Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.07.1882
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1882-07-03
- Erscheinungsdatum
- 03.07.1882
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18820703
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188207036
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18820703
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1882
- Monat1882-07
- Tag1882-07-03
- Monat1882-07
- Jahr1882
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^ 151, 3. Juli. Nichtamtlicher Theil. 2837 52,000 M.; außerordentliche Kredite werden indessen manchmal zum Ankauf ganzer, besonders wichtiger Sammlungen gewährt, auch ist für die Katalogarbeitcn seit Jahren die Summe von 40,000 M. noch besonders ausgesetzt. — Laßen wir die Medaillen und Stiche bei Seite und beschäftigen uns noch etwas näher mit der eigentlichen Bibliothek, der Bücher- und Mannscriptenabthei- lung. Der Schwerpunkt der Benützung derselben liegt in dem Lesesaal, da das Entlehne» nach Hause nur den Mitgliedern der großen gelehrten Anstalten, der Sorbonne, des Instituts rc., ge stattet ist. So rigoros wie in England, wo kein Buch ans den geheiligten Räumen des British Museum entfernt werden darf, handhabt der Franzose seine Verordnungen nicht; es ist auch dem fremden Gelehrten, wenn er einigermaßen den Beamten der Biblio thek bekannt ist, möglich, nach Hause Bücher zu erhalten. Aller dings jener große Vortheil, den die Leser im Britischen Museum genießen, jeden Augenblick jedes angeschaffte Buch benützen zu können, von Concurrenzsällen mit anderen Lesern abgesehen, fällt auch durch das beschränkte Ausleihen einigermaßen weg; aber wer die weiten Entfernungen in Paris und den Zeitverlust berechnet, welchen jeder Besuch auf der Bibliothek gerade in den geschäfts vollsten Stunden des Tages mit sich führt, wird auch die Schatten seiten des Lesesaalsystems nicht verkennen. Der fremde Gelehrte, der Studien halber in Paris sich aushält, wird in dem Lesezimmer sein Arbeitszimmer haben und sehr befriedigt sein, wenn ihm dort alle die reichen Schätze der Literatur zur Verfügung stehen. Der Pariser, besonders wenn er ziemlich beschäftigt ist, wird viel seltener einen halben oder ganzen Arbeitstag einer Studie aus der Bibliothek widmen können, indem der gehoffte Gewinn nicht immer dem Zeit aufwand entspricht. Da ist es sicherlich viel bequemer und ange nehmer, durch einen dienstbaren Geist oder die Post sich die ge wünschten Bücher nach Hause bringen und schicken zu lassen, um sie dort in Muße zu studiren; freilich muß man auch hie und da den Bescheid mit in Kauf nehmen: Ausgeliehen! Für einfachere Ver hältnisse, wie z. B. in Württemberg, ist das gemischte System von Lesesaal und nach Hause Entlehnen das einzig richtige. Treten wir eine kleine Wanderung an in den oder richtiger die Lesesäle der Nationalbibliothek, denn der Arbeitssaal (sulto äs trnrait für ernstere Studien), der Lesesaal (saUs äs Isoturs für das gewöhnliche Publicum) und der Saal für die Benützung der Mannscripte sind getrennt. Im Innern des British Museum hat Panizzi durch seinen genialen Kuppelbau mit Oberlicht jenen RsnäinA room geschaffen, welcher einzig in seiner Art dasteht und der Stolz jedes Engländers ist; in ihm, mit seinen 318 Sitzplätzen, sind alle Lesenden vereinigt, niögen sie eine seltene Handschrift oder ein Tagesblatt benützen; die räumliche Trennung von Manuscripten- und Arbeitssaal in Paris hat den Nachtheil, daß beim Studium von Handschriften die Vergleichung mit den gedruckten Texten z. B. außerordentlich erschwert ist. Viel mehr gerechtfertigt, im Interesse des Publicums und des Dienstes, ist jene Trennung von Arbeits und Lesesaal; der Franzose verlangt mit republikanischem Selbst bewußtsein den freien Zugang zu den literarischen Schätzen seines Volkes, auch dem Aermsten ist die Möglichkeit geboten, in dem erst genannten Saale Zutritt zu erlangen und Studien obzuliegen, aber der gewöhnliche Lesebummler, der einige Stunden sich in einen Ge schichtsschreiber oder Classiker seiner Nation vertiefen will, der Ouvrier, der am Sonntag (der Lesesaal ist auch am Sonntag ge öffnet) einige freie Augenblicke für ein gutes Buch hat, findet in dem Lesesaal mit seinen für diesen Zweck besonders ausgewählten Büchern hinreichende Befriedigung; in dem verhältnißmäßig kleinen Raume sind