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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.07.1900
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- 1900-07-14
- Erscheinungsdatum
- 14.07.1900
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- Deutsch
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5304 Nichtamtlicher Teil, ^ 161, 14. Juli 1900. Max Dpiclmeycr in Berlin. 5317 Forbcrg, niodcine Vorlagen für Dekorationsmalerei. Heft 2. 7 ^ 50 Beit L-. vomp. in Leipzig. 5314 Isobsi'mriX, üdor pb^sioIoAisvbs uncl p^ibotoAisobs XuplrssunA äso XuASS. 6a. 80 Vcrlagsanstalt und Druckerei Sl.-G (vormals I F-. Richter) in Hamburg. 5319 Meyer, zwei Dramen im Hause Zollern. 75 §). Steinschneider, der Aberglaube. 75 ->). Nichtamtlicher Teil. Ein Besuch der Nativnalliidlwthek zu Paris. Der Eingang zu dem großartigen Gebäudekomplex, der die reichhaltigste Bibliothek der Welt in sich schließt, ist nicht gerade monumental zu nennen. Gegenüber der prächtigen Mscontischen Fontäne Richelieu gelangt man von der Straße, die den Namen desselben Kardinals führt, durch einen ein fachen Thorwcg, der mit einigen Statuen mittelmäßigen Ranges geziert ist, in den Schloßhof. Um zu den Aus stellungssälen zu gelangen, wenden wir uns hier rechts, durchschreiten ein höchst einfach ausgestattetes Vestibül, von dem links ein Gang zur Treppe des ersten Stockwerkes führt. Oben findet man die Eingänge zur Haudschriftenabteilung, die fast 10 000 Bände in sich birgt, zur Urkundeusammlung und zu den beiden Ausstellungsälen. Diese Säle enthalten die größten Schätze der Bibliothek in 18 großen Glasschränken. Der Gesamtbestand der Biblio thek von etwa drei Millionen Bänden ist das Ergebnis sowohl systematischer Sammlung, als auch skrupelloser Annek tierung. Die Mauuskriptabteilung enthält noch einige Ueber- reste der Sammlung, die König Johann der Gute (-s 1364) und die Prinzen seiner Familie: Karl V. und sein Bruder Herzog Johann von Berry, die Herzöge von Orleans, die Grafen von Angoultzme und die Herzöge von Bourgogne zusammgebracht hatten, und geht bis ins achte Jahrhundert zurück. Aus dieser Zeit stammt ein Evangeliar Karls des Großen, das im Jahre 781 mit goldenen Unzialbuchstaben auf Pergament geschrieben worden ist. Bis zur französischen Revolution gehörte es der Abtei Saint Sernin von Toulouse, wurde aber später von der Stadt Toulouse Napoleon I. ge schenkt. Unter Karl V. verfaßte einer seiner Kammerdiener einen Katalog der Sammlung, der 910 Bände nachwies, und da seine Nachfolger sich um die Bibliothek nicht kümmerten, so zählte sie ein halbes Jahrhundert später nur noch 853 Bände, die der Herzog von Bedford 1425 für den Kauf preis von 1200 Livres an sich brachte. Die Mehrzahl kam allerdings im Anfang des sechzehnten Jahrhunderts wieder in die inzwischen neu gegründete Bibliothek zurück. Als eigentlicher Gründer der letzteren wird gewöhnlich König Ludwig XII. (-s- 1515) betrachtet, Karls V. Urenkel, der sich überhaupt sehr große Verdienste um die französische Bildung erworben hat. Er vereinigte die Bibliotheken der Sforza in Mailand und der Familie Gruthuuse in Brügge durch Ankauf mit der Büchersammlung, die ihm von seinen: Vorgänger, Karl VIII., überkommen war. Er war es, der Johann Andreas Laskaris zum Freunde Frankreichs machte, der dann unter Franz I. auf dessen Kosten eine prächtige Sammlung von Handschriften in Fontainebleau zusammen- brachtö. Auf Franz I. geht auch wahrscheinlich die Erfindung des Pflichtexemplars zurück. Nach Paris überführt, erfuhr die damals etwa 17 000 Bände zählende Sammlung erheb liche Bereicherung unter Ludwig XIV. (1643—1715) durch Ankauf der Sammlungen Dupuy (9000 Bände), Mentel (10 000 Bände), Gaston d'Orleans u. a. Die Revolution endlich brachte ihr die großen Vermehrungen dadurch, daß die reichen Schätze der aufgehobenen Ordensgenossenschaften niit ihr vereinigt wurden. Allein 18 000 Handschriften sollen ihr damals zugefallen sein und noch eine größere Zahl von Drucken. Die Handschriften belaufen sich zur Zeit auf etwa 91 000. Nachdem man die 8o.Ho ä'entrss durchschritten hat, welche Proben der bemerkenswertesten Euibäude des fünfzehnten bis achtzehnten Jahrhunderts enthält, darunter viele aus der berühmten Büchersammluug des bekannten Bibliophilen Jca» Grolier (1479—1565), durch den der Bucheinband zuerst künstlerisch gestaltet wurde, gelangt man in die Galerie Mazariue, in welchem mit prächtigen Deckenfresken geschmückten Raume die Schränke 9 und 29 vielleicht die interessantesten Drucke der Welt enthalten. Dem erstgenannten Schranke sind die xylographischen, dem Schrank 29 die ersten typographischen Drucke von Mainz nebst einigen solchen aus den Niederlanden von 1473 einverleibt. Da sehen wir zunächst eine Armenbibel in Folio, die nach Heinecken zur ersten, nach Sotheby zur siebenten Aus gabe dieses Werkes gehört, mit vierzig großen, mit der Hand kolorierten Holzschnitten. Ihr schließen sich noch vier andere Exemplare desselben Werkes an, die von den Bibliographen zu den ersten Ausgaben gerechnet werden, darunter eine, die Sotheby für die allererste hält, sowie endlich die einzige be kannte, in Italien gedruckte xylographische Nachahmung der Armenbibel mit 120 Holzschnitten, die übrigens nicht vor 1510 gedruckt sein kann, da sie eine Kopie aus der kleinen Passion von Dürer aufweist. Sehr frühe Ausgaben der Apokalypse, der Xrs memoraväi und besonders der Xr-8 1110- risväi sind hier vertreten, von letzterem Werke einige Unika, die wahrscheinlich älter sind als alle beschriebenen. Von einigen andern, zwei anopistographischen Exemplaren und zivei auf beiden Papierseiten bedruckten, wird behauptet, daß sie nicht mit dem Handballen, sondern auf einer Presse ge druckt worden seien. Von den letzteren trägt ein Holzschnitt die Adresse »Ludwig ze Ulm«, nach mehreren Bibliographen identisch mit dem Drucker Ludwig Hohenwang von Eichungen, der in Ulm im fünfzehnten Jahrhundert thätig war. Von ihm giebt es nach den Mitteilungen W. L. Schreibers über die Vorstufen der Typographie in der Mainzer Festschrift zur Gutenbergfeier auch zwei Ausgaben der ars morisväi, die aber frühestens 1470 erschienen sein können. Unter den mannigfachen anderen Schätzen verdient noch ein Unikum besvudere Beachtung, betitelt Uxsroitium snpsr Lster N08ter in Folio, acht anopistographische, mit der Hand kolorierte Holzschnittbilder. Schreiber sagt in der eben er wähnten interessanten Arbeit, daß diese einzig erhaltene Aus gabe (die die Bibliothek für den lächerlich geringen Preis von 1 Gulden 8 Sous augekauft hat) der frühesten Ent wickelungsperiode der Blockbuchlitteratur angehört, in der die Holzschneider im Dienste von Schreibern oder geistlichen Ge sellschaften stehen und lediglich die Bilder anzufertigen haben, während der Auftraggeber den Text, und zwar fast immer in lateinischer Sprache, hinzufügt. Den Anfang dieser Periode setzt Schreiber frühestens in das Jahr 1450, wahrscheinlich beginne sie sogar noch etwas später. In dem hier ausge stellten Exemplar des Pater noster kommt in den Bildern noch gar kein Text vor. Selbst die zahlreichen, zur Erläute rung dienenden Schriftrollen sind vom Holzschneider leer ge lassen und handschriftlich teils in lateinischer, teils nieder ländischer Sprache ausgefüllt worden. Die Unterschriften
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