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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.07.1900
- Strukturtyp
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- 1900-07-14
- Erscheinungsdatum
- 14.07.1900
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- Deutsch
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5306 Nichtamtlicher Teil. HS 161, 14. Juli 1900. kommen. Die genannten, ungemein fleißigen und geschickten Drucker haben bekanntlich auch statt der bis dahin gebräuch lichen, der Schreibschrift nachgeahmten gotischen Lettern zum erstenmal eine reche Antigua angewandt. Beweis dessen ist der ausgestellte Oiesro, spistolao acl larniliavss aus 1467, zugleich das erste in Rom erschienene Buch. Ein Ptolomäus Cvsmographia, von Arnold Buckinck in Roin 1478 gedruckt, ist deshalb interessant, weil es das erste Buch mit geogra phischen Karten in Kupferstich ist, deren es 27 enthält. Endlich sieht man hier Exemplare des ersten gedruckten Vergil (1469), Plinius (1469), Petrarca (1470), Boccaccios Decamerone (1471), ferner den ersten Druck (Eusebius) des berühmten Nikolaus Jenson, den der französische König Karl VII. zur Erlernung der Buchdruckerkunst nach Mainz gesandt haben soll") und der sich dann in Venedig niederließ, um hier mit prächtigen, berühmt gewordenen Typen zu drucken. Eine ganze Anzahl wunderschöner Ausgaben von Aldus Mauritius in Venedig schließt sich noch all diesen Schätzen an. Selbstverständlich sind auch die ersten Pariser Drucker, die Deutschen Ulrich Gering, Martin Crantz und Michael Freiburger, mit ihren ersten Werken vertreten, sowie die ersten Drucke der französischen Städte. Wenn alle Bibliotheken und Museen der Welt mit alleiniger Ausnahme dieser Säle ver nichtet würden, so könnte man aus ihnen fast die ganze erste Geschichte der Buchdruckerkunst in den verschiedenen Ländern rekonstruieren; so groß ist der Reichtum der Pariser Biblio thek. Allein die hier ausgestellten Werke belaufen sich auf 700, von denen jedes durch irgend eine Eigenart interessant ist. Kein Paris besuchender Buchhändler sollte den Besuch der Nationalbibliothek versäumen. Ich würde zu keinem Ende kommen, wollte ich nun noch die Schätze der Bibliothek an ausgestellten Manuskripten berücksichtigen, vom ägyptischen Papyrus angefangen bis ins sechzehnte Jahrhundert, deren Zahl etwa viereinhalb Hundert beträgt. Statt dessen steigen wir die Treppe wieder hinab, gehen unten an der Thüre vorüber, hinter der von den 2 200 000 Stichen, die die Bibliothek besitzt, an 300 alte aus Deutschland, England, Spanien, Holland, Frankreich und Italien ausgestellt sind, zu deni gegenüber dem Ein gang gelegenen Arbeitssaal. Wir können wohl hineinsehen, aber ohne besondere Er laubnis ihn nicht betreten. Um diese zu erhalten, müssen wir uns zu dem nur wenige Schritte entfernten Sekretariat bemühen. Nachdem wir hier Namen, Beruf, Wohnung und den Zweck unseres Begehrens angegeben haben, erhalten wir eine Eintrittskarte zu dem Arbeitssaal, die wir am Eingänge deni dort postierten Beamten abliefern. Er händigt uns dafür einen Zettel (llullstin xwrsonsl) ein, auf dem wir Namen, Wohnung und den Titel des von uns verlangten Werkes, seinen Erscheinungsort, das Jahr, Bändezahl, For mat rc. aufzuschreiben haben. Nachdem wir uns einen der 334 numerierten Arbeitsplätze ausgeivählt haben, schreiben wir die Nummer desselben ebenfalls auf unseren Zettel oben rechts in die Ecke. Diesen geben wir einem der Beamten, die hinter einer, dem Eingang gegenüber gelegenen Barridre ihre Plätze haben, setzen uns auf unseren Platz — denn das Herumgehen ist nicht gestattet — und warten der Dinge, die da kommen sollen. Da wir ein seltenes Werk verlangt haben, so bleibt uns Zeit, den Raum zu betrachten. Er macht einen großartigen Eindruck und wird nach dem Arbeitssaal im Britischen Mu seum wohl mit seiner, einen Flächenraum von 12 000 gm bedeckenden Ausdehnung der schönste und größte sein. Durch *) Labande bezweifelt den Erlaß der berühmten Ordonnanz vom 4. Oktober 1458 sehr stark (l'imprimsris su Vrauos aa XV« siöels in der Mainzer Festschrift S. 348). neun hohe Glaskuppeln, deren Rippen von 16,10 m hohen schlanken Säulen getragen werden, und durch drei, die ganze Breite des Saales einnehmende halbrunde Fenster über dem Eingang strömt eine Fülle von Licht. Gemälde und Medaillons hervorragender Männer schmücken die hohen Wände, soweit sie nicht durch Bücherregale verdeckt sind. Vom Eingang bis zu der schon ermähnten Schranke wird durch die rechts und links durch Erhöhungen abgeschlossenen Arbeitstischreihen, die gleichzeitig als kleine Regale benutzt worden sind, eine Art Gang gebildet. Hinter der Schranke erhält der weite Raum durch ein, mit zwei weiblichen Büsten begrenztes Bücherregal einen künstlichen Abschluß; aber in der Höhe steht man weiter durch ein mächtiges, von zwei großen Karyatiden flankiertes Portal in einen Bibliotheksraum. Zu beiden Seilen der Schranke ist in besonderen Regalen der vielbändige Katalog der Erwerbungen der Bibliothek seit 1884 aufgestellt. Trotz der emsigen Arbeit von über hundert Besuchern herrscht eine feiecliche Stille um uns. Die Statistik hat festgestellt, daß hier jährlich 140 000 Personen verkehren, die annähernd eine halbe Million Werke geliehen erhalten. Da rollt hinter der Schranke ein Karren geräuschlos zu den Beamten. Er enthält eine Menge der verlangten Werke, groß und klein, dickleibig und schmächtig. In jedem steckt der Verlangzettel, gemäß dem nun die Diener die Werke zu den darauf bezeichncten Plätzen bringen. Aber wir warten vorläufig noch vergeblich. Da endlich klopft uns einer auf die Schulter und fragt uns, ob wir Besteller eines bestimmten Druckes sind. Der Bote verweist uns dann an einen besonderen, langen Arbeitstisch, an dessen einer Seite in der Mitte auf erhöhtem Sitz ein Beamter seinen Platz hat. An diesem Tische finden wir unser bestelltes Werk. Wir verstehen: wir sollen unter besonderer Aufsicht arbeiten, denn der Druck, den wir verlangt haben, ist kostbar, unersetz lich, ja, es scheint mir sehr zweifelhaft, ob man ihn anderswo überhaupt jedein beliebigen Besteller anvertrauen würde. Nachdem wir unsere Arbeit beendet haben, liefern wir das Eigentum der Bibliothek unserem liebenswürdigen Auf- stchtsbeamten ab, der uns unseren Bestellzettel zurückgiebt, nachdem er seinen roten Stempel »rsnäu« darauf gedruckt hat. Nur mit dieser Quittung können wir den Saal jetzt ver lassen; aber selbst dann noch gelingt es nicht immer. Als ich mit zwei kleinen Büchern in der Hand hinausgehen wollte, forderte der am Eingang postierte Beamte für diese Bücher einen Passierschein. An der Schranke erhielt ich dann einen im wesentlichen gedruckten Zettel: Hisssr passsr 2 volumes iv 80. üs oovsorvatsur. Erst dann öffnete sich mir die Pforte, und ich trat wieder hinaus aus der stillen Gelehrtenstätte in das flutende Leben der Weltstadt. G. Hölscher. Kleine Mitteilungen. Postscheck.— Die Nat.-Ztg. schreibt: -Das Postscheckverfahren wird nicht eingeführt. Die Regierungsvorlage, durch welche der Reichskanzler ermächtigt werden sollte, das Verfahren einzuführen, wurde bekanntlich vom Reichstag wesentlich umgestaltet. Die Gebühren wurden fast ganz beseitigt und die Verzinsung der Einlagen aufgehoben. Wie jetzt aus wohlunterrichteten Kreisen verlautet, beabsichtigt der Reichskanzler nicht, von der ihm erteilten Ermächtigung, das Postscheckverfahren einzuführen, Gebrauch zu machen. Ob dem Reichstag eine neue Vorlage unterbreitet werden soll, oder ob der ganze Plan als eudgiltig gescheitert zu betrachten ist, entzieht sich unserer Kenntnis.- Reichs stempelgesetz. — Das -Reichsgesetzblatt- Nr. 27, ausgegeben zu Berlin am 11. Juli 1900, bringt die folgende Berichtigung zum Reichsstempelgesetz: -Im zweiten Absätze des K 44 der auf Grund des Gesetzes vom 14. Juni d. I. bekannt gemachten Fassung des Reichs stempelgesetzes (S. 286) ist in der ersten Zeile hinter AK die Zahl -3- durch -2- zu ersetzen.- Alte Musikinstrumente. — Der Reichsanzeiger berichtet nach der-Chronik- der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin
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