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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.07.1882
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1882-07-10
- Erscheinungsdatum
- 10.07.1882
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- Deutsch
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8028 Nichtamtlicher Theil. 157, 10. Juli. postverwaltung die Ermächtigung, nicht nur die ganze Vertriebs- Manipulation einer Firma gratis zu besorgen, sonder» auch die eingehenden Bestellungen portofrei auszuführen? Wir glauben nicht, daß die Firma Julius Springer den Druck von Millionen Ankündigungs- und Verlangzetteln bezahlt hat, wir glauben noch weniger, daß sie die vorgeschriebene Kreuzbandtaxe mit je 3 Ps. hinterlegt hat, und wir haben Grund anzunehmen, daß auch das Kreuzbandporto L 20 Pf. Pro Exemplar in Weg fall gekommen ist, von der schließlich noch zur Begleichung noth- wendigcn Posteinzahlung des Empfängers ganz abgesehen. Die Consequenzen für den deutschen Verlagshandel ergeben sich hier aus ganz von selbst. Es ist ein bisher unerhörtes Pri vilegium, das eine Reichsanstalt zu Gunsten einer ein zelnen Firma hier gewährt hat. Zunächst sind es ohne Zweifel die Cursbuchverleger, welche unmittelbar von diesem Specialprivilegium in empfindlichster Weise getroffen werden. Abgesehen davon, daß ihnen keine Reichs- casse zur Verfügung steht, die einen etwaigen durch die luxuriöse Ausstattung veranlaßten Ausfall bei den Herstellungskosten deckt, müssen sie auch an Bertriebsmitteln alles mit schwerem Gelde bezahlen, was hier einer Firma umsonst gewährt wird. Welches Unternehmen wird überhaupt einen solchen Aufwand an Ver triebsmitteln auf die Dauer vertragen können, wenn nicht eben die große Reichscasse den Ausfall zu decken bereit ist (das Porto für Uebersendung von 1,000,000 Bestellzetteln repräsentirt allein eine Ausgabe von 30,000 M.)! Aber auch der übrige Verlags handel möge sich die Folgen überlegen, welche dieses unerhörte Vorgehen der Post in sich birgt. Gesetzt den Fall, es sände die Reichspostverwaltung, daß die vorhandenen geographischen Handbücher oder Ortslexika nicht mehr genügen; sie würde flugs durch den ihr zu Gebote stehenden gewiß vortrefflichen Apparat ein amtliches Ortslexikon unfertigen lassen und in derselben Weise wie beim Reichs-Cursbuch verfahren. Zu dem Ortslexikon gehört nothwendig ein entsprechender Handatlas; auch der wird amt lich angesertigt, in splendider Weise mit den neuesten Verviel fältigungsmitteln ses geht ja aus der Reichscasse *)s hergestellt und durch die Briefträger gegen Colportagelohn verbreitet. Das sind nach dem erlebten Vorgänge durchaus keine unmöglichen Dinge! Damit wäre aber der Reichspostverlagshandel in schönster und wirkungsvollster Weise in Scene gesetzt und — so mancher Verleger hätte mit seinen theuren Verlagswerken das Nach sehen und der liebe Sortimentshandel natürlich erst recht. Der offenbare Schaden, den der Sortimentsbuchhandel schon jetzt aus dem ihm nahezu entzogenen Vertrieb des Reichs-Cursbuchs hat, ist bereits ein ziemlich bedeutender. Wir glauben gern, daß sich infolge der in Frage stehenden Manipulation der Absatz auch im Sortiment nicht verringert hat, sondern im Gegentheil vermehrt. Ein Buch, welches mit so außergewöhnlichen Mitteln plötzlich auf den Markt geworfen wird, erregt immer eine er höhte Nachfrage und da unser deutsches Publicum gewohnt ist, Bücher zunächst noch beim Buchhändler zu suchen, so fällt dem Sortiment dieser kleine Antheil am Geschäft noch zu. Aber was entgeht ihm an solchen Kunden, die gewohnt waren, sich ein beliebiges Cursbuch anzuschaffen und nun durch die Post vorher abgesangen worden sind! Wie lange wird es dauern, bis die Post den Bädeker'schcn oder Meyer'schen Reisehandbüchern *) Wie voll diese Reichscasse z. B. zu Gunsten des Reichs-Curs- lungen desselben innerhalb weniger Jahre. Wir erinnern uns einer Ausgabe in Duodez, in Quart, in Folio und jetzt in Octav. Jeder Buchhändler, der etwas von Büchercalculation versteht, kann sich auS- rechnen, wie überaus kostspielig solche Manipulationen sind. ein ähnliches Privilegium zu Theil werden läßt, wie jetzt dem Springer'schen Verlagsartikel! Die Gefahren, welche dieser Postbuchhandel in sich birgt, liegen aber für Verlag wie Sortiment noch anderswo, und weil wir nun einmal bei diesem Capitel sind, so möchten wir aüch dieser Seite noch einige Zeilen widmen. Wie bekannt, existirt seit Jahren ein Postsparverein, dessen Ausgabe es unter Andern! ist, seinen Mitgliedern Lebensmittel, Consumartikel, Bücher !c. ans in Deutschland vorhandenen billigsten Bezugsguellen zu ver schaffen. Die Mitgliederzahl beläuft sich gegenwärtig auf nahezu 42,000 Beamte und repräsentirt etwa 2/g des gesammten Post personals Derselbe versügt außerdem bei etwa 4000 M. Be- triebsspesen über ein Capital von 8,000,000 M. Innerhalb dieses großen Kreises, der sich über das ganze Reichspostgebiet erstreckt, kann man Bücher zu folgenden Preisen beziehen: Brockhaus' kleineres Conversat.-Lex. Mit 50"/, Rabatt. — Bilderatlas. Geheftet 50 M.; geb. 77 M. — — Text. Brosch. 10 M.; geb. 14 M. 50 Ps. — Convers.-Lex. 12. Aust. Brosch. 45 M.; geb. 67 M. 50 Ps. Andrer, Atlas. Brosch. 15 M. Daniel, Handln d. Geogr. Brosch. 10 M. 80 Ps.; Hlbsrzbd 14 M. 40 Pf. Cotta'sche Bibliothek d. Weltliteratur. L Band 75 Pf. Hayek, Handb. d. Naturgesch. pr. Lsg. 1 M. 40 Pf. Stieler's Handatlas. Brosch. 40 M.; geb. 45 M Das Wissen der Gegenwart. Mit 25"/, Rabatt. Reclam's Univcrsalbibliothek. ü Bd. 20 Ps. mit 30"/, Rabatt. Vom Fels zum Meer. Mit 25"/, Rabatt, ll'aucbnite Oolloation. L Band 1 M. 60 Pf. mit 3 7'/"/ Rabatt. Andrer, geogr. Handbuch, ä Lsg. 75 Ps. Zusendung bei letzterem portofrei, sobald 10 Lieferungen aus einmal genommen werden, gleichviel ob 10 Exemplare von einer oder von verschiedenen Lieferungen entnommen werden. Geben diese Anerbietungen, theilweise mit Vortheilen, wie sie der Sortimentshandel im Einzelnen selbst nicht einmal ge boten bekommt, manches zu denken, so müssen doch die beiden letzten Posten als besonders bedenkliche bezeichnet werden. Wir finden cs begreiflich, wenn der Postsparverein seinen Mitgliedern neben billigem Kaffee, Zucker, Tabak ic. auch billige Bücher ver mittelt, namentlich solche von ausklärendem, belehrendem und patriotischem Inhalt. Wie aber, wenn ein industriöscr Postmannn die dargebvtene Gelegenheit dazu benützt, ganz im Stillen einen kleinen Buchhandel zu etabliren, der ihm einen kleinen Neben verdienst abwirst? Wenn er noch nicht selbst aus diesen Ge danken gekommen ist, so muß ihn das Anerbieten — 10 aus einmal bezogene Lieferungen werden franco geliefert — geradezu herausfordern, Freunde und Bekannte gegen eine kleine Provi sion die eigenen Vortheile mitgenießen zu lasten. Schlägt das Geschäft ein, so wird es leicht sein, weitere Kreise seinem Privat buchhandel zuzuführen. Oben haben wir vom Postbuchhandel geredet und von den Gelüsten, denselben als osficielles Glied in die Reichspostver- waltuug einzureihen. In den Postsparcassen und ihren Bücher- ofierten glauben wir, namentlich im Hinblick aus die erfolgreiche Cursbuchmanipulation, die ersten Anfänge dazu finden zu müssen und ein Postbeamter, der seine Zeit versteht, kann durch vor herige Uebung auf diesem Gebiet sich schon im voraus einen höheren Posten in diesem Reffort sichern. Wer bürgt dafür, daß ein Institut, das sich im engetn Haushalt als durchführbar und zweckdienlich erwiesen hat, nicht nach und nach auch auf weitere Kreise ausgedehnt wird!
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