem Kommissionsgeschäft gelernt: was habe ich da von Büchern zu sehen bekommen? Die paar Auslieferungen für Basse in Quedlinburg u. s. w., die mein Lehrherr vertrat: sonst bekam ich nur Büchcrpakete in die Hand. Woher habe ich denn nun meine litterarischen Kenntnisse? Wenn die Prüfung damals bestanden hätte, und mein Lehrherr den unglaublichen Wagemut gehabt hätte, mich der Prüfung zuzuführen, ich fürchte, ich wäre, und ich glaube, neunzig Prozent von Ihnen wären gleich mir mit Glanz durch-
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