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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.02.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-02-01
- Erscheinungsdatum
- 01.02.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
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.V 26, I. Februar 1905, Nichtamtlicher Teil, 1053 die eine Unsumme von Einzelerscheinungen unter bestimmte Gesichtspunkte bringen. Auffallend und charakteristisch für die Neigung zum Bücherlesen sind in neuester Zeit große buchhändlerische Erfolge einzelner belletristischer Erzeugnisse, die alles übertreffen, was man früher für möglich hielt. Der Überschuß an geistiger Ware hat ehedem die Bildung von Reisebuchhandlungen begünstigt, deren Bedarfs objekte rasch wechseln Hier scheint eine Art Ermattung eingetreten zu sein; denn die Zahl der in großen Massen verkäuflichen Werke ist beschränkter, als man gemeinhin denkt. Nebenher geht eine Neigung der Verleger zu Serienpublika tionen, die wissenschaftliche oder ästhetische Einzelerscheinungen behandeln und durch appetitliches Außeres zum Kauf an locken sollen. Ein Symptom für ein noch immer steigendes literarisches Bedürfnis sind die in verschiednen Zeitungen neuerdings eingerichteten literarisch-kritischen Beilagen, die den Stoff auf besondre Bogen zusammenfassen. Die photo graphischen Techniken lassen immer neue Versuche, das illustrierende Bild zur Belebung des Interesses heranzu- ziehcn, entstehen; in kleinsten und größten Formaten, in einfachster wie reichster Technik wird die Kunst mit oder ohne erläuterndes Wort dem Publikum dargeboten; Ereig nisse von Bedeutung werden nicht mehr beschrieben, sondern als Momentbild vorgesührt. Zu erwähnen ist auch als Kennzeichen einer überreifen Kultur, die an die spätrömischs erinnert, die Neigung auf animalische Regungen im Menschen zu spekulieren und solchen Produkten ein wissenschaftliches Mäntelchen umzuhängen, um diesen Publikationen freie Bahn zu verschaffen. Das Leipziger Sortiment hat von dem Jahr 1904 wohl nicht viel zu rühmen. Der Geschäftsgang hat sich seit dem vorigen Bericht nicht gehoben, und die zu Anfang dieses Jahres noch erhoffte Verständigung mit der hiesigen Ortsgruppe des L, 8, V, ist nicht erfolgt, wenn auch die Stim mung der Universitätskreise gegen den Buchhandel zum großen Teil nicht mehr so schroff zu sein scheint. Die Versuche des Schutzvereins, durch Ausnutzung des Z 26 des Verlagsrechts- gesetzes der hiesigen Studentenschaft alle Lehrbücher zum Buchhändler-Nettopreis zu verschaffen und das Sortiment dabei zu umgehen, haben verhältnismäßig wenig Erfolg gehabt. Viele Verlagshandlungen gingen auf diese Forderungen ihrer Herren Autoren überhaupt nicht ein, andre, die durch Berlagsverträge zur Abgabe verpflichtet waren, räumten in dankenswerter Weise dem Sortiment von diesen Vorzugspreisen noch einen, wenn auch geringen Rabatt ein und ermöglichten ihm so, die eingehenden Aufträge auszuführen. Bei der nicht akademischen Kundschaft haben sich die neuen Verkaufsbestimmungen leicht und schnell eingebürgert, wennschon wohl jeder Sortimenter hin und wieder das schöne Lied von der guten alten Zeit mit dem hohen Rabatt zu hören bekommt Leider ist aber auch wieder von der Verminderung so machen Verleger-Rabatts zu berichten, besonders bei Schulbüchern, Zeitschriften und amtlichen Ver öffentlichungen, Hat die Nachfrage nach der so genannten Babel - Bibel - Literatur naturgemäß sehr ab genommen, so ist anderseits eine Zunahme des Inter esses an den gesamten Forschungen der modernen Theologie in weiten Kreisen zu verzeichnen und macht sich durch rege Nachfrage nach dieser Literatur