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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.12.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-12-01
- Erscheinungsdatum
- 01.12.1905
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- Deutsch
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11318 Nichtamtlicher Teil. ov 27S, 1. Dezember 1S05 oküoiis«, Mendelssohns Abhandlung über den Charakter Lessings, so daß der Pfarrer ihm höchst erstaunt antwortet: -Die Bücher, die zur Messe herauskommen, scheinen wichtig zu seyn; nur möchte ich wissen, wie Sie schon hinter ihre Geheimnisse gekommen wären, ehe sie das Tageslicht noch gesehen haben -«) Auf welchen Broterwerb Jean Paul baute, nachdem er die Theologie aufgegeben hatte, darüber sollte auch Vogel noch nichts Bestimmtes erfahren Erst am 8. März 1782 sandte Jean Paul ihm seinen ersten größern schriftstellerischen Versuch, das -Lob der Dummheit«, im Manuskript Pro fessor Seydlitz, dem die Schrift durch eine dritte Person übermittelt worden war, hatte sich günstig darüber aus gesprochen. Er sollte sie anscheinend dem Buchhändler Weigand anbieten, den Bogen für 7 Reichstaler sächsisch?) Als Jean Paul nach einer Reise in die Heimat nach Leipzig zurückkehrte, wartete er schon einen Monat vergeblich auf Antwort. Das beunruhigte ihn indes nicht; denn er hatte große Zuversicht, Professor Seydlitz werde das ihm ein gehändigte Manuskript schon für 100 Taler an einen Ver lag verhandelt haben Allein die Rechnung war ohne den Wirt gemacht. Der Gelehrte hatte das Merkchen wohl sorg sam in sein Pult eingeschlossen, kümmerte sich aber um dessen Schicksal weiter nicht, ließ auch den für buchhändle rische Unternehmungen zur Michaelismesse festgesetzten Termin ruhig verstreichen, und Richter stand nun da mit seinem Buch ohne Verleger. Er las es wieder durch, verlor den Mut, cs zu veröffentlichen, und warf es schließlich zu seinen übrigen Schulexerzitien. Doch die Not, die sich ihm bald wieder mit aller Härle ankündigte, erhob Einspruch gegen eine Unterbrechung der schriftstellerischen Tätigkeit und zwang ihn, wie er nach dreiviertel Jahr an Vogel schrieb, zur Verfertigung eines »nagelneuen Satirs»?) Obschon seine Mutter sich in einer sehr bedrängten Lage befand, verlangte er von ihr die sofortige Zusendung von acht Reichstalern, um seine dringendsten Schulden be zahlen zu können. Er verriet ihr auch jetzt noch nicht, daß er seine Hoffnung auf die Schriftstellerei setzte, aber mit dem unzerstörbaren Vertrauen auf Erfolg tröstete er die Arme wieder: -Denn das dürfen Sie nicht glauben, daß mein Mittel, Geld zu erwerben, nichts tauge, weil es etwan noch nicht angeschlagen hat. O nein! durch eben dieses getraue ich mich zu erhalten, und es kommt nur auf den Anfang an.« Im Oktober 1782 war das Werk, von dem sich Jean Paul sür seine und der Seinigen Zukunft so viel versprach, bis auf den Druck vollendet. Kurzerhand schickte er das Manuskript, das damals noch einen uns unbekannten Titel führte, «) an den bedeutenden Buchhändler Voß in Berlin, den Freund Lessings und Verleger Hippels. Zu seiner nicht geringen Freude machte ihm auch Voß im Dezember das Angebot von IS Louisd'or Erst jetzt entdeckte ihm der Dichter seine Jugend und seine elenden Verhältnisse, womit er gleichzeitig die Bitte um einen sechzehnten Louisd'or begründete. Sie wurde ihm ebenso gewährt wie sein Ersuchen, ihm noch vor den 2) Bogel an Jean Paul, 23. September 1781 (Original im Britischen Museum in London). ») Nachlaß Jean Pauls in der König!. Bibliothek in Berlin, Faszikel 24: Korrespondenzbuch. 1) Jean Paul an Bogel, 20. Februar 1783 (London, Britisches Museum). — Jean Pauls sämtliche Werke. Berlin 1826—1838, G. Reimer, 63, 21b u. folg. — Wahrheit aus Jean Pauls Leben. Breslau 1826—1833, 3, 178 u. folg. °) -Den Titel des Buches Hab' ich geändert, er heißt jetzt so: Grönländische Prozesse.