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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.11.1896
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1896-11-09
- Erscheinungsdatum
- 09.11.1896
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- Deutsch
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Geboren am 19. Februar 1843 zu Berlin, besuchte Carl Habel das Friedrich-Wcrdersche Gymnasium seiner Vaterstadt und trat im Jahre 1862 in die Firma Benrath L Vogel gesang in Aachen, die seiner Zeit eine Musterstätte gediegener Ausbildung war, als Lehrling ein, um dann als Gehilfe bei Boyes L Geisler in Hamburg und F Schneider L Comp, in Berlin weitere Erfahrungen zu sammeln, bis er sich im Juni des Jahres 1868 selbständig machte. Am I. April 1871 erwarb der Verstorbene von den Erben des Herrn August Charisius die bereits im Jahre 1814 von Carl Gottfried Lüderitz als Sortiment, Kunst- und Buch verlag begründete, spätere C. G. Lüderitz'sche Verlagsbuch handlung, deren Sortiment bereits im Jahre 1832 an Eduard Heinrich Schroeder, dann 1851 an Hermann Kaiser über gegangen war und schließlich — im Jahre 1874 — von der Firma Mitscher L Röstell übernommen wurde; der Kunst verlag ging bereits im Jahre 1835 an Joseph Josephy, später an Ferdinand Schuster über. Carl Habel hat sich stets als ein thätiger, findiger und geschickter Verleger erwiesen, der es mit richtigem Blick für die Bedürfnisse der Zeit verstanden hat, der Verbreitung von Wissen unter breiten Massen des Volkes in glücklicher Weise zu dienen, und sich so, durch Uebernahme der »Samm lung gemeinverständlicher wissenschaftlicher Vorträge, heraus gegeben von Rud. Virchow und Fr. von Holtzendorff« und die Herausgabe der »Deutschen Zeit- und Streit-Fragen, herausgegeben von Fr. von Holtzendorff und W. Oncken«, als einer der ersten auf diesem Gebiete Dank um die Popu larisierung der Wissenschaft erworben hat. Auch in den Dienst der Korporation hat der Verstorbene als stellvertretender Schatzmeister in den Jahren 1889 bis 1894 und dann noch als Beigeordneter im Jahre 1895 bis zu seinem Tode seine Kräfte in hervorragender Weise gestellt; ihm war die Verwaltung des Hauses und die Beaufsichtigung des Fuhrparks übertragen. Ihnen allen wird es in lebhafter Erinnerung stehen, in welch hingebender Sorgfalt er sich um unser lebendes Inventar verdient gemacht hat. Noch in seinen letzten Stunden beschäftigten ihn die Pferde und ihre Pfleger, und sein letzter Wunsch war es, daß einer der Korporationswagen seinem Sarge folgen möchte. In treuem Gedenken haben wir ihm diesen, uns durch seine Witwe übermittelten Wunsch erfüllt. Die Mittagsstunde des 2. Februar 1896 brachte uns die Kunde vom Heimgange des Herrn Fritz Borstell in seinem zweiundsechzigsten Lebensjahre. Geboren am 27. Mai 1834 zu Berlin und ausgewachsen unter trefflicher Erziehung, besonders seitens der Mutter, trat Borstell, bei dem sich schon als Knabe frühzeitig neben der Vorliebe für die Pflanzenwelt eine lebhafte Neigung zu den Büchern gezeigt hatte, im Jahre 1850 in die Gropiussche Buchhandlung in Berlin als Lehrling ein, wohl ausgerüstet mit tüchtigen Vorkenntnissen. Seine Wanderjahre führten ihn nach Mainz zu Victor von Zabern und nach Paris zu Friedrich Klincksieck, mit denen er auch für die Zukunft in Freundschaft verbunden blieb; in beiden Stellungen fand er die eifrig gesuchte Ge legenheit, die vielseitigsten Kenntnisse zu sammeln und sich eine gediegene buchhändlerische Ausbildung anzueignen Dieser den Abschluß zu geben und jeden Zweig des von ihm ergriffenen Berufes kennen zu lernen, trat Borstell nach seiner Heimkehr in die Vaterstadt im Jahre 1857 in das aufblühende Antiquariat von W. Weber ein, wo er seinen späteren Teilhaber und Freund, Herrn Friedrich