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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.01.1906
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- 1906-01-05
- Erscheinungsdatum
- 05.01.1906
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162 Nichtamtlicher Teil. ^ 4, 5. Januar 1906. uns hier beschäftigende Werk nahm einen ganz ungeheuren Schriftenapparat in Anspruch. Da, wie Zedler nachweist, Schriftmaterial für vier Lagen vorhanden sein mußte, so verfügte der Catholicondrucker über mehr als 400000 Lettern. Vier Pressen waren für den Druck tätig, der in einer Auf lage von etwa 80 Exemplaren teils auf Pergament, teils auf Papier hergestellt worden sein wird. Erhalten haben sich davon nach der Zusammenstellung Zedlers im ganzen 41 Exemplare, unter denen 8 auf Pergament gedruckt sind. Über den Preis eines Papierexemplars ist eine authentische Nachricht auf uns gekommen. Das jetzt in Gotha befindliche Exemplar wurde nach dem im Buche selbst eingetragenen Vermerk 1465 für das Marienkloster in Altenburg für 41 Goldgulden, etwa 290 ^ heutigen Geldwertes, erworben. Den Preis eines Pergamentexemplars schätzt Zedler demnach auf etwa 75 Gulden (— 525 ^). 17 Pergament- und 63 Papierexemplare würden demnach einen Gesamtwert von 3858 Gulden oder etwa 27 000 ^ darstellen. Da das Catholicon noch in dem Verzeichnis Schöfferscher Verlags werke aus den Jahren 1469 — 70 erscheint, so war damals die Auflage noch nicht verkauft. Die Firma Fust und Schöffer muß wohl den Rest der Auflage nebst den mit derselben Type gedruckten übrigen Werken erworben haben, denn es ist nicht wahrscheinlich, daß diese aus ihrer Offizin hervor gegangen sind. Dagegen spricht der große Unterschied im Charakter der Catholiconschrift und die von der Fust- Schöfferschen Druckerei sonst verwendeten Schriften, ferner der Umstand, daß die Type in der Eltviller Druckerei auf taucht zu einer Zeit, als die Schöffersche Offizin noch in Mainz bestand. Aber etwas anderes als eine Unwahrschein lichkeit wird mit diesen Tatsachen beigebracht. Die Catho licontype tritt 1467 zum erstenmal in Eltville auf. Wenn sie bis dahin im Besitz von Schöffer gewesen wäre, so konnte der Tod Fusts, der im Sommer 1466 eingetreten war, wohl Anlaß zu dem Verkauf der schon lange Zeit un- » benutzten, weil infolge der Mainzer Ereignisse dezimirten Schrift gegeben haben. Drei undatierte Drucke weisen die Catholicontype auf: die Luwma cke articu1i8 üäsi des Thomas von Aquin in 2 Ausgaben und der llraotstus rstioois st eousoisutias des Matthäus von Cracovia. Die Ausgaben des Thomas sind insofern interessant, als sie sozusagen gleichzeitig hergestellt, jedenfalls von ein und demselben Satze abgezogen worden sind. Nur ist die eine zu 34, die andre zu 36 Zeilen rangiert. Die Änderung geschah aus ökonomischen Gründen, da die 34zeilige Ausgabe 13 Blätter, die andre nur 12 Blätter erforderte, die sich ohne Papierverlust drucken ließen. Die Typenvergleichung und eine Untersuchung der Satz technik des Catholicons und der Summa ergibt aber, daß das letztere Werk dem Tractatus sowohl als auch dem Ca tholicon vorangegangen sein muß. Das geht aus dem Um stand hervor, daß der Typenbestand während des auf acht Monate geschätzten Drucks des Catholicons sich verändert und die Veränderungen — im wesentlichen Vermehrung der Ligaturen — in den andern genannten Drucken sich noch nicht finden. Aus ähnlichen Gründen ist auch der Traktat hinter die Summa anzusetzen, so daß diese das älteste Werk wäre, das die Catholicontype aufweist, und zwar ist das Zeitverhältnis dahin zu festzustellen, daß der Traktat etwa zu der Zeit entstand, als das Catholicon zur Hälfte vollendet war. Zu der Gruppe dieser undatierten Drucke mit der Ca tholicontype treten noch zwei im Text verschiedene Ablaß briefe, die zwar beide verloren gegangen, von denen aber die Texte überliefert sind. Da der betreffende Ablaß zur Wiederherstellung der 1460 vernichteten