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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.06.1900
- Strukturtyp
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- 1900-06-07
- Erscheinungsdatum
- 07.06.1900
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- Deutsch
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^2 129. 7. Juni 1900. Nichtamtlicher Teil. 4347 Leopold Bost in Hamburg. Lsilstoiv, I?.: ttrmäbuoli ctsr oiAanisolisn Ollsmis. 3. Luit. Nr- Aän/.un^^bcio. IlrsF. v. llsr clsutsobsn ollsm. 6sssllsob->.kt. Rscl. v. ll. laeobson. 3. u. 4. IÜA. Zr. 8°. (1. Lcl. 8. 129—256.) In Löwin. L n. 1. 80 Verzeichnis künftig erscheinender Sucher, weicht in dieser Nummer Mi rrstenmule äuge kündigt sind I. (Suttcntag in Berlin. 4361 Jastrow, freiwillige Gerichtsbarkeit. 2. Ausl. Geb. ca. 2 I. C. Hinrichs'sche Buchhandlung in Leipzig. 4360 Harnack, Das Wesen des Christentums. Ca. 3 ^ 20 geb. ca. 1 20 H. Th. Kleinmanu L tzo. in Haarlem. 4359 tznintsn-Natsa^s. 8ob1ussIisksrunA. 12 Ferdinand Schöniugy in Paderborn. 4361 llr^Aocls, äas Lonstruisrsn iw altspraviriiolisa Cntsrriolitg. 1 ^ 20 4an^g, Lowwsntar ?.n 6iosros ausASwllliltsn Lrisksn. 1 Nichtamtlicher Teil. Zmn Gedächtnis Gutenbergs. (Aus Anlaß der Feier seines fünfhundertsten Geburtstages am 24. Juni 1900.) Wie man behaupten kann, daß jeder Mensch mehr oder weniger das Produkt seiner Zeit ist, so kann man auch sagen, daß jede Entdeckung und Erfindung aus ihrer Zeit heraus geboren wird. Diese Anschauung allein erklärt die sonst nicht verständliche Thatsache, daß eine hochbedeutsame Ent deckung oder Erfindung, die im Unrechten Augenblick von einem seiner Zeit weit vorauseilenden Geiste gemacht wird, so unbeachtet bleiben kann, daß sie später von neuem entdeckt und erfunden werden muß, oder daß eine Entdeckung oder Erfindung, die sich für ihre Zeit notwendig erweist, von mehreren oft so gleichzeitig gemacht wird, daß es schwer ist, die Priorität festzuftellen. So kann es auch auf den ersten Blick befremden, daß die Menschheit sich der Buchdruckerkunst, ohne die wir uns heute unser Leben gar nicht mehr vorstellen können, erst seit der verschwindend kleinen Zeitspanne von viereinhalb Jahr hunderten erfreut. Staunend stehen wir heute vor der Wunder welt, die sich uns von Jahr zu Jahr mehr in dem uralten Kulturlands des Euphrat und Tigris erschließt. Ein ge waltiges Epos giebt uns einen Einblick in das hochentwickelte Geistesleben der Babylonier vor 5000 Jahren. Das 19. Jahr hundert hat uns eine mehr als 5000 Jahre alte Kultur der Bewohner des Nillandes enthüllt, die uns mit Bewunderung erfüllt. Diese alten Völker haben das Riesenproblem, die Sprache zu fixieren, vor diesen Zeiträumen mit großartiger Genialität gelöst. Aber nicht allein sie sind nicht auf eine mechanische Vervielfältigung ihrer Geisteswerke im Sinne unserer Druckkunst verfallen, sondern selbst diejenigen Völker nicht, die auf dem Boden dieser alten Kulturen weiter bauten und zu einer Entwickelung derselben gelangt sind, die uns in mancher Beziehung heute noch das Muster zeigt, dem wir nacheifern. Die auf den ersten Blick nicht unberechtigte Frage, warum die Druckkunst nicht viel früher erfunden worden ist, wird also dahin zu beantworten sein: weil sie keine Not wendigkeit war. Das Leben dieser alten Völker war trotz ihrer hohen Kultur von dem heutigen so verschieden, daß auch ihre Bedürfnisse in der fraglichen Beziehung mit unseren heutigen fast entgegengesetzter Art waren. Einmal war der größte Teil der Bevölkerung als Sklaven von der Teilnahme am geistigen Leben der Nation so gut wie völlig aus geschlossen, und dann war das Leben noch ein so ausgesprochen öffentliches, daß man keine Zeitungen nötig hatte, die zwei- oder dreimal täglich ihren Abonnenten mitteilen mußten, was man an der oder jener hohen Stelle wohl denken und thun möchte und wie man eigentlich die beste Politik machen müsse. Wenn es in Rom eine Zeitung gab, so genügte der öffentliche Anschlag eines Exemplars, und wenn einer der Geistesheroen, die die Welt seit 2000 Jahren mit ihrem Lichte erfüllen, ein Werk vollendet hatte, so genügte ein Häuflein jener billigen Menschenkräfte, um den Bedarf an Abschriften zu decken. Deshalb kann es nicht wundernehmen, daß die alten Völker, denen wir weit genialere Erfindungen verdanken, als die Buchdruckerkunst es war, nicht zu der letzteren gelangt sind, wenngleich sie zu diesem Ziele von ihrer Fähigkeit, mit Stempeln zu drucken, nur noch einen Schritt nötig, hatten. Auch im Mittelalter fehlte das Bedürfnis eines Ver- vielfältigungsmittels für Geisteswerke, wie es die Buchdrucker- knnst gewährt. Das Volk war in seiner großen Masse unwissend, verstand weder zu schreiben noch zu lesen, und so erfüllten die Klöster völlig die Aufgabe der Zeit, die aus fernliegendeu Perioden überkommenen fremden Geistesschätze zu hüten. Ein gewaltiger geistiger Aufschwung war nötig, bevor eine Erfindung wie die Buchdruckerkunst einem Be dürfnis entsprach. Und er kam. Im 14. Jahrhundert hatte die mittel alterliche Phantasiewelt sich erschöpft und ausgelebt, und ein üppig aufstrebender neuer Geist brach sich zuerst in Italien siegreich Bahn. In dem, von den Schätzen Indiens über schütteten Venedig begann sich die größte See- und Handels macht der Welt zu entwickeln; Genna trat mit der Königin des Adria-Meeres in lebhafte Konkurrenz. Zu ungeahnter Höhe schwang sich das reiche, auf das griechisch-römische Altertum basierende Geistesleben, das recht eigentlich Dante, Petrarca und Boccaccio geboren hatten, in dem luxus schwelgenden, prächtigen Florenz mächtig empor, um im 15. Jahrhundert unter den Medici sich zur vollen Blüte zu entfalten. Wie in das Geistesleben, so gewann auch in die Kunst, in die Architektur, in die Plastik, in die Malerei des 14. Jahrhunderts der befruchtende antike Geist Eingang und gebar die neue Kunst, die sich die damalige Welt erobern sollte und an deren Werken sich noch heute das Auge be geistert. Es war ein unvergleichlicher Umschwung, der da mals durch die Völker ging, das Aufbrechen der Knospe unter dem belebenden Sonnenstrahl des Wohlstandes, auf den der kreisende Saft gewartet hatte. Auch in Deutschland hatte sich die neue Zeit im 14. Jahrhundert vorbereitet; überall erwachte der im engen Kreis eingespannte Geist und dehnte sich über den theologisch- philosophischen Ring hinaus. In Prag, in Wien, in Heidel berg, Köln und Erfurt entstanden Universitäten nach italie nischer Art, deren Zahl sich im 15. Jahrhundert noch weiter vermehrte und die Wissenschaft aus den Klöstern heraustreten ließ. Die freiere humanistische Bildung strebte nach größerer Ausbreitung, immer notwendiger wurden ihre Hilfsmittel: Bücher wurden gesuchtere Artikel. Schon der große Cosimo di Medici hat in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Florenz 45 Abschreiber unterhalten und die Schriften eines der ersten Humanisten, Mccolo de' Niccolis (ff 1437) wurden von ihm auf 64 Lesepulten aufgelegt. Ist es zu verwundern, daß auch diejenigen Länder, in denen die neue Zeit früher als in Deutschland auflebte, An spruch darauf erhoben, die Buchdruckerkunst, die nun not wendig erfunden werden mußte, in ihrem Schoße getragen zu haben? In Italien nahm man für Pamfilo Castaldi 582*
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