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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.10.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-10-19
- Erscheinungsdatum
- 19.10.1905
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- Deutsch
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9414 Nichtamtlicher Teil. osk 244, IS Oktober 1S05. Nichtamtlicher Teil Hervorragende Versteigerungen. Das Ende dieses Monats bringt der Buchhändler- und Sammler-Welt zwei bedeutende Auktionen, auf denen Sammlungen von ganz außerordentlichem Wert unter den Hammer kommen werden. Am 27. und 28. Oktober ver steigert das Antiquariat Gilhofer L Ranschburg in Wien I, Bognergasse 2, die Sammlung Trau, deren Reichhaltigkeit und Kostbarkeit es rechtfertigen, hier näher auf sie einzugehen. Die bibliographischen Beschreibungen des versandten Katalogs's sind mit wissenschaftlicher Gründ lichkeit und gewissenhafter Genauigkeit bearbeitet; schon seine Durchsicht wird das Interesse jedes Antiquars gefangen nehmen und seine Kenntnisse bereichern. Über die Persönlichkeit des Sammlers Franz Trau er fahren wir aus dem Vorwort des Katalogs, daß er als ein Mann von umfassendem Wissen, als ein Kenner von un gewöhnlichem Scharfblick es verstanden hat, immer das Beste und Seltenste auszuforschen und zu erwerben. Während eines langjährigen Aufenthalts in London hatte er die rich tige bibliophile Schulung erfahren, und seinem regen Eifer gelang es. in den letzten Dezennien auf einen kleinen Grund stock eine Sammlung von Kunstgegenständen und litera rischen Seltenheiten aufzubauen, die die Bewunderung jedes Liebhabers erregen muß. Es sei hier erwähnt, daß besonders hervorragend seine Münzsammlung und seine Japan- und China-Kollektion sind, daß diese aber nebst den römischen und griechischen Antiken im Besitze der Familie verbleiben. Zur Versteigerung kommen jetzt nur Handschriften, Miniaturen und seltene Druckwerke, also der Teil der hervorragenden Privatsammlung, der auf eingehende Berück sichtigung unter den Buch-Antiquaren rechnen darf. Die Schätze der Sammlung haben im Katalog naturgemäß in chronologischer Reihenfolge Verzeichnung gesunden. Den Neigen eröffnen 79 illuminierte Handschriften aus dem elften bis sechzehnten Jahrhundert. Die kunstvollen Miniaturen in diesen Manuskripten sind der deutschen (!4), französischen (II), italienischen (18), niederländischen (18) und spanischen (l) Schule zuzurechnen. Von dem be deutenden illustrativen Schmuck dieser Handschriften und seiner großen Mannigfaltigkeit geben dem Kenner die dem Katalog reichlich beigegebenen Reproduktionen eine genügende Anschauung. Neben zahlreichen geschmackvollen Bild- und ornamentalen Initialen finden sich auch Voll bilder wiedergegeben, die den Reiz und den Wert des Originals hinreichend erkennen lassen. Unter Nr. kk ist von Hoefnagel (Hofmaler in Prag) ein Band seines Schmetter lingsbuchs verzeichnet, das dieser — im ganzen vier Bände — für Kaiser Rudolf II. gemalt hat. Nach dem Katalog gibt die Zeichnung und Farbengebung der Schmetterlinge von großartiger Kunstfertigkeit Zeugnis; der Band soll zu den schönsten Erzeugnissen der naturgeschichtlichen Jllustrations- technik des sechzehnten Jahrhunderts gehören. Auf die Handschriften folgen 83 einzelne Minia turen aus dem zwölften bis sechzehnten Jahrhundert, durch weg prachtvolle Stücke, nach den genauen Beschreibungen und den ebenfalls zahlreich beigegebenen, allerdings nur ) Unnaturen XI.—X VI. lalnbulldsrt. Uiinaturell auk Liurel- blatteim XII.—XVI. dabrbruidert. Holstakeldruvlrs: Apocastpso, Illblla pauperum, Ars morievdi. Inkunabeln 1454—1500. stols- Werlren des XVII. bis XIX. dabrl.underts. I.6L.-80. IX, 152 8. Uit 45 Illustrationen im 'lest unck 35 Abbildungen ank Inkeln. Versteigerung l'reitng, den 27. und 8amstag. den 28. Oktober 1805 durcb kilbvker L liansobburg in Wien. schwarzen Wiedergaben zu urteilen. Gleich die erste Nummer »Christus am Kreuze mit Umgebung«, ein Miniatur bild auf Pergament nach dem jetzt in der Reichen Kapelle zu München befindlichen byzantinischen Goldemail aus dem neunten Jahrhundert, ist eine wahre Perle der Miniatur malerei, und solche finden sich noch mehrere in der wunder vollen Sammlung. Drei Blockbücher, frühtypographische Erzeugnisse von kunstgcschichtlicher Bedeutung, bilden, die folgende Abteilung Das erste ist eine bibliographische .Seltenheit: eine Apokalypse, bestehend aus 48 mit dem Reiber gedruckten Holzschnitten in schönem, gleichzeitigem Kolorit, ein sehr gut erhaltenes Exemplar der aus der Zeit 1445—1460 stammen den Holztafeldrucke. Aus dem Jahre 1470 ist das zweite Blockbuch: Liblia Lauporuw, deutsch. Nördlingen, Fr. Walthern und Hans Hurning. Es sind 19 mit dem Reiber gedruckte Blätter, von denen jedes mehrere kolorierte Darstellungen enthält. Eine Ars moriondi, eine Kölner xylographisch-typo- graphische Ausgabe aus den Jahren 1474—78, macht den Schluß Das tadellos erhaltene, vollständige Exemplar stammt aus der berühmten Liphartschen Sammlung Über die stattliche Reihe der Frühdrucke unterrichten zunächst drei Register, die den bibliographisch genauen Be schreibungen der 178 Inkunabeln vorgedruckt sind. Ein chronologisches Register ordnet die Drucke nach ihrer Ent stehungszeit, das Druckortsregister gibt über ihre Herkunst Aufschluß — am stärksten ist Augsburg mit 33 Stücken vertreten —, und die dritte Zusammenstellung hebt die Inkunabeln mit Holzschnitten hervor. Dieser Bilderschmuck wird in die deutsche, italienische und niederländische Schule gegliedert. Die Drucke mit bildlichem Schmucke, Holz schnitten, Initialen, gemalten Bordüren rc. überwiegen. Über haupt sind die meisten Stücke inhaltlich oder typographisch besonders hervorragende Frühdrucke, von denen mehrere bisher ganz unbekannt waren oder noch nicht eingehend beschrieben worden sind. Eine dem Katalog beigegebene Farbentafcl gibt die Ansicht eines Blattes aus einer Liblia latia», Venetiis 1479, kl. donson. Das ganze Blatt ist von einer vierseitigen, reich ornamentierten Rankenbordüre um rahmt, rechts oben und in der Milte Medaillonporträts des heiligen Johannes und des heiligen Franziskus und links oben über einem I-Jnitial in Gold, Blau, Grün und Rot eine zarte meisterhafte Miniatur: Gott Vater erschafft den ersten Menschen (8ox78 wm) auf schwarzem, mit Gold strahlen gehöhtem Grund. Da diese Bibel gegen 80 solcher meisterhaft ausgeführten Miniaturen aufweist, die die Hand eines Meisters der florentinischen Schule verraten, kann man sie wohl mit Recht als ein künstlerisches Prachtexemplar be zeichnen. Als Perle der ganzen Inkunabel-Abteilung hebt der Katalog einen Druck von Fust und Schoeffer hervor: Oiesro, Oklitüs et Paradoxa, 1465, auf Pergament gedruckt, mit gemalten Randbordüren. »Es ist ein in jeder Beziehung kostbares Produkt», sagt der Katalog, -mit Gutenbergs Typen von seinen beiden Nachfolgern Peter Schoeffer und Johannes Fust gedruckt. Die kunst vollendete Meisterschaft dieses Erstdruckes eines Klassikers, die liebevoll entzückende Handmalerei und Rubrizierung, die Feinheit und Weichheit des Pergaments, der legendenhafte Zauber, der die Schöpfungen der Erstliugsprcsse umspinnt, dazu der intime Reiz der bequemen Handlichkeit, mit der man das wundervolle Werk umfassen kann, all dies macht es zu den begehrenswertesten unter allen Schätzen, die das Auge und das Herz des Bibliophilen entzücken». Aus der gewissenhaft-genauen Beschreibung und den Faksimile-Wieder gaben kann man sich ein lebhaftes Bild von diesem inter-
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