Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.03.1905

3094 Amtlicher Teil. 74, SO. März 1905. Erwerbungen des Buchgewerbe-Museums und der König lichen Sächsischen Bibliographischen Sammlung genommen wird, veranlaßt mich auch diesen Punkt hier zu besprechen. Ich habe stets vermieden, Bücher anzuschaffen, die als Aus stattungswerke in das Buchgewerbe-Museum gehören oder außerhalb des so fest gefügten Rahmens der Bibliothek stehen. Wurden der Bibliothek derartige Werke angeboten, so habe ich sie zuriickgcwiesen und veranlaßt, daß sie dem Buchgewerbe-Museum angeboten werden. Mit Dank hat die Bibliothek der großen Zahl von Freunden und Gönnern zu gedenken, die die Ziele der Bibliothek durch Schenkungen gefördert haben. An erster Stelle erwähne ich Herrn Heinrich Hermann, durch dessen Schenkung es ermöglicht wurde, unter anderem die zweite Auflage von Ourlunäsr, svsuslru bibliotsle oob sx-libris zu erwerben. Mrs. Proctor, die Mutter des allzufrüh ver storbenen Robert Proctor, hat die Güte gehabt, durch die freundliche Vermittlung von Mr. Alfred W. Pollard vom Britischen Museum in London das von ihrem Sohn an gelegte Druckerregister zu Panzer's deutschen Annalen und Weller's Repertorium 1501—1520 zu schenken. Dies Register, in Gestalt eines Zettelkatalogs, ist eine Vorarbeit 5lu86nw II. 1. tleriunnz- 1501—1520, bei dessen Drucklegung ich dem Verewigten meine bescheidenen Dienste habe widmen können. Herr vr. Collijns von der Universitäts-Bibliothek in Upsala hat auf seiner Studienreise im Jahre 1904 auch unsre Bibliothek besichtigt und ist die Veranlassung gewesen, daß uns die Universitäts-Bibliothek in Upsala eine nieder deutsche Bücheranzeige des fünfzehnten Jahrhunderts als Geschenk zugesandt hat. Die Firma G. Barbsra in Florenz hat die gelegentlich der fünfzigjährigen Gründungsfeier des Hanfes veröffent lichten prachtvoll ausgestatteten »uunuli bibliozrutie! s cntulozo rngiovuto äslls säirioni äi Lurbsra, Lianobi 6 Oowp. 6 äi (l. Lurbsra« gestiftet. Auf meine Bitte hat die Firma Plon-Nourrit L Cie. in Paris die Güte gehabt, der Bibliothek ein Exemplar von dem nur für den engsten Freundes- und Familienkreis bestimmten Werke Eugene Pion »notrs livrs intime äs knmills« znzuscnden. Seinen frühem Zuwendungen hat auch im vergangenen Jahre Herr Hcrm. Schulz in Fa. Otto Aug. Schulz eine Reihe höchst interessanter Blatter, Drucksachen und Manuskripte hinzugefügt. Ganz besonders erwähne ich aus dem Nach laß I. G. T. Breitkopfs stammende Materialien zur Ge schichte von Buchdruck usw, darunter den ersten (?) Versuch vom Mnsiknotendruck, Korrektur-Bogen aus der nie fertig gewordenen »Kritischen Geschichte« der Erfindung der Buch druckerkunst, ein Verzeichnis der von ihm gesammelten Bücher zur Geschichte der Buchdruckerkunst, eine chinesische Druck platte usw. Diese Materialien stammen wohl alle aus dem Nachlasse Breitkopfs, den Joh. Christian Friedrich Roch, der Herausgeber von Breitkopfs Beiträgen zu einer Geschichte der Schreibekunst, erworben hatte. Zum Schluß erwähne ich noch die von Arend Buch- holtz verfaßte Geschichte der Vosstschen Zeitung, die Herr Geheimer Justizrat Lessing in Berlin geschenkt hat