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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.04.1898
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1898-04-09
- Erscheinungsdatum
- 09.04.1898
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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81, 9. April 1898. Nichtamtlicher Teil. 2693 Sollte sich finden, daß mir jemand schuldet, so erkläre ich das hierdurch für erloschen und ungiltig. -Also: Mein Vermögen liegt in der Reichshauptbank, und sind Sie darüber unterrichtet. -I. Ich vermache es zu gleichen Teilen dem (Lisztschen) Pensionsvercine für Musiker in Hamburg und der Czernyschen Stiftung gleicher Art in Wien. II. Hiervon gehen ab und sind, so lange die Betreffenden leben, zu gleichen Teilen von beiden Vereinen zu bezahlen: a) an meine Schwester Elise Grund durch Christian Detmering in Hamburg 5000 ^ jedes Jahr; b) das Gleiche (5000 an meine Stiefmutter Caroline Brahms oder deren Sohn, Uhr macher Fritz Schnack in Pinneberg; o) meiner Wirtin Cölestine Truxa (salls sie es derzeit noch ist) 5000 ^ ein für allemal. Außerdem gehört dieser meiner Wirtin, was ich an Möbeln, Kleidern und Wäsche besitze, auch Bilder, die an den Wänden hängen, Teppiche, Decken rc. Ausgenommen ist das Medaillon- bild von Schumann mit Inschrift, ein Lehnstuhl mit Stickerei (Triumphlied), Ehrengeschenke, Diplome re., worüber unter IV. -III. Meine Bücher und Musikalien vermache ich der Gesell schaft der Musikfreunde in Wien. -IV. Vorher wünsche ich jedoch, daß meine genaueren und werteren Bekannten und Freunde sich Andenken aus meinem Nachlaß wählen, worüber nicht die Direktion der Gesellschaft, sondern Sie und Herr Mandyczewski zu entscheiden haben — die Sie Beide auch für sich selbst zu wählen hätten. (Aus genommen hiervon sind und der Gesellschaft zu übergeben: die Handschrift der ger. Symphonie von Mozart, der sechs Quar tetten von Haydn und sämtliche gedruckten und geschriebenen Scarlatti.) -Die gedachten Andenken wünschte ich in liberalster Weise vergeben: da empfehlen sich hiersür zumeist die vorhandenen Bilder, Kupferstiche, Diplome, Ehrengaben, das Schumannsche Doppelporträt mit Inschrift, obengedachter Lehnstuhl und sonstiges der Art. Es ist vielerlei für diesen Zweck Geeignetes vorhanden, und kann Herr Mandyczewski leicht veranlassen, daß man nichts wähle, was für die Sammlungen der Gesellschaft von Wert sein würde. Einzelnes anzugeben, behalte ich mir vor, einstweilen bestimme ich für I. Joachim die Skizzen der drei Streichquartette von Schumann, für Christian Detmering meine goldene Uhr mit Kette, schließlich, ivas mich selbst angeht: ich wünschte eigentlich, daß mein Körper verbrannt würde. Läßt es sich machen, so werden die Kosten natürlich dem Vermögen entnommen. -Ebenso wünsche ich, daß alles, was ich Handschriftliches (Ungedrucktes) hinterlasse, verbrannt werde. -Hierfür sorge ich nun, namentlich was Noten angeht, best möglichst selbst. Sie werden wenig finden, an dem Sie meinen Wunsch erfüllen können. -Sollten sich jedoch die Briefe meiner Eltern und sonst ganz Persönliches finden, so bitte ich Sie dringend, solches ohne irgend welchen Vorbehalt zu vernichten. Briefe anderer gleichfalls, so weit sie nicht an die Absender zurückgehen können. -Sollte ich etwas unzweifelhaft Druckfertiges hinterlassen, so schenke ich es hiermit Ihnen. Ich sorge ängstlich, daß nichts Un nützes liegen bleibe. -Ich behalte mir vor, dieses Schreiben zu ergänzen oder auch zurückzuerbitten. -Einstweilen möchte ich Sie bitten, es recht lange aufzu bewahren, und bin ich mit herzlichem Gruß Ihr Johannes Brahms-. Sodann sind folgende nicht ganz klare Bleistiftnotizen ver zeichnet: Vermögens-Büchl (?) der Gesellschaft zu dieser freien Ver fügung; der Liszt-Pensionsfonds in Hbg. 3000 M.; der Czerny. Pensionsfonds in Wien 1000 fl.; Stiefmutter oder deren Sohn jährlich 6000; für Truxa (falls) ein- für allemal 10 M. fl.; Engel bert Gruber oder Fam. in Ischl 10 M. fl.; Maud (Miller, Fober, Fellinger); Fuchs; Kupfer (Bücher, Diploms) Gesellschaft; Schu mann-Medaillon. Weiter sind (gleichfalls mit Bleistift) einige Ziffernkolonnen verzeichnet, die zusammengezählt sind und vielleicht das hinterlassene Vermögen bedeuten sollen. Die Summen sind 251950 (Mark?), 8600 Gulden, 98,000 Francs. Von Bedeutung für den bevorstehenden Prozeß ist noch das Protokoll über die Beschaffenheit des Briefes, das am 3. April 1897 amtlich ausgenommen wurde. Dieses lautet: -Gegenstand ist die Publikation einer letztwilligcn Anord nung nach Herrn Dr. Johannes Brahms, gegenwärtig die Ge fertigten: -Anläßlich Errichtung der Todesfallsaufnahme und Sicher stellung des Nachlaßvcrmögens nach dem oben genannten Erb lasser wurden bei Durchsuchung der mittleren Lade des von dem Erblasser benützten Schreibtisches die beiliegenden zwei Oklav- Briefpapierbogen offen beisammenliegend vorgesunden (nicht ge heftet). Von denselben ist der eine auf allen vier Seiten be schrieben, jedoch nicht unterschrieben, während bei dem zweiten nur die ersten drei Seiten, und zwar gleich den vier Seiten des ersterwähnten Bogens, mit Tinte beschrieben sind. Auf der vierten Seite des zweiten Papierbogens befinden sich Bleistiftauf schreibungen. Der zweite Briefpapierbogen trägt auf der dritten Seite die Unterschrift Johannes Brahms. Die erste Seite des ersten Briefpapierbogens trägt am rechten oberen Rande das Datum: Ischl, Mai 1891. Hierauf folgt die Ueberschrift -Lieber Simrock-, und hierauf beginnt der Text dieser Urkunde mit den Worten: -Vor längeren Jahren . . . .- -Diese Urkunde endet auf der vierten Seite mit den Worten: -Ehrengaben, das Schumann'sche.- Bei diesem Briefpapierbogen sind auf der zweiten Seite die vier letzten Schristzeilen mit Bleistift durchstrichen, ebenso auf der dritten Seite die vierte, fünfte und sechste Zeile von oben. In der siebenten Zeile der letzterwähnten Seite ist bei der Ziffer -6000- die Ziffer -6- mit Bleistift anscheinend aus der früher mit Tinte geschriebenen Ziffer -5- korrigiert. In der elften Zeile von oben aus dieser Seite sind die Worte -5000- Mark mit Bleistift durchstrichen und an deren Stelle -10000 Gulden- mit Bleistift gesetzt. -Auf derselben Seite ist zwischen der letzten und vorletzten, beziehungsweise zwischen der dritten und zweiten Zeile von unten ein Verweisungszeichen ersichtlich, das sich auf die am unteren Rande dieser Seite geschriebenen Worte«Ehrengeschenke, Diplome rc.- bezieht. «Auf der vierten Seite dieses Bogens ist in der achten Zeile von oben in dem Namen Mandyczewski der Buchstabe -i- aus -y- korrigiert. Die auf dem zweiten Bogen befindliche anscheinende Fortsetzung dieser Urkunde beginnt mit dem Worte «Doppel porträt mit Inschrift- und endigt auf der dritten Seite mit den Worten: -. . . mit herzlichem Gruß Ihr. . .-, woraus die schon oben angeführte Unterschrift folgt. Aus der ersten Seite dieses Papierbogens sind die in der achten und siebenten Zeile von unten enthaltenen Worte: -für Christian Detmering meine goldene Uhr mit Kette- mit Bleistift durchstrichen. Auf der vierten Seite dieses zweiten Papierbogens erscheinen, wie schon oben erwähnt, nicht unterfertigte Bleistiftausschreibungen, und zwar in der oberen Hälfte dieser Seite solche, welche sich anscheinend als Entwurf einer Vermögensverteilung darstellen, während die aus der unteren Hälfte dieser Seite befindlichen Ausschreibungen eine Berechnung darstellen. -Außer den vorstehenden Bemerken sind an den beiden Brief papierbogen keinerlei äußere Gebrechen, und zwar weder Ra dierungen, Durchstreichungen, Einschaltungen u. dergl., wahr- nehmbar. -Die Schrift auf beiden Papierbogen, sowie die Unterschrift scheinen von einer und derselben Hand herzurühren. -Diese letztwillige Verfügung wird sohin in Gegenwart der Gefertigten durch Ablesen kund.- (Unterschriften.) Wettbewerb in der graphischen Kunst. — Zu dem von der Verlagshandlung Seemann L Co. in Leipzig ausgeschrie benen Wettbewerb um originale Werke graphischer Kunst sind im ganzen 183 Kunstblätter eingegangen und zwar 5 Holzschnitte, 39 Lithographieen und 139 Radierungen. Das am 5. d. M. zu sammengetretene Preisrichterkollegium entschied über die Preis- zuerkennung wie folgt: 1. Preis (500 V6): die Radierung 57 U -Männlicher Studienkopf- von Fräulein Marie Stein in Paris (Motto: Gustav Adolph II); — 2. Preis (300 ^): das Schabkunst blatt 11 H. -Männlicher Studienkops- von Heinrich Wolfs in München (Motto: Radierung nach der Natur); — 3. Preis (200 ^E): das Vsruis wou-Blatt -Landschaft- von Otto Gampert in München (Motto: Variatio cislsetat). Zum Ankauf empfohlen wurden: 88»., -Schraube-; — 8, -Unterbrochene Andacht-; — 4, -Feierabend»; — 25, -Erlebnisse 2-; — 11, «Nach der Natur 8-; — 54, -Dämmerung-; — 69, -Spätsommersonne-. Wechsel st empel. — Der preußische Finanzminister weist jetzt die Provinzial-Steuerdirektoren aus ein neuerliches Erkenntnis des Reichsgerichts hin und erwartet größte Aufmerksamkeit. In diesem Erkenntnis wird bestätigt, daß derjenige, welcher ein ausgesülltcS oder nicht ausgefülltes Wechselsormular mit seinem Accept versieht und aus den Händen giebt, bevor es gestempelt ist, die Stempel strafe auch dann verwirkt hat, wenn der Aussteller vor der Aus gabe den Stempel richtig anbringt. Das Leipziger Tageblatt, dem wir diese Mitteilung entnehmen, bemerkt hierzu mit Recht: Hiernach dürfte grüßte Vorsicht in der Behandlung nicht gestempelter Formulare von neuem zu empfehlen sein. Eine ziemlich weitverbreitete Nach lässigkeit besteht darin, daß der Aussteller eines Wechsels ihn ungestempelt dem Bezogenen zum Accept zugehsn läßt und dieser ihn an den Aussteller ohne Stempelmarke zurückschickt. Der letztere stempelt erst beim Begeben des Wechsels, obgleich Aussteller und Bezogener in den meisten Fällen genau wissen, daß sie strafbar sind. Fünsundsechzigfter Jahrgang. 355
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