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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.12.1903
- Strukturtyp
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- 1903-12-24
- Erscheinungsdatum
- 24.12.1903
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- Deutsch
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10666 Nichtamtlicher Teil. .1L 298 24. Dezember 1903. Ich hete bi den tagen min Gesament zwei hundert buchlin lind selber zwelfe gemacht Und het mir also erdaht, Swen ich alt würde, daz ich damite Nach d'alten lerer site. Min Notdurft solle erwerben. Nu muz ich verderben.") Von Biicherkäufen berichtet die Geschichte der Klöster St. Em meram in Rcgensburg, Krcmsmiinster, Vorau, Michaelbeuren, Klosterneuburg, Wilhering usw. In St. Florian sind viele Söhne, die in das Stift eintraten, von ihren Eltern in besonderer Weise ausgestattet worden, damit sie sich als Chorherren Bücher kaufen könnten. Gundakar von Starhembcrg hat im Jahre 1292 dem selben Kloster eine Mühle geschenkt; was diese über ein Pfund Pfennige hinaus eiutragen würde, sollte seinem in das Kloster eingetretenen Sohn verbleiben, -daz er darumbe puoch chauf.« Bischof Homer von Ripen in Dänemark (st 1204) kaufte seiner Kirche für 60 Mark Bücher?") Das Stift zum Heiligen Kreuz in Nordhausen erwarb um das Jahr 12S0 von dem Abt zn Ilfeld die alten Chorbllcher dieses Klosters, nachdem es die Regel der Prämonstratenser angenommen hatte?") Ein Jahrhundert früher teilt der Abt von Reinhausen in Hannover mit, daß er sich der mühevollen Arbeit des Abschreibens von Büchern unterzogen, diese verkauft und für 20 Mark ein nutzbringendes Neuland habe urbar machen lassen?') Auch im Mittelalter gab es verbummelte Studenten, die ihre Bücher verkauften, um Geld zu erhalten. So berichtet der Mönch Wolfgang in der zweiten Hälfte des >3. Jahrhunderts, daß man »bei Juden und in Kneipen die Dekretalen kaufen kann». Der Mönch ersuchte deshalb einen befreundeten Kanonikus in Regens burg, wo die Scholaren durch ihre Ausschreitungen zu berechtigten Klagen Anlaß gegeben hatten, die nötigen Erkundigungen cin- zuziehen und ihn zu benachrichtigen, wenn es ihm gelingen sollte, die Dekretalen, womöglich ein handliches Exemplar, aufzutreiben, und ihm den Preis mitzuteilen. Das Wiener Stadtrecht verfügte 1296, daß einem Schüler, der im Wirtshaus spiele, sein Buch nicht als Pfand abgenommen werden dürfe. über die mittelalterlichen Bibliotheken, namentlich die Klosterbibliotheken, ihre Verwaltung, Kataloge, Kettenbücher, Aus leihescheine und Pfänder für ausgeliehene Bücher bringt Emil Michael zahlreiche interessante Einzelheiten in dem dritten Band des erwähnten Werks, auf das hier nochmals verwiesen sei. Or. I. Jäger teilt außerdem noch folgendes mit: Daß schon in den ersten Cistercicnser-Klöstern Bibliotheken existierten, geht klar aus den alten Satzungen hervor, nach denen an gewissen Tagen zu bestimmten Stunden »vor der Bibliothek eine Lampe brennen solle, damit man lesen könne«. Der Pfleger (inürmarius) mußte abends die im Siechenhaus befindlichen Bücher in die Bücherei (arwariuw) zurückbringen. In Clairvaux befand sich die Bibliothek im Kloster. Herbert'") erzählt uns, daß ein Novize zur Zeit des Stifters nachts in die im Kloster befindliche Bibliothek ein gedrungen sei, um Bücher zu entwenden; er wurde davongejagt. Martsne erzählt, daß er