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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.02.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-02-26
- Erscheinungsdatum
- 26.02.1903
- Sprache
- Deutsch
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- Zeitungen
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höchstens zur moralischen Überredung seine Zuflucht nehmen. Die Zeitungen sollten solche Sünder an den Pranger stellen und an ihre bessre Natur appellieren; das Gewissen der bücherliebenden Welt sollte anberufen werden, um ihre Hände vom Zerstören ab zuhalten. Es ist wirklich Zeit, daß diese Sache unterstützt wird. Was kann dieser Unfug für einen Reiz haben? Warum soll ein Mensch, der ein Buch besitzt, das einst Washington oder Paul Neuere oder Byron gehörte, mit Vorbedacht das Exlibris von dem Buch trennen und dadurch das Interesse und, wie man denken sollte, auch den Wert der beiden vermindern? Mit diesem Vor gehen verglichen, erscheint das Sammeln von Türschildern rühmlich und das Sammeln von Sargschildern verständlich. Aufmerksame Beobachter der Verändrungen in der Mode des Büchersammelns hatten längst die wachsende Beliebtheit der ersten Ausgaben englisch schreibender Autoren bemerkt. Die von Heber und Huth zusammengebrachten Bücher — bei Heber mehrere Häuser voll —, deren Lob Dibdin in manchem stattlichen Band erschallen ließ, erwecken immer weniger Interesse, wenn man sie in Privat bibliotheken sieht, immer weniger Spannung, wenn sie auf dem Auktionstisch ausliegen. Der Aera der englischen Lieblings schriftsteller in ersten Ausgaben scheint eine lange Dauer beschicken zu sein. Ein Boccaccio von Waldorfer wird wohl kaum wieder einen Dibdin finden, der seinen Verkauf als Ereignis feiert, noch wird dieser Verkauf wieder den Grund zur Bildung eines Klubs abgeben (s. Roxburghe-Club in Kleemeier, a. a. O. S. 65). Die veränderte Liebhaberei der Sammler begann mit der Jagd nach Americana und erstreckte sich dann auf Hawthorne und Long- fellow, auf Uavsbavs, Oranckkatbsr s Obair, Voieso c>k tbs diiAbt und Ooxlas. Dann sprang sie natürlich auch auf andre Schriftsteller über und damit auf die Lieblingsautoren Englands. Von Thackeray und Dickens ging man zurück auf die Schriftsteller der Elisabethischen Zeit, der Commonwealth und der Restauration. Bei diesem Um schwung gingen Foote und Jves voran. Auf der Arnoldauktion, wo es Miltons verlorenes Paradies auf 830 Dollars brachte, konnte man sehen, wie hoch die Ameri kaner die Preise getrieben hatten, aber auch, wohin die englischen Vettern gekommen waren. Bei einer etwa zu derselben Zeit in London abgehaltnen Versteigerung brachte Waltons Angler mehr als 2000 Dollars. Während einer Generation war dieses Buch ungeheuer im Marktwert gestiegen. Vor dreißig Jahren kostete Waltons Buch nur etwa 150 Dollars, was man damals mit Recht für einen verhältnismäßig hohen Preis hielt. Es ist unwahrscheinlich, daß wir in der Bewertung solcher Bücher eine Grenze erreicht haben. Mit dem Fortschreiten der Zeit werden diese eher seltner als häufiger; denn die zum Vor schein kommenden Exemplare verschwinden in öffentlichen oder privaten Sammlungen. Eine Preissteigerung wird immer noch dann eintreten, wenn Exemplare in bessrcr Erhaltung als frühere angeboten werden. Ein tadelloses Exemplar wird immer mehr einbringcn als ein mangelhaftes, und ein doppelter Preis ist gar nicht so ungewöhnlich. Fieldings Tom Jones im Originalpapp band z. B. ist mit dem dreifachen Preis derselben in Kalbleder gebundnen Ausgabe, die jedoch zu scharf beschnitten war, bezahlt worden. Es genügt nicht bloß, daß ein Buch berühmt ist; die bloße Berühmtheit einer ersten Ausgabe ist keine große Summe wert; das Buch muß nicht bloß berühmt, sondern auch selten sein. Hawthorne's Fanshawe ist wenig berühmt — schwerlich mehr als von dem Namen des Verfassers darauf zurückstrahlt; denn es hat geringen literarischen Wert, und Hawthorne suchte es nach Mög lichkeit zu unterdrücken. INo soarlst Isttsr dagegen ist weit be rühmter; aber unter dem Hammer würde Fanshawe wahrscheinlich das Zwanzigfache von dem Preise erreichen, den erstrer bringen würde. Für Childe Harold von Byron ist nie ein großer Preis erzielt worden; denn die Auflage war groß, und Exemplare sind nicht selten; aber Byrons Uours ok iciicmess oder seine LvAlisb Uarck» sind heute eines hohen Preises sicher. Von dieser Regel schien man bei Thackeray und Dickens eine Ausnahme zu machen; aber die Bcgeisterungswoge für diese beiden Schriftsteller ist neuerdings entschieden zurückgeflaut, und die Sammler verlangen jetzt Exem plare in den ursprünglichen Umschlägen, mit Anzeigen u. s. w. Eine interessante Phase im Sammeln bildet die den neueren Autoren, wie Andrew Lang, Kipling, Stevenson, allenfalls auch Barrie und Maclaren zugewandte Aufmerk samkeit, deren Ursache darin zu liegen scheint, daß man an den immer mehr wachsenden Ruhm dieser Schriftsteller glaubt und daß deren Bücher in ersten Ausgaben mehr und mehr gesucht werden. Aber die Bücher dieser Schriftsteller kommen in den meisten Fällen in großen Auflagen heraus. Kiplings erste Bücher erschienen jedoch in Italien und sind schon jetzt sehr selten, während ein oder zwei Werke von Stevenson schwer zu erlangen sind; aber für ihre spätern Werke dürfte für die Folge ein allzu groher Reiz nicht Vorhalten. Ein besondrer Zweig der Liebhaberei in Amerika wirft sich mit Recht auf die ^.rasrioana. In dieser Hinsicht wird ähnliche Emsigkeit und Begeisterung entwickelt wie jemals in Europa in den schönsten verflossnen Tagen für die Klassiker der Aldinen, für alte Kommentarien oder für Inkunabeln. Davon konnte man bei der Brinley-Auktion schöne Beispiele sehen. Eliotbibeln sind nicht eigentlich seltne Werke, wenigstens nicht im höchsten Sinn des Worts »selten«. Beinahe jede wichtige Samm lung von ^morioana, hat ein Exemplar; Brinley besaß deren sieben, außerdem ein neues Testament, das zwei Jahre vor der Bibel gedruckt wurde. Jetzt kostet jedes derselben 400 bis 1000 Dollars. Bei vielen Büchern der Mathers und bei den seltensten Erzeugnissen der Franklin, Zenger und Bradford pressen ist dies verhältnismäßig ebenso. Während Dolets Kom mentar und schöne Drucke kaum Angebote von zehn oder noch weniger Dollars finden, gehen diese amerikanischen Bücher für 100, 200 und 500 Dollars schlank weg. Vor einigen Jahren er stand ein Herr aus Brooklyn in London ein Exemplar der Eliot bibel für fünf Dollars. Es war eins der 25 Exemplare mit der Dedikation an König Karl II., von denen ein Exemplar auf der Brinley-Auktion für genau 1000 Dollars verkauft wurde. Eine andre Eliotbibel wurde vor einigen Jahren in der Nassaustraße für 50 Dollars gekauft und später an einen Sammler für 400 Dollars verhandelt. Der Sammler zahlte noch 125 Dollars für das Reinigen und Einbinden und verkaufte das Exemplar dann wieder für 900 Dollars. Mit diesen Wandlungen trifft eine Veränderung im Anti quariatshandel zusammen. Die Klagen über die alten Antiquare sind häufig und nicht ohne Pathos besprochen worden. Der Um schwung ist so auffällig, wie er augenscheinlich dauernd zu sein scheint. Bei den bescheidensten Trödelbuden anfangend, hat er sich bis auf die feineren Läden erstreckt. Die Angelegenheit ist nicht nur in einer der größten Londoner Monatsschriften, sondern auch in der englischen Provinzpresse behandelt worden; überall ist der Ton so ziemlich derselbe. Überall ist der Antiquariatshandel minderwertig, in Sheffield, in Dundee, in Leeds, in Dublin. In Amerika herrschen dieselben Zustände und aus ähnlichen Ursachen. Bei einem Gang durch die Nassau- oder Canal-Street wird man nicht mehr dieselbe Anzahl Läden antreffen wie früher. Es gibt zwar noch Buchläden in diesen Straßen; aber ihr Handels- weig ist ein andrer. Die Aussichten, auf dem Seitenweg ein eltnes Buch zu finden, sind jetzt äußerst gering. Dies kommt sowohl von dem vermehrten Sammeln als auch von der bessern Kenntnis seltner Bücher. Mehr und mehr sind die Läden in bester Lage und die Auktionslokale die Plätze geworden, wo Sammler seltne und erste Ausgaben finden. Bevor die Ver änderung zu den gegenwärtigen Verhältnissen angewachsen war, konnte man solche Werke in New Jork schwerlich über City Hall hinaus finden, ausgenommen in einigen kleinen Trödelbuden in dunklen Gewölben an Canal-Street und der vierten und sechsten Avenue. Heute findet man sie in den schönsten Geschäften, wo sich besondre Abteilungen mit diesen Büchern beschäftigen, über die man auch besondre Kataloge haben kann. Kleine Mitteilungen. Zahlungsstockunq. — Dir Firma C. Winkler's k. u. k. Hof-Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung in Brünn befindet sich in Zahlungsschwierigkeiten. Sie rief die Nachsicht ihrer Gläubiger an und erbittet durch Vermittlung des Advokaten Herrn Or. Emil Schwarz in Brünn vorläufig Fristgewährung, um im Falle deren Bewilligung nach und nach allen ihren Verpflichtungen voll Nach kommen zu können. Wie die Firma uns mitteilt, haben viele der größten Gläubiger ihre Zustimmung bereits erteilt. Repertorium der Papsturkunden. — Aus Göttingen wird der -Frankfurter Zeitung« unter dem 6. Februar geschrieben: -Über die Fortführung der Herstellung eines geographisch-histo rischen Repertoriums der Papsturkunden bis 1198, die an deutsche Empfänger gerichtet sind, hat Or. Albert Vrackmann, dem diese Arbeit auf Antrag des Professors Kehr übertragen ist, der Gesellschaft der Wissenschaften einen Bericht erstattet, dem folgendes zu entnehmen ist: Besucht und durchgeführt sind nach den Archiven des östlichen Deutschlands die Archive West falens, das königliche Archiv in Düsseldorf, die Archive zu Wolfenbüttel, Wernigerode und Goslar. Die Arbeit wurde sehr wesentlich dadurch unterstützt, daß die meisten Archive in dankenswerter Weise die Originalurkunden und wichtigsten Kopiare zur Bearbeitung nach Göttingen sandten. Aber auch in den genannten Archiven und Bibliotheken selbst fand die Arbeit die weitestgehende Unterstützung. Die Resultate der bisherigen Arbeit übertrafen die gehegten Erwartungen; eine Reihe un bekannter und interessanter Urkunden und manche alte Über- lieferung^sind gefunden worden. Die meisten Archive Nord- und
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