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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.11.1896
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- 1896-11-10
- Erscheinungsdatum
- 10.11.1896
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- Deutsch
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262, 10. November 1896. Nichtamtlicher Teil. 7421 selbst, die sich die Aufgabe gestellt haben, durch Veranstaltung von Volkskurscn die Volksbildung zu heben, und mehr als 100 000 Schüler nehmen alljährlich an diesen Kursen teil Dänemark hat besondere Anstalten begründet, die demselben Zweck dienen, und dem Beispiele dieses Landes sind auch Schweden und Norwegen gefolgt. In diesen Anstalten ist allen denen, die auf der Grundlage einer Volksschulbildung im reiferen Alter Fortbildung suchen, die Möglichkeit geboten, ihrem Drange nach einer allgemeinen Bildung zu genügen Daneben bestehen teils in Verbindung mit diesen Bildungs stätten, teils unabhängig von ihnen in den genannten Län dern Volksbibliotheken, so in England z. B. mehr als 300, die meist auch über eine Lesehalle verfügen. Erstaunlich sind die Summen, die für die Unterhaltung dieser Bibliotheken all jährlich verausgabt werden So zahlt London jährlich 060000 Boston 670000 Liverpool und Manchester je 240 000 Chicago 470 000 Angesichts solcher Zahlen ist es geradezu beschämend, wenn man hört, was denn in Deutschland für Volksbibliotheken und Lesehallen ge schieht. Daß die Einrichtung solcher Anstalten für die Hebung der Volksbildung ein unabweisbares Bedürfnis ist, ist bei uns noch lange nicht allgemein anerkannt. Im Gegenteil, die nach dieser Richtung hin gemachten Anstrengungen stoßen vielfach auf Widerstand selbst bei solchen Leuten, deren Herz warm für das Wohl des Volkes schlägt, die aber in gänz licher Verkennung der thatsächlichen Verhältnisse die Ursache der krankhaften Erscheinungen unserer Zeit auf die Rechnung des Fortschritts und der Aufklärung setzen und das Heil in der Unterdrückung aller auf Aufklärung gerichteten Bestrebungen erblicken. Als ob Ideen, die einmal im Volke Boden gefunden haben, sich tot schweigen oder gewaltsam unterdrücken ließen! Gerade in der Aufklärung des Volkes ist das Heil zu er blicken, denn diese wird die Jrrtümer vernichten. »Weil aber das erwähnte Vorurteil gegen Lesehallen und Bibliotheken zur Zeit noch in weiten Kreisen herrschend ist, so haben die vielfachen Anregungen zur Einrichtung solcher Volksbildungsstätten in unserm Vaterlande noch nicht das wünschenswerte Entgegenkommen gefunden. lieber Volkshochschulen verfügt z. B. Berlin überhaupt noch nicht, wenn man nicht etwa die Urania und die Hum boldt-Akademie als solche gelten lassen will. Dagegen besitzt Berlin 27 von der Stadt unterhaltene Volks bibliotheken, die einen Gesamtaufwand von jährlich 27 605 nötig machen; daneben besteht noch eine von der Gesellschaft für ethische Kultur errichtete unentgeltliche Leihbibliothek, die über eine Anzahl durch Schenkungen zusammengebrachter Bücher und, neben einem Vermögen von 3610 über jähr lich 740 ^ gezeichneter Jahresbeiträge verfügt, denen eine Summe von 4700 ^ jährlicher Verwaltungskosten gegen übersteht. Eine Lesehalle ist aber mit keiner dieser Biblio theken verbunden*) und doch muß gerade die Existenz geeig neter Leseräume als das wesentlichste und einzig Erfolg verbürgende Erfordernis betrachtet werden. Denn die Woh nungsverhältnisse der sogenannten arbeitenden Klassen sind für das häusliche Studium der aus der Volksbibliothek un entgeltlich verabfolgten Bücher meist wenig geeignet; es muß daher auch die Möglichkeit gegeben sein, diese Bücher zu lesen, und dazu gehört die Darbietung eines behaglichen Leseraums. Da ein solcher den Berliner Volksbibliotheken fehlt, so darf man sich auch nicht wundern, daß sie verhältnismäßig wenig benutzt werden und daß der im Verhältnis zu den Aufwänden anderer Weltstädte winzig zu nennende Betrag von jährlich 27 000 dem Bedürfnis einer Stadt von mehr als andert halb Millionen Einwohnern genügt. Aehnlich wie in Berlin Seit wenigen Wochen ist