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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.11.1900
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- 1900-11-08
- Erscheinungsdatum
- 08.11.1900
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- Deutsch
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8676 Nichtamtlicher Teil. 260, 8. November 1900. 1847 gegründet, zu einer Zeit, wo der Maschinenguß noch kaum in Frankreich bekannt war und Schriften und Aus schluß nur mit der Hand gegossen wurden. Um das Jahr 1857 erschienen die ersten Gießmaschinen in Frankreich, die gleich durch Foucher eminente Verbesserungen erfuhren, und von dieser Zeit an datiert die Entwickelung der Foncherschen Maschinen. Nach dem Tode Fouchers, der im Jahre 1865 erfolgte, übernahmen seine drei Söhne und die Witwe das Geschäft und führten es mit wachsendem Erfolge weiter. Mit dem Jahre 1874 beginnen die Versuche zur Konstruktion einer Komplcttgießmaschine, die alle die Einzelfunktionen, die früher nach dem Guß der Type noch mit der Hand besorgt werden mußten, auf mechanischem Wege verrichten sollte. In der Ausstellung des Jahres 1878 wurde die erste dieser Maschinen, welche Ncwlünss universelles genannt wurden, ge zeigt und erregte großes Aufsehen; aber erst im Oktober 1883 wurde der letzte Schritt zum Komplettguß gethan, der voll kommen fertige Typen lieferte, und nun verbreiteten sich die Foncherschen Maschinen bald in allen Ländern. Heute hat die Firma bereits 975 dieser Gießmaschinen geliefert, und es ist ein charakteristisches Zeichen dafür, welche Bedeutung Deutschland für Frankreich in dieser Hinsicht hat, daß von der genannten Anzahl allein für deutsche Schriftgießereien 389 Maschinen geliefert sind. Die interessanteste der in der Ausstellung befindlichen Foncherschen Maschinen ist die Gieß maschine für zwei Buchstaben, die zwei verschiedene Typen mit einem Male fertig macht und ca. 80 —100 000 Lettern pro Tag leistet. In der Farbenbranche ist es vor allem die Firma CH. Lorilleux L Cie. zu Paris, die weit über Frankreichs Grenzen hinaus Ruf genießt. Die Firma wurde im Jahre 1818 als erste Farbenfabrik in Frankreich gegründet, nachdem bis dahin die Drucker sich ihre Farben bekanntlich selbst be reitet hatten. Der Gründer Pierre Lvrillekx war Angestellter der Nationaldruckerei und faßte zuerst den Gedanken, die Buchdruckfarbenfabrikation zu einem Spezialgewerbe zu machen. Das Geschäft wurde in kleinsten Anfängen in der rus 8uZsr in Paris begründet, aber schon 1824 auf Grund eines könig lichen Privilegiums in Puteaux eine Farbenmühle errichtet. Fünfundzwanzig Jahre angestrengtester Thätigkeit brachten die Fabrik zu größter Entwickelung, und sein im Jahre 1843 als Teilhaber eingetretener Sohn Charles förderte sie so, daß die Lorilleuxschen Farben sich alle Länder eroberten und namentlich auch in Deutschland, wo ebenbürtige Farben fabriken noch nicht bestanden, den Markt beherrschten. Im Jahre 1870, als im übrigen Frankreich Handel und Gewerbe darniederlagen, errichtete Lorilleux frischen Mutes die groß artige Fabrik rings um die alte aus Pietät erhaltene Wind mühle, die sein Vater zuerst benutzt hatte und die noch heute die Firma als Fabrikmarke führt — eine Fabrik, die vorbildlich für viele ähnliche geworden ist. Charles Lorilleux starb 1848 reich an Erfolgen und Ehren, und heute ist es sein Sohn Rene, der die großartigen Etablissements leitet. — Die Firma Lorilleux hat eine umfangreiche und sehr interessante Ausstellung von Druckproben, die mit ihren Farben gedruckt sind, veranstaltet. Unter ihnen sind bemerkenswert die schönen Normalfarben für Dreifarbendruck, sowie die speziellen Farben für Autotypie. Die Offizin F. Champenois, Paris, hat wohl die vor nehmsten Plakate ausgestellt. Hier finden wir namentlich die herrlichen Arbeiten eines Mucha, jenes phantastevollen Künst lers, dessen auch in Deutschland bekannte Sarah Bernhardt- Plakate seinen Ruf begründet haben. In der Ausstellung von Champenois begegnen wir ihm aber auch in kleineren und intimeren Arbeiten, so namentlich in seinen originellen Wandkalendern; Arbeiten von wunderbarem Farbenschmelz und technischem Raffinement. Die bekannte Buchdruckerei Paul Dupont, Paris, ist mit gutem aber nicht gerade hervorragendem Werkdruck vertreten; besser schon die Imprirasris UkUuro in Paris. Hier findet man auch Wertpapierdrucke, aber durchaus keine Meister- leistungcn; was in diesem Genre in der französischen Aus stellung überhaupt geboten wurde, ist nicht geeignet, diesem einen besonders hohen Platz zu sichern, namentlich da man in nächster Nähe die englischen, russischen und öster reichischen Arbeiten auf demselben Gebiete sieht. Die Ausstellung von Draeger Frdrcs in Paris ist sowohl durch ihr Arrangement als durch die ausgestellten Sache» bemerkenswert. Man kann die vornehme Manier, wie hier ausgestellt wurde, nur als mustergiltig bezeichnen: die ganze Koje ist mit Nußbaumholz ausgelegt und mit pflanzlichen Motiven wundervoll und eigenartig ornamentiert. Die hier gezeigten Druckarbeiteu sind ausgezeichnete Holzschnitte und Chromotypographieen. Einen ganz besonderen Genuß bereitet eine Kollektiv ausstellung, die wohl einzig in ihrer Art sein dürfte und auch für uns Deutsche speziell eine Ucberraschung ist, nämlich die Ausstellung der Enlumineurs. Wohl mancher, der an dieser kleinen, aber bedeutungsvollen »Koje« vorüberging, ahnte nicht, daß er hier vielleicht die einzige Gelegenheit ver säumte, auf dem Gebiete des Buchschmuckes etwas wirklich Imponierendes, dem wir bei uns in diesem Umfange Aehn- liches nicht an die Seite zu stellen haben, kennen zu lernen. Die französischen Illuminatoren wollen thatsächlich die Kunst ihrer Vorgänger aus der Zeit vor und kurz nach Erfindung der Buchdruckerkuust wieder beleben. Daß sie das in ganz wunderbarer Weise verstanden haben, davon wird man bald überzeugt bei Besichtigung dieser Arbeiten, bei denen man manchmal im Zweifel sein möchte, ob man nicht wirklich eine der Handschriften des vierzehnten Jahrhunderts vor sich hat. Es ist ein ganz eigentümliches Zeichen der Zeit, daß mitten in dem mächtigen Vorwärtsdringen nach Ersatz der Arbeit der Menschenhand durch die Maschine, in der Zeit der photo mechanischen Verfahren, die mit beängstigenden Fortschritten die Originalarbeit des Künstlers kopieren, — daß in dieser Zeit wie auf weltferner Insel diese intime Kleinkunst der französischen Illuminatoren gedeiht. Selbstverständlich ist es eine Kunst, die nie in weitere Kreise dringen kann, es ist eine Kunst für wenige Auserwählte, die sich den Luxus leisten können, ihre eigenen Bücher zu besitzen, d. h. ihren Ooid, ihren Horaz, ihren Victor Hugo und vor allem auch ihre Gebetbücher in dem einen existierenden Exemplar zu haben, das sie in der Hand halten. Wir sehen also hierin den denkbar schärfsten Protest gegen die erste und haupt sächlichste Folgeerscheinung der Erfindung der Buchdrucker kunst, nämlich die Popularisierung der Geistesprodukte unserer Denker, und damit ein Zurückschrauben der Bücherherstelluug auf die Zeit vor Gutenberg. Es ist nicht zu leugnen, daß man trotzdem auch dieser Anschauungsweise ihre Berechtigung nicht abspcechen kann, denn es liegt ein ganz eigenartiger künstlerischer wie persönlicher Reiz in diesen Büchern, die von Anfang bis zu Ende von der Hand eines einzigen Künstlers gefertigt sind. Ein Teil der Werke ist allerdings nur illuminiert, so wie es nach Erfindung des Buchdrucks geschah, es sind nämlich die gedruckten Seiten nachträglich mit Malereien und Initialen versehen und zu dem Zweck gleich vorher auf besonderes Papier gedruckt. Außer diesen Bänden sind auch zahlreiche Einzelblätter ausgestellt, die für die verschiedenartigsten Gelegenheiten augefertigt wurden. Es läßt sich denken, daß die modernen Illuminatoren die Kunst ihrer Vorgänger noch beträchtlich erweitert haben und init allen Mitteln — mitunter vielleicht mit gar zu viel Mitteln — arbeiten. Einer der Aussteller, Foucher, geht sogar so weit, daß er natürliche Perlen in seine Miniaturen einfügt
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