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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.11.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-11-10
- Erscheinungsdatum
- 10.11.1905
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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10394 Mchtamtlicher Lek. 262, 10. November 1905. oereinsvorstand und Verbandsvorstand ausgehend und in einem feinen Worispiel über »Verband« endend. Das griff Hermann Seippel sofort auf, indem er sagte, daß er als kundiger Arzt den vom Vorredner dem Börsenvereins vorstand aufgelegten Verband gleich wieder abreißen müsse; ein gesunder Körper brauche keinen Verband, und er forderte die Tischgesellschaft auf, durch einen kräftigen Trunk die Gesundheit des Börsenvereinsvorstands zu be zeugen. Ur. Ehlermann antwortete, indem er ganz diskret den Schleier über die Arbeitsteilung im Börsenoereins - Vor stand lüftete: der erste Vorsteher spräche in den geschäftlichen Angelegenheiten und in den Sitzungen, er als zweiter Vor steher nur bei Tische. Dann ging er ein wenig auf die Ent wicklung der Rabattbewegung ein, um sein Glas dem an wesenden ersten Vorsteher des Verleger-Vereins, Carl Engel horn, zu bringen. Dessen Gedanken waren derweile ins »Ländle» und in die Stadt am Nesenbach geschweift. Er erzählte, daß er einst bei einem Festmahl sich der Unter lassung bewußt geworden wäre, seiner trauten Frau daheim noch kein Lebenszeichen gesandt zu haben, und im Drang der Umstände hätte er die Taselkarte in einen Briefumschlag ge steckt und nach Hause geschickt. Mit wendender Post sei sie zurückgekommen, auf der Rückseite die Worte tragend: mittags Kalbsherz — abends gewärmt I Das Hoch auf unsre lieben Frauen wurde mit verktärten Blicken freudig ausgenommen Hernach sah man viele, die mit großer Emsigkeit Postkarten schrieben. Ja, sie saßen dort in Weimar in langer Reihe vor den beiden Marschallstafeln, die Gewaltigen im Buchhandel, lauter Graduierte, Vorsteher und Schreibkundige und Schatz meister Aber selbst wenn Kirschen auf der Tafel gewesen wären, man hätte cs wagen können, sie mit den großen Herren zu essen, so leutselig waren sie. Deshalb faßte sich auch ein ganz Schüchterner ein Herz, Robert Ludwig Prager aus Berlin, um ein Sprüchlein zu sagen. Sie, die Berliner nämlich, wären zwar als etwas schn — nein, ich mag das häßliche Wort nicht hiuschreiben') — verschrieen; aber das Herz hätten sie doch aus dem rechten Fleck, und als seinerzeit Stuttgart nach Berlin gekommen wäre, als Carl Engelhorn sich nach dort ausgemacht hätte, da wäre es um sie geschehen gewesen, da hätte das Herz wieder am Herzen gelegen. Noch weiter in die Geschichte zurück griff August Frederking, aussührend, daß man in Weimar not wendig des Altmeisters Adolf Kröner gedenken müsse. Dankbarkeit hat im deutschen Buchhandel immer eine Stätte gehabt und so folgte dem jubelnden Hoch schnell ein Tele gramm nach Stuttgart. Die telegraphische Antwort erreichte uns noch am selben Abend. Heinrich Schöningh wies auf den schönen Austausch der führenden Männer im deutschen Buchhandel hin. Es präsidiere jetzt ein Leipziger in Berlin und in Leipzig ein Rheinländer, da könne die Einigkeit nicht fehlen. Dem Rheinländer in Leipzig, Robert Voigtländer, gelte sein Glas. Dieser dankte und sagte, Leipzig würde jetzt vielfach an gesehen wie das häßlrche Entlein im Märchen; aber man möge nur Geduld haben, er hoffe, es werde sich bald entpuppen als ein Schwan in weiß strahlendem Gefieder. Er fordere aber auf, aller Entlein im Buchhandel, nämlich unsers Nachwuchses, unsrer Söhne zu gedenken. Da meldete sich ein Vater, Otto Meißner, und dankte namens seiner Söhne und gelobte für sie dem Buchhandel ') Anmerkung des Setzers: Ich verstehe die Punktierung nicht. Der Redner hat offenbar »schmollend« gesagt, und das ist doch kein häßliches Wort, kaum eine häßliche Eigenschaft. Manchem steht schmollen reizend, wahrscheinlich dem Redner auch. Treue. Im Buchhandel könne man anklopsen, wo man wolle, überall ertöne ein gastliches »Herein!« Das hätten wir auch von den Weimarer Kollegen gehört. Neben das häßliche Entlein Leipzig, so begann ein Andrer, könne auch der Berliner Bär gestellt werden; sein Brummen wäre jahre lang unharmonisch gewesen; aber jetzt wirke seine Stimme melodisch und volltönend mit im Konzerte. Nur eins möchte der Berliner Bär noch tun, nämlich von der Spree bis zum Pregel ein kräftiges p. t. v. erschallen lassen, das »propper, feste, vorwärts! des alten hochberllhmten Füsiliers Kutschke. Karl Siegismund sagte das gern zu, er fasse das als eine kollegiale Aufgabe auf, und den Pflichten der Kollegialität könne und wolle er sich nie entziehen. — Ja, es war ein wenig viel des Redens; aber einer wurde doch noch gern gehört: -Anderthalb Stunden warte ich nun mit steigender Ungeduld auf den vorletzten Redner«, so Hub Otto Petters an, im Tonfall und Mienenspiel alle Zeichen einer ungeduldig gewordenen Seele widerspiegelnd. Gott segne ihn und seinen Humor und die Gaben, die nun seit vielen Jahren seine fleißige und linde Hand zusammen bringt. Der letzte Redner ivar er jedoch nicht. Denn Rudolf Buchmann brachte noch den Dank Weimars zum Ausdruck. Nun kam Unruhe in die Gesellschaft; es begann ein Rücken mit den Stühlen, Aufstchen und Schieben und Stellen und Plätzesuchen. Ein großer Moment nahte heran. Zwar dauerte es noch viele Momente, bis endlich alles so weit war Dann ging es plötzlich: Puff! Empfindliche Nasen vibrierten ein wenig; allein was will das bedeuten gegenüber der Tat sache, daß die große Stunde für alle Zeiten im Bilde fest gehalten ist! Wer weiß, vielleicht kommen wir sogar alle in die »Woche«. Nein, wie ich mich da freuen würde! — Fünfundzwanzig Buchhändler im Parkett des Weimarer Hofiheaters — das ist wohl noch nicht dagewesen. Und wir Alten saßen umrahmt von dem lieblichsten Mädchenflor, wie ihn nur ein Pensionopolis wie Weimar stellen kann; d. h. — ich möchte niemand zu nahe treten — einige Schmucke und Junge waren auch unter uns. Wir alle aber waren ergriffen von dem eigenartigen Reiz, an dieser Stätte Schillers Jungfrau von Orleans zu sehen, zumal die Titel rolle vorzüglich besetzt war. Hiernach versammelten sich die Zurückgebliebenen — manche verließen mit den Abendzllgen Weimar — im Russischen Hof zu traulichem Beisammensein Am andern Tag galt es noch den Zoll des Dankes zu entrichten, vor den Standbildern und in den Wohn stätten der Geistesgrößen, die Weimar einst beherbergt hat. »Damals Poetenwinkel — heute Tantiemenvilla!« sagte treffend ein Stuttgarter Verleger vor dem Gartenhause Goethes im Weimarer Park. Wie wohnten und lebten sie doch so einfach und bescheiden, unsre großen Dichter und Denker! — Die Rückfahrt nahmen wir am Harz entlang. Aber der Harzgeist hatte einen dichten Nebelschleier um seine Berge und Wälder gezogen und verhüllte uns neidisch deren Anblick. In Hamburg angekommen, fanden wir Novitäten bergehoch getürmt vor. Doch nur Mut; jetzt werden dem Sortimenter schon Prämie» ausgesetzt für Höchstabsatz I Nur noch einen Schritt weiter: wenn der Verleger den Sorti mentern erst Spezialverkäufer gratis zur Verfügung stellt, dann wird der Absatz sich ins Unermeßliche steigern! Hamburg, 4. November 1905. Justus Pape.
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