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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.03.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-03-09
- Erscheinungsdatum
- 09.03.1905
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- Deutsch
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2340 Nichtamtlicher Teil. 57. g. März 1985. Nichtarntl Wilhelm Hofmeister. Der Rat der Stadt Leipzig, der seit Einverleibung der Vororte oft vor der Aufgabe steht, alte Straßennamen zu ändern, um deren mehrfaches Vorkommen zu beseitigen, hat im Beginn dieses Jahres auch einer bekannten altern Straße, der Gartenftraße. deren eine Häuserreihe dem zu erbauenden Zentralbahnhof zum Opfer fällt, und die dem nach in absehbarer Zeit mit der stehenbleibenden andern Reihe eine Seite des Bahnhofs begrenzen und damit aus ihrer bisherigen Stille heraustreten wird, einen andern Namen gegeben, den Namen Hofmeisterstraße. Dieser Name, der alsbald einen großen Teil der Besucher Leipzigs beim Eintritt grüßen wird, soll die Erinnerung an einen ruhmvollen Leipziger Gelehrten festhalten. den Bo taniker Wilhelm Hofmeister, der als Sohn eines Leipziger Buch- und Musikalienhändlers seine Laufbahn im väterlichen Beruf begonnen hat und lange Jahre als Musikalien händler tätig gewesen ist. bevor er sich ganz der wissen schaftlichen Forschung und Lehre ergeben und darin Grund legendes geleistet hat. Die Bedeutung seines Namens in der wissenschaftlichen Welt und der große Wert seiner Werke, deren Verbreitung dem Buchhandel obliegt, riicken ihn ohnehin diesem letztem nahe und haben ihn längst zu einem sehr geachteten Be kannten des Buchhandels gemacht; nur wenigen Kollegen aber dürfte bekannt sein, daß er der alten angesehenen Ver lagsfirma Friedrich Hofmeister in Leipzig entstammt und daß er lange Jahre mit ihnen im gleichen Beruf gearbeitet hat. Dieser Umstand wird es rechtfertigen, daß wir in diesem Fachblatt des Buchhandels uns eingehender mit seiner sym pathischen Persönlichkeit beschäftigen. Ein weiterer Umstand aus seinem Lebensgange kommt hinzu. Es ist die Besonderheit, die in Deutschland wohl kaum ihresgleichen hat. daß Wilhelm Hofmeisters Bildungs gang völlig der für deutsche Gelehrsamkeit so wichtigen Schablone entrückt ist. daß er den Grund zu seiner großen wissenschaftlichen Kenntnis autodidaktisch gelegt und gefestigt hat. fast als Liebhaberei neben seiner regelrechten geschäft lichen Betätigung als Buch- und Musikalienhändler, daß er. ohne nach Brauch und Vorschrift ein Gymnasium durchlaufen oder eine Universität besucht zu haben, zum Ehrendoktor einer Universität erhoben wurde, ja. daß er in vorgeschritte nen Jahren ohne weiteres sein Kontor mit dem Hörsaal vertauschen, einen wichtigen Lehrstuhl besteigen durfte und unbeschadet des Mangels der üblichen und streng geforderten äußern Vorbedingungen des Berufsgelehrten, einer der größten Gelehrten seiner Zeit geworden ist. aus berufenem Munde als einer der hervorragendsten Botaniker des neunzehnten Jahrhunderts bezeichnet werden konnte. Der in den Eingangszeilen erwähnte äußere Anlaß, hier die Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken, ist nur ein nebensäch licher; gewichtiger» Anlaß gibt eine Denkschrift, die im Jahre 1903 in Carl Winter's Universitätsbuchhand lung in Heidelberg als Teil einer Festschrift erschienen ist zur Jahrhundertfeier der Erneuerung der Universität Heidelberg durch den Großherzog Karl Friedrich, und die den Titel trägt: »Wilhelm Hofmeister, von Ernst Pfitzer«.*) Die Einleitung zu dieser im übrigen streng auf die wissenschaftliche Würdigung Wilhelm Hof meisters sich beschränkenden Schrift gibt ein abgerundetes Bild seines Lebensganges, seines Werdens unb Wirkens. Der *) Sonderdruck aus »Heidelberger Professoren aus dem neun zehnten Jahrhundert. Festschrift der Universiität zur Zentenar feier ihrer Erneuerung durch Karl Friedrich». 