Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.01.1905

896 Nichtamtlicher Teil. 22, 27. Januar 1905. I'. Sisls in Lö^SQ. Lreitkok, k'., I'raitä äs perspective eavaliöre. 8°. 5 kr. L. Liersemami in lIsipsiA. ^nnales äu serviee äes Lvtiyuites äe I'Lx^pte. I'ome V, 1«r käse. 6ä. V. Icplt. 20 Oatalosue ^en^ra.1 äes antihuites e^ptiennes äu Nusee äe 6aire. l'owe XVII. i^o. 1805—18793: Lissinx, LteinAekrisse. 4". 20^E80c>). I'. äuv6Q in karis. Lrou^liton, K5., äe 05ar^bäe en Lozklla. 18". 3 kr. 50 o. I'ro^, ä., Loläats äe 1a. ö^. 18". 3 kr. 50 o. ?n.näeete8 deines, lonie 80. 4". 20 kr. L. I^aross in kari8. 61ew6v§rarä, N., vers 1e Loolieur. 18". 3 kr. 50 e. 6. I-svI' in karis. koedekoueaulä, 6. äe 1a, 1'awavt, et 1e ineäeeiv. 18". 3 kr. 50 e. I'iuseau, 1^. äe, la valise äiploinati^ue. 18". 3 kr. 50 e. ^Viart, H. 0. äe, 1a oite aräente. 16". 3 kr. 50 e. öa^et, 0., ?reois ä'5istoire äe 1'art. 4". 3 kr. 50 e. Oernesson, ä., Iss sooietes eooperatives anZlaises. 18". 7 kr. Spiusux L 0i6. in SrÜ88s1. 6oninana§6, ^., et ä. Lo^aarts, 1a Lel^i^us a l'Lxposition intsr- L. ^sltsr in kari8. Professor Ernst Abbe, gestorben am 14. Januar 1905. Zum Buchhandel hat der am 14. Januar zu Jena verstorbene große Gelehrte und Arbeitgeber Professor Ernst Abbe keine unmittelbaren Beziehungen, wenn man etwa von seinen Verbesserungen photographischer Verfahren absieht, und dennoch darf er auch das Interesse des Buchhandels in Anspruch nehmen. Nicht nur. weil er überhaupt ein Großer war im Reiche der Arbeit und des Wissens und daher mit Büchern von ihm und über ihn jetzt nach seinem Tod voraussichtlich noch in größerin Maße den Buchhandel be schäftigen wird, sondern weil insbesondere sein sozial politisches Wirken und seine bahnbrechenden praktischen Schöpfungen eines neuen Arbeiter- und Unternehmerrechts, das gänzlich unabhängig ist von dem Industriezweig, der ihm kraft seiner Wissenschaft untergeben war. von weit gehendstem Interesse sind und weithin bekannt zu werden verdienen. Ehe wir diese sozialpolitischen Leistungen des seltnen Mannes kurz darstellen, wollen wir mit wenigen Worten der am 17. dieses Monats im Volkshause (das künftig Ernst Abbe-Haus heißen soll) abgehaltenen einzigartigen und wür digen Trauerfeier Erwähnung tun. Die letzte Nacht vor dem Tage der Feier brannten vor dem Volkshause die Pechbecken, und drinnen im Saal hielten Arbeiter, die der Betriebsfeuer wehr der Firma Carl Zeiß und Schott und Genossen angehör ten. die Ehrenwache. Zu Tausenden strömten am nächsten Tag die Vertreter von staatlichen und städtischen Instituten und Organisationen zu der Trauerfeierlichkeit, zu der. soweit Platz in dem großen Saal vorhanden war. jedermann Zutritt hatte. Gesänge des Zeißschen Gesangvereins leiteten die Feier ein und schlossen sie. Die Ansprachen zeichneten sich alle durch strenge Sachlichkeit und aufrichtige, herzliche Be wunderung für den Entschlafenen aus. vr. Czapski, der Bevollmächtigte der Carl Zeiß-Stistung. zeichnete ein lebens volles, von tiefem Verständnis getragenes Bild Abbes, des echten »deutschen Professors«, des schlichten Mannes mit den höchsten Idealen, der von vielen verkannt, von niemand so recht erkannt, ein Leben gelebt hat. das schon an sich eine sittliche Tat war. Als staatlicher Vertreter der Carl Zeiß- Stiftung sprach Geheimrat Bollert aus Weimar mit sicht licher Ergriffenheit aus vollem Herzen und betonte die drei Grundziige des Charakters dieses edlen, hervorragenden, be wunderungswürdigen Mannes: die unbeugsame Wahrheits liebe. den bis zur höchsten Konsequenz durchgeflihrten Ge rechtigkeitssinn und die beispiellose Selbstentsagung und Aufopferungsfreudigkeit. Der Vertreter der Arbeiterschaft, Schlosser Leber, schloß seine Trauerrede mit den schönen Worten, daß die Arbeiterschaft ganz Deutschlands an dieser Bahre trauere. Als Senior der philosophischen Fakultät und langjähriger Freund Professor Abbes sprach Professor Ernst Haeckel von der der seinigen verwandten Welt anschauung des Verewigten und versicherte, daß er noch nie einen Menschen und Naturforscher gekannt habe, der mit so strenger Logik die einmal für richtig erkannten Lehren bis in ihre letzten Konsequenzen verfolgt habe. Der Ober bürgermeister Singer weihte dem Ehrenbürger der Stadt Jena die letzten Abschiedsworte, nannte ihn Jenas Wohl täter und bezeugte, daß es ihm sei. als hätte Jena seinen Vater verloren. Einzigartig wie diese Feier war auch der. dem sie galt; nur insofern war sie nicht in seinem Sinn, als hier so viel Gutes von ihm gekündet wurde. Freilich, dies kam aus aufrichtigen Herzen, die zu lange das, was sie von Ernst Abbe sagen wollten, unterdrücken mußten, weil Abbe kein Rühmen seiner Person duldete. So hat erst der Tod dieses geflissentlich jede ihm dargebotene Dankesbezeugung und möglichst auch die Nennung seines Namens unterdrückenden Mannes die Zunge derer lösen dürfen, die von seinem Wirken ein rechtes Bild geben möchten und. wie Geheimrat Votiert sich ausdrllckte. -das Fidcikommiß der Wissenschaft und Nächstenliebe« verwalten sollen, das Ernst Abbe in un vergleichlicher Tatkraft und Uneigennützigkeit gestiftet hat. Diese Uneigennützigkeit, verbunden mit dem hohen Ge rechtigkeitssinn Abbes, führt nun gradeswegs auf seine so zialpolitischen Leistungen und Gesinnungen hin. Ernst Abbe war aus kleinen Verhältnissen hsrvor- gegangen. Sein Vater war Spinnmeister in einer Fabrik in Eisenach und hätte dem Sohn nach der Absolvierung der Real schule kaum eine seiner Begabung entsprechende Weiterbildung sichern können, wenn nicht fremde Hilfe für den durch Fleiß und Leistungen, besonders in Mathematik und Physik, gleich