Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.07.1882
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1882-07-03
- Erscheinungsdatum
- 03.07.1882
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18820703
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188207036
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18820703
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-03
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
das Wiederaufleben des elastischen Alterthums, die Erfindung der Buchdruckerkunst, der rege Verkehr, in welchen die französischen Herrscher in Krieg und Frieden mit Italien traten, aus diese literarischen Bestrebungen ein, Ludwig XII, stellte als Prinzip auf, daß die Bibliothek bon König zu König als unveräußerliches Gut übergehen sollte, seine Bibliothek war in Blois; der kunstsinnige Franz I, vereinigte sie mit seiner Bibliothek in Fontainebleau, die reich an griechischen Manuscripien, für eine der schönsten der Welt galt. Unter Karl IX, kam sie nach Paris, Ludwig XIII, wies ihr ein eigenes Haus in der ru« äsIaUarp« an. Jeder der französischen Monarchen arbeitete an ihrer Vergrößerung, Kauf und Tausch, Geschenke und Legate mehrten sie jährlich, in allen Gegenden der Welt wurden Manuscriplc und seltene Werke ausgekauft; Colbert, dessen besonderes Schoßkind sic war, verpflanzte sie 1688 in die Straße Vivienn«, 1724 wurde sie dort in das Haus des Herzogs von Revers, einen Theil des Palais Mazarin,installirt, Unmittelbar vor her hatte Law in diesen Räumen seinen berüchtigten Bankschwindel getrieben, nun dienten sie der stillen Arbeit der Gelehrten; allmälig nahm die Bibliothek immer mehr Häuser dieses Viertels in Besitz, der kolossale Zuwachs erforderte fortwährende Vergrößerungen und Umbauten, aber das Hincingezwängtsein in die alten engen Straßen der Stadt machte die Herstellung eines einheitlichen, schönen Baues unmöglich. Denn in steigender Progression hatten die Schätze zuge nommen; das 18,Jahrhundert mit seinemLuxus und Despotismus, der Verarmung und dem Anssterben vieler alter Familien war sehr ergiebig für die Bibliothek gewesen; beim Tode Colbert's (1683) zählte sie 40,000 Druckschriften und 10,000 Manuskripte; 100 Jahre später betrug die Zahl der crsteren schon über 150,000 Nummern, Die herrlichen Sammlungen von Colbert, de Mesmes, Dupuy, Fontanieu rc, waren erworben worden, aber viel hatte auch die Lieferung der Pflichtexemplare dazu beigetragen Schon Hein rich II, hatte 1556, eine Verordnung seines Vaters erneuernd, befohlen, daß jeder Buchhändler ein Exemplar der Bücher, die er drucken lasse, auf Pergament gedruckt und gebunden der K, Biblio thek abzugebcn habe; oft genug mußte diese Verordnung wiederholt und neu eingeschärft werden. Die Zahl der Exemplare (der Pcrga- mcntdruck fiel im Lauf der Zeiten weg) wurde aus 3 erhöht, später auf 2 herabgesetzt, aber der Umfang des Gesetzes auch auf Stiche, Noten rc, ausgedehnt. Noch jetzt besteht diese Pflicht in vollem Maße; das Ministerium des Innern erhält nach dem Preßgcsetz vom 2g, Juli 1881 ein Exemplar von jedem Druckerzeugniß, auch von Noten, Stichen, Lithographien rc,, die Nationalbibliothek von Büchern und Noten ebenfalls 1, von den Stichen und Aehnlichem 2, weil diese der Verderbniß leichter anheimfallcn, — Neue Reichthümer flössen der Bibliothek durch die Revolution zu aus den aufgehobe nen Klöstern und Stiften, aus den cingczogenen Gütern der Aus gewanderten, Dcportirtcn und Vcrurthcilteu; freilich wurde bei der großen Masse des neuen Nationalcigenthums Vieles verschleu dert, auch nicht immer die beste Auswahl getroffen. Die Napoleoni- schen Kriege führten auch dieser Anstalt die Kostbarkeiten und Seltenheiten der eroberten Länder zu, allerdings nur für kurze Zeit, denn nach dem 2, Pariser Frieden reclamirten die Sieger mit Erfolg ihr geraubtes Gut, In den zwei Menschenaltern, die seitdem verflossen, ist die Bibliothek theils durch großartige An käufe (die Sammlung Labcdohöre über die französische Revolution umfaßt über 100,000 Nummern, die von Beuchot über Voltaire 80,000), theils durch Geschenke und eine sorgfältige Verwaltung zu ihrem ungeheuren, einzig dastehenden Umfange angewachsen. Im Jahre 1874 zählte sie 2,077,571 Druckschriften (jetzt über 2,300,000), 91,700 Manuskripte, 2,200,000 Stiche und gegen 200,000 Medaillen, während das brit, Museum nur ca, 1,200,000 Bände besitzt, die k, Bibliothek in Berlin (1875) über 70l>,000Bde, und 15,000 Manuscripte, die k, Hof- und Staatsbibliothek in München 800,000 Bände und 24,000 Handschriften, Stuttgart 300,000 Bde,, 125,000 Dissertationen und 3800 Handschriften); auch die übrigen Pariser Bibliotheken verschwinden mit ihren 2— 300,000 Bdn, (Mazarina und Arssnal) beinahe gegenüber dieser Fülle, Riesig ist auch der jährliche Zuwachs, 1875 betrugen die Pflichtexemplare 29,500 Artikel, 1877 schon 37,800, die Erwerbungen durch Kauf und Tausch, die Geschenke steigern ihn auf mindestens 50,000 Nrn, (im britischen Museum betrug der Zuwachs 1879/80 77,723 Nummern, bei der Stuttgarter öffent lichen Bibliothek 1879/80 3853 Nrn,) und bei der wachsenden literarischen Production, die überall sich geltend macht, ist der Zeit punkt nicht fern, wo die dritte Million erreicht sein wird. Dann aber wird der Raummangel für die Aufbewahrung und die Benutzung zu einer wahren Kalamität werden; schon jetzt ist die Verwaltung wesentlich gehindert, ein Gewirr von Gängen erschwert die Communication, das leichte Herbeischaffen von Büchern; Karten und Manuscripte sind in Localitäten ausbewahrt, wo sie unter dem Einfluß der Witterung empfindlich leiden, und überdies bedroht der schlimmste aller Feinde, das Feuer, täglich diese Schätze, Die Bibliothek hat nicht das ganze Quadrat, worin sie liegt, zur Ver fügung; 4 Privathäuser in der rus Vivionn« sind ihre unmittel baren Nachbarn, darunter ein Gasthos, Kaufläden mit Magazinen, die viel brennbare Stoffe enthalten ic. An den großen Forderungen der Eigenthümer scheiterte bisher der Versuch sie zu erwerben, und so befindet sich das großartige Institut in einer Lage, welche drin gend eine Verbesserung heischt. Noch unter Ludwig XIV, wurde der Anfang gemacht, die Bibliothek dem Publicum zu öffnen. Im Jahre 1692 öffnete der Vorstand derselben, Abba Louvois, der Neffe des bekannten Ministers, sie an 2 Tagen in der Woche für alle, welche Studien halber dahin kommen wollten, aber bald gerieth diese Anordnung wieder in Vergessenheit; es blieb bei der früheren Ge wohnheit, nur Bevorzugte zuzulassen und ihnen Bücher zu leihen. Erst im Jahre 1743 wurde die Oeffentlichkeit derselben definitiv geregelt. Die Gelehrten aller Nationen sollten zu den festgesetzten Stunden stets freien Zutritt haben; einmal in der Woche von 11 — 1 Uhr Mittags wurde auch das Publicum zugelassen und die Bibliothekare angewiesen, seine Neugierde und Lesebegierdc bestens zu befriedigen. In den letzten Jahren vor der Revolution war sie 2mal wöchentlich von 9—2 Uhr geöffnet, die Männer der Wissen schaft und andere Bevorzugte fanden auch an den anderen Tagen und Stunde» leicht Einlaß, auch nach Hause wurden Bücher aus geliehen, und Briefe und Notizen aus jener Zeit beweisen, wie umfangreich die Benützung der Bibliothek schon damals gewesen ist. Die Revolution mit ihrer nivellirenden Richtung machte sie Jedermann zugänglich, und so häufig die Bibliothek zugleich mit den Regierungen Frankreichs in unserem Jahrhundert den Namen wechselte: national«, roz-alo, imperial«, ihre allgemeine Zugänglich keit ist geblieben. Durch Dccret vom 14, Juli 1858 ist die gegen wärtige Ordnung festgestellt, daß die Bibliothek jeden Tag (Sonn- und Festtage und 14 Tage Osterferien ausgenommen) von 10—4 Uhr geöffnet werde; im Anschluß an die bestehenden Verhältnisse wurde die Verwaltung des Ganzen in 4 Departements gctheilt: Bücher, Manuscripte, Medaillen (Gemmen :c,) und Stiche, An der Spitze der gedachten Anstalt steht der ackminiotratsur gsnsrat, seit 1874 Leopold Delisle, der vorzügliche Paläograph, bekannt durch seine trefflichen Publikationen über die Handschriften der Bibliothek, An der Spitze jeder Abtheilung steht ein oousorvatsnr, die Zahl der Bibliothekare, Angestellten und Bediensteten betrug 1878 165 mit einem Budget von 375,000 Fr, (300,000 M.), während das britische Museum 1879/80 560,000 M. für seine 267 Beamten bezahlte; das Gesammtbudget betrug in Paris rund 491,000 M,, in London 740,000 M,, Stuttgarter Bibliothek
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder