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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.01.1905
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- 1905-01-30
- Erscheinungsdatum
- 30.01.1905
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^5 24, 3g. Januar 1905. Nichtamtlicher Teil. 983 Der Ursprung der Exlibris ist wohl auf die wunderbare Zeit zu verlegen, in der die ersten gedruckten Bücher her gestellt wurden und ein Ereignis bildeten. Institute und reiche Privatleute — alle verschafften sie sich Exemplare des selben gedruckten Buchs; ein jeder Band war ein Duplikat und ein Neudruck eines früher hergestellten Werkes; da dürfte sich dann bei dem Besitzer der Wunsch herausgestellt haben, sein Exemplar von den andern zu unterscheiden. Es würde zu weit führen, hier näher auf die ver schiedene Art der Plattenherstellung eingehen zu wollen. Wir wissen, daß feste Holztypen, die den Chinesen in ge wissem Sinne schon vierhundert Jahre früher bekannt waren, in Europa zum erstenmal am Anfang des fünfzehnten Jahr hunderts hergestellt wurden. Der 1423 in Deutschland hergestellte Holzschnitt des heiligen Christoph ist vermutlich der älteste Druck. Mit Kupferplatten arbeitete man seit Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts; ungefähr im Jahre 1820 kam dann die Stahlplatte in Mode; man kann von dieser wohl mehr Abzüge als von einer Kupferplaite Herstellen, doch ist es, wie man weiß, schwieriger, sie entsprechend zu be arbeiten. Durch einen neuen Prozeß vermag man jetzt die Kupferplatte durch einen Stahlüberzug zu Härten und zu verstärken. Um die Stilfolge in den Bücherzeichen festzustellen/ tun wir gut, uns zuerst die Spielarten der deutschen Ex libris näher anzusehen, die in den verschiedenen Perioden vorherrschten. Man muß da vor allem sechs farbige Zeichnungen aus dem vierzehnten Jahrhundert vermerken, die Herr Warnecke in seinem bedeutenden Werk »Die deutschen Bücherzeichen» den Exlibris zuzählt. Wenn man nun zugibt, daß eine in einem Buch vermerkte und zum Buch gehörige Inschrift ein Bücherzeichen sei, so wird es schwer, eine scharf unterscheidende Linie zu ziehen. Die frühesten deutschen Bllcherzeichen sind ausschließ lich und ausgesprochen heraldisch. Es wäre sehr gut, wenn man sich immer mit dem Helm über dem Wappen und einem künstlerischen Rahmen begnügt und das Zeichen so abge schlossen hätte; zu häufig aber finden wir leider eine Menge phantastischer Allegorien, die irreführen, anstatt einen gefälli gen Eindruck zu machen. Im siebzehnten Jahrhundert ist der Barockstil mit seinen endlosen und schwülstigen Konturen und Kurven vorherrschend; einige der Zeichen, in denen das Wappen von leichten Laub- und Blumenguirlanden ist, wirken sehr gut, zeitweilig aber werden wir mit einem Laby rinth von Emblemen in den Wappenfelder» beglückt, die die Genealogie des Besitzers seit Jahrhunderten verewigen oder erläutern sollen. Im achtzehnten Jahrhundert tritt der Rokokostil in Frankreich auf und überträgt sich auch bald allgemein auf die deutschen Exlibris; gegen Ende des Jahrhunderts finden wir einige sehr hübsche und inter essante allegorische Zeichen. Je weniger wir von den deut schen Bücherzeichen zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts sprechen, um so besser; immerhin, einige sind gut, und alle tragen dazu bei, die Geschichte fortzuführen und zu erhalten. Es ist interessant zu wissen, daß der hervorragende Autor und Sammler Graf Karl Emich zu Leiningen-Westerburg etwa 7—800 Exemplare hat. Seit der Vereinigung des Reichs ist in Deutschland, wie alle Welt weiß, ein kunst gewerblicher und literarischer Aufschwung vor sich gegangen, der sich natürlich auch auf die Exlibris übertrug. Doch all dieses und unzählige sonstige Betrachtungen über die deut schen Bücherzeichen finden wir in dem bekannten Werke des Grafen Karl Emich zu Leiningen-Westerburg niedergclegt, das für die Exlibris - Serie auch ins Englische über tragen ist. In Frankreich fanden die Exlibris erst im siebzehnten Jahrhundert weitere Verbreitung; bis dahin stempelte man dort die Bücher, so daß sich die Bücherzeichen erübrigten. Die Heraldik fand bei der französischen Aristokratie aber früh großen Anklang. Auch in Frankreich fand man es übrigens nötig die unberechtigte Anlegung von Insignien mit Strafen zu belegen. Die frühesten französischen Bücherzeichen sind einfach heraldisch. Bis 1650 herrschte das rechteckige Wappen schild vor; doch dann überwogen bald die ovalen Felder, nicht selten mit kleinen Kronen versehen, zu denen den Be sitzern die Titel fehlten; am Fuße finden wir häufig eine Platte, die die Hauptinschrift trägt. In der letzten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts machte sich dann der Rokoko stil bei den französischen Exlibris bemerkbar. Im Jahre 1790 hob die französische Kommune alle Fürsten-, Grafen- rc. Titel auf und schaffte auch alle Wappen ab. Das war für französische Exlibris-Zeichner, Holzschneider und Kupferstecher natürlich keine gute Zeit; die Guillotine war durchaus nicht geeignet, ihnen für ihren Berus neue künstlerische Ideen einzugeben. Das älteste französische Bücherzeichen, das man gefunden hat, stammt aus dem Jahre 1574; das nächste Zeichen weist die Zahl 1611 aus. Herr Carlander, eine Autorität für schwedische Exlibris, stellt fest, daß das älteste schwedische Bücherzeichen mit >596 datiert ist; es folgt dann ein langer Zwischenraum, bevor man wieder einer Jahresangabe begegnet. In der Schweiz ist das älteste Bücherzeichen mit der Jahreszahl 1607 versehen, und auch hier vergeht eine lange Zeit, bevor wir weitere Daten antreffen. In Italien finden wir Exlibris nicht vor 1623. Mr. E. N. Hewins sagt in seinem wertvollen Buch über amerikanische Exlibris, daß das älteste amerikanische Bücher zeichen, ein einfacher Zettel eines geborenen Amerikaners — John Williams —, 1679 datiert ist. Das älteste englische Bücherzeichen stammt, wie das französische, aus dem Jahre 1574. Es ist das des Sir Nicholas Bacon und findet sich in Büchern, die er in jenem Jahr der Cambridge University mit einer Inschrift überwies. Das nächste Bücherzeichen, Sir Thomas Tresham gehörig,; stammt aus dem Jahre 1585. Bis Ende des siebzehnten Jahrhunderts bleibt die Anzahl der englischen Exlibris sehr beschränkt. Die frühen englischen Bücherzeichen sind einfache Wappen, sie zeigen gelegentlich in symmetrischer Umrahmung eine Blumengirlande rc.; im allgemeinen verraten sie aber nichts von der Durcharbeitung der deutschen Exlibris jener Zeit. Die Bücherzeichen von der Periode der Königin Elisabeth bis zur Ara der Königin Viktoria sind sehr inter essant; doch bekunden auch sie bei aller Verschiedenheit mit größter Treue den dekorativen Geschmack der verschiedenen Epochen, und es bedarf keiner zu großen Kenntnis der Landes- und Familiengeschichten, um die Wappen der Jako biner-Zeit, den Stil der Epoche der Königin Anna oder die frühe Georgische Zeit herauszuerkennen. Wir wollen auf die Exlibris, soweit sie Deutschland be treffen, noch kurz näher eingehen. Deutschland, das Vaterland der Buchdruckerkunst und des Holzschnitts, ist auch das Ursprungsland der Bllcherzeichen Das älteste bekannte Bücherzeichen ist das Hildebrand Bran denburgs, eines Kalthäuser Mönchs zu Buxheim bei Mem mingen. Der Holzschnitt zeigt einen den Schild haltenden Engel, auf dem das Wappen der Familie Brandenburg — ein schwarzer Ochs mit einem Ring in der Nase — abgebildet ist Graf zu Leiningen-Westerburg, eine anerkannte Autorität für deutsche Exlibris, nimmt an, daß entweder in Biberach oder in Ulm und wahrscheinlich im Jahre 1470 das erste Bücherzeichen hergestellt wurde — das ist ein Jahr vor der Geburt Albrecht Dürers. Ein weiteres heraldisches Bllcher zeichen ungefähr desselben Datums ist das Wilhelm von Zells; es wurde in einem Buch gefunden, das demselben Kloster 133'
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