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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.12.1905
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- 1905-12-06
- Erscheinungsdatum
- 06.12.1905
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- Deutsch
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11522 Nichtamtlicher Leu. ^ 283, S. Dezember 1805. sticken. Die.Klöster, später Kirchen und Kapitel, und schließ lich die französischen und burgundischen Fürsten waren die Hüter des literarischen Vermächtnisses der Griechen und Römer. Daneben nahmen die religiösen Schriften immer mehr Platz. Allerdings verbalen viele besonders eifrige Bischöfe ihren Abteil die Lektüre und den Besitz heidnischer Bücher, unter die so gar die berühmte Grammatik des Donat gerechnet wurde. Anderseits kam der Bücherpslege eine Verordnung zu gute, die in den meisten Klostersatzungen enthalten war, wenn sie auch nicht immer besolgt wurde, und die den Klosterbrüdern die Übung in der Kalligraphie besaht. Unter den ersten Beschützern der Literatur im Mittelalter wird Theodorich, der König der Ostgoten, genannt, der zwar selbst nicht einmal seinen Namen schreiben konnte, jedoch die gelehrtesten Männer seiner Zeit, Eunodius, den Bischof von Pavia, Boetius, den Aristotetes-Übersetzer und -Erklärer, und den Geschichts- Philosophen Casstodorus zu seinen Ratgebern und Sekretären machte. Der letztere zog sich später in das Kloster Villers zurück und organisierte dort ein bedeutendes Schreiber- Atelier (— Veriagsgeschäft), wosür er mit dem Beinamen eines »Konservators der Bücher des lateinischen Altertunis ausgezeichnet wurde. In dieselbe Zeit ungefähr ferste Hälfte des fünften Jahrhunderts) fällt die Gründung der spätem, berühmten vatikanischen Bibliothek. Der Papst Hilarius errichtete in der Basilika von Sankt Johannes von Lateran eine dem Archiv angegliederte Bibliothek, deren Existenz von Gregorius dem Großen später gesichert wurde. Diese Bibliothek wurde vom Papst Nikolaus V. (1388—1455) in den Vatikan übergesührl, bedeutend erweitert und bildete somit den Kern der vatikanischen Bibliothek, der ältesten Bibliothek des modernen Europa. sNach der »Grande Encyclopsdie« soll jedoch erst die Ambrosianische Bibliothek in Mailand, die 1008 vom Kardinal Borromäus gegründet wurde, den Namen der ersten, wirklich öffentlichen Bibliothek verdienen.) — Die zweite öffentliche Bibliothek ist diejenige von Oxford, heute noch eine der ersten der Welt und an Manuskripten wohl die reichste. Sie wurde gegründet von Richard de Bury (1287—1345), der sich durch sein das älteste Buch über Bibliophilie im Mittelalter, bei BUchersammlern und Bibliothekaren unsterbliches Verdienst erworben hat. Das Büchlein erschien kurze Zeit vor seinem Tode und wurde 128 Jahre später zum erstenmale gedruckt. Cim führt einige der schönsten Stellen aus dem Philobiblion an, die der Verherrlichung des Buches dienen und noch heute mit Genuß gelesen werden. Seine Ratschläge sind nicht minder gültig geblieben: Bücher leichten Herzens zu kaufen und nur mit Widerstreben zu verkaufen; sie mit Achtung und Sorgfalt zu behandeln. Hierüber gibt er insbesondere noch den Scholaren und Studenten genaue Anweisung. Ein nicht minder großer Bücherfreund war der große Dichter Petrarca, der mil de Burr) befreundet war. In seinen Büchern finden sich lange Lobeshymnen auf die Freudeii des Umgangs mit Büchern. Er konnte ohne sie nicht leben und wurde beinahe krank, als man sie ihm einmal entziehe» wollte. Auf feinen vielen Reisen schrieb er, so oft er sich irgendwo aujhielt. Er durchsuchte alle Klöster, an denen er vorbeikam, nach ihm unbekannten Manuskripten, die er dann sofort abschreiben ließ oder selbst abjchrieb. Dabei hütete er in ständiger Angst seine Bücher, nahm sie deshalb auf seinen meisten Reisen mit und vermachte seine Bibliothek schließlich noch vor seinem Tod der Stadt Venedig, von wo ein Teil später durch den König Ludwig XII. nach Blvis kam und der »Uiblivtlidgao äse Hole äs l-ritnss» ein verleibt wurde, von der weiter unten die Rede sein wird. Wie de Bury verdanken wir auch Petrarca Schristen über die Bibliophilie: »Über den Überfluß an Büchern» und »Über den Ruf der Schriftsteller». — Auch Petrarcas großer Zeit genosse Boccaccio war ein leidenschastlicher Bücherfreund. Benvenuto da Jmola, sein Kommentator, erzählt uns von Boccaccios Besuch im Kloster Monte Casstno, dessen reiche Bücherschätze seine Neugierde erregt hatten. Aber wie raste er gegen die trägen, pflichtvergessenen Mönche, die die kost barsten Handschriften auf dem Speicher hatten verschimmeln und von den Ratten anfressen lassen oder zerschnitten hatten, um leere Blätter oder unbeschriebene Ränder mit Psalmen zu beschreiben, deren Verkauf an Kinder und Frauen ihnen einige Groschen einbrachte I Einen der ältesten Bücherkataloge des Mittelalters hat der griechische Theolog und Patriarch von Konstantinopel PHvlins versaßt, in dem er seine große Bibliothek mit ausführlichen Analysen und Auszügen aus den einzelnen Werken verzeichnet hat. Dieser Katalog hat süc uns um so mehr Werl, als von den Büchern selbst etwa 500 heule nicht mehr auszufinden sind und seine Angaben darüber also alles sind, was von ihnen auf die Nachwelt kam. Nicht weniger Interesse bietet der von Gilles Malet verfaßte Katalog der »lübraiiis» König Karls V. von Frankreich (1337—1380), die in einem Turm des Louvre unter gebracht war. Auch von dieser Bibliothek sind wenigstens in Frankreich nur noch Reste vorhanden; sie war im Jahre 1428, als die Engländer Herren von Paris waren, um ein Spottgeld nach England verkauft worden, von wo später durch die Bemühungen der in England einige Zeit in Gefangenschaft lebenden Enkel Karls V., Karl von Orleans und Johann Graf von Angouldme, ein kleiner Teil davon, etwa 60 Bände, wieder zurückgekauft werden konnten. Diese wurden der inzwischen gegründeten »Bibliothek der Könige von Frank reich» einverleibt und bilden somit heute den ältesten Be standteil der liibliolbdglls kiLtwoalo in Paris, der zweit größten Bibliothek der Well. Die bereits mehrfach erwähnte » üibliorbdgus äss rors äs krsvoo » wurde von Ludwig XI. (1423—1483) aus den von den verschiedenen französischen Residenzen (namentlich Blois) nach dein Louvre übergefuyrten königlichen Bibliotheken zusammengesetzt, denen Teile der Bibliotheken seines Bruders, des Herzogs von Guyenne, und des Herzogs von Burgund hinzugefügt wurden. Karl VIII. (1470—1488) fand trotz seiner ständigen Kriege Muße, die Bibliothek zu vermehren, unterstützt von seinem Bibliothekar Robert Gagnin. Auf seinem kurzen italienischen Kriegszuge bemächtigte er sich eines Teils der wertvollen Bibliothek zu Neapel, die unter Robert von Anjou, dem Beschützer von Petrarca und Boccaccio, Alfons I. und Ferdinand von Aragonien eine große Bedeutung erlangt hatte. Ludwig XII. (1462 —1515) trug ebenfalls zur Vergrößerung der Bibliothek seiner Vorgänger Wesentliches bei. So schickte er während einer Besetzung des Mailändische» die schönen Bibliotheken der Visconti und Sforza in Pavia nach Frankreich an seinen Bibliothekar Franxois du Refuge, ebenso später einen Teil der wertvollen Bibliothek von Venedig. Er erwarb ferner vom Sohn des Besitzers die prächtige Büchersammlung Ludwigs von Brügge, die nach der Bibliothek der Burgunder Herzöge als die reichste in Flandern bekannt war. Franzi. (1484 — 1547) gründete in Fontaine bleau eine neue große Bibliothek, da ihm die von Blois zu weit ab lag. Ihre Leitung übertrug er dem Gelehrten Guillaume Buds, in dessen Familie die Bücherlieb haberei von jeher gepflegt worden war, und ernannte ihn zum »Llatirs äs la libr-äris äa roi«. Budss Nach folger Pierre DuchLtel, Bischof von Tülle, wußte Franz zu bewegen, die in Blois gebliebenen Bücherbestände der Bibliothek von Fontainebleau anzugliedern, von wo sie
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