Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.07.1900
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1900-07-14
- Erscheinungsdatum
- 14.07.1900
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19000714
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190007146
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19000714
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1900
- Monat1900-07
- Tag1900-07-14
- Monat1900-07
- Jahr1900
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
161, 14. Juli I960. Nichtamtlicher Teil. 5305 aber sind i» niederländischer Sprache beigefügt. Schreiber meint, dieses interessante Exemplar, dessen Herstellung er allerdings kaum vor 1460 -65 datieren möchte, zeige uns eine Urstnfe der Entwickelungsgeschichte der Blockbücher an, von der sich ein deutsches Exemplar überhaupt nicht erhalten habe. Er schließt nämlich, daß die frühesten Exemplare durchweg, Bandrollen und Unterschriften, lateinisch waren nnd die Platten könnten mithin sehr wohl schon 1450—55 geschnitten sein. Den Textschnitt in Bildern setzt Schreiber frühestens zwischen die Jahre 1460 und 65. Wir sehen in diesem Schrank noch mehrere andere, aus der Litteratur bekannte deutsche Blockbücher, so den Entkrist, »Das Leben des Menschen« (Unikum), »Das Leben und Leiden Christi« (von welch letzterem defekten Exemplar Schreiber in einer Leipziger Privatbibliothek die fehlende Hälfte fand), Hartliebs Ciromantia (Holzschneider »Jorg Schapff zu Augs burg 1448«, aber nicht vor 1472 gedruckt!), die berühmte und vielumstrittene erste Ausgabe des Spseulnm bmnaiE 8!llvÄiiom8, das teilweise xylographisch und teilweise typo graphisch gedruckt ist. Endlich bemerkt man hier eine Holz tafel, zu einem Donat des fünfzehnten Jahrhunderts gehörig, deren beiliegender Abdruck vollständig den Eindruck eines typographische» Druckes macht. Uebrigens mag hier auch die Ansicht Schreibers über die Druckart der anopistographischen Holztafelwerke eine Stelle finden. Der Ausdruck Reiberdruck geht auf v. Heinecken zurück. Er erklärte die Herstellung wie folgt: »Man strich die Farbe oben auf den hölzernen Stock mit dem Handpinsel, legte so dann ein Papier, so etwas angefeuchtet, darauf, damit es besser anzöge, und fuhr endlich über das Papier mit einem hörneren Reiber hin und her.« Diese vor 130 Jahren ge äußerte Ansicht hat nie Widerspruch erfahren; nach Schreiber aber ist sie unhaltbar. »Mir scheint ein hartes Instrument,« sagt er, »wie es der Reiber gewesen sein soll, am aller wenigsten geeignet, tiefe Einpressungen hervorzubringen. Ich vermute vielmehr, daß der Druck auf einer Handpresse er folgte und daß man auf den Druckbogen Filz oder ähnliches weiches Material auflegte. . . . Möglich wäre allerdings auch, daß man damals schon das einfache, heute noch übliche Bürstenabzugverfahren oder »Abklopfen- angewendet hat, da farblose Drucke, ivie sie bei Verwendung von Deckblättern entstehen, schon verschiedentlich gefunden worden sind.« Doch wenden wir uns wieder zu unseren Sehenswürdigkeiten. Der inmitten des Saales stehende Schrank 29 schließt die ersten Mainzer, niederländischen und Bamberger Drucke in sich. Hier ist ein Fragment der lateinischen Grammatik des Alexander von Ville-Dieu, die angeblich in den Nieder landen um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts mit den Lettern derselben Typographenschule auf Pergament gedruckt ist wie das Lysonlnm. Ein anderer niederländischer Druck mit ähnlichen Typen: Lalissi, Os 8sluts oorxorü . . . und zwei Werkchen Papst Pius II.: »Oontra Inxurio808 st Ia8oivc>8 ml Ixarolurn O^priaeuin tcEatu8 äs arnors« und »Oro lauäs Ilnmsri yraslatio in Oomsrnm« rc. kann nicht vor 1458 ge druckt sein, da in diesem Jahre der Kardinal Aeneas Sylvius de Piccolomini gewählt worden ist. Pflichtgemäß können mir hier auch den angeblich ältesten bekannten Druck, die zwei Blätter des »Donats von 1451« bewundern, ebenso den 31zeiligcn Ablaßbrief von 1454, weiter ein Fragment eines Kalenders in Plakatform: Oonjnnetions8 st oypo8itions8 80Ü8 st Irmas, der 1456 für 1457 gedruckt wurde und den man dem Erfinder der Buchdruckerkunst zuschreibt. Das berühmte Bibelexemplar mit den Schlußschriften des