Wreden, kennen lernte. Mit ihm übernahm im Januar 1863 Borstell von M. Jagielski die einst berühmte, damals gerade 150 Jahre alte, aber leider zu ziemlicher Bedeutungslosigkeit herabgesunkene Nicolaische Sortimcntsbuchhandlung in der Brüder-Straßc 13, dem alten Nicolaischcn Hause. Das Jahr 1864 fand ihn unter den Fahnen, er machte den Krieg gegen Dänemark als Kanonier mit; bald darauf begründete er seinen eigenen Hausstand. Schon im Jahre 1865 begann er mit seinem Socius die Vorbereitungen zu dem, seinen Namen tragenden Bücher- Leihinstitut, das er in richtigem Erkennen eines vorhandenen Bedürfnisses, abweichend von den Gepflogenheiten der alten Leihbibliotheken, auf eine vollkommen neue Grundlage stellte. Der Lesezirkel führte zu dam ungeahnten Aufschwung, den die alte Handlung hinfort nehmen sollte. Am 1. Juli 1869 schied Friedrich Wreden aus Gesund heitsrücksichten auS der Firma aus, und Borstell blieb bis zu dem am 1. Januar 1872 erfolgten Eintritt seines Neffen, Hans Reimarus, alleiniger Inhaber der Firma Während dieser Zeit wurde er, im Jahre 1870, nochmals zu den Waffen gerufen, um — schnell mit dem Jnfanteriegewehr ausge bildet — in Hildesheim französische Gefangene zu bewachen. Hans Reimarus nahm sich nach seinem Eintritt als Teil haber in die Firma besonders der Pflege des Sortimentes an, und so konnte Borstell sich vornehmlich und in erster Linie mit der Weiterausbildung des von ihm geschaffenen Lesezirkels beschäftigen, der im Laufe der Jahre eine so ge waltige Ausdehnung annahm, daß sich im Jahre 1883 die Begründung einer Filiale im Westen und in den Jahren 1891 und 1892 die Erbauung eines eigenen, ausschließlich dem großen Geschäftsbetriebe dienenden und ihm völlig angepaßten Gebäudes als notwendig erwiesen. Borstell war ein Mann von ungewöhnlichem Scharfblick auf seinem Gebiete, ein unermüdlicher und peinlich gewissen hafter Arbeiter, kühn in seinen Plänen, beharrlich und um sichtig in deren Ausführung. Dieser unermüdliche Fleiß und diese peinliche Sorgfalt zeigten sich schon in seiner Gehilfenzeit, als er in der Firma W. Weber einen umfangreichen Katalog über deutsche Litte- ratur anfertigte, der als Muster für derartige Katalogarbeiten gelten darf, nicht minder bei Anfertigung der zahlreichen, von ihm in eigener Thätigkeit herausgegebenen Verzeichnisse und Hauptkataloge, vor allem auch bei Schaffung der Grund lagen für die Neu-Einschätzung in unserer Korporation, der er in den Jahren 1880—85 seine Dienste als stellvertretender Schatzmeister widmete. Opferwillig in jeder Beziehung, namentlich auch in der Unterstützung älterer Kollegen, die, durch Schicksalsschläge heimgesucht, den Boden der Existenz verloren hatten, fand Borstell Zeit, seine Kraft nicht nur der Korporation der Berliner Buchhändler, sondern auch dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler in verschiedenen Aemtern, sowie als Stadtverordneter seiner Vaterstadt zu widmen; dem »Krebs«, Verein jüngerer Buchhändler in Berlin, dessen Begründer (im November des Jahres 1857) er war, hat er sein Interesse bis zu seinem Ende bewahrt. Er war eine joviale Natur von zuweilen trefflichem Witze und unversieglicher guter Laune, dabei von einer tief innerlichen Empfindung, die sich vornehmlich in seinem stark ausgeprägten Familiengefühl und in seiner Liebe zur Natur zeigte; vielen von uns ist er als Freund näher getreten und wird auch als solcher uns unvergeßlich bleiben Ein Fußleiden mit darauf folgender Blutvergiftung entriß ihn seinem arbeitsreichen und gesegneten Schaffen, seiner trauern den Familie, seinen Freunden und Kollegen. Durch ein bösartiges Leberleiden wurde am 2. April 1896 Herr Hermann Walther in seinem fünfundvierzigsten > Lebensjahre hinweggerafft.
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