« (An Voß am 2l. Dezember 1782. Faszikel 24 des Nachlasses: Korrespondenzbuch.) Weihnachtsfeiertagen das Honorar einzusenden.°) Am 27. Ja nuar schreibt er an seine Mutter, das Erscheinen seines Werks stehe bevor') Wenige Tage daraus muß der erste Teil der -Grönländischen Prozesse oder Satirischen Skizzen- herausgelommen sein, denn schon am 2. Februar bekundet der Dichter dem Verleger Voß seine volle Zufriedenheit über die gelungene Ausstattung und bittet um 6 Freiexemplare für seine Freunde.«) -Gottlob! Nun ist der steile Berg erstiegen«, schrieb Jean Paul an Vogel, als er ihm am 20. Februar das Buch zusenden konnte, »ich ziehe den Hut ab und das Schnupf tuch heraus und wische mir den Schweiß von der heißen Stirne.« Aber seine Freude darüber, endlich in die Reihen deutscher Schriftsteller ausgenommen zu sein, wurde doch durch eine peinigende Selbstkritik etwas gedämpft Die Formschwächen seines Werks waren zu g:oß, als daß sie ihm nicht hätten in die Augen stechen sollen. Er tadelt an den Skizzen, daß sie ebenso mit Gleichnissen überladen seien, wie es das »Lob der Dummheit« mit Antithesen war. Er sieht darin wirklich einen Fehler, bekennt aber auch schon jetzt ganz offen, dem Reiz der Unniäßigkeit nicht widerstehen zu können, und weist aus den Säuser hin, der an seiner roten Nase die Wirkung der geistigen Kräfte des überflüssigen Weins deutlich merke, sie aber darum doch nicht fliehe. »Übrigens liegt wenig daran-, schließt er mit einer bei jungen Autoren seltnen Resignation, »ob mein Junge am geschwinden Schlagflusse oder an der langsamen Schwind sucht stirbt und zu seinen Brüdern versammelt wird, d h ob das Buch mit zehn oder zwanzig Fehlern vergessen wird; denn vergessen wird es doch einmal?) Den Bewohnern Hofs'»), die— ähnlich wie Astronomen Himmelserscheinungen — kommende Ereignisse, die einen der ihrigen betrafen, schon monatelang voraussagten, war Richters Autorschaft längst kein Geheimnis mehr. Bereits im Januar wußten sie, daß er ein Buch geschrieben und dafür 50 Reichs taler erhalten habe.") In seinem Schreiben an Voß vom 2. Februar meldete Jean Paul, daß er an einem zweiten Bändchen seiner Satiren arbeite, das er um Ostern zu vollenden gedenke. Er räumte diesem auch schon einen Vorzug vor dem ge druckten ersten ein, weil er sich darin, wie er vorgab, mit mehr Schonung des Geschmacks der Laune und des Witzes bediene, Gleichnisse weniger häufe und mehr auswähle. Die Essigfabrik florierte also. Da der Verleger auf diesen zarten Wink nichts erwiderte, bat ihn Jean Paul nach vier Wochen um eine Mitteilung über »den Empfang und die Wirkung- feines Briefes.") Seine Mutter wußte noch nicht, welche Bücher er schrieb. Sie dachte nur an theologische und forderte ihn auf, seine Landsleute einmal durch eine hinreißende Predigt zu über raschen. Er antwortete ihr u. a.: »Denken Sie denn, es ist soviel Ehre, zu predigen? Diese Ehre kann jeder miserable Student erhalten, und eine Predigt kann einer im Traume machen. Ein Buch zu machen ist doch wohl zehnmal ») Wahrheit aus Jean Pauls Leben. Breslau 1828—33. 3, 193; an Voß am 21. Dezember 1782. (Faszikel 24 des Nach lasses: Korrespondenzbuch.) ') Jean Paul an die Mutter, 27. Januar 1783. (Original im Goethe-Schiller-Archiv in Weimar.) ") Faszikel 24 deS Nachlasses: Korrespondenzbuch. «) Jean Paul an Vogel, 20. Februar 1782 (Original im Britischen Museum in London). »°) In diesem Städtchen hatte Jean Paul das Gymnasium besucht. ") Jean Paul an die Mutter, 27. Januar 1783 (Handschrift im Goethe-Schiller-Archiv in Weimar). ») Faszikel 24 seines Nachlasses: Korrespondenzbuch.
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