bemerkbar. Sonst werden noch besonders die vielen neuen billigen Sammlungen klassi scher wie auch moderner Kunstblätter viel verlangt. An Neuerscheinungen war im vergangenen Jahr kein Mangel, zeigt doch Hinrichs' Katalog für das erste Halbjahr 1904 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 78. Jahrgang. gegen 1903 im Text allein eine Vermehrung von 23 Seiten, während im zweiten Halbjahr die Zunahme noch wesentlich stärker gewesen sein dürste. Trotzdem machte sich im Weih nachtsgeschäft das Fehlen eines besonders durchschlagenden größern Romans recht fühlbar. Die Nachfrage nach Jugend schriften hat etwas nachgelassen; ob das aber eine Folge da von ist, daß im Berichtsjahr zum erstenmal ein hiesiges Warenhaus eine größere Reklame für die von ihm ver triebenen Geschenkbücher gemacht hat, wird sich schwer fest stellen lassen, find doch gerade Jugendschriften mehr und mehr Artikel des modernen Antiquariats und Restbuch handels geworden. Das Antiquariat hat sich in den üblichen Bahnen bewegt. Es sind wie seit Jahrzehnten auch in diesem Jahre eine nennenswerte Anzahl größerer Bibliotheken von Gelehrten und Sammlern nach Leipzig verkauft worden, für Versteigerungen oder, um im ganzen an deutsche oder aus ländische Institute verkauft zu werden. Wenn auch das Ausland nach wie vor ein guter Kunde ist, so hat sich doch bemerkbar gemacht, daß ein beträchtlicher Teil der kost barsten Manuskripte, der seltensten Bücher, und besonders der deutschen Literatur des achtzehnten und neunzehnten Jahr hunderts glücklicherweise in Deutschland verblieben ist. Das geschäftliche Erträgnis des Jahres ist ein normales. Die Kriegsunruhen und die Nachwehen früherer Verwickelungen haben den Absatz kostspieliger Werke in gewissen Gebieten erschwert, Außenstände gehen langsam ein. Zufolge über triebener Ansprüche der Buchbinder sind die Preise der Einzel- Einbände im Verhältnis zu andern Ländern wesentlich gesteigert worden, was ein Abfließen der Aufträge, die bisher von Antiquariaten in hiesige Hände geleitet wurden, nach andern Ländern herbeigeführt hat. Für den Musikalienhandel ist das letzte Jahr bei etwas lebhafterem Geschäftsgänge als zuvor ein Zeitraum ruhiger Entwicklung gewesen. Im Verlag haben die alten Verlagshäuser des Platzes in bewährter Weise und gewohntem Umfang auf sämtlichen Gebieten der Mustkliteratur ihre Tätig keit entfaltet, daneben aber auch einige jüngere Firmen rege Unternehmungslust gezeigt. Im Sortiment hat die seit 1903 eingeführte Verkürzung des Rabatts an das Publikum die Lage wenig verändert: eine unerwünschte Erscheinung ist die zunehmende Anzahl der Zehn Pfennig-Artikel, deren Vertrieb wenig Nutzen, aber viel Arbeit bringt. Die Frage der Besteuerung musikalischer Aufführungen erfordert noch weiterhin die Aufmerksamkeit der beteiligten Kreise, und es ist auch dieses Jahr noch nicht gelungen, darin eine all gemeine Verständigung zu erzielen. In St, Louis hat die Kollektivausstellung deutscher Musikverleger den »Großen Preis-, also die höchste Auszeichnung erhalten, ein im Hinblick auf die wichtigen Interessen des einheimischen Musikverlags in Nordamerika erfreuliches und wertvolles Ergebnis, Das Kommissionsgeschäft, Barsortiment und Grossogeschäft, die wichtigsten Geschäftsformen für den Leipziger Platz als Zentralstelle des deutschen Buchhandels, haben auch in diesem Jahre sichtlich an Ausdehnung ge wonnen. Mag auch die Verlagstätigkeit zu ungunsten Leipzigs in den andern Kulturzentren des Deutschen Reichs mehr, als es der Buchhandel früherer Jahrzehnte kannte, zugenommen haben, Leipzigs Eigenschaft als Zentrum für den riesigen 142
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