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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.01.1906
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1906-01-18
- Erscheinungsdatum
- 18.01.1906
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- Deutsch
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- Saxonica
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656 Nichtamtlicher Teil. 14, 18. Januar 1906. den Salomon nichts näheres mitteilt, obschon dies für die wirtschaftliche Seite doch von Bedeutung wäre. In Österreich wurde die Presse noch viel willkürlicher bevormundet als in Preußen In Bayern hatte sich die Regierung den Karlsbader Beschlüssen gegenüber ein Reservat recht Vorbehalten. Sie unterwarf nur die Zeitungen und Zeitschriften einer Zensur, nicht auch die Bücher; allein die Polizei paßte auch auf die Bücher auf und zog sofort alle ein, die ihr nicht geheuer erschienen. Die übrigen Bundesstaaten fanden sich mit den Karlsbader Beschlüssen ohne weiteres ab und stimmten 1824 für deren Verlängerung bis zum Erlaß eines endgültigen Preßgesetzes. Letzteres aber ist vom Bundes tage nie erlassen worden. Der Inhalt der preußischen Zeitungen war so dürf tig, daß man vielfach nach Pariser Zeitungen griff. So wurden 1825 in Preußen 1140 Zeitungen aus Paris be zogen, 1829 sogar 1480, was bei den damaligen niedrigen Auflagen der deutschen Zeitungen — erschien doch die »Köl nische Zeitung« l820 erst in 1861 Exemplaren — eine immerhin ziemlich bedeutende Einfuhr war. Es war aber ein Fortschritt zu verzeichnen, nämlich die Errichtung eines Königlichen Zeitungs-Kontors in Berlin, das am 1. Januar 1822 eröffnet wurde. Während bisher der Zei tungsvertrieb den Postbeamten als Privatgeschäft überlassen war, wobei sie die Preise willkürlich festsetzen konnten, lieferte nunmehr die Post den Abonnenten die Zeitungen zu festen Preisen, die in einer Preisliste genau verzeichnet waren Die erste Preisliste von 1822 wies bereis 474 Zeitungen aus, die von 1823 sogar schon 843. Die beiden Berliner Zeitungen, die Vossische und die Spenersche Zeitung, mußten infolge einer Verwarnung des Ober-Zensur-Kollegiums ihre politischen Erörterungen wesent lich einschränken; doch erschienen sie vom 1. Januar 1824 an sechsmal wöchentlich Die Spenersche Zeitung war die vor nehmere; sie wurde vom gesamten preußischen Hof bezogen, und zwar in auf Schreibpapier gedruckten Exemplaren; auch Altmeister Goethe in Weimar las sie regelmäßig. Der Buch händler Spener war es, der 1823 die erste Schnellpresse in Berlin aufstellte, um damit seine Zeitung zu drucken. Sie war aus England bezogen, rührte aber von einem deutschen Erfinder, Friedrich König (1774—1833), her. Bei der Vos- sischen Zeitung übernahm 1823 der jugendkräftige bisherige Justizkommissarius C. F Lessing, ein Neffe Gotthold Ephraim Lessings, die Leitung. Die Provinzblätter boten natürlich ein dürftigeres Aus sehen als die Berliner Zeitungen. So konnte die »Neue Breslauer Zeitung« nur einmal wöchentlich erscheinen, weil die Berliner Post mit den Zeitungen, aus denen die politischen Nachrichten geschöpft wurden, nur einmal wöchent lich in Breslau eintraf. Erft von 1828 ab erschien die Zeitung täglich. Im Westen war die damals noch ausgesprochen katho lische »Kölnische Zeitung« das einzige Blatt von einiger Bedeutung. Sie hatte 1822 eine Auflage von 2086 Exem plaren, von denen 830 in Köln blieben und 1256 nach auswärts gingen. Diese Auflage blieb in den zwanziger Jahren fast unverändert; doch erschien die Zeitung von 1829 an sechsmal wöchentlich. Von den beiden andern Kölner Blättern besaß der »Welt- und Staatsbote« nur eine Auflage von etwa 1000 Exemplaren, der »Verkündiger« sogar nur eine von 350 Exemplaren. In Frankfurt a. M. brachte Karl Peter Berly, der Typus eines politischen Redakteurs der Metternichschen Zeit, die »Oberpostamtszeitung« in die Höhe. Das »Frank furter Journal« und das »Journal de Francfort« führten ein ziemlich bescheidenes Dasein. In Baden und in Württemberg war alles Politi sieren untersagt. Im »Schwäbischen Merkur« wurde sogar der Tod Napoleons ohne jede politische Bemerkung registriert. In Bayern hatte besonders die Augsburger »Allgemeine - Zeitung« unter der Zensur zu leiden, da sie doch ein großes politisches Blatt sein sollte. Sie zählte im Jahre 1823 4089 Abonnenten, 1824 3602, Auch in den Zeitschriften erstarb infolge der Karls bader Beschlüsse das frische Leben. »Unser Journalwesen ist in Deutschland ein glänzendes Elend«, schrieb Friedrich Arnold Brockhaus im Sommer 1823 an den Professor Karl Ernst Schmid in Jena. »Fast alle Zeitschriften kämpfen mit dem Hungertode, und nur wenige, die entweder durch altes Herkommen in alle Lesezirkel einmal eingeführt sind oder deren Gemeinheit sie in solche führt, gedeihen wahrhaft. Wer hält sich ein Journal?« — Brockhaus ließ aus Besorgnis vor der Zensur den zweiten Jahrgang seiner Zeitschrift »Hermes« (1820) — wenigstens scheinbar — in Amsterdam erscheinen, verlegte daun das Blatt aber wieder nach Leipzig. Die Zeitschrift brachte es bis auf 1100 Exem plare. Sie enthielt viele gründliche Beiträge, die von einer gewissen, wenn auch stark gedämpften nationalen Grund stimmung getragen wurden. Brockhaus kam mit der Zeit schrift ungefähr nur auf seine Kosten. Er selbst schrieb darüber: »Ein Glück ist es, daß der Absatz nach Österreich zwar nicht eigentlich erlaubt, aber auch nicht absolut ver boten ist, denn dahin ist der stärkste Absatz. Dies kommt wohl mit daher, weil es in Österreich viele reiche Privat personen gibt, die ein Journal selbst Hallen, bei uns aber im Norden die Journale fast nur in Journalzirkeln gelesen werden.« Die Zeitschrift erschien nur bis 1831. Tie »Wiener Zeitschrift« durfte sich nicht auf das politische Gebiet wagen und wurde deshalb der Sammel punkt der hervorragendsten österreichischen Dichter. Das von Brockhaus übernommene »Literarische Wochenblatt« wurde zweimal unterdrückt, stand aber unter neuem Namen (»Literarisches Konversationsblatt«, »Blätter für literarische Unterhaltung«) wieder auf. Die beliebtesten Journale der zwanziger Jahre waren das »Morgenblatt«, der »Gesellschafter« und die »Abendzeitung«, die mit dem meisten Geschick dem Wunsche des großen Publikums nach unterhaltender, senti mentaler und süßlicher Lektüre entgegenkamen. Cotta hielt aus dem »Morgenblatt« alles fern, was eine entschiedene Sprache führte. Deshalb schrieb ihm Heine 1829, er habe dem Blatt bisher nur wenig schicken können, weil sein Talent nur selten imstande sei, »den milden Ton des Morgen blattes' zu treffen«. 1827 übernahm der junge Wilhelm Hauff die Redaktion gegen ein Jahresgehalt von 1400 Gulden; aber er starb schon am 29. November des selben Jahres. Für den »Gesellschafter«, der nicht viel über 600 Exemplare hinauskam, lieferte Heine Gedichte und die »Harzreise«. Die Dresdener »Abendzeitung« huldigte immer mehr dem flachen Modegeschmack und brachte es zu der da mals ansehnlichen Auflage von 1200 Exemplaren. Be merkenswert waren in der »Abendzeitung« besonders die Theaterkritiken von Ludwig Tieck, die später als »Drama turgische Blätter« auch in Buchform erschienen sind. Zwei charakteristische Journalisten jener Zeit waren der bereits er wähnte Müllner und M. G. Saphir. Mllllner, ein aus gesprochener literarischer Randalist, gab 1823 bei Wienbrack in Leipzig die »Hekate« heraus und 1826 bei Vieweg in Braunschweig das »Mitternachtblatt«, das ein kritisches und ästhetisches Unterhaltungsblatt sein sollte. Für ersteres erhielt er ein Jahreshonorar von 1000 Taler, von Vieweg sogar 2000 Taler (einschließlich der Honorare für die Mit arbeiter). Die Verleger kamen jedoch nicht auf ihre Kosten. Das »Mitternachtblatt« wurde im dritten Jahrgange von
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