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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.07.1896
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1896-07-14
- Erscheinungsdatum
- 14.07.1896
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- Deutsch
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Wackre Verleger wichtiger Werke Mit strebsamen Sortimentern versammelt, Und heute mit frohsinnfunkelnden Frauen Zur Familienfeier festlich vereint! — Wohl wägend und wissend, wie wertvoll und wichtig Des Buchhandels weibliches Walten und Wirken, Widme zum Feste ihm ich willigen Weihgruß, Widm' ich weiter ihm wohlwollende Wünsche, Wünsch' ihm, daß er blüh', wachs' und gedeih! Heijajahei! tzottajoholj Cottalobo! Hallbergernia! Wagalaweia!» Fräulein Frida Dieffenbacher, eine junge Künstlerin, entzückte darauf das zahlreiche Auditorium mit einer Arie aus »Das Glöcklcin des Eremiten«, und Herr Förtsch, der seit den diesjährigen Kantate-Festlichkeiten auch in Leipzig bekannt geworden tst, verstand es, die Gesellschaft durch seinen vortrefflichen Humor in einer »Soloscene«, sowie später in »Othellos Opfer« in die heiterste Stimmung zu versetzen, in welcher Nummer wir auch das reiche Talent seines Partners, Herrn Ellinger, kennen lernten. Hierauf kam das reizende Stückchen »Ills llvo slsters Larrlscm«, eilt englisches Gesangs und Tanzensemble, durch fünf junge Damen allerliebst zur Darstellung. Der »Humoristische Vortrag am Klavier« gab Herrn Glaser Gelegenheit, sein musikalisches Talent ins beste Licht zu setzen. Herr Hofschauspieler O. Mayer zeichnete sich im Verein mit Fräulein Dieffenbacher durch die Wieder gabe eines Duettes aus der Operette »Der arme Jonathan« aus und war später noch ein so schmuckes, mit hohem Sopran begabtes »Trotzig Dirnd'l«, daß er manch Buchhändlerherz eroberte. Sehr hübsch wurde eine von Herrn Solotänzer Scharf inszenierte Pantomime mit Tanz aufgeführt, die sich besonderen Beifalls erfreute. Auch in diesem Jahre hatte der »Stuttgarter Buch handlungs-Gehilfenverein« in dankbar anerkennens werter Weise seine besten Kräfte zur Verfügung gestellt, um den Abend zu verschönern und trug mit dem »Brotartikel, "/io gemischt«, wesentlich zu seinem Gelingen bei. In zum größten Teile vorzüglicher Anordnung stellten die Ver- einsmitglieder bekannte Büchertitel in lebenden Bildern dar, von denen wir »Der Trotzkopf«, »Max und Moritz«, »Der gute Kamerad«, »Der kleine Lord«, »Struwivelpeter«, »Rem- brandt als Erzieher«, »Das Glück im Winkel« und »Jugend« als die gelungensten hervorheben möchten. So hatte der erste Tag der »Juni-Messe« einen präch tigen Abschluß gefunden und die Mitternachtsstunde war be reits vorüber, als jung und alt, hochbefriedigt von den fröhlich verlebten Stunden, die Nachtruhe aufsuchten. Am Dienstag den 16. Juni fand vormittags im Saale des Bürgermuseums die Abrechnung statt. 'Bei der außer ordentlich schwülen Temperatur suchte man möglichst bald ins Freie und in den schattigen Garten des Hotel Textor zum Frühschoppen zu kommen. Es ist ein schöner, wir möch ten fast sagen, historischer Brauch geworden, bei dieser Ge legcnheit der Notleidenden unseres Standes zu gedenken, und mit außerordentlichem Geschick unternahm es, wie alljährlich, Herr Petters-Heidelberg, eine Sammlung für diese durch Versteigerung des bekannten Federhalters zu veranstalten. Seiner hinreißenden Beredsamkeit, die fast allen Kollegen be kannt ist, die die Herzeit weichstimmt und die Geldbörse sich gerne öffnen läßt, war das reiche Ergebnis von 564 zu verdanken. Auch an dieser Stelle möge Herrn Petters wärm ster .Dank für seine edle That ausgesprochen werden. Für den Nachmittag war ein großes Gartenfest in der benachbarten Badestadt Cannstatt geplant, verbunden mit Beleuchtung der Kuranlagen und italienischer Nacht. War das Vcrgnügungskomitce bisher in seinen Arrangements vom Glück begünstigt worden, so vermochte es jedoch -mit des Geschickes Mächten heute keinen Bund zu flechten, denn der Regen kam zu schnell». Noch vor Beginn des Festes trat ein Gewitter ein und die Schleusten des Himmels öffneten sich in einer Weise, daß an ein Verweilen