noch im 18. Jahrhundert in Clairvaux an hölzerne Lesepulte mit Ketten angeschlossene Bücher gesehen habe; doch war dies nur der kleinste Teil der Bibliothek, das übrige befand sich in einem besoudern Gebäude. Der Katalog der Bibliothek der Abtei Clairvaux von 1473 enthält 24 Kategorien von Büchern, deren jede einzelne 80 bis 100 Nummern zählt. Diese Kategorien entsprechen aber nicht dem Inhalt der Werke, sondern der Einteilung der Räumlichkeit, in der die Bücher untergebracht waren. Letztere waren an Lesepulte augeschlossen. Es gab 24 Lesepulte, für jede Serie eins. Jede Serie hatte einen besondern Buchstaben des Alphabets, der im Katalog und auf dem Einbandrücken stand. Das für eine Serie bestimmte Pult trug das Zeichen der Serie, wodurch das Nach suchen sehr erleichtert wurde. Hatte man im Katalog den ge wünschten Band gefunden, so merkte man sich sein Zeichen; an genommen, es sei das 0 23 gewesen, so befand sich der Band als 23. im Pult 0, d. h. in dem 3. Pult in der Reihe. Der Katalog enthält 2228 Nummern; 514 sind aber nicht ausgefüllt, da sie für spätere Erwerbungen bestimmt waren, die nicht stattgefunden haben. Aber auch die 1714 Bände sind noch eine hohe Zahl, wenn man bedenkt, daß alle diese Bücher ge schrieben waren. 378 waren zum täglichen Gebrauch bestimmt als Regulative St. Benedikts l8), Satzungen der Cistercienser (14) und liturgische Bücher (356). Die restierenden 1336 Bände zerfallen in ") Hugo von Trimberg, Der Renner. V. 16616—16623. ") F. Hurter, Geschichte Papst Innozenz' III. und seiner Zeit genossen. 4 Bde. Hamburg 1841—44. 4. Band. S. 615. llcmum. 6srm. 88. XXV, 588, 30. ") IwibrritL, 8orixtorss rsrum Lrunsvioarum. I (1707), 8. 705. 16) Os^mirasulis trss lidri, NiAns, t. 185. 1034 theologische (meist Werke der Kirchenväter) und 302 sonstigen Inhalts. Unter den erster» überwiegen die exegetischen Werke; cholastischen Studien scheint man sich in Clairvaux weniger hin- gegeben zu haben. Die Werke allgemeiner» Inhalts umfassen Ge- chichte (66), Kirchenrecht (89), Zivilrecht (5), Medizin (17), die leben freien Künste trivium st yuaärivium, d. h. Grammatik ;23), Logik (9), Rhetorik (39, wovon Poesie 26), Arithmetik, Geometrie und Astrologie (12, Musik fehlt ganz!), endlich die Philosophie (17), d. h. Aristoteles und seine Kommentatoren. Martsne und Durand, die im Jahr 1717 die Abtei Clairvaux besuchten, fanden außer den vielen durch Ketten an Lesepulten an- geschlvsscnen Manuskripten nur wenig gedruckte Bücher vor. Das Vibliotheksgebäude wurde 1495—1503 erbaut, es steht aber heute nicht mehr, da die Bibliothek wie die übrigen Abteigebäude im 18. Jahrhundert neu gebaut wurde. In den ältesten Schriften heißt die Bücherei armarium, daher das französische armoirs (Schrank); konnte man doch ursprünglich die Bibliothek leicht, in einem Schrank unterbringen. In dem Cistercienserkloster Clugnn war der Kantor zugleich armarius, Bibliothekar,' weil die Bibliothek lauge fast nur Gesangbücher ent hielt. Im übrigen konnte aber im Cistercienserorden der Abt beide Ämter trennen und einen besondern arwarius ernennen, was durch die Wichtigkeit des Amts vollkommen gerechtfertigt war. Der armarius war nun nicht bloß ein Konservator, sondern er mußte auch die Schreibmönche beim Verfassen und Abschreiben der Bücher überwachen. Außerdem war ihm das Archiv anvertraut; er verfaßte Urkunden und ließ dann Abschriften davon anfertigen. Bischof Benno (1162—1170), einst Vorsteher der Hildesheimer Schule, bereicherte die dortige Dombibliothek, in der sich damals von Cicero z. B. die Reden äs IsZs agraria, die 14 Ulnlixpioas und eine Sammlung der sxistolas befanden, mit 60 kostbaren Werken, darunter auch medizinische, die er mühsam gesammelt und erworben hatte?"- Ferner wird von dem heiligen Mcinwerk be richtet, daß er bestrebt mar, die Büchcrsammlung des Domklosters zu Paderborn zu vervollständigen und ansehnlich lauszustatten. Zu dem Ende wurde in Paderborn besonders das Abschreiben von Büchern betrieben und bei dieser Arbeit zugleich mit Kunstsinn und Fleiß die Kleinmalerei geübt?") Der heilige Ludger, Bischof von Münster, ließ eine Anzahl Handschriften von England kommen, um dem Mangel an Bildungsmitteln für die klassischen Studien, zu denen man auch das Lesen der Werke der lateinischen Schrift steller rechnete, abzuhelfen. Seiner Büchersammlung entstammt die aus dem vierten Jahrhundert rührende kostbare Bibel-Hand- schrist des westgotischen Bischofs Ulfilas (st 388), die auf purpur farbigem Pergament mit Silbcrtinte geschrieben unter, dem Namen eoäsx ai'KSntsus bekannt ist. Auch die Klosterschule zu Corvey besaß eine herrliche Bücher sammlung, die durch die Munifizenz von Kaisern, Fürsten und Herren stets sich mehrte. Die Mönche selbst trugen zu der Er weiterung der Bibliothek bei, denn in Corvey Schrieb das Mönchlein unverdrossen Nömerweisheit, Griechenweishcit Band auf Band und Gloss' auf Glossen. Der dortige Abt Wibald (st 1158) erbat sich von der Dom bibliothek zu Hildesheim die dort befindlichen Werke des Cicero, nämlich die Reden äs ls^s agraria, die Philippiken und seine Briefe aus. Er hatte den Wunsch, alle erreichbaren Werke Ciceros in einer großen Handschrift zu vereinigen, und die Frucht dieses Strebens ist uns heute noch in einem Riesenkodex der Werke Ciceros in der Berliner Bibliothek erhalten. Den Benediktinern der Abtei Corvey ist es zu danken, daß z. V. die fünf(Bücher Annalen des Cornelius Tacitus.auf uns gekommen sind. Durch die Vervielfältigung dieses Werks ist es gelungen, cs wenigstens in dem einzigen Exemplar, das in'der Büchersammlung der Mönche im 16. Jahrhundert noch gefunden wurde, vor dem Untergang zu retten. Die Handschrift wurde 1508 nach Rom gebracht und be findet sich jetzt in der Laurenzianischen Bibliothek zu Florenz. Um den Ausgang des elften Jahrhunderts erwarb sich der Abt Marquard große Verdienste um die Bibliothek von Corvey. Er ordnete die pünktliche Fortsetzung der Klosterchroniken an und bestimmte zugleich 1037, daß jeder, der um Aufnahme in das Kloster nachsuche, anzuhalten sei, ein Buch an dieses zu liefern. Die Mönche liehen wohl Bücher aus, doch veräußerten sie deren nur selten. Italien war der Hauptbüchermarkt das ganze Mittel- alter hindurch. Es geschah sogar häufig, daß deutsche Gelehrte die beschwerliche Reise), über die Alpen unternahmen, um in Venedig, Florenz oder Mailand eine lateinische oder griechische Handschrift zu erwerben. Nach der Gründung von Universitäten in Deutschland (seit dem 14. Jahrhundert) wurden auch hier häufig Bücher zum Verkauf hergestellt. Als der Gründer einer i") G. v. Detten, Ilber die Dom- und Klosterschulen des Mittelalters. Paderborn, Junfermann, 1893. S. 34. -°) Ebenda, S. 38 f.
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