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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.10.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-10-19
- Erscheinungsdatum
- 19.10.1905
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- Deutsch
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^ 244, IS. Oktober 1905. Nichtamtlicher Teil. 9415 essanten, Erzeugnis der Frühtypographie machen und man wird obigen Lobeshymnus nicht unberechtigt finden. Noch von vielen Stücken der reichen Jnkunabelsamm- tung könnte man an der Hand des Katalogs ihre Schön heiten, ihre Seltenheit und Kostbarkeit hervorheben. Wollte man dann aber gerechterweise auch der folgenden Abteilung der Holzschnittwerke des sechzeh nten Jahrhunderts die selbe Beachtung schenken, so würde man kein Ende finden, denn auch hier bietet sich dieselbe Fülle schöner, besonders merk würdiger und reich illustrierter Seltenheiten Wieder ist eine Systematisierung der Holzschnittwerke nach Schulen voraus geschickt und auch ein Verzeichnis der Druckorte, von denen wiederum Augsburg am stärksten vertreten ist. Es ist ein Genuß, diese 210 Nummern starke Abteilung mit den zahl reich eingestreuten Reproduktionen durchzusehen und sich zu belehren. Die letzten 99 Nummern des Katalogs bilden »Vivvrsa, OurioLL, .looosL sto.» der deutschen, französischen und eng lischen Literatur aus dem siebzehnten bis neunzehnten Jahr hundert, keineswegs aber etwa ein minderwertiges Sammel surium, nein, auch hier findet man eine ganze Reihe seltener Bücher, die ein beredtes Zeugnis von dem regen Sammel eifer des Schöpfers dieser wertvollen Bibliothek oblegen. Wie man aus dem Vorhergesagten schon ersehen kann, ist die Ausstattung des Katalogs mit seinen reichen illustra tiven Beigaben eine würdige, sie entspricht der Bedeutung und dem Inhalt des darin Gebotenen. Es ist auch bereits erwähnt, daß die bibliographische Bearbeitung des Katalogs eine in jeder Hinsicht lobenswerte wissenschaftliche Leistung ist. Die Firma Gilhofer L Ranschburg hat also mit diesem Katalog ein Musterwerk eines Auktionsverzeichnisses geschaffen, das in richtiger, würdig einladender Weise auf die große Bedeutung der Auktion Trau hinweist. —i. Am 23.—28. Oktober findet ferner in Berlin durch die Firma I. A. Stargardt die Versteigerung des ersten Teils der Autographensammlung des im August vorigen Jahres verstorbenen Bankiers Alexander Meyer Cohn statt. Diese Versteigerung darf wohl als ein Ereignis im Autographenhandel bezeichnet werden. Der vorzüglich aus gestattete, mit vielen Silhouetten, Faksimiles usw. geschmückte Katalog*) ist von dem bekannten Professor Erich Schmidt mit einem Geleitswort versehen worden und führt auf allen Blättern, auch wo kein Faksimile und keine Probe den Wert der Stücke eigens hervorhebt, eine so stummberedte Sprache, daß jede Anpreisung verschwendet wäre. Wir lassen mit Genehmigung der Firma Stargardt die Freundesworte Schmidts hier folgen: Alexander Meyer Cohn war ein Berliner Kind, der Sohn eines klugen und tatkräftigen Mannes, der sich vom bescheidenen Schriftsetzer an die Spitze des hervorragenden Bankhauses aufgeschwungen hatte und namentlich das wohlbelohnte Vertrauen märkischer Adeligen genoß. Geboren am 1. Mai 1853, durchlief »Alex« die Klassen des französischen Gymnasiums und erwarb sich eine gediegene humanistische Bildung. Nachdem er sein Militär jahr abgedient, ein strammer Soldat, ein eifriger Turner, ein treuer Patriot, rüstete er sich in Frankfurt und Basel, Brüssel und London zum Eintritt in das väterliche Ge schäft, mehr aus willig geübter Pflicht, denn aus innerer Neigung zu diesem Beruf, über dessen Plagen er später manchmal geseufzt hat. Er erfüllte ihn, das letzte Jahr zehnt hindurch als Chef neben seinem Bruder Justizrat *1 XLtLloA der LutoAi'Lpb6N-8lMlo1uQA Lloxg-ndoe Noz'er Oobv's. Nit einem Vorwort von Professor Dr. Priel tzebmidt. I. 1'eii. Xiein 40. VIII u. 156 8. Nit vielen Abbildungen. Ver steigerung vorn 23. bis 28. Oktober 1905 durob 1. 4. Sturgnrdt Dr. Heinrich Cohn, mit steter Umsicht und unbedingter Zu verlässigkeit, jedem Spekulantentum abhold. An der Seite einer feingebildeten Gattin österreichisch-polnischer Herkunft fand er das häusliche Glück und war seinen beiden Töchtern der liebreichste Vater, dem alten und jungen Freundeskreis ein wundermilder Wirt. Wer mit ihm in Berührung kam, erkannte bald als herrschenden Zug seines Wesens die Güte. Er gab gern, reichlich und freundlich, am liebsten ungebeten in der Stille. Auch mancher junge Künstler hat solche Wohltätigkeit er fahren, und seinen Vertrauten ist kaum ein Festtag ohne ein sinnig gewähltes Geschenk aus dieser offenen Hand vorbei gegangen. Der immer gleichen Herzenswärme war eine starke Mischung berlinischen Humors beigesellt, nie verletzend und nicht bloß oberflächlich spaßend, wie gern unser Freund sich auch in drolligen, zeitweise stereotypen Redensarten er ging, sondern als Ausfluß tiefer Heiterkeit. Alles, was nur von fern an Protzentum streifte, stieß ihn ab. Er schmückte seine Wohnung mit erlesenen Kunstwerken deutscher und ausländischer Meister, wich aber jeder prunkvollen großen Geselligkeit aus und mied Premieren und dergleichen Stell dichein für Berlin IV. so gut wie in den Ferien die vor nehmen Modeorte. Der kleine untersetzte Mann wunderte lieber mit dem Rucksack an stille Plätze im bayerischen Ge birge. Alljährlich, nicht bloß zu Pfingsten, wo das Gewühl der Festversammlung die reine Andacht hemmt, zog es ihn nach Weimar. Dann besuchte er wieder und wieder alle ihm heiligen Stätten und sprach als willkommener Gast im Goethe-Schiller-Archiv vor, das seiner Liberalität soviel ver dankt: außer kostbaren Handschriften zwei große Reihen von öditiooss priuoipss deutscher Dichtwerke in Prachtbänden. Neben der Berufsarbeit lies eine unermüdliche Tätigkeit für zahlreiche Vereine, die seines Beirats und seiner stets bereiten Hilfe bedurften. Gar manchem ist er wirklich ein Schatz meister gewesen. Literatur, Volks- und Völkerkunde, germa nische Altertümer, Geschichte Berlins haben seine fördernde Hand gespürt; das Museum für deutsche Trachten zumal wäre ohne diesen so unterrichteten wie opferwilligen Mann nicht zustande gekommen. Ein voller Chor dankbarer An erkennung hat den Lebenden, der äußeren Ehren niemals nachging, erfreut, den früh Verschiedenen betrauert. Lange schon zehrte die Zuckerkrankheit an seinem Dasein. Im Frühjahr 1904 kam er schwer leidend aus Bozen heim und hatte nun Monate hindurch mit furchtbaren Schmerzen zu kämpfen, die sich doch im Juli so weit milderten, daß er getrost in die nächste Zukunft blickte und aus einer not wendigen Erholungsreise seiner Familie bestand. Ich seh' ihn vor mir, den rührenden, guten Dulder, wie er in einem stillen Garten des Grunewalds vom Lager aus dem Besucher freundlich zuwinkte und ihm dann wohl auf dem Seiten tischchen ein paar schöne Handschriften wies, an denen sein Auge sich eben geweidet hatte. Die Hoffnung war trügerisch, eine jähe Wendung trat ein, am 11. August 1904 ist Alexander Meyer Cohn sanft entschlafen. Ihm bleibt für weite Kreise der Ruhm des größten deutschen Autographensammlers und Autographenkenners. Wiederholt, noch in letzter Zeit, Hab' ich ihn klagen hören, daß er trotz allem Wohlstand nicht in der Lage sei, die angehäuften Schätze den Seinen als unveräußerliches Erbe zu hinterlassen oder sie gar insgesamt einem öffentlichen Institut wie dem Goethe-Schiller-Archiv zu ver machen. So zerstiebt denn diese kostbare Fülle, wie das sinkende Jahr die Blätter des Baumes herabstört. Noch auf der Schule hatte Cohn von seinem Vater einen Schillerbries als Geschenk erhalten, woran sein Sammel eifer sich entzündete. Anfangs wuchs der Besitz langsam; dann konnte die immer leidenschaftlichere Liebe allgemach im 1245*
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