Die prachtvoll ausgestattete, mit farbigen Kupferdrucken und Illustrationen reich versehene Jubelschrift ist in der Reichs druckerei zu Berlin hergestellt worden. Sie reiht sich aus das würdigste den von dem Nachkommen des großen Dichters herausgegebenen Prachtausgaben von Nathan der Weise und Minna von Barnhelm an Allen hier besonders genannten, sowie den im Anhang aufgesührten Gönnern und Freunden sprechen wir hiermit nochmals unsern ergebensten Dank für das der Bibliothek bewiesene Wohlwollen aus und bitten zu gleicher Zeit, auch fernerhin der Bibliothek gedenken zu wollen. Die Benutzung der Bibliothek hat sich gegen das Vorjahr in erfreulicher Weise gehoben, wenn sie auch immer noch nicht dem Werte und der Bedeutung der Bibliothek entspricht Es ist aber dabei zu bedenken, daß eine Fach bibliothek niemals die Benutzungszahlen einer Volks-, Stadt oder Universitätsbibliothek erreichen wird. Die Benutzungs statistik ergibt folgendes Bild: 1904 Zahl Lescsaal Ausleihungen Benutzer Benutzte Bücher Entleiher Januar 24 67 195 48 184 Februar 26 79 193 36 105 März 27 87 395 45 332 April 25 94 218 34 97 Mai 25 81 403 58 377 Juni 15 48 140 27 156 Juli 16 72 67 7 63 August 27 91 432 42 424 September 26 58 234 41 249 Oktober 25 44 153 43 175 25 55 505 52 475 Dezember 26 68 430 5t 439 1904 287 844 3365 484 3076 dagegen 1903 273 537 2142 351 1784 Nach dem Berufe verteilen sich Benutzer und Entleiher folgendermaßen: Vorstand und amtliche Stellen des Börsenoereins . . . 5 84 89 Buchhändler 283 205 488 Gelehrte u. Studierende . . Angehörige des übrigen Buch- 335 147 482 gewerbes 61 43 104 Verschiedene Berufe .... 160 5 165 Insgesamt 844 484 1328 Zur Bequemlichkeit der Benutzer der Bibliothek ist im Lesezimmer ein Zettelkatalog (Ladewigsches System) aus gestellt, der den Gesamtzuwachs zur Bibliothek seit Abschluß des 2. Bandes des Katalogs enthält. Neben diesem alpha betisch geordneten Zettelkatalog steht auf Verlangen auch der systematisch geordnete Zuwachskatalog den Benutzern zur Versügnng. Hierbei möchte ich noch erwähnen, daß die Ver einigung für staatswissenschaftliche Fortbildung bei ihrem unter Führung von Herrn Bibliotheksdirektor vr. MilkaU und Herrn Grafen Limburg-Slirum nach Leipzig unternommenen Studienausflug bei der Besichtigung des Buchhändlerhauses von der Einrichtung der Bibliothek Kenntnis genommen hat. Am 24. April war die Typo graphische Gesellschaft in oorpors zur Besichtigung der Bibliothek erschienen; ich habe bei dieser Gelegenheit einige Worte über Geschichte, Zweck und Ziele der Bibliothek gesprochen. Bei der Montierung der Blattsammlungen ist zuerst die Sammlung von Buchhändlerporträts in Angriff genommen und bis auf einen kleinen Teil, der noch auf Karton aufgelegt werden muß, fertig gestellt worden. Die Sammlung setzt sich zusammen aus der Schenkung von Herrn Heinrich Hermann, aus der von Herrn vr. A. Kirch hofs zusammen mit seinen übrigen Sammlungen geschenkten Porträtsammlung, aus den s. Z. von Heinrich Lempertz er worbenen Blättern und aus kleineren bei verschiedenen Ge legenheiten erworbenen und geschenkten Kollektionen und Einzelblättern. Wie vollständig unsre Sammlung ist, ergibt