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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.03.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-03-14
- Erscheinungsdatum
- 14.03.1905
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- Deutsch
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.1k SI, 14 März 1985. Nichtamtlicher Teil. 2505 setzlich nicht zu verfolgen; doch wurden die Nachdrucker von den Autoren und Verlegern öffentlich mit den ärgsten Schimpfworten belegt; da regnet es von »Schandtaten der Diebe und Räuber«, und der temperamentvolle Göschen spricht die stärksten Flüche über sie aus. nennt sie ein über das andre Mal »das Banditenvolk«, »die Schufte«. Die Herstellung von Goethes Werken zog sich durch Jahre hin; der Dichter konnte sich am Revidieren und Ausfeilen des Manuskripts gar nicht genug tun. dem Ver leger machten das Herbeischaffen von Papier, die Drucklegung und die Kupferstiche viele Mühe. Mit welchem Stolz mag er aber den Meßkatalog 1787 durchblättert haben, in dem als sein Verlag angeführt waren: Goethes gesammelte Werke. Band 1—4, Schillers Don Carlos als selbständiges Werk, Lessings Dramaturgie und Klopstocks Oden! Die beiden letztem Artikel hatte er vom frühem Verleger käuflich er worben. Und nur zu begreiflich klingt seine Äußerung in einem Briefe: »Ich darf neben Goethes Werken nichts bringen, was nicht äußerst interessant ist.« Daß Goethe sehr genau war. ersieht man aus einem Briefe an Seidel: »Der Rest des fünften Bandes mit der Kupferplatte soll durch Deine Hände gehen und Du gibst ihn nicht als gegen baar Bezahlung aus. Der Contrackt besagt's und man muß keine Complimente machen.- Überhaupt war dafür gesorgt, daß die Bäume des jungen Verlegers nicht in den Himmel wuchsen. Goethe war niit der Ausstattung der Bände unzufrieden, bemängelte Papier und Druck, so daß Göschen mißmutig ausrief: »So ein Brief wie der Goethes kann den Frohmut sehr Nieder schlagen.« Auch der Absatz war nicht flott; Tasso ließ das Publikum kalt, und zwei Jahre nach der Ankündigung belief sich die Zahl der Unterschriften für alle acht Bände auf 682 (!) Von den Einzelausgaben hatte Egmont den größten Erfolg mit 377 Exemplaren, Clavigo den schwächsten mit I7(!) Dennoch muß es überraschen, daß Göschen den Antrag Goethes, seine Abhandlung über die Metamorphose der Pflanzen zu verlegen, ablehnte. Das war kein Heldenstück. Octaviol Dieser verhängnisvolle und folgenschwere Ent schluß brachte Göschen, da er eine Verstimmung Goethes zur Folge hatte, um den Ruhm, der Hauptverleger Goethes zu sein; wenige Jahre nach diesem Vorfall gelang es dem unternehmenden Cotta, den Dichter für seinen Verlag zu gewinnen. Dagegen wurden die Beziehungen Schillers zu Göschen immer intimer, wozu die neue Unternehmung »Der historische Kalender für Damen« viel beitrug. Im zweiten Heft er schien Schillers -Dreißigjähriger Krieg«, und dieser Beitrag entschied den Erfolg des Kalenders, von dem 6800 Exem plare verkauft wurden; von spätem Jahrgängen wurden 6580. ja 7800 Exemplare abgesetzt. In jenen Jahren begann der Dichter, dessen zarte Konstitution unter der geistigen Überanstrengung litt, zu kränkeln. Dadurch wurde die Geldnot im Hause Schillers permanent; die Ernennung des Dichters zum Professor der Geschichte an der Universität Jena änderte daran nichts, denn Schiller bezog keinen Gehalt, und Göschen mußte immer und immer wieder mit Vorschüssen Herausrücken. Engherzigkeit war ihm fremd, und mit Recht schrieb ihm Schiller .... »Sie haben mich nicht bezahlt, sondern be lohnt und die Wünsche auch des ungenügsamsten Autors übertrofsen.» Eine Reise nach Karlsbad, zu der Göschen wiederum fünfhundert Taler Vorschuß gesandt hatte, vereinigte Dichter und Verleger. Die böhmische Heilquelle tat ihre Schuldig keit, Schiller konsumierte täglich achtzehn (I) Becher und war nach Bcendignng der Kur wieder arbeitsfähig. So konnte Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 72. Jahrgang. der Kalender 1793 den ersehnten Schluß des Dreißigjährigen Krieges bringen. Die Verlagstätigkeit Göschens nahm ein lebhaftes Tempo ein. Ostern 1789 tauchte im Meßkatalog bei Göschen zum erstenmal der Name Seume, als Über setzer eines englischen Romans Honora Warren auf; von Wieland brachte er einen philosophischen Aufsatz und die Göttergespräche, für die dem Verleger vor dem gestrengen Zensor bangte, von THUmmel einen Reiseroman in zehn Bändchen, für die der Autor fünftausend Taler Honorar erhielt; auch Wiener Schriftsteller wie Altinger u. a. rech neten es sich zur Ehre, ihre Werke von Göschen verlegt zu sehen — kurz, das Haus Göschen wuchs und gedieh! Auch das private Leben des Vielbeschäftigten und Viel geplagten entwickelte sich gedeihlich; eine — nach Aus sprüchen Schillers und Wielands mit allen weiblichen Tugenden begnadete — Frau verschönte sein Haus, und eine fröhliche Kinderschar machte ihn jung und belebte ihn mit Hoffnungen für die Zukunft. Mit der liebevollen Aus malung dieses häuslichen Glücks schließt der erste Band des schönen Werks. Wien, Februar 1905. Friedrich Schiller. (Fortsetzung folgt.) Kleine Mitteilungen. Verlorene Post. — Der italienische Postdampfer -Kairo«, der am 1. März von Neapel abgegangen war, ist am 5. März vor dem Hafen von Alexandrien untergegttngen. Von der Post ist nur ein Teil gerettet. Die deutschen Postsäcke für Ägypten ent hielten Briefsendungen, die aus Berlin in der Zeit vom 25. Fe bruar morgens bis 27. Februar 7 Uhr 30 Minuten vormittags, — aus Leipzig vom 25. Februar morgens bis 27. Februar 10 Uhr 11 Minuten nachmittags, — aus Frankfurt a. M. vom 25. Fe bruar morgens bis 27. Februar 11 Uhr 20 Minuten nachmittags Vilder-Diebstahl. — Wie der -Neuen freien Presse« aus München gemeldet wird, sind dort am 8. d. M. aus einer Wohnung in der Schnorrstraße wertvolle große und kleine Gemälde von Defregger, Kaulbach, Millner und andern Künstlern im Gesamt werte von 30 000 ^ gestohlen worden. Zur Shakespeare-Forschung. — Über einen neuentdeckten Shakespeare-Folianten wird der »Vossischen Zeitung« (Berlin) aus London geschrieben: Ende Februar d. I. hat Strickland Gibson, ein Wardein der Bodleyanischen Bücherei, der Bibliographischen Gesellschaft wichtige Mitteilungen gemacht über die Entdeckung eines ersten Shakespeare- Folianten, und zwar des einzigen, der als echt angesehen werden kann, aber in der von Sidney Lee im Jahre 1902 aufgestellten Liste von 170 mit dem Clarendon Druckstempel versehenen Stücken, nicht angeführt ist. Den vom Redner gemachten Mitteilungen ist zu entnehmen, daß im Jahre 1611 die -8tatiov6r8 Oowpav^«, die Londoner Buchhändler-Gilde, der von Sir Thomas Bodley gegründeten Bücherei der Universität Oxford die Ein sendung eines Stücks von jedem in London veröffentlichten Buch versprach. In Ausführung dieser Zusage wurde am 17. Februar des Jahres 1624 ein erster Foliant der eben ver öffentlichten Shakespeare-Ausgabe als Geschenk an die Bodleyanische Bücherei abgesendet. Nun enthält aber das Verzeichnis der Bücherei nur den dritten Folianten, d. h. die Ausgabe des Jahres 1674, so daß also die erste Folio-Ausgabe der Bücherei abhanden gekommen ist. Ohne Zweifel ist der neuentdeckte Foliant der von der »Ltatiovers Oowpav^« an die Bücherei geschickte Shakespeare. Der Einband stimmt völlig mit dem eines Buchs von William Cooper überein, das auf dem Verzeich- fehlt das erste Blatt, und das Titelblatt ist sehr schlecht eingefügt. denen der im Schlosse Chatsworth aufbewahrten Folio-Aus gabe völlig übereinstimmen, ist Falconer Madan zu dem Schluß gekommen, daß an der Echtheit des Fundes nicht gc- .331
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