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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.12.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-12-01
- Erscheinungsdatum
- 01.12.1905
- Sprache
- Deutsch
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- Zeitungen
- Saxonica
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ausführt. Hast du von deiner Mama nichts erfahren? In das Höfer Zeitungsblatt wird manches von seiner Arbeit ge druckt. Sein Manuskript war seit Ostern in den Händen einer ziemlichen Anzahl von Buchhändlern, und erst vor kurzem hat es Mtzlius von Berlin wieder zurück geschickt. An Meißner nach Dresden hat er einige Aufsätze geschickt, die ich schon gedruckt gelesen habe. Jetzt hat Oerthel sein Manuskript nach Dessau geschickt, wo ich wirklich, wie Oerthel, die stärkste Hoffnung habe, daß es angenommen werden möchte.«'") Hier schließen die biographischen Abschnitte des Werkes von vr. Schneider. Zur Ergänzung sei deshalb hier noch Folgendes mitgeteilt: Nachdem Herder und Wieland sich vergeblich bemüht hatten, sllr Jean Paul einen Verleger zu finden, nahm er 1787 eine Hauslehrerstelle an. Nach zwei Jahren kaufte ihm aber ein Buchhändler die »Aus wahl aus des Teufels Papieren, für ein geringes Honorar ab. Auch für die »Unsichtbare Loge- fand er durch Vermittlung von K. PH. Moritz einen Verleger, und an einem Spätabend des Jahres I7S3 bei Sternenschein eilte der Glückliche von Schwarzenbach nach Hof, um seiner Mutter, die er am Spinnrad in ihrem ärmlichen Stübchen fand, das Honorar, das sich auf 100 Dukaten belief, zu bringen. Jetzt wurde Jean Paul die Aussicht auf allgemeine Anerkennung und ein sorgenfreies Leben eröffnet. Nachdem er seine Lehrerstelle aufgegeben hatte, veröffentlichte er eine Reihe von Werken, die ihn zu einem der gefeiertsten Schriftsteller in Deutschland macht en. Der Herzog von SachsenHild- burghausen verlieh ihm den Titel Legationsrat, und der Fürst-Primas setzte ihm ein Jahresgehalt von tausend rheinischen Florin aus. Im Anschluß an den biographischen Teil bringt vr. Schneider noch einen Abschnitt über die Aufsätze und Dichtungen Jean Pauls in der von ihm behandelten Periode. Hieraus verdienen ein paar Bemerkungen über die Bücher wiedergegeben zu werden. In seinem »Lob der Dummheit« gibt Jean Paul folgende Motive für das Bücherschreiben an: »Einige schreiben, weil sie zu jeder andern Arbeit als dem Bücherschreiben verdorben sind und zu wenig wissen, um jemand anders als das ganze Publikum unterrichten zu können — andre, weil sie das drucken lassen wollen, was zwar unter dem Namen des Verfassers, aber noch nicht unter ihrem eignen Namen ge druckt ist, und weil sie lieber aus den Büchern als aus den Kästen des andern ihren Unterhalt mausen wollen — einige schreiben, um zu beweisen, daß sie jung sind und eine frühzeitige Schande klüglich einem späten Ruhme vor ziehen — andre, weil sie ihre Feder so wenig als ihre Krücke entbehren können und die Menge ihrer Jahre durch die Menge ihrer Schriften beweisen wollen, durch Schriften, die an ihnen wie die Schwämme an faulen Bäumen herauswachsen, und die, gleich den zuletzt ausgebrüteten Jungen des Zaunkönigs, noch schwächer als ihre Väter sind — einige schreiben, weil sie vermöge ihrer Amtspflicht alle halbe Jahr ein Pasquill auf sich in lateinischen Worten verfertigen müssen — andre, weil sie sich durch das Schreiben alles Unrats ihrer Seele ent ledigen wollen, um von den Besichtigern der geistigen Exkremente den Zustand ihrer Krankheit zu erfahren — einige schreiben, um zu beweisen, daß sie Weiber, höchstens Hermaphroditen sind, und durch ihr Singen «bekanntlich lieben die Schönen die Verse) darzutun, daß die schönsten Vögel nicht am schönsten singen — andre schreiben, um von aller Geistesarbeit auszuruhen oder um sich von einer Krank- Hermann an Otto, 23. Januar 1785. (Original ln der königlichen Bibliothek in Berlin.) heit zu erholen oder um einen Rausch zu — verschreiben, oder um müssig zu sein und Müssige zu machen « Wenn Jean Paul bald daraus in einer seiner Skizzen die Schriftstellerei für Broterwerb ausgab, so kam ihm das sicher vom Herzen, denn bei ihm waren die notwendig sten Lebensbedürfnisse tatsächlich der kräftigste Impuls dazu, und wenn er an einer Stelle sagt, ein junger Autor schreibe Bücher, um welche kaufen zu können, so zitiert er wörtlich aus einem seiner Briese an Vogel. Eine seiner damaligen Satiren ist betitelt: »Epigram matisch aphoristische Klagen eines Rezensenten an und über die Autoren, welche die Rezensionen ihrer Werke entweder selbst verfertigen oder doch mit nichts als einem Exemplar bezahlen.« Es ist die Klage eines Rezensenten über diejenigen Verfasser, die sich für die Zurücksendung ihrer Bücher mit Epigrammen rächen, und über diejenigen, die durch Selbstrezensionen den zünfti gen Kritikern das Brot wegnehmen. Als Motiv und Ent schuldigung für das Vorgehen letzterer wird die Notlage der Autoren angegeben. 2. Ch-rmijso und die Vuchhündirr. Das neueste Werk von Ludwig Geiger enthält zwar eine Fülle interessanten Materials, doch bietet es für unsere Zwecke nur einige bemerkenswerte Notizen. Der Titel lautet: Aus Chamissos Frühzeit. Ungedruckte Briefe nebst Studien von Ludwig Geiger. Berlin IS05, Ge brüder Paetel. VII, 278 S 8". Das Werk enthält folgende Abhandlungen: 1. Chamissos Selbstbiographie und biographische Notizen über seinen Bruder. 1. Aus Adelbert von Chamissos Berliner Jugendzeit. 3. Die Versuche und Hindernisse Karls. 4. Chamisso und Helmina von CH6zr>. 5. Chamisso und Frau von Stadl. Bekanntlich war Chamisso, 1781 auf dem Schloß zu Boncourt in der Champagne geboren, der Sohn einer 1790 emigrierten Familie, die durch mehrere Länder wandelte und sich schließlich in Preußen niederließ. Chamisso selbst hat nie eine Schule besucht. Über seinen Eintritt in die Literatur und die Herausgabe seines Musen-AImanachs berichtet er in seiner Selbstbiographie: »Ich machte Verse, erst französische, später deutsche, ich schrieb Anno 1803 einen Faust. Dieses Gedicht brachte mich zufällig einem andern Jüngling nahe, der sich gleich mir am Dichten versuchte, K. A. Varnhagen von Ense. Wir verbrüderten uns, und so entstand unreiserweise der Musen-Almanach, der Anno 1804, da kein Buchhändler den Verlag übernehmen wollte, auf meine Kosten heraus kam. . . . Obgleich ein derartiges Dichten nicht viel mehr war als dürftige Ausfüllung der damals durch die so genannte neue Schule anempfohlenen poetischen Formen, machte doch das Büchlein einiges Aufsehen; es brachte mich einerseits in enge Verbindung mit trefflichen Jünglingen, die zu ausgezeichneten Männern heranwuchsen, anderseits zog es auf mich die wohlwollende Aufmerksamkeit von Männern, unter denen ich nur Fichte nennen will, der seiner väterlichen Freundschaft mich würdigte. Ich habe später diesen Faust, wie schlimm das Produkt war, aus einer gewissen Pietät in meine Gedichtsammlung ausgenommen. Dem ersten Musen- Almanach Anno 4, A. v. CH. und K. A. V, folgten noch zwei Jahrgänge, zu denen sich ein Verleger ge funden hatte, und er hörte erst auf zu erscheinen, als die politischen Ereignisse Herausgeber und Mitarbeiter ausein andersprengte « Alles, was Chamisso in deutscher Sprache schrieb, wies viele und starke Fehler gegen deutsche Sprachregeln, zum mindesten Seltsamkeiten auf, die er erst vor der Drucklegung
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