Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.01.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-01-31
- Erscheinungsdatum
- 31.01.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19050131
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190501319
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19050131
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1905
- Monat1905-01
- Tag1905-01-31
- Monat1905-01
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
25, 31. Januar 1905. Nichtamtlicher Teil. 1013 bleibender Wert beizumessen ist, Kunstdruckpapier zu ver wenden, ist unrecht; nicht nur dem Käufer gegenüber, son dern auch dem Autor, der Wissenschaft, der Kunstgeschichte und unfern Nachkommen gegenüber ist es ein Unrecht, denn was soll aus solchen Büchern werden? Erstens hält der Druck nicht feit auf der glatten Strichfläche und verwischt sich schon durch das Reiben der Blätter aneinander beim Umwenden; außerdem zerbricht das Papier im Falz, der Heftfaden schneidet durch und mit dem Anfang des Ge brauchs schon beginnt ein ununterbrochenes Flicken, Ausbessern und Umbinden des weder im noch auf dem Papier, noch im Einband haltbaren Buchs. Es ist gar nicht unmöglich, daß jemand, der in zwanzig oder vielleicht weniger Jahren nach den gedruckten Quellen eine Geschichte des Kunstgewerbes unsrer Gegenwart schreiben will, ein so mangelhaftes, durch den Gebrauch herunter gekommenes Material vorfindet, daß er seine Absicht auf geben muß. Ich will einige warnende Beispiele anführen ^ Vor einigen Jahren erschien in einer der ersten deutschen Verlagshand lungen ein Werk über ein vaterländisches kunstindustrielles Institut, ein Werk monumentalen Charakters — durchweg auf Kunstdruckpapicr gedruckt, das nach ganz kurzer Benützung schon in die Brüche gegangen ist; ein schwerer Quartband, aus dem die Blätter — es ist auch noch Drahtheftung an gewandt — dem Leser in die Hände fallen. Das, wie bereits erwähnt, inhaltlich wertvolle Werk ist seinerzeit von der maß gebenden Fachpresse, auch von der buchgewerblichen, aufs höchste gelobt worden. Ich nahm beim Erscheinen Gelegen heit, einen mir bekannten Rezensenten, der die typographische und illustrative Ausstattung ganz besonders gerühmt hatte, darüber zur Rede zu stellen, daß er der Verwendung des Kunstdruckpapiers mit keinem tadelnden Worte Erwähnung getan; was erhielt ich zur Antwort? »Ich kann doch nicht einen Tadel anssprechen über ei» solch wertvolles Werk, das mir vom Verleger geschenkt wurde!» Was helfen nun aber Kritiken, die nur loben? Soll nicht gerade der Kritiker seinen Beruf erfüllen, indem er lobt, was gut, tadelt, was nicht gut ist? Wenn, und dies ist leider vielfach der Fall, die Kritik nicht den Mut hat, schreiende Mißstände, wie die Verwendung von Kunstdruckpapier für Werke monumentalen Charakters, gebührend zu rügen, dann freilich werden Ver leger, denen es um raschen Absatz ihrer Artikel zu tun ist, fortfahren und auch andre durch das Beispiel dazu verleiten, ihre Bücher mit dem Blendwerk des gestrichenen Papiers in die Welt zu senden. Ein weiterer Fall betrifft ein unlängst erschienenes Werk in Folio, für Unterrichtszwecke berechnet, also ein Buch, das sehr strapaziert werden wird; es ist ans Kunstdruckpapier gedruckt, mit Draht geheftet, hat einen Lcinwandrücken, und zum Überzug des Deckels ist das unter dem Namen Ullstein bekannte, weiche, flockige Papier verwendet, das als Umschlag für broschierte Bücher und Lieferungswerke ganz am Platz sein mag und wegen seiner pikanten Farbenwirkung sich mit Recht großer Beliebtheit erfreut. Was soll aber aus dem Band werden, der in solcher Hülle steckt, zumal auch die innere Haltbarkeit fehlt? Ein dritter Fall; In gefälligem äußerlichen Gewände erscheint eine Serie von Monographien in Taschenformat. Einband, wie es jetzt häufig beliebt wird, ganz Papier — das wäre recht hübsch, wenn ein Papier von der Dauer haftigkeit der Papiere der ersten Hälfte des neunzehnten Jahr hunderts und früher hätte verwendet werden können,—, der Text auf -Federleicht» gedruckt, damit das Buch auch eine gewisse Dicke hat. Dazwischen sind auf Kunstdruckpapier ge druckte Autotypien eingeklebt und zwar so eingeklebt, daß sie beim Aufschlagen der netten, zierlichen, den buchkünstlerischen Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 7S. Jahrgang. Anforderungen der Gegenwart scheinbar ganz entsprechenden Bändchen sofort herausfallen. Das ist bei allem Respekt vor den Bemühungen des Buchhandels, im Sinne der »modernen Buchkunst« zu wirken, eine Rücksichtslosigkeit gegen den Autor und den Käufer. Und warum wird dies so gemacht? Weil an dem schlechten Einband 1 oder gar 2 Pfennig ge spart werden! Wer die Lehren unsrer Buchgewerbeschreiber richtig liest, wird fast immer ganz besonders betont finden, daß auf Güte des Materials Wert zu legen sei; aber leider werden, wie es scheint, die guten Lehren meist nur insoweit befolgt, als der Geldbeutel nicht darunter zu leiden hat. Wer nicht soviel aufwenden will, daß dafür ein anständiger, das heißt nicht nur dem Auge wohlgefälliger, sondern auch einigermaßen dauerhafter Einband gegeben werden kann, der soll seine Bücher geheftet ausgeben, dann kann der Käufer für das Weitere selbst sorgen, aber ein unsolider Einband ist schlechter als keiner! Da ich nun auf einmal an den Einband geraten bin, sei mir gestattet, einen weiteren Mißstand zur Sprache zu bringen, der auch in der neueren Zeit mehr und mehr um sich greift; es ist der Titel auf dem Rücken des gebundenen Buches. Ich will nicht die oft erörterte Frage wieder auf werfen, ob bei schmalen Rücken der Titel von oben nach unten oder umgekehrt zu drucken sei — ich bin entschieden fürs elftere —, sondern ich möchte es als großen Mangel hervorheben, daß gar häufig der Rücken des Titels entbehrt, während der vordere Deckel Druck oder Pressung nach dem Entwurf des Herrn Soundso trägt. Es ist dies die reine Schaufensterpolitik, denn fürs Schaufenster kommt die Deckel verzierung hauptsächlich in Betracht, also so lange, als das Buch nicht verkauft ist. Nach erfolgtem Verkauf aber geht's dem Verleger ja nichts mehr an, ob das unter andern seines gleichen stehende Buch als bekannte Persönlichkeit oder in kognito sein Dasein weiterfristet. Für den Besitzer aber ist das nicht einerlei, denn in einer Büchersammlung, sei sie klein oder groß, öffentlich oder privat, muß man ein Buch leicht finden können, und das kann man nicht, wenn kein oder ein mangelhafter Rllckentitel aufgedruckt ist. Zur Mangelhaftig keit rechne ich das Fehlen des Verfassernamens, denn dieser ist es doch fast immer, der den Platz des Buches bestimmt, er ist die Flagge, an der man dieses erkennt. Und nicht nur auf dem Rücken stehen sollen Verfassername und Titel, sondern sie sollen auch so dastehen, daß man sie leicht lesen kann, also, um einen in buchgewerblichen Kreisen beliebten Ausdruck zu gebrauchen; mit brutaler Lesbarkeit; Buchstaben- Rebusse erfüllen den Zweck nicht, auch dann nicht, wenn sie vom allerersten Künstler entworfen sind. Noch gar manches hätte ich auf dem Herzen, da man aber nicht zuviel auf einmal tun soll, möchte ich nur noch eine Unterlassungssünde der Herren Verleger und Drucker neuerer Zeit als störend im Umgang mit Büchern erwähne»! die ganz moderne, souveräne Verachtung des Hergebrachten dokumentierende, völlige Weglassung von Seitenzahlen. Das nimmt sich ja recht vornehm aus und schlichtet am einfachsten den Streit, an welchem Platze der Kolumne die Zahl am besten angebracht ivird, aber praktisch ist es noch weniger, als wenn die einem Werke beigegebenen Tafeln nicht nume riert sind, was leider häufig vorkommt. Welche Umständlich keiten und Widerwärtigkeiten die von mir gerügten Miß stände Hervorrufen, hat wohl niemand in dem Grade z» verspüren, als der Besitzer oder Beamte einer umfangreichen Bibliothek. Und so glaube ich im Interesse der meisten Bücher- besttzer und -Benlltzer zu sprechen, wenn ich an das Buch gewerbe die dringende Bitte richte, es möge bei der inner» ivie der äußern Buchausstattung sowohl auf die Dauerhaftig keit als auch auf die Bedürfnisse des praktischen Gebrauches mehr Rücksicht genommen werden. 1S7
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder