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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.05.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1900-05-30
- Erscheinungsdatum
- 30.05.1900
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- Deutsch
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gefallen. Ich habe schon gesagt, daß ich nicht mit meinen Litteraturkenntnissen prahlen will, aber ich weiß Einiges, und das habe ich mir auf dem Wege des Lebens, des Lernens und des Strebens erworben (Sehr richtig!), und ich glaube, daß das der einzige Weg ist, der auch andere Leute zu tüchtigen Charakteren machen kann und machen wird. (Bravo!) In dieser Hinsicht spreche ich den Wunsch aus, daß man nicht übermäßig viel Kraft und Geld an Sachen wendet, die, wie ich glaube, von keiner richtigen Empfindung ausgehen, die ausgehen von einer Ueberschätzung der Theorie und des Schulmeistertums im Gegensatz zu der Ausbildung des einzelnen Menschen und des einzelnen Charakters. Ich schließe, weil ein bischen Latein so sehr schön ist, mit einem Citat: clixi ot salvavi animam insam; oder, wie ein berühmter Prüfling citierte: clixi et salarm aniiuani rnsarn, daß heißt: Ich habe gesprochen, und das Uebrige ist mir Wurst. (Große Heiterkeit.) Herr Justus Pape-Hamburg: Geehrte Herren! Ich habe mich über die Worte des Herrn von Zahn sehr gefreut, denn so ein kleiner Scherz, der ein bischen aufheitert in all der Last, die man sonst zu tragen hat, ist immer angenehm und heilsam. Nach der komischen Seite hin hat Herr von Zahn ganz vorzüglich gesprochen; aber nach meiner persönlichen Ansicht stand er sachlich doch nicht ganz auf derselben Höhe, denn seine Ausführungen gipfelten eigentlich darin: die Praxis muß es ergeben, die theoretische Ausbildung nutzt nichts. Wenn ich die äußersten Konsequenzen davon ziehen will, so würde ich sagen: wozu geben wir eigentlich dem Kinde die Fibel in die Hand? früher hat man auch lesen gelernt, wie es noch gar keine Fibeln gab. Wozu geben wir dem Studenten Kompendien in die Hand, da sie doch von ihren Professoren in die Klinik geführt werden? Warum verlegen wir überhaupt Lehrbücher irgend welcher Art? Das wäre die äußerste Konsequenz, die man notgedrungen ziehen muß aus dem, was Herr von Zahn gesagt hat. (Sehr richtig!) Ich schätze alles, was Herr von Zahn gesagt hat, nicht höher ein, als wie ich es anfangs ausdrückte, zur Erheiterung dienend, und wenn der Ernst dieser feierlichen Versammlung dergestalt unterbrochen wird, kann es mir ganz recht sein; aber ich glaube, Ihre Stellungnahme und Ihre demnächstige Abstimmung in der nicht so unwesentlichen Frage, die uns be schäftigt, kann nicht beeinflußt werden durch das, was Herr von Zahn gesagt hat. (Bravo!) Herr Hugo Barbeck-Nüruberg: Meine sehr geehrten Herren! Wenn das alles als pure Wahrheit angenommen werden müßte, was Herr von Zahn gesagt hat, so weiß ich nicht, warum Sie einen Lehrlings-Ausschuß einberufen haben; dann hätten Sie uns zu Hause lassen können. Ich will auch ein kleines lateinisches Citat beibringen, und zwar zu Anfang meiner Rede: quanäoguo cloriuitat donus Lonrerus; manchmal schläft auch der gute Homer, manchmal haut auch ein anderer Herr nebenhin. - Bisher ist nur über die Lehrlingsprüfung gesprochen worden. Ueber die Lehrlingsprüfung haben wir aber keine Beschlüsse in der Weise gefaßt, daß sie irgendwie bindend sein sollten. Es handelt sich nicht um die Lehrlingsprüfung, gegen die ich, wenigstens wenn sie zwangsweise eingeführt werden soll, jederzeit als der entschiedenste Gegner austreten werde; es handelt sich um die Lehrlingsausbildung. Wie es mit den Prüfungen manchmal zugeht, daß weiß ich auch aus meiner Vergangenheit, und weiß es aus den Akten, die wir in Süddeutschland in unseren Archiven haben; daraus könnte ich auch manches erzählen, worüber Sie vielleicht ebenso