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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.03.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1900-03-16
- Erscheinungsdatum
- 16.03.1900
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- Deutsch
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2102 Nichtamtlicher Teil. 62. 16. März 1900. Kanzionals der Brüdergemeinc fällt, und wo der beste czechische Stilist, Buchdrucker und Verleger Veleslavln wirkte, und 2. »Die Periode des Verfalls« (von I. I. Nooäk), die hauptsächlich durch die Thätigkeit des großen Pädagogen Jan Amos Komensk/, außerhalb Böhmens bekannter unter seinem latinisierten Namen Comenius, charakterisiert ist. Die im IV. Abschnitt behandelte »Neue Periode« umfaßt vier Abhandlungen. In der ersten Abhandlung werden auch die Ursachen und Vorboten der Wiederbelebung der czechischen Sprache und Litteratur besprochen. Es wird Viele interessieren, daß zu diesen Ursachen auch die Einfälle Friedrichs II. in Böhmen gerechnet werden. »Das czechische Bewußtsein erhielt sich besonders bei den Emigranten und bei den heimlichen Akatholiken, was bekannt lich besonders Friedrich II. bei seinen Einfällen in Böhmen, Mähren und Schlesien benutzte, und zwar durchaus nicht ohne Erfolg. Er schickte besondere Agenten nach Böhmen, die das Volk zur Auswanderung nach Preußen veranlassen sollten, wo es, vorgeblich von der Unterthanenschaft befreit, seinen von den Hussitcn und mährischen Brüdern ererbten Glauben frei werde bekennen können, thatsächlich aber — damit es die unfruchtbaren Ländereien Brandenburgs bevölkere. Bis zum Jahre 1756 waren 50000 Menschen aus Böhmen und Mähren nach Brandenburg gekommen. Jeder preußische Ein fall belebte das Bewußtsein der Akatholiken und füllte ihre Reihen. Die böhmischen Emigranten brachten in Preußen und Sachsen neu gedruckte Bücher, besonders solche der mährischen Brüder, nach Böhmen und lähmten dadurch die Thätigkeit der katholischen Missionen, die die alten heimat lichen Ausgaben jener Bücher vernichtet oder konfisziert hatten.«*) Die zweite Abhandlung, »Die Zeit Dobrovsk/s« be handelt die eigentlichen Neubegründer der czechischen Sprache und Litteratur: Dobner, Pelcl und vor allem Dobrovsk/ selbst. Ihre Arbeiten werden erweitert und vertieft in der »Zeit Jungmanns« (3. Abhandlung), der selbst Dichter, Lexikograph und Bibliograph war, und bald darauf folgt mit Kollar, Celakovsk/, Pa lack/, Safallk die »Erste Blütezeit« der czechischen Litteratur (4. Abhandlung). Alle vier Ab handlungen sind von Frantitzek Bll/ verfaßt, ebenso auch der darauf folgende V. Abschnitt: »Uebersicht der Geschichte des czechischen Theaters«. Der Zeit nach reicht die vorstehende Darstellung etwa bis zum Jahre 1850. Die neueste Zeit (1848—1898) ist irr einer besonderer, der 11. Gruppe des hier besprochenen Gesamtwerkes behandelt unter dem Titel »Fünfzig Jahre czechischer Litteratur von Jan Vobormk«*); aber das ist schon wirkliche Litteraturgeschichte, deren Beurteilung wir daher den Litteraturblättern überlassen. In einer Fachzeitschrift für Buchhändler, wie unser »Börsenblatt«, erscheint es airgemessen, den vorstehenden Biitteilungen auch einige Angaben über den czechischen Buch handel anzureihen. Wir folgen darin in der Hauptsache dem Artikel Xnibünpsotvl (Buchhandel) in »Ottrrv Llovollc nauöv/« (»Otto's Wissenschaftliches Wörterbuch«).*") Infolge der Errichtung der Prager Universität (1348) nahm Prag bald einen lebhaften Anteil an der geistigen und *) Daß man auch später noch die »böhmische Frage- politisch zu verwerten wußte, beweist die 1866 erschienene Broschüre »llläö üorun/ cssüs- (»Wehklage der böhmischen Krone«), die während des damaligen preußisch-österreichischen Krieges in den von der preußischen Armee besetzten Gebieten Böhmens und Mährens ver breitet wurde und verkündete, es werde nach der Niederwerfung Oesterreichs auch eine bessere Zeit für das »glorreiche Königreich Böhmen- kommen. **) Als Separatabdruck ein Band von 102 Seiten mit 10 Porträts. Preis 2 fl. litterarischen Bewegung der damaligen Zeit. Schon zu An fang des 15. Jahrhunderts befanden sich unter den in Prag aufgezählten 225 Arten von Gewerben auch Bücherabschrciber, Quinternisten und Illuminatoren genannt. Der Historiker Tomek sagt von ihnen, daß sie in die Bücher Verzierungen malten, vorwiegend allerdings nur in die Bibel und die Gebetbücher. In gewisser Beziehung war jedoch auch das Abschreiben der Bücher selbst eine Kunst, die viele geübte Hände beschäftigte. Die Buchhändler und Bücherabschreiber an der Prager Universität waren strengen Vorschriften unterworfen; bei der Anmeldung ihres Gewerbes mußten sie in die Hand des Rektors ein Gelöbnis ablegen, daß sie sowohl bei Kauf als Verkauf von Büchern alle gesetzlichen Bestimmungen einhalten würden. Jedes Werk, das sie ab schreiben lassen wollten, mußten sie vorher der juristischen Fakultät zur Begutachtung vorlegen. ^ Am meisten abgeschrieben wurden die Werke des Tomäs von Ltllns, des Benes Krabic von Veilmil und die Chronik des Pulkava von Hradenin. Im Nachlaß des Vysehrader Dekans Wilhelm von Hasen burk sind 114 geschriebene Werke gefunden worden, die Karl IV. kaufte und der Prager Universität schenkte. Als erster czechischer Buchhändler ist nach allem, was bisher bekannt ist, Martin von Tisnov anzusehen, der 1488 in Kuttenberg Äsops Fabeln für seinen Verlag drucken ließ; nach ihm sind zu nennen Väclav Sova, Jan Hlavsa und Burian Lazar, alle drei Prager Bürger. Die von ihnen herausgegebenen Werke sind bei dem niedrigen Stande, den der Buchdruck in Prag zu Anfang des sechzehnten Jahrhun derts noch einnahm, in Venedig, Nürnberg und Köln ge druckt. Außerdem waren, wie anderwärts, so auch in Böhmen die Buchdrucker zugleich Buchhändler, die die von ihnen gedruckten Werke auch selbst vertrieben. Der erste Buchhändler und Journalist war Zdenko NetoliLk/, der gedruckte Nachrichten herausgab, aber nur ver einzelt, sobald etwas Mitteilenswertes eintraf, während Daniel Adam Sedleansk/ das Privilegium erhielt, das erste periodische Blatt in czechischer Sprache herauszugeben. Mit Andreas Kubes, Severin dem Jüngern, Heinrich Melantrich und Daniel Adam Veleslavln erlangte der Buchhandel in Prag zu Ende des 16. Jahrhunderts seinen Höhepunkt. So schnell und ungewöhnlich sein Wachstum war, so auffällig rasch war auch sein Verfall nach der Schlacht am Weißen Berge (1620) und der damit beginnenden fanatischen Ver nichtung alles selbständigen Lebens in Böhmen. Fast 200 Jahre gab es in Prag keinen czechischen Buchhandel mehr! Bei der Wiederbelebung der czechischen Sprache und Litteratur zu Ende des 18. Jahrhunderts legte V. M. Kramerius den Grund zur Neuerrichtung des czechischep Buchhandels, indem er 1795 in Prag die »Czechische Ex pedition« errichtete. Es folgten die Buchhändler I. Landfraß in Neuhaus und I. Hostivlt PospM in Königgrätz. In den fünfziger und sechziger Jahren trat Ignaz Leopold Kober auf, dessen Verlagsthätigkeit sehr bedeutend für den böhmischen Buchhandel wurde; er wagte es, das erste czechische Kon versations-Lexikon unter dem Titel: »Llovvllc nanLn/« (d. i. »Wissenschaftliches Wörterbuch«) zu unternehmen und fühxte es mit gutem Erfolg zu Ende (11 Bände 1859 — 72), freilich ohne selbst das Ende zu erleben (er starb 1866). Gegenwärtig sind die bedeutendsten Verleger: I. Otto, der wieder einen »Llovviü nsuLo/«, den schon oben erwähnten, herausgiebt, aber nun schon ganz modernisiert, mit Tafeln, Karten und Abbildungen**), ferner I. R. Vilunek, Fr. Topiö. Im Sortiment steht an erster Stelle schon seit 50 Jahren *) Bd. XIV, S. 441—444 (Prag 1899). **) Bisher ünd erschienen: Bd. I—XV, enthaltend die Stich worte von ^ bis Inxnstrura. (Prag 1888—1900.)
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