Stiftskirche des hl. Cyriacus zu Neuhausen bei Worms ausgeschrieben worden ist, so können die Briefe nicht vor diesem Jahre gedruckt worden sein, und einer trägt auch ein handschriftliches Oktoberdatum von 1461, während der andre, eine kürzere Fassung, ein unausgefülltes Formular ist. Aus dem Um stand, daß von dem umfangreicheren Ablaßbrief aus dem Jahre 1462 auch ein handschriftliches Exemplar sich erhalten hat, das jetzt in der Mainzer Stadtbibliothek aufbewahrt wird, schließt Zedler, daß die Mainzer Catholicondruckerei inzwischen wegen der durch die Bistumsfehde entstandenen Wirren ihre Tätigkeit eingestellt hatte. In der Tat verschwindet die Type, wenn man nicht annehmen will, daß etwa damit hergestellte Drucke verloren gegangen sind, bis sie, wieder durch neue Formen vermehrt, in der ersten Auflage des Vooadu1ariu8 klx guo von neuem auftaucht. Dieses, 165 Blätter starke Werk, ein Auszug aus dem Catholicon, das nach seinen Anfangsworten den Namen erhalten hat, haben aber laut Schlußschrift die Brüder Heinrich und Nikolaus Bechtermünze und Weigand Spies von Ortenberg 1467 in Eltville gedruckt und am 4. No vember vollendet, nachdem Heinrich Bechtermünze gestorben war. Nun wäre ja ein Rückschluß auf den Drucker der mit derselben Type früher hergestellten Werke an sich nahe liegend, und wirklich ist auch von mehreren Forschern schon die Ansicht ausgesprochen worden, daß die Mainzer und Eltviller Druckerei identisch sei. Demgegenüber weist Zedler darauf hin, daß, während der Drucker des Catholicons, wie wir gesehen haben, über ein erstaunlich reiches Typen material verfügte, der Vorrat der Bechtermünze in den ersten drei Auflagen des Voos.dulariu8 geradezu lächerlich gering sei. Für einzelne Partien des Druckes kann wenig stens festgestellt werden, daß nicht mehr als zwei Seiten, die rücksichtlich des Typenaufwands etwa einer halben Seite des Catholicon gleichkommen, auf einmal gesetzt werden konnten. Nun scheint mir allerdings dieser Grund nicht aus reichend, die Frage in dem gedachten Sinne zu beantworten, denn wenn schon die Einnahme von Mainz die Schließung der Catholicondruckerei veranlaßt hat, so daß sie auf sechs Jahre verschollen ist, so wird auch die Annahme nicht von der Hand zu weisen sein, daß der Drucker aus der Ver wirrung nur einen kleinen Teil seines Materials gerettet und damit später in Eltville seine Tätigkeit fortgesetzt habe. Einleuchtender für die Annahme Zedlers ist der Unterschied des ganzen Charakters der Catholicon- und der spätern, in jeder Hinsicht unvollkommenen Eltviller Drucke; aber selbst dieser ist nicht zwingend. Denn die Bechtermünzeschen Ver hältnisse sind ganz unbekannt, und es ist durch nichts er wiesen, daß sie die Druckkunst persönlich ausgeübt haben. Möglich, wenn auch wenig wahrscheinlich ist es, daß dieselbe Firma verschiedene Drucker bezw. Drucküberwacher beschäftigt hat. Wirklich hat auch Velke in der Mainzer Festschrift von 1900 die Ansicht vertreten, daß Gutenberg als Geschäfts führer der von den Bechtermünze in Mainz begründeten Catholicondruckerei betrachtet werden könne. Zedler hat in der vorliegenden Schrift eine außerordent lich fleißige, scharfsinnige und verdienstvolle Arbeit geleistet, wenn er auch die Hauptfrage nach dem Drucker des Ca- tholicou darin nicht zweifellos hat beantworten können; trotz seines warmen Eintretens für Gurenberg bleibt doch noch manche Unklarheit nach wie vor bestehen, freilich Unklar heiten, von denen man nicht weiß, ob sie jemals verschwinden werden. Von seinem Standpunkt aus zieht Zedler folgenden Schluß für die Geschichte der Erfindung der Kunst Guten bergs: Dieser wurde durch Humery, der dafür Eigentümer der ganzen Gutenbergschen Druckerei sowie aller ihrer Er zeugnisse wurde, in den Stand gesetzt, eine neue Schrift, die Catholicontype, herzustellen und mit ihr die Summa, den ' Tractatus und das Catholicon zu drucken. Nach der
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