9874 Nichtamtlicher Teil. »G 261, 9. November 1904. dürfen.» Voltaire erklärt in einem Schreiben an d'Argental (Dezember 1765), weshalb er die Brüder Cramer eine Ge samtausgabe seiner Werke machen ließ: An Damilaville schrieb Voltaire am 11. Mai 1764: »Ich glaube, den Cramers Wohltaten genug erwiesen zu haben, um auf ihre Dankbarkeit Anspruch zu haben. Die Cramers sind meine Brüder; sie sind Philosophen, und die Philosophen müssen dankbar sein; ich habe ihnen all meine Werke geschenkt, und ich bedaure es nicht.« 6. Voltaires Pseudonyme. Schon aus den vorhergehenden Mitteilungen kann man ersehen, daß die Verleger Voltaires durchaus nicht auf Rosen gebettet waren. Vorerst hatte Voltaire die Gewohnheit, alle seine Werke zu desavouieren. Schon deshalb durften die Verleger es nicht wagen, hohe Auflagen zu drucken. Am 16. Dezember 1760 schrieb er an d'Argental: »Ich mag meinen Namen nicht an der Spitze meiner ver rückten oder ernsten, tragischen oder komischen Dummheiten sehen.« Und am 18. April 1764 äußerte er sich Damilaville gegenüber: »Wenn verruchte Buchhändler meinen Namen auf meine Werke gesetzt haben, so haben sie das immer gegen meinen Willen getan.« Obschon er demselben Korrespondenten gegenüber (21. Juli 1764) sich dahin äußerte, man sei ebenso schuldig, wenn man einem Verfasser ein Werk zuschreibe, das nicht von ihm herrühre, als wenn man seine Schrift fälsche, so hat er selbst doch sein ganzes Leben lang sich fremder Autornamen bedient. QtUrard hat in seiner »Uiblio- Ai-apdis Voltairisuue« ein Verzeichnis der Pseudonyme Vol taires veröffentlicht. Es ist eine erstaunlich lange Reihe, und wenn ich sie (in alphabetischer Reihenfolge und im französischen Original) hier wiedergebe, so geschieht das nicht bloß der Kuriosität halber, sondern auch um den Antiquaren ein Mittel an die Hand zu geben, Originalausgaben Vol tairescher Schriften festzustellen, die ohne die Kenntnis dieser Pseudonyme ihnen vermutlich entgehen würden. Voltaire hat sich also in vielen seiner Schriften hinter folgenden Pseudonymen verborgen: U.^D . . .^N***. I.s Ooroto Da***. Dawilavillo. ^mb. Osorors. ") D. h. der französischen Polizei, da die Ausgabe in Gens erschien. Imbok. Wie man sieht, ist das ganze Alphabet in der Liste ver treten. Und zudem ist diese nicht einmal vollständig! Einzelne seiner Schriften schrieb Voltaire sogar mehreren Personen zu. So veröffentlichte er sein Schauspiel »Ds Droit du Seigneur« nacheinander unter folgenden Namen: Kurland, Dn aoadsnüoisn de Dijon, Degour, Uioardst, Rigardst, Nslin de Laint-Delals, Dioardin. Die »Dudbrss« gab er als ein nachgelassenes Werk von Ouiwont de In louells aus, und später veröffentlichte er das Werk unter dem Namen Debwabis und ließ es sich widmen von Gabriel Grassel L Cie.! Es war bei Voltaire eine Manie, seine Schriften ent weder kühn zu verleugnen oder sie andern lebenden, ver storbenen oder fingierten Personen zuzuschreiben. Namentlich bei seinen schwächeren Werken errieten selbst seine besten Freunde und gewiegte Kritiker wie Grimm den Autor nicht am Stil. Einmal beteiligte Voltaire sich unter dem Pseudonym Illarquis ds Villstts an einem Preisaus schreiben der französischen Akademie für Poesien. Seine Arbeit wurde als die fünfte klassifiziert, aber auch für sehr schwach befunden. Keiner der Akademiker erriet, daß die Verse von dem Verfasser der »Usnriads« herrührten. Das war allerdings im Jahre 1778, als Voltaire bereits 84 Jahre alt war.") Diejenigen Schriften, bei denen Voltaire nicht leicht als Verfasser zu erkennen war, hatten natürlich auch keine besondere Aussicht auf Erfolg. Zudem konnten diese Bro schüren ohne weiteres nachgedruckt oder in Sammlungen (Nälangss u. dgl.) oder, wenn Voltaire als Verfasser be kannt wurde, in seine vollständigen Werke ausgenommen werden. Der erste Verleger war also in der Regel gar nicht im Vorteil, zumal Voltaire ihm das Urheberrecht nicht garantierte, sondern sogar den Nachdruck begünstigte. (Fortsetzung folgt.) >v) I.o Uarps, Oorrsspondauos littsrairs. II. Band, S. 273. Voltaire starb noch im selben Jahre.