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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.07.1882
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1882-07-03
- Erscheinungsdatum
- 03.07.1882
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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knnst, die Kleinodien der Handschristensammlung nach Alter und Werth. Da erinnert der oben erwähnte I. Katalog mit andern Bänden an die alte Louvrebibliothek; an einer glänzenden Suite griechischer Handschriften kann man die Paläographie in jener Sprache studiren vom 5. Jahrh, nach Christus bis zum 16. Noch reicher ist das Lateinische vertreten, schönstens eröffnet durch das Liviusmanuscript aus dem 5. Jahrh. Die Merovinger, die Karo linger Zeit liegen in beinahe nich endender Fülle vor uns, ferner das ganze Mittelalter, repräsentirt in charakteristischen Bänden, merkwürdig nicht bloß durch die äußere Form, sondern auch durch den Inhalt; ich führe nur Nithard's Gcschichtswerk an mit dem Eid schwur Karls des Kahlen und Ludwigs des Deutschen, dem ältesten Denkmale der französischen Sprache 842, oder den Prozeß der Templer, den der Jnngsran von Orleans n. s. w. Auch die Namen ihrer ehemaligen Besitzer reizen das Interesse, da ist u. A. das Evangelienbuch Karls A., 781 durch Gottschalk für ihn auf Pur purpergament in Goldbuchstaben geschrieben, die Bibel Karls des Kahlen, ein Gebetbuch von Maria Stuart, die Genealogie von Marie Antoinette. Andere Bände sind durch den Schmuck ihres Einbandes in Gold und Edelsteinen, Elfenbein und Bronze, durch die feine Lederarbeit der Renaissance das Entzücken der Kenner. Der Liebhaber von Antographen findet Briefe und Schriftstücke von Du Guesclin und Bernhard Palissy, Agnes Sorel und Madame de Maintenon, Bossuet und Voltaire, Molisre und Franklin, in demonstrativer Weise hat die Republik die Souveräne Frankreichs, besonders aus der neueren Zeit, durch die großen Schriftsteller und Denker der Nation verdrängt. Und außer den Manuscripten und Diplomen diese Unzahl der schönsten und seltensten Druckwerke auf Pergament und Papier! Es ist unmöglich, aus der Menge Einzelnes anzusühren oder nur einen kurzen Ueberblick zu geben, es genüge auf ein Prinzip hinzuweisen, das bei der Auswahl maßgebend ge wesen ist: Von den etwa 40 Städten Frankreichs, in welchen im IS. Jahrh. die edle Buchdruckerkunst ausgeübt wurde, suchte man sämmtliche erste Drucke zu vereinigen, nur noch wenige Bände fehlen, um die Sammlung vollständig zu machen. In bequem eingerichteten Hellen Glasschränken an den Wänden und Fenstern und in der ganzen Länge des großen Saales, dehnt sich diese beneidenswerthe Ausstellung aus, wie ich nie etwas Aehnliches gesehen habe, die stummen und doch so laut redenden Zeugen von dem wunderbaren allseitigen Reichthum dieser Biblio thek, durch die geschmackvolle künstlerische Anordnung auch dem Laien, dem Neugierigen ein schönes Schaustück, für den Kenner eine Quelle lauteren Genusses, umfassendster Belehrung. Ein Schritt, und der ziemlich geräumige Arbcitssaal der Manuscripten- saminlung nimmt uns auf, ein stilles ruhiges Zimmer ebenfalls mit einfachem Ameublement; das bewegte Leben im andern Saale macht hier einem emsigen, angestrengten Schreiben oder Zeichnen Platz, vor jedem Arbeiter liegt oder steht sein Manuscriptenband auf hölzernem verstellbaren Pulte, an den Wänden in vergitterten Kästen ist ein Theil der Handschriftensammlung ausgestellt, der übrige ist in eine Menge kleinerer und größerer Zimmer zerstreut. Die Verwaltung setzt eine Ehre darin, ihre Schätze möglichst schön und fest zu binden, die einzelnen Zettel und Pergamentstreisen werden aufgeklebt und zu ganzen Bänden vereinigt; jede Abtheilung hat ihre eigenen Farben, so daß man schon am äußeren Gewände kennt, wohin ein Manuscript gehört. Durchpausen ist nur bei weniger werthvollen Zeichnungen gestattet, für die kostbaren Hand schriften ist ein Glaskasten bestimmt, in welchen das Buch gelegt wird, so daß die Pause durch die besonders Helle Scheibe gemacht werden kann, ohne daß der Stift des Zeichners den Text berührt. Ein eigenes