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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.03.1905
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- 1905-03-16
- Erscheinungsdatum
- 16.03.1905
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- Deutsch
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sonderbar bei einem einzigen Theaterstück, und er hat in diesen Dingen immer eine so unglückliche Art. Was kommt am Ende dabei heraus — und wenn er über die Nachdrucker schimpft, was lann's ihm viel helfen?« Göschen scheint indessen seinen Plan doch verwirklicht zu haben, denn Körner schreibt unterm 2. Januar 1787 an Schiller! »Göschen äußerte wegen der Ankündigung, daß er Dir das Coucept geschickt hätte und Deine Antwort er warte. Es wäre keine Anpreisung, auch keine Schimpf worte gegen Nachdrucker darin. - Die Fertigstellung des Carlos ließ indessen auf sich warten. Schon Ende des Jahres 1786 klagte Schiller an Körner, daß ihm die Umarbeitung sehr schwer fiele, und es wurde Juni, bis das Stück in der Buchausgabe gedruckt vorlag. Noch manche Schwierigkeiten waren zu überwinden. Der Druck gefiel dem Dichter nicht; er ist verstimmt, als er die ersten Bogen erhält, und klagt Körner sein Leid: »Der Druck des Carlos gefällt mir ganz und garnicht. Fürs erste find das die Lettern gar nicht, die ich wollte, und die sich zu diesem Format schicken. Daß eine Jambe zwei Zeilen einnimmt, sieht höchst fatal aus, und es ist sehr häufig. Überhaupt ist keine richtige Proportion beobachtet: die Personen, welche unter dem Auftritt stehen, sind nicht größer gedruckt, als die über den Versen, und beide haben mit den Versen selbst einerlei Lettern. Mit eben der Schrift ist auch der Ort und die jedesmalige Verwandlung der Scene gedruckt. »Am Ende der Auftritte und dem Anfang der neuen sind zuweilen Striche, zuweilen nicht. Auch das fällt schlecht in die Augen, daß das Sie und Ihr und Du und dergl. immer mit großen Anfangsbuchstaben gedruckt ist, wie in einem Briefe oder Memorial. Das schlimmste ist, daß eine ungleiche Orthographie trotz des Versprechens vom Corrector hineingekommen ist; seyn und sein wechselt ab, wie es dem Setzer eingefallen ist. Kurz, der Druck ist tief unter meiner Erwartung, und keins meiner vorigen Stücke, den Carlos in der Thalia mitgerechnet, hat so viele Fehler gegen das Schickliche und fällt so schlecht in die Augen.« Körner nahm indessen Göschen in Schutz. Er schreibt: »Du hast Dir wohl zu große Erwartungen vom Drucke gemacht; Huber hat er doch auch nicht mißfallen. Am besten ist es, Du bestimmst künftig genau die Art der Lettern durch Beispiel und die Zahl der Zeilen. Was Du sonst bemerkst, ist mir z. B. nicht ausgefallen, und es geht gewiß vielen andern Lesern auch so.« Andre Autoren, so z. B. Goethe, hatten auch sehr über den schlechten Druck ihrer bei Göschen verlegten Werke zu klagen und waren wohl, wie Göschens Biograph annimmt, die erste Veranlassung, daß Göschen sich eigne Pressen an schaffte. Nach der Herausgabe des Carlos stockte die Verbindung mit Schiller über ein Jahr lang. Zwar hatte der Dichter am 2. März 1787 geschrieben: »Wenn ich die theatralische Ausgabe (des Carlos) drucken lasse, so versteht es sich von selbst, daß kein andrer als Sie sie verlegt. Doch muß die eigentliche Jambische erst im Publikum und womöglich aus Ihrem Gewölbe seyn. »Der Menschenfeind wird mich, sobald ich ganz mit dem Carlos zu Stande bin, beschäftigen. Ein Akt davon ist fertig. Dieses Stück kann vor Ende des Julius nicht fertig seyn, weil ich es habe liegen lassen. Ich mag Ihnen jetzt nicht mehr größere Hoffnungen machen, als ich gewiß voraussehe, leisten zu können. Es ist möglich, daß dieser Menschenfeind alle meine vorigen Stücke über trift — durch das allgemeine Interesse seines Inhalts und die Begeisterung, womit ich ihn schreibe. Es versteht sich, liebster Freund, daß er Ihnen zuerst angeboten wird. »Der Geisterseher wird fortgesetzt, doch weiß ich Ihnen nicht gewiß zu sagen, ob auch die Thalia.« Schiller kommt dann noch ausführlicher auf die Thalia zu sprechen, wie wir weiter unten noch Mitteilen werden. An Honorar erhielt der Dichter für den Carlos 878 Taler in Raten und bei Vollendung des Drucks. Die Theaterbearbeitung für Hamburg wurde erst nach Schillers Tode 1810 herausgegeben. Die mehrfach erwähnte Ver zierung des Titelblatts — es war ein Kopf der Königin Elisabeth gewählt —, wurde übrigens nicht von Sinzenich, sondern von Verhelft in Mannheim gestochen. Von Carlos hat Göschen, wie es scheint, nur drei Aus gaben veranstaltet, davon zwei im Jahre 1787; die erste 1 Blatt, 505 Seiten und 1 Blatt Druckfehlerverzeichnis; die zweite mit 438 Seiten; eine dritte 1799, dann ver schiedene 1891, 1802 und 1804. Der Nachdruck hat sich des Don Carlos natürlich sofort bemächtigt und dem Absatz der rechtmäßigen Ausgabe erheblichen Schaden getan. Schon 1787 erschienen solche zu Leipzig und Wien von je 437 Seiten, 1788 eine zu Köln und Leipzig von 302 Seiten, dann 1788 und 1792 und ohne Jahresbezeichnung zu Karlsruhe. Die bei Göschen 1801 und 1804 erschienenen Ausgaben bringen das verkürzte und umgearbeitete Stück. Im Juli 1787 reiste Schiller nach Weimar, wo bereits Charlotte von Kalb weilte, und diese, wie die neue Umgebung, der Verkehr mit Wieland, Herder, Bertuch, Knebel, der Herzogin Anna Amalie nahm ihn derart in An spruch, daß er längere Zeit nicht zum Arbeiten kam und Göschen vergeblich auf Material für die Thalia, auf den Menschenfeind und andre Dichtungen warten ließ. Der Dichter scheint auf gar keine Anzapfungen Göschens gehört zu haben, und dieser bat endlich Bertuch, Schiller doch auf zumuntern: »Wenn Sie etwas dazu beytragen können — schrieb er am 19. Januar 1788") —, daß Schiller sich gleich an die Fortsetzung der Thalia macht, so verdienen Sie einen Gotteslohn von mir. Ich habe so lange darauf gehost, das Publikum quält mich so! Gern brächt' ich es noch auf Ostern. »Unser Schiller ist also nun Wielands?"") Ich glaube, es wird gut für ihn seyn; aber er ist nicht dazu gemacht, lange an einem Faden zu spinnen. Er wird gewiß mit Anstrengung über die Geschichte seyn; allein es darf ihn nur eine andere Muse reißen und husch wird er sie allein lassen. So glaub' ich den guten Schiller zu kennen. Sein Genius leite ihn zu seinem Glück! - Bertuch scheint nicht viel ausgerichtet zu haben, und Göschen hätte wohl noch recht lange auf die Fortsetzung der Thalia warten dürfen, wenn er nicht im Februar 1788 nach Weimar gekommen und sich von Schiller die Zusage für weitere Arbeiten nun selbst geholt hätte. In seinen Briefen an Körner bestätigt Schiller diese Zusage und klagt gleichzeitig über die Arbeitslast, die ihm erwachse. Göschen hatte mit seiner Bemerkung, daß Schiller sich leicht für ein neues Thema begeistere und dann das in Angriff genommene liegen lasse, vollständig recht. Nur den vereinten Anstrengungen der Freunde war es zu danken, daß der Carlos vollendet wurde. Während der Zurück gezogenheit in Tharandt im Frühjahr 1787 hatten den Dichter schon Zweifel gequält, ob er den richtigen Weg eingeschlagen habe; der Geisterseher und der Menschenfeind *) Leben Göschens I. 233. Schiller war Mitarbeiter am Merkur geworden.
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