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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.01.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-01-04
- Erscheinungsdatum
- 04.01.1905
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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/E 3, 4. Januar IS05. Nichtamtlicher Teil. 103 modernen Druckschriftenvertriebes« diese Idee des Vertriebs durch Jntcressentengruppen ausführlich entwickelt. Er weist auf die Vereine der inner» und äußern Mission, die katho lischen Volksvereine und sonstige Verbindungen hin, die sämtlich eine Verbreitung ihrer Anschauungen durch Druck schriften pflegen und zum Teil einen Massenabsatz ihrer Erzeugnisse erzielen. Man wird die Erfolge, die diese Jnter- essenverbände erzielen, zugeben können, ohne die Folgerung zu ziehen, die Hildebrand zieht, nämlich daß es möglich sei, den ganzen Buchhandel durch Jnteressenverbände betreiben zu lassen. Dazu kommt noch, daß Jnteressenverbände, die nicht des Nutzens wegen, sondern zur Propagierung ihrer Ideen produzieren, häufig ohne oder mit so geringem Nutzen arbeiten, wie ein Verleger, der von seiner Arbeit leben muß, nicht imstande ist. Hildebrand verlangt nun vom Buchhandel die volle Anerkennung dieses Vertriebsapparats, »die es den Verlegern von Massenliteratur ermöglicht, ihre Dienste diesen Organisationen zu den für die Massenverbreitung günstigsten Bedingungen zur Verfügung zu stellen, ohne Börsenblatt angriffe mit den entsprechenden Folgen der Sperre und des Boykotts fürchten zu müssen Ob sich unser Sortiments buchhandel zur vollen Höhe dieser Selbstlosigkeit aufschwingen kann, ist mir freilich nach den bisherigen Erfahrungen mehr als zweifelhaft«. — Mir ebenfalls; aber ebensowenig wird sich der Verlagshandel dazu aufschwingen. Denn das hieße das Sortiment auffordern, selber zu seiner Verbrennung die Scheite herbeizutragen, desgleichen den Verlag, wie ja auch der Verfasser an andrer Stelle offen erklärt, daß bei Durch führung seiner Ansichten ein großer Teil der mittleren und kleinen Verleger seine Existenzmöglichkeit einbüßen würde. Eine solche »Selbstlosigkeit« ist also wohl nicht zu beanspruchen, so lange noch der Spruch Geltung hat- »Nur die allergrößten Kälber Wählen ihren Schlächter selber-. Daß für den Massenvertrieb von Literatur seitens des Buchhandels noch vieles getan werden kann, ist unzweifel haft, und daß für diesen Massenvertrieb eine besondere Organisation nötig ist, ebenfalls. Eine solche Organisation ist aber im Kolportagehandel gegeben. »Woher kommt es-, fragt Hildebrand, »daß von Keller, Storni, Fontane, Raabe, Heine Lieferungsausgaben für die Massen verbreitung möglich sind? Hier zeigt sich die Unfähig keit des Buchhandels, den Geschmack der Masse zu heben.- — Nun, Herr Hildebrand, nicht am Buchhandel liegt die Schuld, sondern an der mangelhaften Schulbildung, zum Teil auch an Mängeln der materiellen Lage. Zum Genuß eines literarischen Erzeugnisses gehört nicht nur die materielle Möglichkeit es zu erwerben, sondern noch vielmehr die geistige Möglichkeit, es zu verstehen. Wenn die Kolpor tage sogenannte »Schauerromane» vertreibt — deren Absatz höhe übrigens in tendenziöser Weise ungeheuer übertrieben wird —, so tut sie dies nicht lediglich um des größern Nutzens willen, sondern weil die Abnehmer noch nicht reif für bessere Literatur sind. Vielfach sind diese Romane die Pioniere für bessere Literatur. Hat ein Arbeiter oder ein Dienstmädchen zwei oder drei- solcher Romane — die, so schlecht sie vom literarischen Standpunkt häufig sind, doch nur selten sittliche Bedenken erregen — gelesen, so verlangen sie nach Besserem. Herr Hildebraud stellt ja selbst durch Ab druck eines Gesprächs aus dem „Land" zwischen einem Pastor und einem kolportierenden Barbier die Tatsache, daß — -die Leute sie ja bestellen» fest. Allerdings sollen ja auch die 43000 Kolporteure, die »nach einer anderen Mitteilung des „Land" das Volk mit Schauerromanen überschwemmen«, daran glauben. Herr Hildebrand behauptet, daß die Aufgabe, den Geschmack der Masse zu heben, »von Bildungsvereinen und Volksbibliotheken gelöst werden- müsse. Zugegeben, aber nicht seine Folgerung: »Die naturgemäße Konsequenz davon ist aber die, daß Bildungsvereine und Volksbibliothekeu sich mehr und mehr zu selbst ständigen Vertriebsapparaten herauszubilden die Möglichkeit haben müssen.» »Also direkte Engroslieferung der Verleger hochwertiger Literatur an Bildungsvereine und Volksbibliotheken zur Massenverbreitung gesunder geistiger Kost.» Hildebrand führt als Beispiel den -Verein zur Ver breitung guter Schriften in der Schweiz« an und empfiehlt, dessen Art und Methode der Verbreitung nach Deutschland zu verpflanzen. Was er über den Verein und seine Methode sagt, spricht aber gerade für das, was ich oben angeführt habe. Der Verein verfolgt nicht das Ziel des Erwerbs, wie doch ein Verleger und Sortimenter es tun muß. Der Verein bezieht seine Mittel aus Beiträgen seiner Mitglieder, aus den Zuschüssen der gemeinnützigen Gesellschaften sowie der Kantonsregierungen; außerdem gewährt die eidgenössische Postverwaltung ihm Portofreiheit. Das ist doch kein Unter nehmen , das mit einem Erwerbsunternehmen verglichen werden kann Ich habe den besten Willen gehabt, die Ansichten und Absichten des Herrn H. auf ihre Durchführbarkeit zu prüfen, kann aber nicht finden, daß sie dieser Prüfung standhalten. Wenigstens im Buchhandel sind sie nicht durchführbar, ob gegen den Buchhandel, bliebe eine offne Frage. Aber selbst ihre Durchführbarkeit angenommen, würden sic immer nur ein Gebiet des Buchhandels berühren, das der Massenartikel für das Volk. Die ganze Literatur für die mittler» Schichten, die ganze wissenschaftliche Literatur — auf der das Miß verhältnis zwischen Produktion und Konsum am härtesten lastet — bliebe unberührt. Daß bei Durchführung der Hildebrandschen Ansichten ein großer Teil des Sortiments und Verlagsbuchhandels seine Existenz einbüßen würde, ist unzweifelhaft; ob der übrig bleibende stark genug sein würde, um allein den Buchhandel, der ihm geblieben ist, zu betreiben, muß gerechten Zweifeln unterliegen. Vor mir liegt der stenographische Bericht über die Ver handlungen zwischen dem Akademischen Schutzverein und dem Börsenverein*) Mit welchen Hoffnungen sind diese Verhandlungen begrüßt und wie bald sind die Hoffnungen zu Grabe getragen worden! Lag der Mißerfolg an mangelndem Entgegenkommen der Buchhändler-Mitglieder oder an zu großen Ansprüchen der Akademiker? Denn ein Miß erfolg war es und zwar ein vollkommener, wenigstens was die geplante Einigung des Buchhandels mit den Akademikern betrifft; ein kleiner Erfolg die Verhandlung mit den Biblio thekaren, obgleich man auch hier vorläufig darauf an gewiesen ist, abzuwarten, was der kreißende Berg ge bären wird. Über der Konimisston waltete von Anfang an ein Un stern. Zuerst die kurze Frist zwischen der Einberufung und der Tagung, die unglückselige Wahl des Tages der Ein berufung kurz nach Pfingsten, dann die mangelhafte Vor bereitung der Akademiker, denen zum Teil nicht einmal die Protokolle der Berliner Verhandlungen zugegangen waren, endlich die wenig glückliche Einteilung der Tagesordnung, die Rabattfrage als den ersten Punkt der Beratung zu nehmen, die Rabattfrage, in der der Buchhandel wenigstens den Akademikern beim besten Willen nichts bieten konnte. Es waren doch genug andre Beratungspunkte vorhanden, bei *) Verhandlungen zwischen dem Akademischen Schutzverein und dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Stenographischer Bericht über die am Dienstag den 3t. Mai 1904 im Deutschen Buchhändlerhaus zu Leipzig abgchaltene Kommisfionssitzung. Leipzig 1904, Börscnverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. 8". 103 Seiten. 1b*
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