photographisches Atelier in der Bibliothek macht es unnöthig, Manuscripte, Stiche re. aus dem Hause zu geben, wie auch eine Buchbinderwerkstätte dazu dient, die nvthwendigsten und ^ schwierigsten Arbeiten und Reparaturen an Ort und Stelle vor zunehmen; die Mehrzahl der Bücher wird jedoch auswärts gebun den. Im Jahre 1881 wurden 15,000 Bände Handschriften abge geben, was bei 300 Arbeitstagen, und da nicht mehr als 10 Bände in einer Sitzung abgegeben werden, einen durchschnittlichen täg lichen Besuch von wenigstens 50 Personen gibt. — Verlassen wir diesen Theil des Hauses (für Freunde der historischen Geographie ist die in den Gängen des Parterres befindliche Ausstellung von Globen, Reliefkarten, Nappo-iuonckos, Portulanen, Plänen re. in Original oder in Abdrücken, von den frühesten Zeiten an im höchsten Grade interessant) und statten wir dem Lesesaale noch einen kurzen Besuch ab. Der Eingang ist in der rno Oolbsrt, der Saal, eine Treppe hoch gelegen, hell, freundlich von zwei Seiten beleuchtet, steht in Ausstattung und Einrichtung ziemlich dem früher beschriebenen nach; das einfache Bureau ist in der Mitte, eine Galerie, an den Wänden mit Büchern bestellt, geht durch den ganzen Saal; über demselben ist noch ein 2. Saal mit doppelter Galerie, von demselben System wie die übrigen, die Hauptmasse der Bücher enthaltend. Im Lesesaale selbst dienen geschriebene Kataloge über die 6 Fächer: Geschichte, Literatur, Theologie, Rechtswissenschaft, Künste und Naturwissenschaften dem Leser zum Nachschlagen; an dem Zustand einiger Blätter derselben kann man die Neigungen der Leser am besten studiren; wie sind die Blätter Balzac, Sue, G. Sand (denn hier werden auch Romane und Zeitungen herge geben), B. Hugo, Thiers rc., zerrieben und beschmutzt; doch zeigten auch Schiller und Goethe ziemlich starke Zeichen des Gebrauchs; die ganze Auswahl der 25,000 Bände dieser Bibliothek ist aus einen sehr gemischten Leserkreis in des Wortes vollster Bedeutung berechnet, und wenn die 10 Personen, welche an einem schönen Maimorgen sich in dem Lesezimmer einfinden, säst darin verloren zu gehen scheinen, so drängt sich an einem kalten Wintertag, an einem regnerischen Sonntag die Menge der Besucher so, daß kein Platz mehr zu finden ist und an Fenstern und Wänden Alles steht. Im Jahre 1877 besuchten 58,877 Personen denselben (3413 mehr als den Arbeitssaal), also 170 Personen täglich im Durchschnitt, welchen zusammen 89,108 Bände gegeben wurden. Einer so großartigen literarischen Anstalt entbehrt unser deut sches Vaterland; ob es möglich ist, eine solche zu schaffen, soll hier nicht erörtert werden; sie könnte ja doch nur im Anschluß an eine der bestehenden Bibliotheken, speciell an die Berliner k. Bibliothek, zu Stande kommen. Die Schwierigkeiten, besonders auch wegen der Pflichtexemplare, wären groß und die darauf zu verwendenden Mittel müßten sehr beträchtlich sein bei den enormen Preisen, die von Franzosen, Engländern und Amerikanern (denn diese gehören auch zu den hochzahlenden Concurrenten) gezahlt werden. Aber Deutsch land besitzt eine große Menge recht guter, wissenschaftlich verwalteter Bibliotheken zweiten und dritten Ranges, ans denen die Bevölke rung in weiten Kreisen literarische Anregung und geistigen Gewinn zieht; wo die Verhältnisse kleiner und einfacher sind, kann die Ver waltung liberaler sein, ist die Benützung bequemer und um so größer der Kreis, dem die Benützung einer Bibliothek ermöglicht und erwünscht ist. Theodor Schott. (Schwäb. Merkur.) Miscellen. Rechtfertigung. — Soeben finde ich im Börsenblatt V.21. ds. meine Anzeige v. 10. ds. abgedruckt, in welcher ich meinen Kunden von jetzt ab Rabatt offerier. In der Form, wie sie dort wiedergegeben und wie sie in Nr. 47 meines hier erscheinenden Localblattes infolge eines Druckfehlers auch wirklich abgc- druckt war, „überbietet sie" freilich „das bisher Dagewesene." Ich hoffe nun zwar von dem Rechtlichkeitsgesühl des Herrn College», welcher der Redaction des Börsenblattes die bctr. Nr. meines Blattes einsandte, daß er nachträglich auch Nr. 48 v. 17. ds., worin der
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