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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.01.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-01-12
- Erscheinungsdatum
- 12.01.1905
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- Deutsch
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366 Nichtamtlicher Teil. S, 12. Januar 1SVS. die literarischen Quellen aufzusuchen, diejenigen wissenschaft lichen Organe zu studieren, die unsre Entdeckungen und Arbeiten beherbergen Es sind das in erster Linie unsre Archive und Zeitschriften. Ja. ich darf behaupten: diese ausschließlich. Denn die Lehrbücher der be treffenden Wissenschaft, die selbstverständlich auch in Betracht kommen, geben und können begreiflicherweise nur geben das fertige Wissen in dogmatischer Gestalt. Nur äußerst selten können sie sich darauf einlassen, auch die Wege anzu geben. wie dieses Wissen gewonnen worden ist. weil diese Darstellung im allgemeinen den Zwecken eines Lehrbuches nicht entspricht. Hier erhalten wir die Speisen nur in mehr oder weniger genußfähigcm Zustande fertig vor gesetzt und sind nur in der angenehmen Lage, unfern Geist und das Gedächtnis mit mechanischem Wissen zu nähren, indem wir die Speisen nach Kräften zu verarbeiten suchen. Wie diese bereitet worden sind, welche Ingredienzien sie enthalten und zu ihrer Bereitung erforderlich gewesen sind, darüber erfolgt nur in sehr seltenen Fällen die erforderliche und angemessene Belehrung. Dieser Mangel kann uns aber keineswegs gleichgültig lassen. Denn auch darüber müssen wir unbedingt Näheres und Genaueres erfahren, wenn wir selbst in die Lage kommen sollen, Speisen für uns oder für andre zu bereiten. Wollen wir nicht bloße Imitatoren oder Kompilatoren oder mechanische Nachbeter sein, sondern ein wirkliches Verständnis von den Tatsachen besitzen und imstande sein, selbständig zu denken, zu prüfen, zu kritisieren, ob und inwieweit Wahrheit bei den vermeintlichen Neuerungen vorliegt, so haben wir uns mit den Wegen, mit der Methodik vertraut zu machen, mit Hilfe deren Ergebnisse der Wissenschaft gewonnen werden und worden find. Die Entwicklung eines Dinges kennen, heißt es selbst kennen. Die Kenntnis der Entwicklung einer Wissenschaft, sei es eines Wissenschaftszweigs oder eines bestimmten Problems, die Kenntnis aller der Fragen und Erörterungen, die sich an die Lösung der jeweiligen Aufgaben geknüpft haben, und alles dessen, was da noch für die weitere Forschung zu er mitteln ist und weiterer Arbeit harrt, mit einem Wort, die Kenntnis der Geschichte eines wissenschaftlichen Ge biets — und nur durch diese erhält das Gebiet erst das Gepräge der Wissenschaft und Wissenschaftlichkeit — ist allein möglich durch das Studium unsrer Zeitschriften Sie sind die großen Speicher und Vorratskammern, in denen der Nährstoff zur Befriedigung wahren Wissenshungers niedergelegt ist. Hier treten uns unsre Lehrer. Autoren und Meister mit ihren eignen Worten entgegen, hier sprechen sie selbst zu uns. hier führen sie uns in ihre geistigen Werkstätten und Laboratorien und in die Geheimnisse ihrer Forschungsmethodik ein und hier verfolgen wir ihre Gedanken arbeit und die oft kunstvoll verschlungenen Pfade, auf denen sie allmählich zu ihren Beobachtungen und Ergeb nissen gelangt sind. Hier erst werden sie wirklich unsre Lehrmeister, die Zeitschriften selbst wandeln sich zu Lehrstätten im besten Wortsinne, und hierin liegt eben die Bedeutung der kompletten Zeitschriftenserien für die Wissenschaft, daß sie ihre eigentlichen, hauptsäch lichsten und unbedingt zuverlässigsten Geschichts quellen bilden. Nicht aus den Lehrbüchern der Geschichte allein darf und kann sich der Verständige orientieren. Auf sie ist oft kein Verlaß, sie enthalten Unrichtigkeiten. Mängel, subjektive Darstellungen, die Tatsachen sind entstellt, getrübt durch die Brille des Geschichtsschreibers, mit einem Wort, die histo rischen Bücher und Monographien sind sekundäre Quellen von