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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.07.1900
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- 1900-07-10
- Erscheinungsdatum
- 10.07.1900
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157, 10. Juli 1900. Nichtamtlicher Teil. 5185 nichts angeheu; die Königliche Bibliothek scheidet aber hier, ivo es sich nur um die Universitätsbibliotheken handelt, ganz aus der Erörterung aus. Die Bedürfnisse der »Weltstadt« soll übrigens auch die Königliche Bibliothek nicht allein be friedigen, dafür sorgen in Berlin außer ihr und unzähligen anderen noch viele wissenschaftliche Bibliotheken, die ins gesamt über so reiche Büchervorräte und Mittel verfügen, wie sie die Mehrzahl der Universitätsbibliotheken zusammen genommen nicht aufweisen kann. Die Existenz aller dieser Bibliotheken darf man doch nicht einfach mit Stillschweigen übergehen, wenn man von den wissenschaftlichen und litte- rarischen Bedürfnissen Berlins spricht, ihre Beschaffenheit und ihre teilweise hervorragenden Leistungen (wir erinnern an die Bibliothek des Kammergerichts und nennen hier noch die Bibliothek der Kaiser-Wilhelm-Akademie für das militärärzt liche Bildungswesen*) sprechen doch bei Beurteilung der Ver hältnisse ein gewichtiges Wort mit und müssen in die Wag schale gelegt werden. Mögen die Anforderungen an die Königliche Bibliothek aber noch so hoch, mag ihre Benutzung noch so stark sein, die Thatsache steht fest und kann nicht bestritten werden, daß sie das gedruckte Material zu wissenschaftlichen Arbeiten in einer Vollständigkeit besitzt, wie keine einzige Bibliothek sonst im Lande. Das ist aber der Punkt, auf den es schließlich allein ankommt! Die Königliche Bibliothek ist infolge ihrer ungleich reicheren Ausstattung in der Lage, sechs- bis sieben mal so viele Bücher zu erwerben, als jede einzelne Universi tätsbibliothek; sie hat die Bücher, die den Bibliotheken draußen zum weitaus größten Teile fehlen, und die Berliner ge nießen den ungeheuren Vorzug, diese Bücher am Orte erhalten und benutzen zu können. Besitzt die Königliche Bibliothek wirklich mal ein notwendig gebrauchtes Buch nicht, so wird es sich häufig noch aus irgend einer anderen Bibliothek in Berlin beschaffen lassen, so daß den Berlinern die ebenso unsichere wie unbequeme und manchmal auch noch recht kostspielige Entleihung der Bücher von auswärts so gut wie ganz erspart bleibt. Wir selten es verhältnismäßig vor kommt, daß gewünschte Bücher in der Königlichen Bibliothek nicht vorhanden sind, erkennt man schon daraus, daß sie jährlich von sämtlichen preußischen Universitätsbibliotheken im Leihverkehr nur an 200 Bände bezieht, während diese von ihr Tausende von Bänden erhalte»; man ersieht aber zugleich auch hieraus, wie unendlich viel günstiger die Bibliotheks verhältnisse in Berlin gegenüber den Provinzen liegen, wie dort der Bedarf ganz anders gedeckt wird, als hier. *) Die BUchersainmlung ist über die Anstalt hinaus weiteren Kreisen zugänglich. In zwei Lesezimmern, die von morgens 9 bis abends 10 Uhr geöffnet sind, liegen die neuesten Zeit schriften und neu beschafften Werke zur Einsicht aus, und die Be sucher können sich außerdem alle Bücher der Sammlung zur so fortigen Benutzung hierher kommen lassen. In welcher anderen Universitätsstadt wird den Medizinern dergleichen oder nur Aehn- liches geboten?! Die Kieler Bibliothek hat z. B. erst im vorigen Jahre ein Zeitschriftenzimmer eingerichtet, das aber ganze 14 Sitz plätze enthält und zunächst nur für die Dozenten bestimmt ist, so daß Studierende nur in beschränkter Zahl Zutritt haben, während alle anderen Personen ganz ausgeschlossen zu sein scheinen; die Oeffnung eines Lesezimmers in den Abendstunden hat bisher nach keine einzige Universitätsbibliothek ermöglichen können. Ueber- haupt läßt die Zugänglichkeit der neu erschienenen Zeitschriften bei den meisten Universitätsbibliotheken noch sehr viel zu wünschen übrig; vor allem fordert der Unsug, denn anders läßt sich die Sache nicht gut bezeichnen, daß die Zeitschriften zuerst in die aka demischen Lesehallen und Lesezirkel gehen, wo sie nur den Mit gliedern und gegen Entgelt zugänglich sind, um dann erst — meist nach Monaten — in den eigenen Zeitschriftenzimmern ausgelegt zu