Mainzer Vikars und Rubrikators Heinrich Cremer aus 1456, auf die sich bisher die Feststellung der Druckzeit allein stützt, ist stark mitgenommen. Aber die kalligraphischen Schlußschriftcn heben sich mit ihrem satten Rot wunderschön Siebe» undiechzlchter IahiMiia von dem Papier ab. Danach hat er die Illuminierung des ersten Bandes am 24. August (l?sskc> Lartbolowsi s.xo8toli), des zweiten am 15. August (Össto ^ssumpkionü g1orio8s V1rAmi8 Uarias) 1456 beendet. Auch ein.Pergamentexemplar der Bibel ist vorhanden. Das bisher meist dem Gutenberg, wahrscheinlich aber fälschlich diesem zugeschriebene zwei bändige 6atbo1ioov von 1460 ist ebenfalls in zwei Exem plaren vertreten, und zwar zeigt das eine die zwei ersten Zeilen geschrieben, das andere rot gedruckt. Von Pfister in Bamberg besitzt die Bibliothek die 1461 oder 1462 gedruckte Armenbibel, die erste mit beweglichen Lettern hergestellte, ferner das »Buch der 4 Historien« (von Josef. Daniel, Esther und Judith), das erste von Pfister gedruckte Buch, das den Namen der Stadt und des Druckers aufweist. Die 36zeitige Bibel ist in zwei Exemplaren vertreten, von der das eine auf dem letzten Blatt das Datum 1461, von der Hand des Rubrikators geschrieben, trägt. Dies ist das früheste beglaubigte Datum für das vollendete Werk. Von dem Fust- Schöfferschen Psalter besitzt die Bibliothek alle Ausgaben von 1457, 1459, 1490 (diese sind ausgestellt), 1502 und 1516. Die auffällige Erscheinung, daß von einem Buche zwei Jahre nach seinem Erscheinen schon eine neue Auflage notwendig wird, während die dritte über dreißig Jahre lang auf sich warten läßt, ist von Professor Franz Falk jetzt nach einer historisch-liturgischen Untersuchung des Werkes*) dahin erklärt worden, daß die sechs Psalterien zwei getrennt zu haltende Gruppen darstellen, deren eine die Ausgaben von 1457, 1502 und 1515 bilden, während der anderen die Ausgaben von 1459, 1490 und 1516 angehören. Jene war für die Mainzer Kirche, diese für den Benediktinerorden bezw. für die Burs felder Kongregation bestimmt. Schaffers 48 zeitige Bibel aus 1462, die erste datierte Bibel, liegt in zwei prächtigen Exem plaren aus, die mit Schlußschriften versehen sind. Noch eine ganze Reihe von anderen Seltenheiten enthält dieser Schrank, dessen Inhalt unschätzbar ist, und ebenfalls natürlich auch noch weitere Schränke. Der in der Nähe stehende, mit 28 bezeichnet^, enthält z. B. die deutsche Bibel Mentels und das durch deu unverschämten Nachdruck Fusts iuteressante Augu- stinische Oibsr äs arts prsäioanäi desselben Straßburger Druckers. In der Vorrede zu der Mentelschen Ausgabe er zählt der Herausgeber, daß er den Text nach Handschriften von Heidelberg, Speyer, Worms und Stcaßburg festgestellt habe und dem Johann Mentel, inoolam ^.rgsntinsn8sin, iw- xrs880rias ariü rvagütrnm bewogen habe, das Weck durch den Druck den Klerikern zugänglich zu machen. Bei dem Nachdruck, den Fust um das Jahr 1466, wahrscheinlich sehr bald nach Erscheinen der Originalausgabe, veranstaltete, ging er so weit, den Namen Mentels in der Vorrede durch seinen eigenen zu ersetzen! Auch das älteste gedruckte Verlagsver zeichnis, von Mentel herausgegeben, sehen wir hier aus gelegt; es ist nach 1473 gedruckt, da es das in jenem Jahre von Mentel herausgegebene 8ysoulum üchtorials schon enthält. Für die handschriftliche Hinzufügung des Namens des das Verzeichnis verbreitenden Buchhändlers ist in dem Drucke Raum gelassen. Auch von dem bedeutenden Konkurrenten Mentels, Heinrich Eggestein, sind zwei Drucke hier ausgestellt. Ebenso ein Rabanus Maurus, Oxw8 äs IInivsi8o, gedruckt von dem unbekannten Drucker mit der bizarren R-Majuskel. Da dieses Exemplar eine Schlußnote von der Hand eines ehemaligen Besitzers, des Pariser Nechtsgelehrten Ambrosius von Cambray, mit dem Datum vom 20. Juli 1467 trägt, so handelt es sich um einen frühen Druck. Der Schrank rechts gegenüber enthält den in Subiaco von den Deutschen Sweynheim und Pannartz 1465 gedruckten Lactautius, das erste Buch, in dem griechische Lettern oor- Falk, F., Die Mainzer Psalterien, in der Festschrift zum üvOjährigen Geburtstage von Johann Gutenberg. S. 257. 711
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder