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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.11.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-11-18
- Erscheinungsdatum
- 18.11.1905
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- Deutsch
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1078k Nichtamtlicher Teil. 26g, 18. November 1905. Grün und Schwarz) wieder auf Farbe, sondern Metall Mold Gelb, Silber — Weiß) auf Farbe oder Farbe auf Metall Helme sollen nie in der Luft über dem Schild schweben, weil dies unmöglich ist, sondern der Helm soll aus dem obern Schildrand aufsitzen; ebenso können Zimiere (Helm zierden) nicht allein über dem Helm oder ohne Helm über dem Schild frei schweben, sondern das Zimier hat auf dem Helm fest aufzusitzen, auf dem es bekanntlich auf geschraubt war! Eine Unmöglichkeit ist daher auch der englische (nicht deutsche!) Brauch, das Zimier allein ohne Helm über dem Schilde existieren zu lassen. Entweder der Schild allein oder das Zimier auf dem Helm (mit Decken) und dieser auf dem Schild! Hausmarken, die schon seit dem vierzehnten Jahrhundert bei bürgerlichen Familien Vorkommen und aus Kreuzen und Stäben ge bildet sind, können allein ohne alles oder im Schilde ge führt werden. Mauerkronen, früher nicht üblich, haben sich ganz eingebürgert; fünflürmig sind sie bei Residenz städten, dreitürmig bei allen andern Städten. Viele Personen können bei Annahme eines Wappens an ihren Namen anknüpfen; dadurch entstehen die sogenannten »redenden« Wappen, z. B. haben unzählige Müller ein Mühlrad im Schild, Eichmann: einen Mann mit Eich baum, Brunner: einen Brunnen, Hirschberg: Hirsch auf einem Berge, Hahn: einen Hahn, usw. Bei zwei neben einander stehenden Wappen übe man die uralte, ganz sinngemäße Regel der sogenannten »heraldischen Courtoisie«, d. h.: sind Menschen oder Tiere in den Schilden, so lasse man diese sich nicht unhöflich den Rücken zukehren und von sich wegsehen, sondern drehe die Köpfe in der Zeichnung höflich nach dem andern hin; d. h.: der Inhalt <z. B. auch Schrägbalken, Rauten usw.) des vor- dern Schildes sehe nach dem hintern Schild, und der Inhalt des hintern Schilds »ach dem vorder» Wer sich eingehender über die Haupt regeln der Wappen kunde (und auch über die üblichsten Fehler, be hufs deren Vermeidung) unlerrichten will, dem sei die bereits in sechster Auflage erschienene -Wappenfibel- Professor Ad. M. Hildebrandts in Berlin warm em pfohlen, die so billig (1 50 H) ist, daß jeder sie kaufen, und die so klein ist, daß jeder sie lesen kann. Einige Beispiele mögen zur Ergänzung folgen; Namen nenne ich, um niemand zu kränken, absichtlich nicht: Ein heutzeitliches Schlaraffiawappen ist in einer sür die Tournierlanze links ausgeschnittenen Rennlartsche aus genommen; zeitlich doch eine gar zu unvereinbare Zu sammenschweißung; ein jüngerer Barockschild wäre da eher am Platze gewesen. Eine Helmzier (Pferdekopf) in riesiger Größe hinter einem Helme, statt in proportio nierter Größe auf dem Helme, geht nicht an, weil sinnlos. Ein französischer, echt napoleonischer Adler unter deutscher Kaiserkrone ebenfalls Die Figur der Wacht am Rhein kommt oft vor, hält aber leider oft einen Schild mit falschem deutschen Adler. Unschön ist ein leerer Schild mit Krone. Ein Fahrrad als Zimier auf einem Helm wirkt komisch, weil in der Zeit zu weit auseinander. Ginge das nicht ohne Wappenanklang, d. h. ohne Helm? Ganze lange Inschriften in einem Wappenschild sind häßlich. Ein Korsett als Schild behandelt unter einer Mauerkrone, oder Schnupftabak in altem Schilde ist stark gewagt. Ein alter Ritter mit ganz modernem Monogramm im Schild ebenfalls. Sogenannte englische Schilde mit drei Spitzen oben haben in deutschen Wappen und Warenzeichen nichts zu suchen. Die deutsche Reichsfahne hat nicht Rot oben und Schwarz unten, sondern ist, von oben angefangen: schwarz-weiß-rot; das sollte jeder Deutsche nun endlich wissen! Ein alter Römerhelm auf einem Renaissance- schild ist unmöglich. Die zum Turnier gehörenden Renntartschen (an einer Seite mit dem für die Lanze zum Einlegen bestimmten Ausschnitt) vermeide man, da ein solcher Turnierschild doch gewiß mit dem modernen Kaufmann nichts gemein hat Drei weiße Künstler schildlein auf blauem Felde sind die Kennzeichen französischer und niederländischer Kunst; das deutsche Künstlerwappen ist: drei weiße Schildlein in rotem Felde. Die ost vorkommcnden Ritterfiguren stilisiere man nicht nach dem Muster der Papiermacheritter kleiner Bühnen oder nach Kinderbüchern, sondern nach guten, überall vorhandenen Rüstungsmustern Bei einem Fischlöwen, der sich den Schweif in die Höhe hält, ist eine Art Kaiserkrone darüber nicht am Platze. Ein Ei an Stelle des Schildes unter Helm und Zimier ebensowenig. Die bayrischen Rauten in ihrer Achse senkrecht herunter ist falsch, da diese Richtung und Stellung das Wappen von Monaco andeutet; die bayrischen Rauten gehen stets von vorn oben schräg mit ihrer Achse nach gegen über unten oder umgekehrt als Gegenstück zu einem hinten befindlichen zweiten Wappen. Eine Tabakspfeife in einem Wappenschild ist nicht gerade empfehlens wert. Drei Straußfedecn aus einem oberen Schild rand wachsen zu lassen, starke Phantasie. Daß sich zwei Schildhalter über einen Schild weg durch Hutabnehmen höflich guten Tag sagen, ist mindestens ungewöhnlich Ein sogenannter »altdeutscher- Herold und ein moderner eng lischer Schild gehören nicht zusammen. Was hat wohl ein pfeilspitzender Amor mit Schleifstein oder eine Margarine dose in einem Wappenschild zu tun? Ein ganzes Voll wappen mit Schild, Helm, Helmdecken und Zimier nochmals in einen Schild zu stellen, ist zuviel des Guten, ebenso Wappen- bildcr und Monogramme in einem Schild anzuhäufcn Die alle einbügelige Kaiserkrone Uber einem, noch dazu Privat- Schild anzubringen, ist direkt falsch. Diese Kaiserkrone des alten Reichs gibt es, gottlob, nicht mehr; wer ein richtiges Muster für die jetzige, 1870/71 erstrittene Kaiserkrone sucht, der sehe auf die Münzen und Reichskassenscheine der letzten zehn Jahre. Betrübend ist folgendes -Pracht wappen-: Schild, darin chinesische Buchstaben, darüber leerer Theaterhelm, daneben zwei altdeutsche Lanzknechte mit dem heutigen Reichsadler, das Ganze auf Wappenmantel unter Königskrone; mehr zeitliche Fehler ließen sich kaum vereinigen. In gänzlicher Ahnungslosigkeit schuf jemand das deutsche Wappen um: Geteilter Schild, darin oben drei schwarz weiß-rote Streifen, über die eine Königs-, ja keine Kaiserkrone! gelegt ist; unten ein spatzenähnlicher Aar mit falschem Mittel schild (Andreaskreuz!). Des Reiches höchstes Symbol, sein Wappen, sollte doch vor solcher Verschandelung bewahrt bleiben! Den Helm geradeaus zu stellen, sein Zimier aber seitwärts nach rechts oder links, ist unlogisch; denn Zimiere waren am Helm fest angebracht; sieht also der Helm gerade aus, so muß dieses auch das Zimier tun, oder aber beide sind seitwärts oder beide geradeaus gerichtet. Ein alter Germane in einer mittelalterlichen Rennlartsche liegt »nur« eine ganze Reihe von Jahrhunderten auseinander. Eine sonderbare Vereinigung ist auch ein Germane, der aus einer Mittelalter bürg reitet, in einem Schild, das Ganze auf Wappenmantel mit heutiger Königskrone. Geschlossene Adlerflügc (nur ein Flügel sichtbar) gehören nur auf seitwärts blickende Helme; steht der Helm geradeaus, so ist der Adlerflug aus ihm geöffnet, d. h. man sieht beide Flügel. Daß man ganze Landschaftsbilder oder Jagdszenen in einen Wappenschild setzt, ist höchst überflüssig; ohne Schild ist es jedenfalls passender und man kann derartigem jegliche andre Umrahmung geben, nur eben nicht einen Wappenschild. Der Trompeter von Säckingen ist ja sehr I beliebt; was aber der vor ein paar Jahrhunderten blasende
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