mit zunächst einer Lesehalle (in der Mohrenstratze) wenigstens ein Anfang gemacht worden. (Red.) Drcn,»d>kchp-jlkr Jaijrgan,. liegen die Verhältnisse in allen anderen Großstädten Deutsch lands. Frankfurt am Main ist meines Wissens die einzige deutsche Stadt, die neben einer Volksbibliothek auch eine Lesehalle bietet Hat diese auch nur 40 Sitzplätze, und ist sie auch nur 3 bis 4 Stunden täglich geöffnet, so beweist doch die Zahl von 9308 Besuchen innerhalb des ersten Halb jahres ihres Bestandes, daß durch diese Schöpfung eine fühl bare Lücke im Bibliothekswesen der Stadt Frankfurt aus gefüllt worden ist. Am zahlreichsten innerhalb Deutschlands sind die Volksbibliotheken im Königreich Sachsen, wo mehr als 1000, und in Württemberg, wo mehr als 1300 Volks bibliotheken bestehen und mit staatlicher Unterstützung teils von den politischen, teils von den Schulgemeinden unterhalten werden. Die verhältnismäßig geringe Zahl von jährlich 2 Benutzungen jedes einzelnen Bandes weist jedoch auch hier auf den Mangel eines Leseraumes als Ursache zurück. »Die Bewegung behufs Errichtung von Volkshochschulen und Volkslesehallen geht in Deutschland von drei Gesell schaften aus, der Gesellschaft für Verbreitung von Volks bildung, der Gesellschaft für ethische Kultur und der Comenius- Gesellschast. Die beiden letzteren sind hier durch Zweig gesellschaften vertreten. Diese beiden Zweiggesellschaften faßten unabhängig von einander im Herbste vorigen Jahres den Beschluß, eine Volkslesehalle in Jena zu begründen und zu diesem Zwecke einen Appell an den so oft bewährten Ge meinsinn der Bürgerschaft unserer Stadt mit der Bitte um freiwillige laufende Jahresbeiträge zu erlassen. Um die Kräfte nicht zu zersplittern, einigten sich die genannten beiden Zweiggesellschaften über ein gemeinsames Vorgehen, und da sie so glücklich waren, in den Herren Geschäftsleitern der Carl Zeiß-Stiftung, die bereits ihrerseits gleichfalls an die Errich tung einer derartigen gemeinnützigen Anstalt gedacht hatten, Verbündete zu finden, die zugleich bereit waren, aus den Ueberschüssen der Stiftung erhebliche Summen der Begrün dung und Erhaltung des Unternehmens zuzuwenden, so konnte die Ausführung des von den beiden Zweiggesellschaften ge faßten Beschlusses sogleich auf breitester Grundlage in Angriff genommen werden. Um jedoch die zu begründende Anstalt möglichst unabhängig zu gestalten, faßten die wiederholt ge nannten beiden Zweiggesellschaften in einer gemeinsamen Sitzung den Beschluß, einen besonderen Verein zu begründen, der die Einrichtung und die dauernde Verwaltung der Lese halle und Volksbibliothek sich zur Aufgabe macht. Mehrere vorberatende Versammlungen, zu denen öffentlich und durch Cirkular eingeladen worden war, hatten den Erfolg, daß von Korporationen und Einzelpersonen Jahresbeiträge in Höhe von mehr als 6000 ^ gezeichnet wurden, wovon freilich die ansehnliche Summe von jährlich 4000 ^ auf die Carl Zeiß- Stiftung entfällt, die außerdem noch die Kosten der gesamten Einrichtung übernahm. »Nachdem so die nötigen Mittel zum Betriebe der Anstalt gesichert waren, konstituierte sich der Verein am 20 Februar d. I. unter dem Namen »Lesehallenverein in Jena«. Nach Maßgabe der angenommenen Satzungen bezweckt der Verein die Errichtung und Verwaltung einer öffentlichen Lesehalle und einer damit verbundenen Volksbibliothek für Jena und Wenigenjena. In den Räumen der Lesehalle sollen Bücher, Zeitungen und Zeitschriften, die den Interessen der verschiedensten Stände und Berufsklassen entsprechen, der öffentlichen Be nutzung zugänglich gemacht werden. Insbesondere sollen die größeren deutschen politischen Tagesblätter, Wochen- und Monatsschriften, Lokalzeitungen des ostthüringischen Bezirkes, unterhaltende und belehrende Schriften, namentlich auch ge werbliche und wirtschaftliche Fachlitteratur dargeboten werden. Da der Verein sich nicht in den Dienst einer wirtschaftlichen, religiösen oder politischen Partei, sondern in den Dienst des Gemeinwohls stellt, insofern er die Hebung der Volksbildung 1000
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