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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.10.1905
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- 03.10.1905
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- Deutsch
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8752 Nichtamtlicher Teil. 280. 3. Oktober 1908. vom Jahre 1869 jede Volksschule eine Schülerbibliothek besitzen. An vielen Orten Österreichs sind auch Volks bibliotheken zu finden, die von verschiedenen Körperschaften erhalten werden. Angesichts der nationalen und religiösen Kämpfe, die den österreichischen Kaiserstaat durchbeben, sieht es aber sonst nicht so rosig aus wie in Deutschland. Die Unternehmungslust der Verleger ist gelähmt, und die öster reichischen Tages- und Wochenblätter, insofern sie überhaupt einmal von Jugendschriften Notiz nehmen — es ist das vor Weihnachten hier und da der Fall —. lenken die Aufmerksamkeit der Eltern nur selten auf die heimische Jugendliteratur. Die reichsdeutfchen »Führer» und »Weg weiser» aber befassen sich zumeist nicht mit der österreichischen Jugendliteratur. Bis vor wenigen Jahren gab es in Öster reich nur eine spezifische Jugendliteratur; es gab fast nur patriotische, religiöse und konfessionelle Tendenzschriften, die noch dazu mangelhaft ausgestattet wurden. Jetzt wird auch dort die spezifische Jugendliteratur bekämpft. Die Bestrebungen der Hamburger, das heißt der An hänger der von Hamburg ausgegangenen Reform, haben nämlich auf zwei Punkten des deutsch-österreichischen Sprachgebiets Anhänger gefunden. Im Jahre 1900 gab Herr Wiesenberger, der bei der kritischen Behandlung der Jugendlektüre zu ähnlichen Ergebnissen gekommen war wie Herr Wolgast in Hamburg, eine kleine Bibliothek heraus, um dem Eiuwand zu begegnen, es seien keine dichterischen Jugendschristen vorhanden. Er fand beim Lehrerhaus verein in Linz eine mächtige Förderung seiner Idee. Zuerst verschlang das Unternehmen große Geldopfer, bis es in letzter Zeit sich durchrang. Infolge jener Agitations- arbeit sah sich die Verlagsanstalt Gerlach in Wien ver anlaßt. auch dichterische Jugendschriftcn erscheinen zu lassen. In Salzburg leitet Ludwig Praehausen die neue Jugendschriftenbewegung. Dort hat sich im Januar 1904 innerhalb des Salzburger Lehrerhausvereins ein Jugendschriften-Ausschuß gebildet. Um die neuen Ideen zu verbreiten, gibt dieser Ausschuß Verzeichnisse besserer Jugend schriften heraus, veranstaltet Ausstellungen von Jugend büchern und künstlerischem, billigem Wandschmuck und läßt auch öffentliche Vorträge über künstlerische Erziehung ab halten. In der Kritik der Jugendschriften ist besonders H. Fr. Wagner, k. k. Schulrat in Klosterneuburg, tätig. Die Professoren der Mittelschulen beteiligen sich wenig an den Bestrebungen zur Verbesserung der Jugendlektüre. In der Schweiz arbeiten dis Primär- und Sekundar- lehrer vereint an der Verbesserung der Jugendlektüre. Es besteht dort eine aus Primär- und Sekundarlehrern zu sammengesetzte Jugendschriften - Kommission des Schweize rischen Lehrervereins für die deutsche Schweiz und eine ähn liche Kommission für die welsche Schweiz: Oorainissioll pour 1s oboix äs leoturss ässtludss 9. 1a jsuu6886 et LUX biblio- tbdguss 8oolairs8 et populairss, iustituös par la Looiüts xsäa- gogigus äs la 8ui88s rowaväs. Diese Kommissionen stellen Ver zeichnisse empfehlenswerter Jugendschristen zusammen und lassen Tausende dieser Verzeichnisse in den schweizerischen Schulen gratis verteilen. Nach dem Vorgang der Hamburger Prüfungskommission und des Oberösterreichischen Lehrer oereins in Linz geben sie auch selber Jugendschristen heraus, »um in alle Häuser, wo lesefreudige Jugend wohnt, für wenig Geld gediegenen Lesestoff zu verbreiten und die einheimischen Schriftsteller anzuspornen, sich mehr als bis her in den Dienst der bildungsbedürftigen, aufstrebenden Jugend zu stellen-.') In seinem