bedingtem Wert. Das echte und lautere Gold der Wissenschaft ist allein aus den primären Quellen der in den Zeitschriften erfolgten Originalmitteilungen zu holen. Als vor einiger Zeit ein lieber Freund. Privatdozent der medizinischen Geschichte an einer aus ländischen Universität, der den amtlichen Lehrauftrag für Geschichte der Tierheilkunde erhalten hatte, bei mir nach dem Vorhandensein von Quellen für diese Disziplin in Gestalt neuerer historischer Sonder-Bearbeitungen sich erkundigte, da konnte ich ihn nur auf die für die genannte Wissenschaft maßgebenden Archive und Zeitschriften verweisen. Ich schrieb ihm ungefähr: Lieber Freund, machen Sie sich selbst so ein Geschichtslehrbuch zurecht, indem Sie die großen Organe der Tierheilkunde aussuchen und hier den Verlauf der Er eignisse. das allmähliche Wachsen und Werden der Wissen schaft, ihre Wandlungen irr neuerer Zeit, ihre Beziehungen zur Menschenmedizin, die Kämpfe und Arbeiten, die dabei erforderlich, die Männer, die daran beteiligt waren, selbst an der Quelle kennen lernen. Ich glaube, ich habe recht daran getan und besser, als wenn ich ihm die jetzt erst nachträglich mir noch in Erinnerung gekommene schöne, aber veraltete Darstellung des grund gelehrten Heusinger genannt hätte. Als es sich vor einiger Zeit darum handelte, für den von Schwalbe und mir im Verlage von Spamer heraus gegebenen historischen Medizinalkaleuder die Daten der einzelnen Entdeckungen und Erfindungen zu ermitteln, da konnten nur die Zeitschriften als die einzige, zuverlässige Quelle für mich in Betracht kommen. Auf Grund ihrer Angaben ist es mir einigermaßen möglich gewesen, wenigstens die Zeiten der ersten Veröffentlichungen annähernd zu er mitteln bzw. zu bestimmen und somit den ersten Pflichten des Historikers, der chronologischen Treue und Objektivität, zu genügen. Weiter habe ich allerdings nicht gehen können; denn den meisten Autoren ist es aus begreiflichen Gründen selbst unmöglich, er post den genauen Termin dieses oder jenes glück lichen Fundes festzustellen, da die Forschungsergebnisse nicht der Minerva gleich aus dem Haupt des Jupiter plötzlich dem Gedankenkreise des Forschers entspringen, sondern ihre Ent stehung und allmähliche Reifung über längere Zeiträume sich zu erstrecken pflegt. Erst der Zeitpunkt der ersten Publikation darf hierfür als maßgebend gelten, weil hier die Forschung als in gewissem Sinn soweit abgeschlossen erscheinen darf, daß nunmehr dem Autor das Recht und die Pflicht erwächst, mit seinen Resultaten hervorzutreten. Und auf die Fest stellung dieser Daten habe ich mich auch in dem genannten kalendarischen Unternehmen beschränkt, und glaube, damit nach Kräften meine Pflicht als Historiker getan zu haben. Ich hätte aber dieser unmöglich in dem Maße, wie es ge schehen ist, genügen können, wenn mir nicht die betreffenden Zeitschriftenserien zu Gebote gestanden hätten. Denn diese allein konnten, wie bereits bemerkt, die zuverlässigsten An haltspunkte für die Ermittlung der Daten unmittelbar oder mittelbar gewähren. Aber hierauf allein beschränkt sich die Bedeutung der Zeitschriftenserien für die wissenschaftliche und besonders die geschichtliche Arbeit nicht. Es gibt dafür noch einen andern, nicht unwichtigen Gesichtspunkt. Ich meine nicht den. daß wir beim Studium kompletter Zeitschriftenserien alle die Männer und Forscher (jetzt darf man wohl auch schon von Forscherinnen reden) kennen lernen, die in einer gewissen Periode mehr oder weniger an der Pflege und dem Ausbau eines bestimmten Wissenschaftszweigs bzw. an der Lösung der Probleme beteiligt gewesen sind und daran pro viriii (oder muliobri) parto mitgearbeitet haben. Dieser Punkt soll nur nebenbei und von mir on puss-wt gestreift werden, ob gleich er gewiß vom Gesichtskreis des Historikers aus gar nicht als nebensächlich gelten darf. Was ich jetzt für den vor liegenden Zweck, für den Nachweis des wissenschaftlichen Wertes
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