seine Wünsche viel rascher zu erfüllen, während da durch das Bücher holende Personal des anderen Saales erleichtert ist und den oft sehr zeitraubenden Nachforschungen sich widmen kann. Zu dem Lesesaal hat jede Person, die über 16 Jahre alt; ist, freien Zutritt, für den Arbeitssaal muß der Bcnützer wie im britischen Museum bei dem Vorstand des Departements, in welchem er arbeiten will, unter Angabe seines Studienzwecks, seiner Person und Wohnung, ein schriftliches Gesuch eingcben, woraus er eine Zulassungskarte auf seinen Namen ausgestellt erhält. Fremde bedürfen einer Empfehlung durch den Gesandten oder durch eine der Administration bekannte Persönlichkeit; doch haben die Biblio thekare das Recht, in Ausnahmesällen von diesen Formalitäten zu dispensiren. Wie stark der Besuch trotz dieser Beschränkung ist, mögen folgende Zahlen beweisen: im 1.1868, wo der neue Arbeits saal dem Publicum geöffnet wurde, betrug der Besuch 23,675 Per sonen, im J. 1877: 55,464. Wie bei allen Bibliotheken steigt der Zu- drang jährlich, so daß im Durchschnitt täglich ISO Personen dort waren; an sie wurden 186,947 Bände gegeben, im britischen Museum an 125,594 Leser 789,336 Bände. Eine verschossene Tricolore zeigt über einer kleinen Thüre in der Str. Richelieu den Eingang zu dem Arbeitssaal, einem großen viereckigen, hinten in einen Halbkreis abschließenden Raum von 1156 OMeter Fläche; 16 gußeiserne Säulen, 10 Meter hoch, tragen, in durchbrochene Bogen auslaufend, die Decke, welche mit 9 kreisförmigen, nicht all zufern von einander abstehenden Kuppeln versehen ist, durch die das nöthigc Oberlicht für den Saal, der sonst kein Fenster und auch keine Gasbeleuchtung hat, einfällt. Eine Schranke trennt den Halb kreis, wo das Bureau der Bibliothekbeamten sich befindet, sowie die Bücher, welche längs der Wände des Saales ausgestellt sind, vom Publicum; gegen 40,000 Bände haben hier Ausstellung gefunden, und eine doppelte eiserne Galerie mit zierlichem Geländer, die durch den ganzen Saal läuft, führt zu denselben. Der ganze Saal, freundlich, hell, geschmackvoll, aber durchaus nicht überladen einge richtet, macht mit seinen langen Taselreihen, mit dem regen aber doch stillen Treiben, mit der großen Schaar von Büchern, die von allen Seiten herabschauen und seinen Zweck ankündigen, einen ange nehmen, wohlthuenden Eindruck. H. Labrouste, der geniale Erbauer der Bibliothek St. Geneviöve, hat auch ihn erbaut; die Zierlichkeit und Anmuth des berühmten Saales dort ist hier nicht erreicht. Der Architekt mußte mit den gegebenen Verhältnissen, besonders mit dem Raume rechnen, aber es ist ihm gelungen, einen geräumigen, bequemen und Hellen Arbeitssaal zu schaffen. Ein breiter Gang, der vom Eingang auf das Bureau zuführt, scheidet die 16 Doppel - tische, die bald größer, bald kleiner, Raum für 328 Leser bieten. Jeder Platz trägt seine eigene Nummer, jeder Leser hat ungefähr über einen Quadratmeter Raum für seine Papiere und Bücher zu verfügen, eine niedere Scheidewand in der Mitte, unter welche die Tinte geschoben werden kann, eine Leiste, nur wenige Centimetcr hoch, trennen ihn von dem Gegenüber und den Nachbarn links und rechts. Das ganze Ameublement mit seinen niederen Lehnsesseln und den hölzernen, mit dunklem Firniß angcstrichenen Tischen trägt den Stempel der Einfachheit. An einem Tische, wo keine Tinte verwendet werden darf, werden nur die Bücher der „Reserve" (Inkunabeln, Unica oder Seltenheiten, Pergamentdrucke, Bücher mit werthvollen, schönen Einbänden — 54,000 Bände, sonst schon eine sehr ansehnliche Bibliothek, zählen allein zu dieser Classe!) abgegeben. Aus einem anderen Tische sind die Zeitschriften aufge legt, welche den Lesenden zur Verfügung stehen, 32 an der Zahl, vorwiegend literarischen Inhalts, doch ist fast jede Wissenschaft dabei vertreten — von deutschen Zeitschriften sah ich die Göttinger gelehrten Anzeigen und das Literarische Centralblatt. Ein Journal zimmer hat die Nationalbibliothek nicht, auch keine der andern öffentlichen Pariser Bibliotheken, nur die St. Geneviöve hat einen Schrank mit 120 periodischen Schriften, die auf Verlangen unge bunden hergegeben werden. 4 weitere breite Tische sind für die Bücher von besonders großem Format bestimmt. 4 Caloriföres, > über Mannshöhe emporragend, sorgen für die Heizung, überdies
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder