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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.05.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-05-16
- Erscheinungsdatum
- 16.05.1903
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- Deutsch
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3916 Nichtamtlicher Teil. ^ 112, 16. Mai 1903. »Ich habe nun sowohl die Lust als die Zeit, einige wichtige Veränderungen an Anmut und Würde vorzunehmen und einige Bemerkungen Kants geben mir eine ausgezeichnete Gelegenheit dazu. Lassen Sie mich wissen, ob Sie jetzt eine zweite Auflage vorbereiten wollen. »Wie viele Nummern der Thalia sollen noch erscheinen? Meine Absicht ist, nur noch zwei Nummern herauszubringen und dann die Thalia zu begraben. Ihr Absatz ist kein solcher, daß Sie mehr dafür thun können und mir bringt sie nicht Vorteil genug, zumal wenn ich bezahlen muß, was dafür eingesandt wird und das meiste selbst schreiben muß. »Hiermit übersende ich Ihnen ein Werk meines Vaters über Baumzucht; es ist gewiß etwas besonders Gutes in dem Fache, das es behandelt. Wenn Sie es brauchen können — einen Carolin für den Bogen — steht es zu Ihren Diensten. Lassen Sie mich bald Ihre Entscheidung hören.« Wenn Göschen die Ankündigung willkommen war, daß er eine zweite und durchgesehene Auflage von »Anmut und Würde« vorbereiten möchte, so mußte die Aussicht, die Thalia, das erste Band, das Schiller und Göschen zusammengeführt hatte, zu begraben, dem letztem stechenden Schmerz ver ursachen. Tatsächlich hinderten die in den Händen Cottas befindlichen Horen ihren Herausgeber Schiller für Göschens Thalia zu arbeiten. Die Horen nahmen das ganze Interesse für sich in Anspruch. Der berühmte Verfasser schlüpfte Göschen aus den Händen. Was das angebotne Manuskript über Baumzucht betraf, so wurde es abgelehnt, und diese Ab weisung spielte eine Rolle bei den Auseinandersetzungen über die Reibung zwischen dem Dichter und dem Verleger. Aber der folgende Brief, der sich auf dieses Manuskript bezieht, zeigt soweit keine Unfreundlichkeit seitens Schillers: »Jena, 10. November 1794. -Bitte sehen Sie doch gütigst nach, bester Freund, ob Sie nicht eine Zeichnung dort liegen haben, die zu einer Skizze für eine Baumschule gehört. Ich sandte Sie Ihnen letzten Frühling mit dem Manuskript meines Vaters und erhielt sie nicht zurück. Da das Manuskript seitdem nicht gebraucht wurde, hat man nicht mehr daran gedacht; aber nun das Werk gedruckt werden soll, brauche ich die Zeichnung. »Ich höre alles Gute über Ihr Unternehmen, obwohl ich nichts davon sehe. Seien Sie versichert, daß ich mich aufrichtig über den Erfolg dieses Ihres Unternehmens freue. »Wenn Sie nächste Ostern ein medizinisches Werk über epide misches Fieber (wovon ich in einem früheren Schreiben gesprochen habe), dessen Verfasser ein ausgezeichneter Arzt ist, verlegen wollen, so schreiben Sie mir eine Zeile darüber in Ihrer Ant wort. Ich kann über das Buch bestimmen und weiß, daß es gut ist. »Leben Sie wohl, bester Freund! Schiller.« Welcheu Eindruck Schillers freundliche Worte auf Göschen gemacht haben, können wir nicht beurteilen; wir wissen auch nicht, daß seit der Nachricht von Cottas erstem Vorschuß an den Dichter etwas vorgefallen wäre, was durchaus darauf angelegt gewesen wäre, Göschens steigenden Verdruß über seinen mächtigen Konkurrenten zu besänftigen. Es ist auch zu bezweifeln, daß das Angebot des Werks eines andern Verfassers als der unbedeutendste Ersatz für den Verlust der Erzeugnisse aus Schillers eigner Feder anzusehen war. Dieser Brief ist der letzte Schillers an Göschen während beinahe dreier Jahre. Soweit war das Band auf seiten des Dichters gelockert, aber nicht gelöst. Jedoch der Ver leger nährte seinen Ingrimm. Cotta und Göschen mußten sich bei dem hergebrachten Verlauf des Geschäfts auf der Leipziger Ostermesse 1795 begegnen, und der erstere ergriff die Gelegenheit, um mit Göschen wegen Schillers Theaterstücken zu verhandeln. Cotta schrieb an Schiller, daß er Göschen gesehen hätte und daß letzterer anscheinend in einem Augenblick der Erregtheit ein gewilligt hätte, seinen Anspruch auf Callias zu seinen (Cottas) gunsten aufzugeben. Auch eine zweite Besprechung fand statt, in der es scharf herging. Cotta schickte darüber folgenden Bericht an Schiller: ^ Leipzig, 8. Mai 179b. »Seit dem ich die Ehre hatte, das Paket am 5. ü. an Sie mit einem Brief abzusenden, habe ich mit Göschen noch einen starken Auftritt gehabt, wobei er mich auf die kränkendste Art behandelte. Die Ursache war, wie Sie sich schon vorstellen werden, der mir gütigst zugedachte Verlag Ihrer theatralischen und ästhetischen Schriften, und der Anlas hiezu die Vergleichung schöner Druck- Arten, wo er von einem ich glaube englischen Druck behauptete, man könne ihn nicht in Tübingen, so wie man überhaupt dort nicht kenne, was es heisse, sein Wort als ein ehrlicher Mann zu halten. Ich erwiderte ihm hierauf freundschaftlich aber ernst, daß er ja einen ganzen Ort nicht nach Einzelnen beurteilen könne, daß ich daher seine Aeusserung nicht begreifst», mir aber wohl vorstellen könne, auf was er ziele. Er sprach hierauf von Ad- vokaten-Kniffen, die ihm unbekannt seyen, vom schändlichen Ab spannen der Autoren etc. etc., haranguirte in diesem Ton fort, bis er auf die endliche Schlußfolge kam, er werde nun den Don Carlos einzeln drucken, es solle, wie er sich vorgenommen habe, das klon plus ultra typographischer Schönheit werden, sein Freund Ramberg habe ihm schon die Zeichnungen geliefert und Bartolozzi werden sie stechen, der Text bleibe ganz unverändert, weil er darüber die Stimmen des Publikums schon gesammelt hätte, die dises Produkt ganz in seiner alten Gestalt haben wollen: ich konte leicht merken, wohin discr Schreckschuß gehen solle, und er widerte nichts darauf, als daß es dem Publikum angenehm sein müßte, einen typographischen Wetteifer hiedurch zu erfahren, in dem ich Ihre Werke von Bodoni in Parma druken lassen würde. Ich fügte disem hinzu, daß er wirklich in einer sehr empfindlichen Stimmung wäre, daß ich ihn freundschaftlich bitte, von disem Gegenstand jezo abzubrechen, er möchte mir aber eine Stunde be stimmen, wo wir mit kaltem Blut Ihren und meinen Wünschen gemäß uns über dise Sache besprechen und verbinden könnten. Er versicherte mich, daß er nie ruhiger seyn würde, als er es wirklich seye, indem er seine Leidenschaften zu bekämpfen gelernt habe, sagte mir sodann in diser seinem Vorgeben nach so ruhigen Stimmung die bittersten und kränkendsten Dinge gegen meinen Karakter, wovon das Haupt Resultat das war, daß er als Kauf mann es wol leiden könne, daß mir diese Unternemung zugefallen seye, daß es aber niederträchtig von mir seye, mich zwischen zwei Freunde eingeschlichen und die ihm so heilige Banoe der Freund schaft zerrissen zu haben und Sie dadurch dahin gebracht habe, oaß Sie das ihm gegebene Wort zurücknämten«. Es muß hier bemerkt werden, daß der hier wörtlich wiedergegebne Bericht der Bericht eines Gegners ist; aber es besteht kein Grund, an seiner stofflichen Genauigkeit zu zweifeln. Göschen konnte zuweilen sehr heftig werden. Er bekämpfte nicht immer seine Leidenschaften, obwohl er sagte, daß er es gelernt hätte. Aber der letzte Satz des Briefs gibt den Schlüssel zu dem übermäßigen Verdruß, den Göschen äußerte. Er war empfindlich gekränkt. Seine tiefsten Gefühle waren verletzt. Als Geschäftsmann konnte er den Verlust eines wertvollen Kunden ertragen; aber zu argwöhnen, daß ein Versuch gemacht werde, geheiligte Bande der Freundschaft zu trennen, das brachte ihn außer sich. Wir kennen den sehr hoch gestimmten Charakter von Göschens Freundschaften und daß Schiller, der Schiller von Gohlis, sein Hausgenosse und Gast, der Schiller der vergnügten Gesellschaft, die seine frühem Tage erheitert hatte, der Schiller, dessen wachsendem Ruhm er mit so gespannter Hingebung gefolgt war, daß Schiller, sein Abgott und Ideal, der nur nach Vollkommen heit strebte und von dessen Lippen er die begeisternde Bered samkeit getrunken hatte, die im Kreise seiner Gefährten zu den höchsten Lebenszielen antrieb — daß er dazu gebracht worden sein sollte, seinem Freunde sein verpfändetes Wort zurückzunehmen: das war ihm zuviel. Das ganze Wesen des Manns empörte sich gegen diesen Gedanken. Cottas Brief fährt fort: »Ich konte kaum es dahin bringen, daß er mit Wenigem meine Vertheidigung anhörte, in der auch, wenn es nötig wäre, die Ihrige läge und die ich aus Gründen hier wiederholen will. »Der Anlaß unserer Verbindung seye eine Unternemung ge wesen, die von mir entworfen, von Ihnen schon längst auch ge dacht und sodann zur Ausführung übernommen worden seye. Aus dise Unternemung hätte also kein Mensch als ich Ansprüche gehabt, wir hätten einen Contract darüber entworfen, nach welchem dise Unternemung jede andere an Grösse weit über troffen und selbst bis auf Ihre Hinterlassene zum Vortheil hätte ausgedehnt werden können; daß Sie mir sodann auch die Horen zugesagt hätten, weil er sie, wie er ja selbst zugebe, nicht gewollt hätte, daß dise nur alsdann erst ausgesürt hätten werden sollen,
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