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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.06.1891
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1891-06-29
- Erscheinungsdatum
- 29.06.1891
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- Deutsch
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in ihren Beziehungen zum Sortiment einer kurzen Betrachtung unter worfen. Der Verfasser würdigt zunächst das sonnenklare Verdienst der Bar- sortimcnte, den Zopf abgeschnittcn zu haben, der in früherer Zeit auch gangbare Bücher dazu verurteilte nur in lose geheftetem Zustande dem Sortimenter und dem Büchcrkundcn überliefert zu werden. Aber als wenn er befürchtete, daß dieses Verdienst allzuhoch anaerechnct werden könnte, sucht er sein Lob sogleich durch die Erklärung abzuschwächen, daß es bereits so alt sei, um als -geschichtliches- bezeichnet werden zu können, -da immer mehr Verleger ihre gangbaren Werke auch oder auch sogar nur noch gebunden vorrätig halten-. Hiergegen dürfte vielleicht bemerkt werden können, daß irgend ein Verdienst in der Achtung derer, die dessen Erfolge genießen, um so höher zu stehen Pflegt, je mehr es -Geschichte- gemacht hat; der Ausdruck -epochemachend« bezeichnet diese Auffassung sehr bestimmt und glücklich. Aelterc Sortimenter werden sich gewiß erinnern, daß vor dem heilsamen Eingreifen der Barsortimcnte fast allgemein nicht nur -lose geheftete-, sondern leider sogar rohe Exemplare gangbarster Bücher vom Verleger als vollwertige Ware geliefert wurden und angenommen werden mußten. Die Bücherkäuscr müssen damals bescheidenere Leute gewesen sein als heute; dennoch konnte selbst damals der geringe Gewinn, den der der Sortimenter hin und wieder in der Besorgung des Einbandes fand, den mannigfachen mit solcher Lieferung verbundenen Verdruß nicht aufwiegen. Daß nach und nach, gezwungen durch die gestiegenen An sprüche des Publikums und gefördert durch die Fortschritte der buch- binderischcn Technik und der sic begleitenden Arbeit der zeichnenden Kunst, auch die Verleger mehr und mehr von der Form der Halb fabrikate abkamen, ist in erster Linie das Verdienst der Barsortimentc, die hier einen höchst segensreichen Anstoß gegeben haben. Der Verfasser giebt außerdem folgende Zusammenfassung der Vor teile, deren sich das Sortiment durch die Schaffung der Barsortimentc zu erfreuen hat: -Ersparnis an Kommissionsspesen bei größeren Be stellungen , Bequemlichkeit der Barsortimente und ihrer Kataloge bei Verschreibungen fürs Lager und auf Kundcnbcstellungen hin (namentlich hinsichtlich der Werke solcher Verleger, welche in Leipzig kein Lager halten oder nicht direkt liefern) und Beschaffung billigen Vcrtricbs- materials in Gestalt der von den Barsortimenten dargebotcnen Kataloge für das Publikum-. — Das Sortiment weiß alle diese Vorteile vollauf zu würdigen und würde gewiß sehr unangenehm berührt sein, wenn eines Tages der Vorschlag des Verfassers, der die Vernichtung dieses nützlichen Zwischenhandels anstrebt, sich verwirklichen sollte. Den obigen Vorzügen der Barsortimcnte mögen hier sogleich noch einige weitere hinzugcfügt werden. Erstens ist der bestellende Sortimenter fast immer sicher, daß das bestellte Buch, sofern es nur im Kataloge des Barsortimcnters verzeichnet steht, dort, also am Kommissionsplatze, auch vorrätig ist, worauf bekanntlich selbst bei denjenigen Verlegern kein Verlaß ist, die ihren Verlag am Kommissionsplatze ausliefern lassen; zweitens bedient das Barsortiment den bestellenden Sortimenter unter allen Umständen umgehend und richtet sich streng nach dessen Ordre. Es liefert also an den Besteller, falls dieser nicht etwa als schlechter Zahler bekannt, auf Verlangen unter allen Umständen direkt, — eine eigentlich selbstverständliche Sache, von der es merkwürdigerweise