werden, zu einer scharfen Kritik heraus. Die Beseitigung dieser sinnlosen, die Interessen der Bibliotheken, ihrer Benutzer und der Wissenschaft gleich schwer schädigenden Einrichtung ist ein so drin gendes Bedürfnis, daß die Bibliotheksverwaltnngen sie unter alle» Umständen und so schnell als möglich durchzusetzen suchen sollten. Slebeinmbsechzlgster Jahrgang. Nun ist ja allerdings die Königliche Bibliothek keines wegs bloß für Berlin da, sie soll als Landesbibliothek viel mehr dem ganzen Lande dienen und ihre reichen Schätze auch den Provinzen zu gute kommen lassen, denen man neuerdings auch noch durch Einführung des Leihverkehrs ihre Benutzung zu erleichtern bemüht gewesen ist. Allein, was nützt diesen das alles, wenn die Königliche Bibliothek, wie in Berlin ständig geklagt wird und wie wir auch von Herrn Erman hören, nicht einmal den örtlichen Ansprüchen gewachsen ist, und wenn ihnen von den Berlinern, die am gedeckten Tische sitzen, die Bissen vor'm Munde weggenommen werden? Auf Ver einen Seite behaupten, daß dem Berliner »Bedarf der Bücher vorrat beider Bibliotheken (der Königlichen und Universitäts bibliothek) zusammen nicht einmal entfernt genügt« und dann doch gleichzeitig wieder die Bewohner der Provinzen über die Unzulänglichkeit ihrer Universitätsbibliotheken damit trösten wollen, daß sie die dort nicht vorhandene Litteratur »leicht« aus Berlin beziehen können, das mag für die Berliner ja sehr bequem und nützlich sein, uns fehlt für diese Methode schlechterdings jedes Verständnis; wir meinen vielmehr, daß es unter solchen Umständen erst recht notwendig ist, die Uni versitätsbibliotheken höher zu dotieren und besser auszustatten, um die Königliche Bibliothek wenigstens von der auswärtigen Benutzung nach Möglichkeit zu befreien und dadurch zu ent lasten. Es ist, wie die Dinge liegen, durchaus nicht so leicht, von auswärts Bücher aus Berlin zu beziehen, im Gegenteil, da die auswärtigen Besteller im Gegensatz zu den Ber linern die Bücher der Königlichen Bibliothek, wenn sie aus geliehen sind, nicht belegen können, so haben sie gar kein Mittel in der Hand, sich die Benutzung zu sichern, und somit auch nicht die geringste Gewähr, das Gewünschte jemals zu erhalten. Nimmt man hinzu, daß die Leihfrist für Auswärtige sehr kurz (für Bücher auf drei Wochen, für Zeitschriften sogar nur ans acht Tage) bemessen ist, dann kann man sich wirklich nicht wundern, daß manche es gar nicht erst versuchen, sehr viele nach ein- oder mehrmaligen vergeblichen Versuchen aber davon absehen oder abstehen müssen, Bücher, die die Universitätsbibliotheken nicht besitzen, aus Berlin zu bestellen. Das Endergebnis ist denn auch die traurige Thatsache, daß die Bewohner der Provinzen trotz der Königlichen Bibliothek auf die Benutzung von neun Zehnteln der in den Universitätsbibliotheken nicht vorhandenen Bücher end- giltig verzichten müssen, und diese Thatsache beweist, daß das Recht auf die Benutzung der Königlichen Bibliothek seitens Auswärtiger sich auf dem Papiere sehr schön aus nimmt, in der Praxis aber für sie größtenteils illusorisch und wertlos ist. Jedenfalls kann nach alledem kein Zweisel mehr darüber bestehen, daß die Königliche Bibliothek in keiner Weise den Benutzern der Universitätsbibliotheken ersetzt und auch niemals ersetzen kann, was diesen infolge ihrer unzu reichenden Ausstattung fehlt. Schon Treitschke hat, als er 1884 in seinem gedankenvollen Aufsatze über die Königliche Bibliothek mit dem ihm eigenen Feuer der Beredsamkeit für eine bedeutende Vermehrung ihrer Mittel eintrat, nachdrück lich betont, daß die Berliner Sammlung sich nicht auf Kosten der kleineren Universitätsbibliotheken erweitern solle, die vielmehr alle im Interesse der Wissenschaft und unserer eigenartigen Kultur ebenfalls einer reicheren Aus stattung bedürften. Und ebenso hat noch vor kurzem der Bibliotheksdirektor Schwenke hervorgehoben, daß die Benutzung der Königlichen Bibliothek vermittelst des Leihverkehrs »für den größten Teil der auf diesem Wege zur Verfügung ge stellten Bücher nur ein Notbehelf sei und daß die berech tigten Wünsche der Benutzer nur durch eine der ver mehrten und verteuerten Bücherproduktion ent sprechende Erhöhung des Etats befriedigt werden 696
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