Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.10.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-10-03
- Erscheinungsdatum
- 03.10.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19051003
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190510038
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19051003
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1905
- Monat1905-10
- Tag1905-10-03
- Monat1905-10
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 230, Z. Oktober 1905. Nichtamtlicher Teil. 8749 es zum Teil auch jetzt noch sind. Merkwürdigerweise wird aber heute vielfach auf die guten schönen Kinderbücher der alten Zeit hingewiesen, obschon der Buchhandel heutzutage so gediegene Jugendschriften auf den Markt bringt, wie man sie früher nicht gekannt hat. Eine allgemeine Verurteilung der Jugendliteratur einer bestimmten Periode kann man als verfehlt bezeichnen; denn selbst wenn Mittelmäßiges und Minderwertiges massenhaft produziert wird, gibt es da neben doch auch gute Jugendbücher, und die abfälligen Urteile rühren häufig von solchen her, die sich nicht die Mühe geben, fleißig Umschau zu halten, oder die aus Neuerungssucht ganz unerfüllbare Forderungen aufstellen und dadurch in gleicher Weife Verlegern, Sortimentern und Autoren Schwierigkeiten bereiten und nicht zuletzt Verwirrung im Publikum aurichten. Der Verleger von Jugend- und Volksschriften sieht heut zutage der Ankündigung eines neuen Buches über diese Lite ratur zumeist mit gelindem Schrecken entgegen, denn oft genug kommt es vor, daß ein von ihm mit liebevoller Sorgfalt vorbereitetes Verlagswerk, von dem er sich ebenso wie der Verfasser oder Bearbeiter und Herausgeber oder auch ein beteiligter Künstler Anerkennung und geschäftlichen Erfolg versprochen hatte, von irgend einer mehr oder weniger hervorragenden Autorität auf dem Gebiete der Jugendliteratur aus pädagogischen oder andern Gründen als -völlig unbrauchbar« verworfen wird. Daß man in Lehrerkreisen der Verbesserung der Jugendliteratur ein besonderes Augenmerk zuwendet, ist an und für sich nur dankbar zu begrüßen; aber es sind durchaus nicht immer kompetente Kritiker, die sich mit einer Beurteilung dieser Literatur befassen, und außerdem herrscht aus diesem Ge biete eine solche Verwirrung und Uneinigkeit unter denen, die sich als Autoritäten betrachten und zumeist auch gern als solche bezeichnen lassen, daß ein Schriftsteller ebenso schlecht daran wäre wie ein Verleger oder ein Sortimenter, wenn er sich nach all den Vorschriften und Bedingungen richten wollte, die neuerdings von der Jugendschristenkritik aufgestellt worden sind. Immerhin wird es auch für die Buchhändlerkreise zu empfehlen sein, die Bewegung aus diesem Gebiet nicht aus dem Auge zu lassen, zumal die Neuerer eifrig bemüht sind, das Publikum in ihrem Sinne zu beeinflussen. Aus diesem Grunde möchte ich hier ein paar soeben erschienene Schriften anzeigen, die geeignet sind, über die Reformbewegung zu orientieren. Das erste Werk ist be titelt: Ein Beitrag zur Volks- und Jugendliteratur. Kurze und übersichtliche Darstellung des gesamten Gebietes unter besonderer Berücksichtigung der Punkte, welche beim Vorbereiten auf pädagogische Prüfungen bedeutungsvoll sind. Von Waldemar Baumgart. Berlin (1905), G. Winckelmanns Buchhandlung und Lehrmittelanstalt. 184 Seiten. 8". Preis: broschiert 2 80 H. Dieses Werk erhebt allerdings keinen Anspruch daraus, als Originalarbeit betrachtet zu werden, da es sich im wesent lichen an die vorhandene Literatur anlehnt und die überaus vielen Zitate, namentlich auch bei ganz landläufigen Gedanken, nicht den besten Eindruck machen. Aber ein Buchhändler, der sich über die Ansprüche unterrichten will, die jetzt in Pädagogenkreisen an die Jugend- und Volksliteratur gestellt werden, wird hier ungefähr alles Wesentliche zusammen getragen finden. Der Verfasser erörtert zuerst die Frage: In welchem Zusammenhang stehen Jugend- und Volksliteratur? Er betont dabei, daß -die echte Volksschrift genau soviel poeti schen Wert besitzen muß wie jedes andre dichterische Erzeug nis und daß noch viele Werke unsrer Klassiker im Laufe der Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 72. Jahrgang. Zeit zu Volksschriften werden können, wie es schon einige geworden sind«. Viele Volksschriften sind auch als Jugend schriften geeignet. Eine »spezifische» Jugendliteratur, wie sie seit Jahrzehnten bei weitem überwiegt, will der Ver fasser nicht gelten lassen. — -Durch rein pädagogische Rück sichten bestimmt, glaubte man eine Literatur schassen zu müssen, die in erhöhtem Maße den Interessen der Erziehung und des Unterrichts dienen sollte. Man braucht keine einzelne jener Jugendschristen gelesen zu haben (?!), um sich vorstelleu zu können, was bei diesem strebenden Bemühen heraus gekommen ist. Es genügt die Überlegung, daß pädagogischen Bedenken zuliebe alle andern Rücksichten fallen mußten, und daß an Stelle des gottbegnadeten Dichters der Erzieher und Lehrer oder, was noch schlimmer war, der literarische Hand werker durch den Inhalt der Jugendschriften zum Kind sprach. Es ist daher kein Wunder, daß bald eine starke Reaktion er folgte, die schon sehr segensreich gewirkt hat, sei es dadurch, daß wahre Dichter wieder den Versuch machen, ohne Beiseite schiebung berechtigter pädagogischer Rücksichten für die Jugend zu schreiben, sei es dadurch, daß man bemüht ist, aus dem reichen Schatz der allgemeinen Literatur geeignete Jugend lektüre auszuwählen.« — Ich habe diese Stelle hier wörtlich wiedergegeben, weil die Ansichten der Reformer nicht jedem ohne weiteres ver ständlich erscheinen werden. Einerseits will man keine »spe zifische« Jugendliteratur, und anderseits gibt man die Eigenschaften an, die eine gute Jugendliteratur auf weisen muß. Darin dürfte doch wohl ein gewisser Widerspruch liegen. Deutlicher erklärt den Unterschied vr. I. B. Ensch, aus dessen Werl ich noch zu sprechen komme: — -Die Kritiker der alten Richtung halten an der Ansicht fest, die Jugendschrift sei bloß für die Jugend geschrieben. Eine solche Jugendschrift nennen sie eine spezifische Jugendschrift. Sic wurde von Jugendschrift stellern gepflegt, in der guten Meinung, die Jugend müsse durch eigens für sie hergestellte Bücher und Schriften zuni Guten erzogen werden. So kam es denn, daß diese Jugend schriftsteller die erziehliche Seite der Jugendschriften überall hervorkehrten und die Lehre jedesmal breit vortrugen. Es entstand dadurch in diesen Büchern eine sogenannte Tendenz, d. h. jeder Schriftsteller suchte die Jugend nach seinen Grundsätzen zu erziehen. Bis in die neueste Zeit blieb die Kinderlektllre spezifische Jugendschrift. Mit einemmal gingen die Meinungen auseinander, da einige kühne Neuerer be haupteten, die Jugend solle nicht zum Guten erzogen werden, sondern zum Schönen, zur Ästhetik der Kunst; sie erklärten der Tendenz den Krieg.» — Es sei schon gleich hier bemerkt, daß die Ansichten der Reformer durchaus nicht überall Beifall finden und nament lich von dem Verband evangelischer Schul- und Lehrer vereine, sowie von katholischen Lehrervereinen und Fachzeit schriften scharf bekämpft werden. Nachdem Baumgart die pädagogische Bedeutung der Jugendlektüre behandelt hat, erörtert er die Frage: Nach welchen Gesichtspunkten ist auszuwählen? In der Einleitung bemerkt er: — -Es sind anfangs rein pädagogische Erwägungen gewesen, welche Veranlassung zum Verfassen besondrer Jugendschriften gaben; es ist daher auch ganz natürlich, daß die Pädagogen selbst als Autoren der ersten eigentlichen Jugendschristen erscheinen. Als aber das natürlich vor handene und künstlich gesteigerte Lesebedürfnis immer mehr zunahm, änderte sich das Verhältnis der Jugendliteratur zur Pädagogik. Unter der Vorgabe, erzieherisch wirken zu wollen, spekulierten literarische Handwerker auf die Stoffgier des Kindes; wer seinen Beruf verfehlt halte, schrieb Bücher für die Jugend und fand alsbald in dieser Lebens aufgabe ,eine tüchtige Kuh, die ihn mit Butter versorgte', ltS9
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder