Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.03.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-03-09
- Erscheinungsdatum
- 09.03.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19050309
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190503093
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19050309
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1905
- Monat1905-03
- Tag1905-03-09
- Monat1905-03
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2342 Nichtamtlicher Teil. ^r 57, 9. März 1905, ob sie noch bei ihren Vorschlägen von 1861 beharre — gleichzeitig verlangte das Ministerium ein Gutachten Uber den Privatgelehrten vr. Wilhelm Hofmeister mit folgender Motivierung: -Er wird uns als einer der ersten Botaniker in Deutschland, als ein Mann von genialer Be gabung, größter Arbeitskraft und vortrefflicher Darstellungs gabe bezeichnet, der sich jetzt erstmals geneigt zeige, eine akademische Lehrstelle anzunehmen, aber auch bereits eine Berufung nach Hamburg in sicherer Aussicht habe-. Obwohl die letzteren Worte doch darauf hinwieseu, daß Gefahr im Verzug sei, ließ sich die Fakultät mit der Antwort etwas Zeit, So wurde sic am 5. Juui 1863 mit der Nach richt von der Ernennung Wilhelm Hofmeisters zum ordent lichen Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens überrascht und konnte nur noch erwidern, daß das Gutachten jetzt gegenstandslos sei. Weder die Regierung, noch die Universität haben Ursache gehabt, diese rasche Be rufung zu bereuen. Im August 1863 siedelte Hofmeister mit seiner Familie nach Heidelberg über und bestieg am Beginn des Winter semesters zum erstenmal das Katheder, Wenn ich aus persönlicher Erfahrung in wenig späterer Zeit urteilen darf, so ivnr Hofmeister in der Vorlesung ein vor züglicher Lehrer für bereits einigermaßen vorgebildete Schüler — für die Anfänger war seine Darstellungsweise vielleicht bisweilen etwas zu hoch. Ganz Ausgezeichnetes aber leistete er für olle als Leiter der praktischen Arbeiten im Laboratonum, als Lehrmeister an seinem Lieblings instrument, dem Mikroskop, So konnte es nicht fehlen, daß gerade junge Botaniker von Fach sich nach Heidelberg wandten, nicht nur aus Deutschland, sondern vielfach auch aus dem Ausland, Von bekannten Namen der erstern Reihe nenne ich Askenasy, Engelmann'), I, Knauth, N, I, C Müller, ferner die Russen Rosanoff und Krutitzky, den Franzosen Millardet, Die Räume, in welchen Wilhelm Hofmeister mit so großem Erfolge lehrte, waren mehr als bescheiden. Zwischen der Anlage und der Bergheimer Straße einerseits, der Rohr bacher und der Sophienstraße anderseits nahm der botanische Garten die Stelle einer ehemaligen Kiesgrube ein, zweimal schräg abfallend, Dis ebene Fläche nach der Anlage hin ent hielt die Pflanzenbeete, an dem obcrn Abhang lag ein ein seitiges, niederes Gewächshaus für Warmhauspflanzen und darüber nahe der Bergheimer Straße das Hauptgebäude, dessen Mitte und größten Teil ein ziemlich geräumiges Kalthaus bildete. Der westliche Flügel enthielt Bureau und Wohnung des Unioersitätsgärtners, der östliche im Erdgeschoß den Hör saal (das jetzige Herbarzimmer), eine Treppe hoch einen einzigen Raum mit 3 Fenstern nach Osten und je 2 nach Norden und Süden: dieser war das botanische Institut, Jenseits der Anlage im sogenannten landwirtschaftlichen Garten (jetzt Stadlgarten) wurde Hofmeister dann später noch ein Häuschen überwiesen, in dem er seine experimental- physiologischen Untersuchungen machte, während das große Jnstitutszimmer wesentlich als Mikroskopierraum und Vor bereitungszimmer für die Vorlesung diente. Aber mit welchem Eifer ist in diesem einen Raume nicht nur anatomisch, sondern auch experimentalphystologisch gearbeitet worden I Hofmeister selbst war den ganzen Tag im Laboratorium, immer bereit zu helfen, wenn die eigne Kraft des Schülers nicht ausreichte. Und wie haben wir ihn alle verehrt, den kleinen beweglichen Mann mit der dunklen Hautfarbe, den lebhaften Augen und den