dennoch notwendig war, ihr Zugeständnis den Verlegern durch die neue Ver kehrsordnung erst kürzlich mühsam abzuringen. Drittens kann sich der Sortimenter unbedingt darauf verlassen, daß er vom Barsorti- mcnt tadellose, neue Exemplare empfängt, während er bei Bestellung vom Verleger leider nie sicher geht, ob er nicht einen abgestandenen, unansehnlichen Einband als neu annchmcn und sich von seinen Kunden die unangenehmsten Dinge sagen lassen muß. Viertens üben die Barsortimentc in weitgehendem Grade die hochschätzbare Tugend geschäft licher Kulanz. Es wird beispielsweise gewiß nur in höchst seltenen Fällen Vorkommen, daß sie die Rücknahme irrtümlich bestellter oder nicht abgcnommener Bücher verweigern, wenn sonst die für solche Fälle üblichen Bedingungen erfüllt sind und nicht etwa gröbliche Nachlässigkeit ein Entgegenkommen ausschlicßt. Welche Mühe kostet es dagegen bis weilen, den Verleger zu gleicher wohlwollender und gcschästsklugcr Nach sicht zu bewegen! Hieraus ergiebt sich, daß das Barsortiment dem Sornmcnter neben den vom Verfasser selber zugestandencn Vorteilen vor allem eine außer ordentliche Verkehrssicherheit bietet, eine Sicherheit bezüglich der prompten Erledigung seiner Aufträge, die zum erfolgreichen Betriebe des Geschäfts unerläßlich ist und deren Vorhandensein oder Mangel ihm nicht gleich- giltig sein kann. Diese Sicherheit bietet ihm der Verlagshandel im allgemeinen nicht und kann sie nicht bieten: daher die Vorliebe des Sortiments für das Barsortiment und der große Erfolg des letzteren. Der Verfasser kommt nun auf die Nachteile des Barsortimcnts zu sprechen, die den von ihm citicrten Vorteilen in bedenklichem Maße gegenüber stehen sollen. Als solche faßt er im wesentlichen drei Gesichts punkte zusammen: erstens den Verlust der direkten Verbindung mit dem Verleger, zweitens die durch die Barsortimentc genährte Kon kurrenz der Wiederverkäufer, drittens die durch letzteren Umstand mehr und mehr in Frage gestellte Möglichkeit für den Verleger, den Sorti menter gegen Schleudersirmen zu schützen. Zweifellos wird die direkte Verbindung des Sortimenters mit dem Verleger für beide Teile zu schätzen sein, für letzteren freilich in höherem Grade als für erstcrcn, der bei einer großen Anzahl von Bedarfsartikeln am Barsortiment eine Hilfe findet, während dem Verleger aus mehrfachen Gründen die beständige Fühlung mit dem Sortimenter ganz besonders wertvoll sein muß. Zunächst handelt cs sich hier um den Nachteil für das Sortiment. Ein unmiticlbarer Nachteil für dieses besteht nicht, denn es bleibt jedem Einzelnen unbenommen, seinen Verkehr nach eigenem Er messen zu leiten, da wo es ihm von Wert ist, die direkte Verbindung zu Pflegen, wo nicht, sich des Barsortimcnts zu bedienen. Die Schäden der Lockerung müßten sich also mittelbar fühlbar machen, und diese mittelbare Wirkung findet der Verfasser in den soeben ange gebenen Gesichtspunkten 2 und 3. Er bezweifelt die Möglichkeit für das Barsortiment. die buchhändlerischc Zugehörigkeit seiner Abnehmer im Einzelfalle zu prüfen, und leitet hieraus eine verderbliche Erstarkung des nicht zunftgemäßcn Wiedervcrkäufcrtums ab Mit Unrecht mißt er die Schuld hieran dem Barsortiment zu Es ist bekannt, daß der Buchbinder, Buchdrucker, Krämer in der kleinen Stadt der Provinz alle buchhändlerische Ware empfängt, deren er bedarf, ohne sich direkt an die Barsortimcnte wenden zu müssen. Hat er den unglücklichen, ihm keineswegs nützlichen Gedanken, -mit dem Gcsamtbuchhandel in direkten Verkehr- zu treten, so hindert ihn niemand, sich einem Kommissionär anzuvcrtraucn, der für die dürftige Förmlichkeit der üblichen Anzeige sorgt, und fortan erscheint der neue Kommittent als vollberechtigter Buch händler. Wo liegt hier ein Verschulden des Barsortimcnts? Herr vr. Ruprecht folgert weiter: -Die durch das Barsortiment gestützte Konkurrenz aller möglichen Buchhändler wird den schon durch die hauptstädtische Schleuderei hart bedrängten tüchtigen Provinzialbuchhändlcr zwingen, sich von dem Vertriebe der Neuigkeiten ab- und dem der Brotfrüchte allein zuzuwcnden und, da mit den zum Vertriebe der Brotsrüchte allein nötigen Barsortimenter-Katalogcn jeder Schreiber fertig werden kann, namentlich am Personal zu sparen, immer schlechter gebildete und gering besoldete Mitarbeiter anzustellen. So kann und wird mit dem durch eine in keiner Hinsicht nützliche Konkurrenz ge schmälerten Verdienst der Bildungsgrad des Provinzialsortimcnts allmählich sinken und dadurch schließlich seine wirtschaftliche Be rechtigung auch in den Augen derer gefährdet werden, welche von dieser Berechtigung jetzt noch überzeugt sind Dieser Entwickclungs- gang wird endlich beschleunigt werden, wenn die Verleger infolge der Einschränkung der direkten Verbindung nicht wissen, was das Provinzialsortiment noch leistet, und im Schutze desselben lässig werden Ja der Schutz des Provinzialsortimcnts wird durch den Zwischenhandel des Barsortimcnts dem Verleger schließlich ganz un möglich gemacht Welche Gefahr! Das Barsortiment schasst dem Provinzialsortiment Bequemlichkeiten in seinem Hause, untergräbt aber gleichzeitig dessen Grund- mjauern!» Alle diese Schlußfolgerungen beruhen mehr oder weniger auf der als unrichtig nachgewiesenen Voraussetzung, daß das Barsortiment die Schuld trage am Uebcrhandnchmcn der Wiederverkäufe,:. Aber dieser Gesichtspunkt scheint uns nicht nur unrichtig begründet, sondern über haupt ein wenig kleinlich zu sein und mit ihm diese ganze wachsende Furcht vor der Konkurrenz des Nachbars Buchbinder. Als wenn dieser Konkurrenzkampf erst von gestern datierte! Sollte die Gefahr des Unter liegend in diesem Kampfe für den zünftigen Sortimenter hier und da in die Wahrscheinlichkeit gerückt sein, so dürfte der unterliegende Sorti menter selbst einen erheblichen Teil der Schuld tragen. Denn der oder die eigentlichen Sortimenter sollen und müssen in ihrer Stadt immer die Herren der Situation bleiben; sie werden cs, selbst unter schmierigen Umständen, überall da, wo sie ihren Beruf voll und ganz erfassen und erfüllen und überhaupt nicht von vornherein auf ungesundem Boden stehen. Daß der Bildungsgrad des Sortimenters unter der Last seiner materiellen Nöte sinken kann, ist nicht ausgeschlossen; wiewohl auch an solcher Schuld das Barsortiment keinen Teil haben würde. Das zu verhüten, erfordert cs eben eine durchaus vollkommene Berufstüchtigkcit. Ist diese vorhanden und ist das Sortiment überhaupt materiell und namentlich auch in Bezug auf Möglichkeit des erforderlichen Umsatzes gut fundiert, was ja leider nicht überall zutrcffen mag. dann kann die Konkurrenz nicht zünftiger Berufsgenoffen dem Bildungsgrad oder dem Ansehen absolut keinen Abbruch thun, wenn vorübergehend auch der Gcschästs- gcwinn sich schmälern sollte. Wir brauchen dem Fachmann nicht aus- cinanderzusetzen, worin diese Beruftstüchtigkeit besteht, in welcher Thätig- kcit sie sich zu äußern hat. Daß die sorgfältigste Pflege der Neuigkeiten des Verlages einen breiten Raum hierin auszufüllen hat, dürfte als selbstverständlich vorausgesetzt werden müssen. In diesem Punkte aber stellt sich überall die direkte Verbindung mit dem Verlage wieder her, der das Barsortiment hin und wieder geringen Abbruch thut, wenn es sich um Beschaffung von Lagerartikeln (-Brotfrüchten-) handelt. Daß der Sortimenter dazu gezwungen wird (und zwar wiederum angeblich nur durch die Wirksamkeit des Barsortiments), die Pflege des Neuigkeitenvertriebes einzustellen. seinen ohnehin dürftig bezahlten Gehilfen mit einer noch wohlfeileren und geringeren Arbeitskraft zu
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