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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.08.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-08-18
- Erscheinungsdatum
- 18.08.1903
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- Deutsch
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6306 Nichtamtlicher Teil. 190, 18. August 1903. Nichtamtlicher Teil Die »Ausschreitungen des Buchhandels«. Antwort auf die Denkschrift des Akademischen Schutzvereins. Von R. L. Prager. »Oisu st mov droit.» »Grau, teurer Freund, Einleitung. Es war vorauszusehen, daß nicht alle Bücherkäufer die Rabattregelung, die der Buchhandel in den letzten zwanzig Jahren durchgeführt hat, ruhig hinnehmen würden. Wäh rend das Gros der Bücherkäufer, auch die der akademischen Kreise, die geringe Erhöhung ihres Bücherbudgets ruhig er trug und vielfach ausdrücklich die Berechtigung des Buch handels zu dieser Maßnahme anerkannte, haben eine Anzahl Akademiker geglaubt, auf ihr ersessenes Recht auf Rabatt gewährung ohne Kampf nicht verzichten zu sollen. Dazu kam die Entziehung des Börsenblatts, die namentlich in den Kreisen der Bibliothekare, die sich ja auch aus den akademi schen Kreisen rekrutieren und innige Fühlung mit diesen haben, sehr böses Blut gemacht und gegen den Buchhandel eine Erregung gezeitigt hat, die sich zur Begründung eines Schutzvereins der Akademiker gegen den Buchhandel ver dichtet hat. