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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.07.1882
- Strukturtyp
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- Band
- 1882-07-17
- Erscheinungsdatum
- 17.07.1882
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- Deutsch
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183, 17. Juli. Nichtamtlicher Theil. 3027 macht werden. Es bilden sich Formen aus für seine Con- servirung und Aufbewahrung. Die durch den Fortgang der literarischen Production wachsende Vielheit von Büchern vereinigt sich in Buchsammlungen, deren örtliche Darstellung die Bibliothek ist. Diese einfachsten Thatsachen alles Buchwesens sind in sachlicher Nothwendigkeit begründet. Sie wiederholen sich darum in entwickelten Culturperioden. Insbesondere gleichen sich in ihnen das moderne und das antike Culturleben voll kommen." Aber die letzten Worte bezeichnen den Punkt, wo sich neben dem philologischen Interesse auch das bibliopolische an das Werk anknüpst, und um dieses bibliopolische» Interesses willen verdient das Werk jedenfalls auch an dieser Stelle eine nähere Betrachtung, die sich natürlich nur auf das Buchgewerbe beschränken muß. Wenn auch die Behauptung, daß das eigentliche Buch gewerbe oder, mit anderen Worten, der Buchhandel auf der Er findung der Buchdruckerkunst beruhe und mit dieser erst die Ge schichte des Buchhandels beginne, im Großen und Ganzen ihre Berechtigung hat, so darf doch nicht übersehen werden, daß eine Art Buchgewerbe schon vorher, im Mittelalter sowohl als auch im Alterthum, wie beispielsweise in den von Birt in seinem Werke der Betrachtung unterstellten „sieben Jahrhunderten, in deren Centrum das Augusteische Zeitalter steht", vorhanden ge wesen sei. Hierauf bezüglich schreibt Birt in der Einleitung: „Erst die Drucklegung erhebt heutzutage ein Schriftstück zur literarischen Erscheinung" (d. h. zum Artikel des Buchmarktes). „Ebenso ist damals die Scheide zwischen Privatscriptur und Literatnrbuch der Augenblick gewesen, wo ein Autor sein Manu skript seiner eigenen Sclavenschaft oder der Sclavenschaft eines Unternehmers zur vielfältigen Abschrift übergab. Dies bedeutete den Eintritt aus willkürlicher Buchform in die systematisch geordnete des Buchmarktes; das Schriftstück war Gegenstand des Verkaufes, des Versands geworden, und kein Wunsch konnte ihm alsdann seinen privaten Charakter zurückgeben. Allerdings hat im Alterthum das Originalmanuscript des Autors in seiner äußeren Erscheinung den Einzelexemplaren der Edition wohl ohne Frage oftmals weit ähnlicher gesehen, als dies heute der Fall ist — denn auch der geübteste seriba konnte doch das Typische und Gleichmäßige unserer Druckschrift nicht erreichen —, allein der Unterschied zwischen „publicirtem" (d. h. zum Artikel des Büchermarktes gewordenem) „und unpublicirtem Schriftwerk war darum nicht weniger wesentlich". Das Buchgewerbe war im Alterthume ein bei weitem regeres, als so Manche vielleicht glauben. Man hat Wohl von großen Bibliotheken im Alterthume gehört, weniger aber von der Menge Bibliophilen und selbst Bibliomanen, die cs damals gegeben, und ist sich nicht immer klar darüber geworden, daß alle diese Bibliotheken, Bibliophilen und Bibliomanen einzig und allein nur mit Hilfe eines sehr regen Buchgewerbes ihre Be dürfnisse zu befriedigen im Stande gewesen sind. „Wer sich aber", schreibt Birt, „den Buchbedarf der damaligen gebildeten Gesellschaft zu vergegenwärtigen sucht, dem belebt sich nothwendig das Getriebe des antiken Buchmarktes und der Buchbereitung ins Wunderbare. Die Papierfabriken Aegyptens werfen monat lich, wöchentlich Tausende fertiger Rollen ins Ausland, insbe sondere nach Rom, den Hauptbüchermarkt. Die Bibliopolen lausen sie per Ladung und lagern sie in Speichern. Die Werk stätten der Vervielfältigung versammeln große Sclavenschaaren, und alle geübten Hände folgen gemeinsam dem geschwinden Dictat, in welchem ein Autor den andern ablöst. Andere lesen Correctur, die Glutinatoren sorgen für Einband und Titel. In der Taberne aber liegt das fertige Buch neu und den Neugierigen lockend, und es findet sich hier lese- und plauderlustig die schön geistige Welt, mit Literaten, Gelehrten und Buchkennern die blasirten Müßiggänger des llixdliko. Enthusiasmus führt hier her oder Neugierde oder bloßer Sport. Hier wird ein Bergil- bnch für den Schulbedarf um ein paar Pfennige erhandelt, dort die neueste der Novitäten vorgelesen, gekauft oder weggeworsen, hier Unsummen verschleudert für die vorgebliche Originalrolle eines Cato, Lucilius, Demosthenes oder Thukydides, dort eine Massenbestellung gemacht von Büchern zur Dekoration der neuen Villa. Große Massen auch gibt das römische Geschäft an die kleinen Städte und an die Provinzen in Versand und versorgt die Buchtabernen Brundisium's oder Lyon's, Vienne's und wie die Orte sonst hießen, regelmäßig nach Bedarf; vor allem von den Büchern, die in der Hauptstadt außer Mode waren, «änderten die überschüssigen Exemplare in die Provinzen." Und zu dieser Schilderung des antiken Buchgewerbes fügt Birt in Bezug auf den öffentlichen Bücherverkehr noch hinzu: „Die Tabernen wur den von den Bibliopolen an den frequentirtesten Plätzen auf geschlagen, beim Janusdurchgang am Forum, beim tomplum l?aois, ans dem äu-Ailotuin im Vious Zunckularius und den 8i§iU laria, in den eigentlichen Geschäftsquarticren der Stadt. An der Außenseite der Buden wurden zur Reklame die Titel der Bücher als Affichen angebracht, ja anscheinend sogar Kasten voll Bücher auf die Straße gestellt; wer dadurch angelockt war und kaufen wollte, trat in den Laden selbst ein." Wie nahe gelegt ist es doch dem Leser dieser Schilderung, das, was Birt in Be treff der Uebereinstimmung des modernen und antiken Kultur lebens gesagt hat, auch im Bereiche des modernen und antiken Buchgewerbes im Allgemeinen als richtig bestätigt zu finden. Der einzige, dazu aber ziemlich unwesentliche Unterschied zwischen dem Buchgewerbe von Damals und Jetzt findet sich, soweit es sich nämlich um den eigentlichen Büchervertrieb handelt, im Großen und Ganzen nur darin, daß man damals bloß mit den Erzeugnissen der Schreiberarbeit handelte, während man jetzt in dieser Hinsicht mit den Erzeugnissen der Drnckerpresse zu thun hat. Aber auch in Ansehung der dem Büchervertrieb voran gehenden Manipulationen der Buchhändler begegnet man, aller dings neben manchem in den verschiedenen Zeitverhältnissen be gründeten Unterschiede, vieler Uebereinstimmung zwischen Damals und Jetzt. Einen sehr wesentlichen Unterschied würden freilich die Setzer unserer Zeit in den gedrückten Preisen finden, welche in der antiken Zeit den Schreibern für die Herstellung der Bücher bezahlt wurden. Birt berichtet darüber: „Schreiber waren es, deren Neiße die Vervielfältigung aller literarischen Publication zusiel; der lidrarrns, der die Herstellung einer Auf lage zu etwa 1000 Exemplaren übernahm, mußte mit einer großen Sklavenschast arbeiten, und machte damit eine bedeutende Capitalanlage; wollte er dies sein Unternehmen und die Arbeit seiner Sklaven bezahlt machen, so mußte er einen dem Buch umfang entsprechenden Schreiberlohn ansetzen rc. Für ein volles Buch von 700 Versen (oder Zeilen) in schlechterer Schrift gattung bekam der Scriptor 280 Denar oder 8,72 Mark, für eins von 3000 Versen bekam er unter denselben Bedingungen 1200 Denar oder 28,8 Mark! Doch sind dies Maximalpreise. Sehr viel niedrigere Ansätze lernen wir dagegen durch Martial kennen; denn ist nach ihm der Ladenpreis eines Buches zu ca. 800 Zeilen 4,35 Mark, eines andern zu ca. 400 Zeilen gar nur 0,87 Mark, so ergibt sich nach Abzug des Papier- werthes und sonstiger Unkosten jedenfalls ein sehr viel geringerer Schreiberlohn; und demgemäß erhalten wir in einem Martial- gedicht dann in der That (nach der wahrscheinlichsten Jnter- 428*
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