2. Bd. 1983. icher Teil. Verfasser. Herr Geheimer Hofrat Pfitzer. Professor der Botanik an der Universität Heidelberg, desgleichen der Verleger. Herr Otto Winter in Heidelberg, haben die Güte gehabt, deren Abdruck im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel zu gestatten. Wir machen mit Dank von dieser Erlaubnis Gebrauch und sind überzeugt, daß die Schilderung dieses eigenartigen, leider viel zu früh abgebrochenen Lebens eines Mannes, den der Buch- und Musikhandel als ihm zu gehörig ansprechen darf, aufmerksame Leser finden wird. Red. Wilhelm Friedrich Benedikt Hofmeister wurde am 18. Mai 1824 zu Leipzig geboren. Sein Vater, der an gesehene Verlagsbuchhändler Friedrich Hofmeister, hatte sich nach dem Tode seiner ersten Frau, die ihm einen einzigen. 1882 geborenen Sohn hinterließ. 1813 mit Friederike Seidenschnur verheiratet — nach elfjähriger Ehe begrüßte er freudig den zweiten Sohn Wilhelm, dem 1826 noch eine Tochter Klementine folgte. Während der Erstgeborene in den Jugendjahren den beiden jünger» Geschwistern schon wegen des großen Altersunterschieds etwas ferner stand, waren diese treue Spielgefährten und Studiengenossen und bis zu des Bruders frühem Tode durch herzlichste Zuneigung verbunden. Den ersten Unterricht erhielt Wilhelm Hofmeister in einem Privatinftitut zusammen mit nur wenigen Mitschülern und machte dadurch um so raschere Fortschritte. Um das Jahr 1834 gründete der seinem Vater sehr befreundete bis herige Direktor der städtischen Bürgerschule, vr. Karl Vogel, die Leipziger städtische Realschule. Der genannte bedeutende Pädagoge folgte dem vortrefflichen Grundsatz, daß die Schule nicht bloß die Gedanken andrer, sondern vor allem das Selbstdenken lehren solle. Bei einem guten Lehrerkollegium und einer mäßigen Schlllerzahl konnte so der Erfolg nicht fehlen. Als Wilhelm Hofmeister Ostern 1839 aus dieser Schule ausschied, war der junge Mann auch ohne die so vielfach überschätzte »Gymnasial maturität- sehr gut für das Leben vorgebildet. Das Interesse für die Naturwissenschaften hat Wilhelm Hofmeister wesentlich von seinem Vater überkommen. Scharf sinn. Ausdauer und ideale Weltanschauung auch von seiner Mutter. Trotz vieler Berufspflichten hatte Friedrich Hofmeister nicht nur ein großes Herbarium gesammelt, sondern auch, nachdem er um 1848 in dem jetzt mit Leipzig verbundenen Vorort Reudnitz einen ausgedehnten Garten mit bescheidener Sommerwohnung erworben hatte, den erster» großenteils als regelrechten botanischen Garten angelegt, auf dessen lang gestreckten Beeten zahlreiche Pflanzen nach dem natürlichen System angeordnet waren. Vergebens suchten aber der Vater und sein Freund Professor Ludwig Reichenbach den Heranwachsenden gerade für die Pflanzenkunde zu gewinnen, da dessen Neigungen damals noch viel mehr auf das Feld der Entomologie gerichtet waren. Er fing Schmetterlinge und Käfer, fütterte Raupen und war von Sammeleifer er füllt. Außerdem trieb er, wie das bei dem hauptsächlich auf Musikalien sich erstreckenden Verlage des Vaters und dessen regem Musikinteresse natürlich war. auch musikalische Studien — so hat er in dieser Leipziger Jugendzeit eine Zeit lang ohne Lehrer Violine gespielt. Im Sommer 1839 ging Wilhelm Hofmeister nach Hamburg und trat als Volontär in die Musikalienhandlung von August Cranz ein. Die engen, schmutzigen Straßen und das ganze Hamburger Leben gefielen ihm anfangs wenig — aber zahlreiche Ausflüge zu Fuß und zu Boot, sowie gute Beziehungen zu den Söhnen seines mit dem
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