siir Künftig erscheinende Bücher. /s? 74, 8». März 190L. Albert Langen, Verlag für Litteratur und Kunst, München München, »n März ISO )emnächst erscheinen und werden nur auf Bestellung versendet: Otto Gysae Die Schwestern Hellwege Roman Umschlagzeichnung von I. Prescher Geheftet Mk. 3.— ord., Mk, 2.25 netto, Mk. 2.— bar In Leinen gebunden Mk. 4.— ord., Mk. 3.— netto, Mk. 2.75 bar Mit diesem Romane wird sich Otto Gysae mit einem Schlage einen hervorragenden Platz in der moderne» Literatur sichern. Denn dieses Erstlingswerk ist seines starken Erfolges gerade in der heutigen Zeit sicher, wo die Sehnsucht nach Heimatkunst, nach einer neuen Romantik, nach poetischer, erhöhter Schilderung des Lebens in so vielen lebt. Nicht, daß Gysae sich von der Wirklichkeit entfernte, er sieht und schildert mit den Augen eines scharfen Beobachters, aber es sind zugleich die Augen eines Dichters. Er weiß lebendige, blutwarme Menschen hinzustellen, aber er stellt sie in eine Landschaft und eine Lust, die das Herz jauchzen machen. Er ist ein Naturschilderer wie wenige, aber auch ein Herzenergründer wie wenige. — Sein Roman behandelt das Schicksal von vier verwaisten Schwestern, deren Mutter — sie ist kurz vor Beginn des Buches gestorben — die Kinder dazu erzogen hat, sich nicht mit konventionellen Werten zufrieden zu geben, sondern selbständig nach eigenen Lebenswerten zu suchen. — Die älteste der Schwestern, rassig, spröde, von sprunghaftem, knisterndem Wesen, findet nicht den Mut, ihr Glück zu nehmen; sie glaubt, den Schwestern die Mutter ersetzen zu müssen, opfert sich für sie, wird wunderlich und endet im Moor. — Die zweite, rücksichtslos, voll feinen Empfindens, geht unbekümmert ihren Weg. Aus Grund einer neuen Sittlichkeit findet sie die Möglichkeit, eine Ehe zu schließen, ohne ihre Persönlichkeit aufzugeben, und in ihrem Kinde findet sie die Ausgabe, den „neuen Menschen" zu erziehen. — Die dritte, gesund, sinnlich, ist zufrieden mit des Alltags breitem Glück und geht in den Freuden und Leiden einer Allerweltsehe unter. — Die jüngste, linienhaft sein, verträumt, bleibt fern von allen Wirklichkeiten in ihren sonnenflimmernden Träumen stehen . . . Oscar Friedmann Wiener Schauspiel in drei Akten Gehestet Mk. 2.— ord., Mk. 1.50 netto, Mk. 1.35 bar Oscar Friedmann, der sich in Wien als Kritiker rasch einen Namen gemacht hat, hat mit seinem Wiener Schauspiel „Der Zahltag" einen kecken Griff in das Milieu einer Wiener Spekulantenfamilie getan. Im Hause Manfredo Ritters herrscht ewige Ebbe in der Kasse; aber die einzelnen Familienmitglieder verstehen die Kunst des Pumpens in ganz hervorragendem Maße. Papa Ritter ist als Pumpgenie seiner Familie ein leuchtendes Vorbild. Er übersieht in seiner „vornehmen Denkungsart" das Techtelmechtel, das seine Frau mit einem Oberleutnant hat, denn der Leutnant, ein gutmütiger, braver Kerl, ist sehr reich, und Ritter hat ihn oft nötig, um sich aus einer „momentanen Verlegenheit" zu Helsen. Aber der Leutnant Hilst nicht nur dem Vater, er hilft auch dem Sohne, der als Einjährig-Freiwilliger die Gelder der Kompagniekasse sür sich gebraucht hat, um dem Etat seines knappen Taschengeldes etwas aufzuhelfen. Als die Unterschlagung am Zahltage entdeckt wird, vertuscht der Leutnant, so gut es geht, die Affäre, ersetzt der Kompagnie kasse die Summe, verhindert die sofortige Verhaftung des Einjährigen und veranlaßt ihn, nach Amerika durchzugehen, damit der Skandal der Familie erspart wird. So gelingt es, das Familienschifflein an allen gefährlichen Klippen vorbeizustcuern, bis endlich auch sür Manfredo Ritter und die Seinen der lang ersehnte große „Zahltag" mit seinem goldenen Dukatenregen kommt. Manfredo Ritter ist es gelungen, für eine Erfindung (die Erfindung eines andern natürlich!) das Ministerium zu interessieren. Der Coup gelingt, der nötige Geldmann ist auch bald gefunden. Der Leutnant, der seine Schuldigkeit getan hat, wird zärtlich und mit schönen Worten verabschiedet, und Manfredo „ver zeiht" in seiner vornehmen Denkungsart seiner in Liebe zu ihm zurückkehrenden Frau. Der Schluß zeigt uns das Bild einer in schönster Eintracht versammelten hochachtbaren und anständigen Familie. Man wird dieser seinen Satire, mit der sich Friedmann gleich in die vorderste Reihe der Jungwiener gestellt hat, sicherlich bald auf allen Bühnen begegnen.