lachen würden, wie bei den Ausführungen des Kollegen von Zahn aus Dresden. Aber darum handelt es sich nicht. Wir haben in der letzten Zeit auch einmal eine Lehrlingsprüfung im Buchbindergewerbe abgehalten, das uns doch etwas nahe steht; und als der prüfende Meister gefragt werden sollte, ob das Buch ordentlich gebunden sei, da hat er gesagt: Ja, das weiß ich nicht, ich bin ein Schachtelmacher. (Heiterkeit.) Das kann überall Vorkommen. Aber darum handelt es sich nicht, es handelt sich um etwas anderes. Haben wir denn als Prinzipale die Zeit, daß wir dem Lehrling die Bildung zukommen lassen könnten auf allen Gebieten des Buch handels, in denen der Lehrling doch immerhin etwas orientiert sein soll, wenn er sich einmal von seinem Specialgeschäft entfernt? Dazu brauchen wir doch gute und gangbare Hilfsmittel, und die haben wir noch nicht. Ich möchte wissen, welches Buch vorhanden sein sollte, das man dem Lehrling als ein Kompendium in die Hand geben könnte, aus dem er sich etwa über deutsche Litteratur orientieren könnte. Ich weiß eines; sehen Sie, meine Herren, Sie wissen es nicht. Ein ganz kleines Büchlein, das bei Stahel in Würzburg erschienen ist, das würde ich ungefähr für das richtige halten, das würde eine kleine Einleitung und Handhabe geben, in dem der Lehrling zu Hause dies Buch in Muße studieren und sich seitenweise allmählich etwas Bildung daraus aneignen kann. . Ich weiß nicht, warum das versagt werden soll. Es ist ganz richtig ein gewendet worden: Wozu hätte man denn dann Fibeln und Kompendien? Haben wir nicht für einzelne Sparten des Erwerbslebens Handbücher der Buchführung, Dolmetscher, Konversations handbücher u. s. w., warum sollen wir das unseren Lehrlingen versagen? Ich lasse mich nicht abschrecken davon, daß die Mitglieder des Lehrlings-Ausschusses später einmal eine Prüfung Vorschlägen werden. Gegen zwangsweise vorzunehmende Prüfungen werde ich mich immer entschieden aussprechen; allein eine Prüfung, der sich der Betreffende freiwillig unterzieht — und dafür ist Stimmung vorhanden, — ich weiß nicht, warum wir die abschlagen sollten. Da stehe ich auf einem zu freiheitlichen Standpunkt, als daß ich das den Betreffenden unter allen Umstünden versagen möchte. Und ein solches Prü fungszeugnis hat unter Umständen doch einen gewaltigen Wert. Wenn sich bei mir ein Gehilfe meldet aus dieser oder jenen kleinen Firma, so werde ich vielleicht sagen: nein, der Umfang des Geschäfts, in dem der junge Mann vorher war, ist nicht derart, daß er sich bei mir leicht zurechtfinden kann, und ich lege seine Bewerbung deshalb zurück. Wenn der Bewerber aber vielleicht noch ein Zeugnis beibringen kann, daß er eine Lehrlingsprüfung, der er sich freiwillig unterzogen hat, gut bestanden hat, so kann ich annehmen, daß er sich nicht nur in seinem Geschäft, sondern auch außerhalb der Ge schäftsstunden um seinen Beruf bekümmert und sich Kenntnisse erworben hat, die ihn befähigen, auch bei mir, der ich einige Specialsachen betreibe, einzutreten. Ich glaube also doch, wir dürfen die Sache nicht allein in humoristischer Weise behandeln; ich könnte auf dem Gebiete des Humors vollständig folgen und bin jederzeit bereit dazu, aber mir ist die Sache ein wenig zu ernst, weil ich sehe, daß durch das, was gar nicht auf der Tagesordnung steht, das alteriert wird, was auf der Tages ordnung steht. Herr Rudolf Heinze-Dresden: Meine Herren! Gestatten Sie mir wenige Worte auf die Aeußerungen der Herren Nägele und von Zahn, die sich mit der Vorlage des Ausschusses nicht befreunden konnten. Der Grund, weshalb man zu dem Gedanken einer Lehrlingsprüfung gekommen ist, liegt wohl darin, daß viele von uns, wenn sie die Zeugnisse junger Gehilfen erhalten, nicht immer der Ueberzeugung sein können, daß diese Zeugnisse auch wirklich den Thatsachen voll ent-
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