Referat über Jugendschriften und Jugend bibliotheken schildert A. Forrer die Lage der Bibliotheken im Kanton St. Gallen wie folgt: "1 Heft 21 der -Mitteilungen über Jugendschriften- 1991. -Von den 283 Primaroberfchulen besitzen 75 eine eigene Schulbibliothek: 138 beziehen Lesestoff aus den Pfarr- und Volksbibliotheken, bezw. derjenigen der JUng- lingsvereine; 80 Schulen können ihren Schülern keine be- sondre Lesegelegenheit bieten. Ehrende Erwähnung verdient, daß einzelne Lehrer aus eigenen Mitteln zum Teil recht stattliche Jugendbibliotheken eingerichtet haben. Von den 37 Sekundarschulen haben 17 eine eigene Bibliothek. 17 benutzen die Primarschul-, Pfarr- oder Volksbibliothek, und 3 haben keine Bibliothek zur Verfügung. Die Gesamt zahl der in den Primär- und Sekundarschulbibliotheken vorhandenen Jugendschriften mag etwa 29900 betragen; ihr finanzieller Wert ist nicht bekannt. 14 Schulgemeinden gewähren der Schulbibliothek einen bestimmten jährlichen Kredit; hiervon ist besonders zu nennen die Stadt St. Gallen, die für die beiden Primarschulbibliotheken jährlich 700 Franken, für die beiden Realschulbibliotheken etwa 300 Franken auswirft. Manche Bibliotheken werden durch freiwillige Geldspenden, die meisten aber durch Ge schenke von Büchern unterstützt »') Der kleine Kanton Solothurn bewilligt seit Jahren alljährlich 2000 Franken für die Schulbibliothek. Dieses Beispiel ist gewiß nachahmenswert. In Frankreich empfehlen die Schulprogramme den Schülern, auf dem Wege der Privatlektüre ihre Sprachkennt- nisse zu erweitern und zu vertiefen. In den Mittelschulen (l-z-eöss) gibt es in den sogenannten Internaten Bibliotheken für die verschiedenen Schulsäle, bibliotbdguss äs guartisr ge nannt. Mit der Fürsorge für diese kleinen Büchereien sind die Verwalter des Internats, insbesondere der Zensor und die Repetenten betraut. Die Professoren der Mittelschulen kümmern sich wenig darum, da das Internat ganz außer ihrem Wirkungskreis liegt. Durch die Initiative einzelner sind aber Klassenbibliotheken (bibliotbdguss äs olasss) er richtet worden, zu denen der Staat allerdings nichts bei steuert. Der Professor bittet seine Schüler, für die Ein richtung einer Bücherei einen kleinen Geldbetrag zu ent richten. Die angeschafften Bücher dürfen dann gemeinsam benutzt werden, und am Schluß des Schuljahrs verteilen die Schüler die Bücher unter sich; in seltnen Fällen be hält der Lehrer sie als Grundstock zu der Bücherei fürs nächste Jahr. In Belgien gibt eine Kommission (Vonssil äs psr- ksotiouusmsnt) einen Katalog von Schriften heraus, die sich für Schlllerbibliotheken und Preisvsrteilungen besonders eignen. An diesem Verzeichnis haben die Laien und auch die Lehrer einen sichern Wegweiser; aber es bietet noch keineswegs alles, was auf diesem Gebiete wünschenswert ist. Die Staatsmittelschulen (Ltböubss und ileolss ruo^suuss) haben alle eine Schülerbibliothek, und daneben hat in den meisten Mittelschulen noch jede Klasse eine Bücherei für sich, wie in Frankreich. Was im übrigen in Belgien an Büchern gekauft wird, ist ziemlich unbedeutend, da französische und holländische Verleger vielfach ihre unverkaufbaren Bücher nach Belgien schaffen, wo auch der ärgste Schund noch Käufer findet, wenn er nur billig ist. denn der Belgier gibt nicht gern Geld für Bücher aus. In Holland ist schon manches zur Besserung der Jugendliteratur geschehen; aber der Erfolg hat nicht immer dem guten Willen entsprochen. So hat z. B. Hr. Versluys eine Sammlung von Jugendschriften herausgegeben, für die er namentlich ausländische Werke übersetzen ließ. Leider ist die Übersetzung größtenteils mangelhaft. In England ernennt der Stadtrat (6it^ douuoil) eine *1 über Jugendschristen und Jugendbibliotheken. Referat für die St. Gallische Kantonalkonferenz vom 1. August 1904 in Gossau. Von A. Forrer. Lehrer in St. Gallen.
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