im Freien nicht mehr gedacht werden konnte. Der Aufenthalt der Gesellschaft mußte sich daher aus den Saal und die angrenzende Wandelhalle beschränken, wo ein geschmackvoll zusammengestelltes Musikprogramm zum Vortrag gebracht wurde. Der Regen vermochte die Fröhlich keit und die gute Stimmung der zahlreichen Teilnehmer jedoch nicht zu beeinflussen und bewirkte, daß dem sich an das Konzert anschließenden Tanzvergnügen nur um so leb hafter gehuldigt wurde. Es herrschte allgemeine Lust und Heiterkeit und die Mitternachtsstunde eilte viel zu schnell herbei, die die Gesellschaft zum Aufbruch mahnte; die erste Morgenstunde des jungen Tages führte sie mit der Eisen bahn in die Residenz zurück. Es erübrigt uns noch, des Festausschusses zu gedenken. Dieser bestand aus den Herren Büchle, Keller und Witt- wer jun. und hatte nach den gelungenen Festen der letzten Jahre, vornehmlich der vorjährigen Jubiläumsfeier und bei den gesteigerten Ansprüchen, die heute an ein Festkomitee ge stellt werden, keinen leichten Stand. Wir müssen anerkennen, daß er sich seiner schwierigen Aufgabe mit bestem Geschick entledigte, und es gebührt den Herren herzlicher Dank, daß sie sich dem schwierigen, nicht beneidenswerten Amte in so be reitwilliger Weise unterzogen haben. Wir hoffen, dieselben Herren auch im nächsten Jahre an der Spitze der festlichen Veranstaltungen zu sehen und schließen unseren Bericht, in dem wir allen Kollegen aus nah und fern ein herzliches »Auf Wiedersehen im Juni 1897« zurufen. Kleine Mitteilungen. Reichsgerichtsentscheidung (Nachdruck verboten.) — Die Presse und die Wahrnehmung berechtigter Interessen. Vom Landgericht Kiel ist am 18. April der Redakteur der Kieler Neuesten Nachrichten, Wilhelm Schwaner, wegen Beleidigung des Provinzial schulrats Kammer in Schleswig zu 200 Geldstrafe verurteilt worden. Der letztgenannte Herr hatte im August v. I. öffentlich eine Aeußerung über die Behandlung der Naturwissenschaften in den Schulen gethan, die nicht allgemein Anklang gesunden hatte. Ein Mitarbeiter der Kieler Neuesten Nachrichten hatte über diesen Vorgang einen Bericht verfaßt, der dann auch zum Abdruck gelangte. Herr K. bezweifelte dann in einem Prioatbriefe die Zu verlässigkeit des Berichterstatters, wovon die Redaktion des ge nannten Blattes Kenntnis erhielt. Am 26. November 1895 ver öffentlichte nun der Angeklagte in dem von ihm redigierten Blatte einen längeren Artikel, in dem er das Verhalten des Schulrats kritisierte und sein Blatt gegen den Vorwurf verteidigte, daß es die Siede des Schulrates unrichtig wicdergegeben habe. Er verfolgte dabei den Zweck, den genannten Herrn zu einer nochmaligen Aeuße rung über die Behandlung des naturwissenschastlichen Unterrichts zu veranlassen, und stellte ihm die Spalte» seines Blattes dafür zur Verfügung. Nebenbei lief mit der Vorwurf des Mangels an Mut und Wahrheitsliebe unter. Hierdurch soll nun Herr Schulrat Kammer beleidigt worden sein. Das Landgericht hat dem Angeklagten in der Hauptsache den Schutz des Z 193 (Wahrnehmung berechtigter Interessen) zugebilligt, weil er berechtigt gewesen sei, sich gegen den nach seiner Ucberzeugung ungerechtfertigten Vorwurf der falschen Berichterstattung zu verteidigen. Es hat jedoch den Angeklagten der Rcchtswohlthat. des § 193 für verlustig erklärt, weil die Absicht der Beleidigung ersichtlich sei und sich aus dem ge samten Inhalte ergebe. Der Angeklagte legte gegen das Urteil Revision ein und rügte Verletzung des 8 193, da nach seinem Wortlaute eine Verurteilung nur dann eintreten könne, wenn bei Wahrnehmung berechtigter Interessen die Absicht der Be leidigung sich aus der Form oder den Umständen ergebe. Weder das eine noch das andere sei festgestellt. — In der heutigen Ver handlung der Sache vor dem Reichsgerichte beantragte der Neichsanwalt die Aufhebung des Urteils. Das Landgericht habe anscheinend Form und Inhalt verwechselt. Ob dem Angeklagten mit Recht der Schutz des 8 193 zugebilligl worden sei, solle nicht erörtert werden, es könne aber angenommen werden, daß der Angeklagte sich in der Abwehr eines Angriffes befunden habe.
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