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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.11.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-11-01
- Erscheinungsdatum
- 01.11.1905
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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254, 1. November 1905. Nichtamtlicher Teil. 9933 während der langen Zeit des gemeinsamen Wirkens für das Leipziger Buchgewerbe genau zu erkennen reichlich Gelegenheit hatte. Er sprach folgendes: Hochgeehrte Versammelte, liebe Berufsgenossen! Carl Berendt Lorck, Vater Lorck, der liebe, alte Lorck! Er Toten in ihren Mauern geborgen, außer jenen Großen, Fort lebenden, deren Standbilder auf uns schauen, auf ihn schauen, den würdigen Schüler und Förderer Gutenbergs, Königs und des Deutschen Buchgewerbevereins zum letztenmale. Ihm die Ehrung eines feierlichen Abschiedes in der Gutenberghalle zu gewähren, ist die erste Bitte, die ich nach meinem Rücktritt zu Beginn dieses Jahrhunderts als Alters-Vorsteher des Deutschen Buchgewerbcvereins an den verehrten Vorstand gerichtet habe. Man hat mich daraufhin beauftragt, dem verehrten Freunde ein Dankeswort nachzurufen. Wir stimmen keine Trauerklage an. Wer drei Menschen alter arbeitsfreudig durchlebt, mit frischen Sinnen das vierte angetreten hat und im 92. Jahre bis in die letzten Lebenstage noch ein heiteres Scherzwort auf den Lippen hatte, der hat sein Leben nach langmütigster Freundlichkeit der Natur voll ausgelebt. Die hehren Bilder an den Hochwänden dieser Halle, der Sagenwelt unsrer germanischen Vorfahren entnommen, stellen sinnvoll gegensätzliche Gewalten dar: in Baldurs Erstehung und dem Menschenpaar zu seinen Seiten die Begeisterung für ein neues Lebenswunder, ringsum und darüber das Hinschwinden widerstrebender Gewalten; der ruhigen Edelgestalt des Runen findenden Wotans steht das flackernde Bildnis Lokis, der auf einer Hirnschale durch das Weltall schwebenden Phantasie die fest thronende nackte Wahrheit gegenüber. Solche Gewalten beherrschen noch heute in wechselvollem Kampfe Leben und Persönlichkeiten. Das gilt auch für Carl Lorck. In seinem Wesen waltete eine reiche Phantasie über die nackten Tatsachen des Lebens vor, in seinem Tun paarten sich ernstes Sinnen und flackerndes Wirken, sein ganzes Leben aber Seeoffizier widmete und jung in Westindien starb, am 29. August 1814 zu Kopenhagen geboren, hat Lorck seit 1836, also siebzig Jahre in Leipzig gelebt. Er war zunächst bei Breitkopf L Härtel im goldnen Bären, der Stätte, von der aus Immanuel Breitkopf gewirkt, Friedrich König seinen Ausgang genommen, und wo Senefelder selbst den Steindruck eingerichtet hatte, unter den Brüdern Härtel in der Buchdruckerei tätig. Im Jahre drauf verband er sich, selbst nicht öffentlich hervortretend, mit Johann Jakob Weber, der schon seit drei Jahren in Leipzig durch seinen Verlag für die Wiedergeburt des deutschen Holz schnitts wirkte. Das große Ereignis dieser Zeit, die erste nationale Feier Deutschlands, das Gutenbergfest zu Leipzig 1840, wirkte damals, und für immer, mächtig auf ihn. Seine Be tätigung dafür war Kuglers Geschichte Friedrichs des Großen mit der neuen Bilderwelt Adolf Menzels in dem wieder gewonnenen deutschen Holzschnitt, ein epochemachendes Werk der Buchkunst. Aber gleich die ersten gemeinsamen Ver- Börsenblatt für den deutichen Buchhandel. 72. Jahrgang. lagsunternehmungen wollten dem Buchwesen dienen, das Bibliopolische Jahrbuch, die Zeitung für Buchhandel und Bücherkunde, dann die Allgemeine Preß-Zeitung mit den Biblio graphischen Blättern und der Allgemeine Zeitungskatalog. Als sich beide Männer 1845 trennten, behielt Weber die von ihm zwei Jahre zuvor begründete Jllustrirte Zeitung, während Lorck den mehr von ihm gepflegten Bücherverlag übernahm. Nach weitern zwölf Jahren reger selbständiger Tätigkeit für nordische Literatur und volkstümliche Unternehmungen mußte Lorck den Verlag verkaufen, auch die kurz vor Auf gabe des Verlags erworbene Fr. Nies'sche Buchdruckerei und Schriftgießerei mit ihrem fremdsprachigen Letternschatz nach gleichfalls zwölfjähriger Tätigkeit 1868 in andre Hände geben. Er hat von sich selbst scherzend gesagt: »Ich bin nie ein Dase geworden, und schon froh, wenn ich mit Adam Riese fertig werde.« So hat er, der Verleger der 38bändigen Ausgabe von Andersens Werken, »Das Märchen seines Lebens« unverbittert über sich ergehen lassen, im kindlichen Vertrauen eines guten Schlusses gewiß. Der sich geschäftlich selbst nicht helfen konnte, dachte nun durch seine Erfahrungen der Allgemeinheit seiner Berufs genossen zu nützen. Seine Berechtigung dazu erwies er durch das noch im Jahre 1868 erschienene nützliche Buch -Die Her stellung der Druckwerke«. Sein Wirken für die Öffentlichkeit seit jener Zeit, also durch 36 Jahre hindurch, liegt wie ein offnes Buch vor uns. Durch die 1869 im Hinblick auf die erstehende Organisation der Buchdruckereibesitzer unternommenen Annalen der Typographie diente er bis 1875 dem Deutschen Buchdruckeroerein als Sekretär. Als der Verein dem schwer darauf eingehen lassen. Inzwischen hatte er sich dem Ausstellungswesen des Buch handels gewidmet, 1873 durch wertvolle Berichterstattung über das Druckgewerbe auf der Weltausstellung in Wien, für 1876 durch die Vorbereitung einer buchhändlerischenKollektivausstellung in Philadelphia, 1879 durch die Veranstaltung der buchgewerb lichen Abteilung auf der Sächsisch-Thüringischen Kunstgewerbe- Ausstellung in Leipzig. An diese Ausstellung knüpfte er all gemeine Betrachtungen, die er in der Schrift »Die Druckkunst linge, eine festere Form für den Verein der Buchdruckereien in Leipzig, Vereinigung aller Elemente der graphischen Künste und Gewerbe in der Art des Pariser Cercle für gewisse allgemeine Zwecke, ein Museum für die graphischen Künste, zunächst eine reiche Mustersammlung, eine Fachbibliothek für Buchausstattung mit Lesezimmer. Damit aber Leipzig die hohe Schule für den Buchhandel und für die graphischen Künste werde, tue not, daß der Dilettantismus einem streng systematischen Unterricht über der Erfindung der Typographie, und zwar vor dem monumen talen Gebäude, das im Jahre 1950 sicherlich alle die Institute umfasse, die Leipzig als Vorort und hohe Schule des Buch handels und der graphischen Künste zu jener Zeit besitzen werde. Sein noch im Herbst ausgesprochener Wunsch, nicht zu den Phantasten gerechnet zu werden, wenn er für die Ostermesse 1881 auf eine internationale graphische Ausstellung in Leipzig hoffe, ward zuschanden; eine außerordentliche Hauptversammlung des Vereins der Buchhändler zu Leipzig lehnte im April des folgenden Jahres die Bewilligung von Vereinsmitteln ab, ein anderweit von ihm unternommener Vorstoß mißlang. Da hielt er auch diese neue öffentliche Tätigkeit für geendet und widmete sich dem im Jahre 1880 neu gegründeten Geschäft mit plastischen Kunstwaren; doch schrieb er 1882/83 nebenbei für I. I. Weber ein zweibändiges Handbuch der Geschichte der Buchdruckerkunst und für den Verein der Buchhändler dessen 1312
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