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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.03.1904
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- Ausgabe
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- 1904-03-01
- Erscheinungsdatum
- 01.03.1904
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- Deutsch
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1988 Nichtamtlicher Leu stichs heranreichen würde, so gab er sich auch mit größtem Ernst der Aufgabe hin, zunächst zu versuchen, wie auch der Stcinzeichnung vielleicht doch wirksamere Mittel abgewonnen werden könnten. Die Arbeiten der Franzosen, die diesen Kunftzweig damals mit Vorliebe pflegten und auf eine hohe Stufe künstlerischer Vollendung gehoben hatten, fanden seine volle Aufmerksamkeit und Würdigung. Schnell ent schloß er sich, selber für längere Zeit nach Paris zu gehen, um erneut zu studieren, sich zu belehren, und in seinem Fach zur möglichsten Vollkommenheit auszubilden. Der künstlerische Gewinn, den er heimbrachte, war be deutend. Ihn zu verwerten, durfte er sich nun auch an größere Aufgaben wagen. Sein nächstes Ziel war Dresden mit seinen unvergleichlichen Kunstsammlungen. Mit einem ausgesuchten Stabe seiner Mitarbeiter zog er 1885 dorthin. Die erste Frucht seiner neuen Arbeit war die Ver öffentlichung einer Reihe der berühmtesten Werke der Dresdener Galerie in lithographischer Wiedergabe. Gleich seine ersten Blätter erregten Aufsehen; insbesondere fand seine Wiedergabe der niederländischen Kleinmeister all seitiges, ungeteiltes Lob. Das Galeriewerk fand damals eine beispiellose Verbreitung und überflügelte darin sogar ein früher begonnenes ähnliches Unternehmen der tüchtigsten Pariser Steinzeichner. Zehn Jahre fesselte ihn seine Aufgabe an Dresden, wo sein gastfreies Haus den Mittelpunkt einer glänzenden Geselligkeit bildete. Semper, Richard Wagner, Rictschel, Hähuel, die Devrient und viele andre Künstler mit Namen vom besten Klang verkehrten bei ihm, nicht minder aber auch zahlreiche Persönlichkeiten aus den höchsten Kreisen der Aristokratie. Mit allen verband ihn ein zwangloser, freundschaftlich-vertrauter Umgang, der — anders als bei vielen solchen persönlichen Beziehungen — von Dauer war. Insbesondere erfreute sich Hanfstuengl beim Herzog von Coburg-Gotha, der ihn zum Hofrat ernannte, eines un begrenzten Vertrauens und sah sich von ihm gelegentlich sogar mit diplomatischen Aufträgen beehrt. Auch der kunst begeisterte König Friedrich Wilhelm IV. würdigte ihn seines Vertrauens und zeichnete ihn wiederholt in ehrendster Weise aus. Nach München zurückgekehrt, erwarb er das in der Nähe von Weilheim auf einem Hügel prächtig gelegene Hochschloß und bewohnte den behaglichen Hcrrschaftssitz mit seiner blühend herangewachsenen Familie. Auch dieses Haus ward bald ein Tempel freigebiger, edelster Gastlichkeit, zu einem Wallfahrtsort für den zahlreichen, gewählten Freundeskreis. Von hier aus leitete er mit unablässiger Sorgfalt seine beiden großen Kllnstlerwerkstätten in München und Dresden. Im Jahre 1849 erreichte ihn die beunruhigende Nachricht vom Mai-Aufstand in Dresden, und, besorgt um sein dort in der Ostra-Allee gelegenes Haus, eilte er schnell entschlossen nach Dresden, geriet aber in seiner selbstbewußten Sorglosigkeit in die Hände der preußischen Truppen, die in der Erbitterung des Kampfes ihre Gefangenen kurzerhand füsilierten. Auch mit Hanf- staengl machten sie wenig Umstände. Er stand als ver meintlicher Aufrührer, den Tod vor Augen, bereits an der Wand, da rettete ihn — eine goldne Tabaksdose mit dem Bildnis des preußischen Königs, die dieser ihm einst verehrt hatte und die er zufällig bei sich trug. Er übergab sie dem Kommandierenden und bat ihn um Ausrichtung seines letzten Grußes an Seine ihm wohlgeneigte Majestät. Das wendete sein Verhängnis. Im Beginn der fünfziger Jahre trat eine andre Kunst der Bildnis- und Bild-Wiedergabe auf den Plan: die Dagnerrotppie. Ungeachtet ihrer vielen anfänglichen Unvoll kommenheiten erregte sie ungeheures Aufsehen. Bekannt ist, ^ 50, 1. März 1904. daß sie in unablässig weiterschreitender Verbesserung die Ausübung einer lithographischen Kunst völlig verdrängt und die Lithographie fast auf das Handwerk beschränkt hat. Mit Sorge, aber gespanntester Aufmerksamkeit verfolgte Franz Hanfstaengl ihre schnell fortschreitende Beliebtheit. Bald er kannte er ihre große Zukunft. Mit aller ihm eignen Kraft warf er sich auf das Studium der neuen Technik, und fortan gehörte er ihr fast ausschließlich. Sein künstlerisches Geschick kam ihm auch hier, wo die Kunst zunächst zuriickzutreten hatte, zu statten. Sie erlaubte ihm, das Porträtfach in wesentlichen Punkten zu größerer Vollkommenheit zu ent wickeln. Seine für den damaligen Stand der photo graphischen Technik überraschend schönen Bildnisse übertrafen weit die Erzeugnisse der zahlreichen Mitbewerber, von denen viele den scheinbar bequemen Beruf ohne gründliche künstlerische Schulung ergriffen hatten und auch im tech nischen Geschick an Hanfstaengl nicht heranreichten. Das Porträtfach hielt ihn übrigens nur für den An fang fest. Bald stellte er sich größre Aufgaben mit der photographischen Wiedergabe von Ölgemälden, von denen ihm die Sammlungen Münchens und andrer Kunststädte, zahlreiche Ausstellungen und andre Gelegenheiten dankbare Vorbilder darboten, deren künstlerischer Inhalt zuerst durch ihn weit in der Welt verbreitet worden ist. Die ungeheure Menge von wohlgewählten Bildern, die Franz Hanfstaengl in seinem Kunstverlage geschaffen und in weite Voltskreise getragen hat, ist dem Buch- und Kunst handel bekannt. Ein Blick in den Katalog der Firma mag jeden Leser von deren überraschender, fast unübersehbarer Menge überzeugen, und wer als Fachmann auch nur einen Teil dieser Blätter gesehen hat, kennt ihre unbestreitbaren Vorzüge. Wie mit der Lithographie, so hat Franz Hanf staengl auch mit der Photographie — und mit dieser in weit überragendem Maße — dafür gesorgt, die Kunst volkstümlich zu machen, ihre Werke der breitesten Öffentlich keit in vorzüglichen Wiedergaben bekannt zu geben. Das ist ihm unvergessen. Franz Hanfstaengl traf der, Kummer, seine verehrungs würdige, von ihm auf Händen getragene Gattin vor sich ins Grab sinken zu sehen. Auch eine prächtig erblühte Tochter, das Ebenbild der Mutter an innern und äußern Vorzügen, verlor der alternde Mann durch den Tod. Aber sechs Söhne erquickten sein Alter und gaben ihm tröstliche Beruhigung für die weitere Blüte seines großartig entwickel ten Geschäfts, das er zu Weltruf emporgehoben hat. Am 18. April 1877 hat er, eben von Nizza zurückgekehrt, wo er vergeblich Heilung eines Leidens gesucht hatte, in München die müden Augen geschlossen. Sein Werk aber besteht, wächst und blüht, und sein Andenken wird nicht nur in weiten Freundeskreisen, sondern auch im deutschen Buch- und Kunsthandel überall hoch in Ehren gehalten. NostradAinus-Viblwgrspljie. (Bgl. Nr. SS d. Bl.) In Nr. 22 des Börsenblatts vom 28. Januar 1904 hat Herr T. Kellen eine interessante Liste von Werken des Nostra- damus, seiner Söhne und Verwandten und von Werken über ihn gegeben. Im Nachstehenden erlaube ich mir einige Ergän zungen dazu zu bringen. Nicht nur in Frankreich und Deutsch land, sondern auch in England sind die Schriften dieses Mannes verbreitet und auch vielfach übersetzt worden. Meine Angaben beruhen größtenteils auf den Verzeichnissen der öoäleian lübrar^, wo ich einige Werke selbst durchblättert habe, und des öriti8Ü Oxford. ^ ^ ^ ^ ^ Robert Jahn.
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