schnellen Bewegungen eines Südfranzosen, dem vornehmen Charakter, dem liebenswürdigen Humor und *) Ein Sohn des Leipziger Verlagsbuchhändlors vr, Wilhelm Engelmann, jetzt Professor an der Universität Berlin, Nachfolger Du Bois-Renmonds, Red. der fabelhaften Geschicklichkeit im Präparieren! Was wir kaum sahen, nahm er wie selbstverständlich zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand, machte bei dicht daran gedrücktem Gesicht ein halbes Dutzend Schnitte daraus, suchte den besten aus und wußte ihm mit der Präparier nadel noch in der mannigfaltigsten Weise nachzuhelfen. Wie oft hat er alte Präparate aufgemacht, an der Grenze des Sichtbaren liegende Dinge herausgenommen, sauber abgeputzt und ohne Verlust wieder cingeschlossen Während seine enorme Kurzsichtigkeit ihm hier von Nutzen war, erschwerte sie ihm außerordentlich die experimentellen Arbeiten, und namentlich hierbei kam cs dann gelegentlich zu Ausbrüchen elementarer Heftigkeit im Kampf mit dem widerspenstigen Objekt, Wir älteren Schüler durften Hofmeister auch oft auf seinen Spaziergängen in die herrliche Umgebung Heidelbergs begleiten — er war ein vortrefflicher Kenner der Kryptogamen und außerdem bei solchen Wande rungen besonders anregend. Sein sehr entwickelter Orts sinn half ihm dabei die Kurzsichtigkeit überwinden; wenn er an der richtigen Stelle war, kniete er plötzlich irgendwo nieder und hatte in der Regel dann auch schon das Gesuchte, Auch in dem damals beliebten Cafs Schu macher am «Ludwigsplatz, wo um diese Stunde viele Pro fessoren verkehrten, haben wir oft noch abends nach dem Schluß des Instituts brennende botanische Fragen diskutiert. Das sonstige Leben Hofmeisters war in den ersten Heidelberger Jahren ein sehr glückliches. Seine vortreff liche Frau machte ihm sein Daheim überaus behaglich, die Fachkollegen schätzten ihn hoch, und eine Rcihe naher persönlicher Freunde, namentlich H, von Treitschke, der inzwischen nach Heidelberg berufen worden war, Knies, Hesse, Stoy, sicherten ihm eine angenehme Geselligkeit und geistige Anregung — in fachwissenschaftlicher Beziehung fand er letztere auch bei Karl Schimper, der in dem nahen Schwetzingen lebte und mit dem er oft zusammenkam, Hofmeister selbst ivnr ein vortrefflicher Gesellschafter — sein erstaunliches Gedächtnis hatte neben seinem reichen Wissen noch Raum für eine Menge amüsanter Ge schichten, für ganze lange Dichtungen und mannigfaltige Erinnerungen — auch politische Fragen beschäftigten ihn lebhaft. Die Einheit Deutschlands bereitete sich vor und wurde von Hofmeister begeistert herbeigewünscht — er und H, von Treitschke, die beiden Sachsen, waren damals preußischer als die nach Heidelberg berufenen Preußen, Werfen wir noch einen Blick auf die Veröffentlichungen aus der Heidelberger Zeit, so sind zu nennen eine Er gänzung seiner Arbeiten über die Moose, Studien über Plasmabeweguug, Wurzelkrümmung und Mattstellung und vor allem seine beiden Hauptbücher, die -Lehre von der Pflanzenzelle- (1866) und die -allgemeine Morphologie- (1868). Noch in Leipzig war der Plan entstanden, durch das Zusammenwirken einer Anzahl von hervorragenden Fach genossen — ich nenne A de Bary, Th. Jrmisch, I. Sachs — ein Handbuch der Botanik für den Gebrauch des Forschers herauszugeben. Hofmeister übernahm die Redaktion und die oben genannten Gebiete, De Bary die Anatomie der höhern Pflanzen, sowie die Pilze und Flechten, I. Sachs die Experimeutalphysiologie, und diese Bände sind sämtlich er schienen - nicht zur Ausführung kamen die Lehre von der Sproßfolge (Th. Jrmisch), die Algen (De Bary), die höheren Kryptogamen und die Fortpflanzung der Phanerogamen (Hof meister). Auf den wissenschaftlichen Inhalt der beiden von Hofmeister bearbeiteten Bände soll an anderer Stelle näher eingegangen werden. Hier nur so viel, daß die Monographie der Pflanzenzelle durch Jahrzehnte das Hauptwerk auf diesem Gebiet war und noch heute unentbehrlich ist, sowie
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder