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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.04.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-04-04
- Erscheinungsdatum
- 04.04.1903
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- Deutsch
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78. 4. April 1903. Nichtamtlicher Teil 2735 die Provinz Hannover, in der die Verordnungen über die äußere Heilighaltung der Sonntage nicht herrschen. Hannover hat also an Sonn- und Feiertagen keine verhängten Schaufenster. Es ist doch wohl nicht anzunehmen, daß in Hannover die Leute den Sonntag weniger ehren, weil sie an den Schaufenstern stehen bleiben, um die dort ausgestellten Waren zu betrachten, als in Brandenburg, wo an Sonntagen die Läden durch Rolljalusien und Vorhänge verhüllt sind. In Hannover muß nur die Tür des Geschäftseingangs verhängt sein, aber nicht die Schaufenster. Da gegen fordert die hannoversche Sonntagsordnung das Verhängen der Türen und Fenster der Gastwirtschaften, was nur in der Ord nung ist; denn der freie Einblick in ein Gasthaus, in dem flott gezecht wird, dürfte mehr geeignet sein, den Sonntag zu ent heiligen, als der freie Anblick eines künstlerisch dekorierten Schau fensters. Die Ausschmückung des Schaufensters hat sich in verschiedenen Geschäftszweigen zu einer wahren Kunst ausgcbildet. Besonders die großen Geschäftshäuser verwenden erhebliche Mühen und Kosten darauf, ihre Schaufenster zu wirksamen Anziehungspunkten der immer schaulustigen Menge zu machen. Ja es gibt bereits Schulen für Schaufensterdekoration und verschiedene gedruckte Anweisungen zum Dekorieren besonders für die Vekleidungsbranche. Auch der Buchhandel, namentlich in größern Städten, bemüht sich immer mehr, die Aufmerksamkeit und Neugier der Vorübergehenden auf seine Schaufenster zu lenken und durch die anziehende malerische Verschiedenheit und Neuheit des zur Schau Gebotenen zum Kauf zu reizen. Das Schaufenster muß also immer eine interessante und geschmackvolle Auswahl durch ihr Äußeres und durch ihre Bedeutung oder Aktualität in die Augen fallender Werke darbieten. Interessante neue Kunstblätter, Porträts von Tagesgrößen, Tages broschüren usw. werden Auge und Aufmerksamkeit des Vorüber gehenden zu fesseln suchen. Während der Reisezeit werden Führer, Karten, Pläne, Ansichten, Globen usw. einen ständigen Platz im Schaufenster haben. Interessante Seiten und Abbildungen aus illustrierten Zeitschriften und Witzblättern werden jede Woche auf kurze Zeit die Schau- und Leselust des Publikums ans Schau fenster locken. Den verschiedenen Welt, Staat oder Stadt mehr oder weniger bewegenden politischen, literarischen oder sonstigen Zeitereignissen und Zeitfragen, soweit sie in Wort und Bild zum Ausdruck kommen, niuß das Schaufenster nach Möglichkeit Rechnung tragen. Wichtige Flugschriften, Porträts, Abbildungen, Landkarten usw., die sich darauf beziehen, werden im Schaufenster ausgelegt oder hinter der Glasscheibe befestigt. Den verschiedenen Jahreszeiten ist gebührend Rechnung zu tragen. Gegen Ende und Anfang des Jahres werden Gratulationskarten ausgelcgt, wenn solche geführt werden. Zu Anfang des Semesters kommen Schul- und Lehrbücher an die Reihe, im Frühling Gartenbücher, Konfirmationsgeschcnkc, denen Rcisebücher und Unterhaltungsliteratur folgen, um der Sport- und Jagdliteratur Platz zu machen, bis am Ende des Jahres die Geschenk- und Jugendliteratur von dem Schaufenster Beschlag nimmt. Der Rad-, Renn-, Ruder-, Segel- und sonstige Sport, Geflügel-, Gemälde-, Hunde-, Karnickel- und sonstige Ausstellungen, Ver sammlungen, Kongresse usw. geben Anlaß, entsprechende Bücher oder Bilder auszulegen. Porträts berühmter Schauspieler, Sänger und sonstiger Tagesgrößen, Textbücher, Noten dürfen in steter Ab wechslung im Schaufenster nicht fehlen. Die Kunst muß einen ständigen Platz im Schaufenster haben. Wer Vieles bringt, wird manchem etwas bringen. Das ewige Einerlei ermüdet und ein überladenes, ohne Wahl und Qual vollgestopftes Schaufenster stößt ästhetisch empfindsame Seelen ab; es muß also Maß gehalten werden und möglichst viel Geschmack, Formen- und Farbensinn und Abwechs lung durch das Schaufenster bewundert werden können. Auch die Gegensätze sind wirksam. Eines schönen Tages ist z. B. das Schau fenster nur der Kunst oder nur der Musik gewidmet. Gelegentlich erscheint einmal eine ganze Reihe desselben Buches flach oder Rücken an Rücken im Schaufenster. Wenn der Ausschmücker des Fensters nach der geschäftlichen und künstlerischen Seite hin nicht ganz em pfindungslos ist, wird er sich im geschmackvollen Anordnen der Schaufensterauslage bald eine genügende Gewandtheit erwerben. Durch öfteres Wechseln der Auslage muß also der Sortimenter der Neuigkeits- und Sensationswut des Publikums nach Kräften Rechnung tragen, ohne im Hinblick auf die lex Leines den schlimmern Instinkten des Publikums irgendwie entgegenzukommen. Auch packende Plakate dürfen gelegentlich nicht in der Auslage fehlen, wie dieselben überhaupt in den übrigen Räumen, besonders auch an den vorderen Wänden der Ladentische, möglichst zahlreich und in die Augen fallend anzubringen sind. Dunkle, schwitzende, gefrorne oder schmutzige Schaufenster ver fehlen ihren Zweck vollständig. Solche Nachlässigkeiten müssen ver mieden werden. Das Schwitzen und Gefrieren wird vermieden, wenn die Auslage luftdicht von dem Geschäftslokale abgeschlossen ist oder wenn ein entsprechender Luftdurchzug ermöglicht wird. Die Beleuchtung muß zur Verhütung des Anlaufens außerhalb der Auslage angebracht sein, wie dies auch in manchen Städten poli zeilich vorgeschrieben ist. Das Gefrieren der äußern Glasscheibe sucht man durch Abreiben der innern Seite derselben mit einem in Glpcerin getauchten Leinwandtuche zu verhindern, so daß eine dünne Schicht Glycerin auf der Scheibe haften bleibt. Gefrorne Scheiben werden mit Kochsalz oder Alaun aufgetaut. Man löst eine Hand voll Kochsalz oder Alaun in einem halben Liter Wasser auf, befeuchtet damit einen Schwamm oder Lappen und bestreicht damit die gefrornen Scheiben, die nach dem Abtauen gut ab getrocknet werden müssen. Die nötige Abwechslung und Sauberkeit im Schaufenster er fordert zwar manche Arbeit und Mühe; aber ein flottes Schau fenster ist eine sehr gute Reklame. Wenn auch der Nutzen desselben nicht unmittelbar erscheinen sollte, so äußert er sich doch nach ver schiedenen Seiten hin. Das Publikum wird durch ein schönes Schaufenster auf das Geschäft aufmerksam; es schließt aus der darauf oerivandten Sorgfalt auf eine allgemeine geübte sorgfältige Geschäftsführung, faßt Vertrauen zu der rührigen Firma und läßt sich zur Kundschaft gewinnen. Es lohnt sich sicher, der nützlichen Reklame und Empfehlung durch das Schaufenster erneute und erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen. Die Sache erfordert wirklich nicht soviel Zeit und Mühe, als häufig angenommen wird. Wer eine Anleitung zum Aus schmücken der Schaufenster des Buchhändlers sucht, sei auf eine kürzlich erschienene Schrift von Emil Brandner») hingewiesen. Dieselbe bietet viele nützliche Anregungen und Winke. *) Brandner, E., das Schaufenster des Buch-, Papier- und Schreibwarenhändlers. Eine Anleitung zur geschmackvollen Deko ration der Schaufensterauslagen. Leipzig, Hans Hedewigs Nachf. Curt Ronniger. 7b ^ bar. Kleine Mitteilungen. Weiteres zur Lebensgeschichte Georg Joachim Göschens. — Die in den Nummern 54 u. 55 d. Bl. angeführte Biographie über Göschen von seinem Enkel ist nicht die erste Darstellung seines Lebensganges. Sein Leben und Wirken ist schon früher geschildert worden von dem hochverdienten Schul mann und Chronisten der Stadt Grimma, dem Professor Chr. G. Lorenz. Im Jahre 1860 hatte der Sohn G. I. Göschens der Fürstenschule in Grimma zum Andenken an seinen Vater, der über ein Vierteljahrhundert seine Buchdruckerei in Grimma gehabt, auch in der Nähe der Stadt ein Landgut besessen hatte (vergl. den Artikel in der heutigen Nummer), wo er manche klassische Berühmtheit bei sich als Gast gesehen, eine Stiftung von 15 000 Talern überwiesen, von deren Zinsen besonders tüchtige Abiturienten Stipendien erhalten sollten. Das war die äußere Veranlassung, daß die Abhandlung des nächstjährigen Schul programms dem Andenken Göschens gewidmet wurde. Die Dar stellung von Lorenz beruht auf gründlichen Vorstudien und ver folgt die Geschichte der Familie bis an den Anfang des 17. Jahr hunderts zurück, wo die Nachrichten abbrechen. Sie gibt ausführ lichen Bericht über die gesamte Familie, eine anziehende Schilderung der Persönlichkeit und Geschäftstätigkeit Göschens, sowie seine Beziehungen zu unfern Klassikern und schließt mit einem nach Jahren geordneten Verzeichnis der im Göschenschen Verlag er schienenen Werke und geht hierbei auch auf die eigne Schrift stellerei Göschens ein; denn diese war ihm Lieblingsbeschäftigung und Erholung. Namentlich hat er eine große Anzahl von Er zählungen geschrieben, die sich in verschiedenen Zeitschriften ver streut finden und meist anonym erschienen sind; war er doch auch selbst Redakteur der in seinem Verlag erscheinenden Zeitschriften: »Die Sonntagsfreunde«, von »Amerika« und des «Wochenblatts für Stadt und Land-. Als Programmarbeit ist diese interessante Darstellung von Lorenz weitern Kreisen nicht bekannt geworden und wohl schwer aufzutreiben; in der Bibliothek des Börsen vereins ist das Programm vertreten. Verein der deutschen Musikalienhändler zu Leipzig. — Eine in der vorjährigen Hauptversammlung des Vereins ge wählte Konimission, bestehend aus dem Vorstand und dem Aus schuß für Urheberrecht, hatte den Auftrag erhalten, eine Neu bearbeitung der Satzungen zu beraten. Sie hat jetzt ihre Arbeit vollendet und bringt den Entwurf der neuen Satzungen durch Abdruck in der neuesten Nummer von »Musikhandel und Musikpflege« (V. Jahrg., Nr. 26/27) zur Kenntnis der Mitglieder, worauf auch hier aufmerksam gemacht sei. Der deutsche Musikverlag und die Weltausstellung in St. Louis. — In Ergänzung des Artikels in Nr. 65 d. Bl. sei hier mitgetcilt, daß der Vorstand des Vereins der deutschen Musikalienhändler in Beantwortung verschiedener Anfragen eine 363»
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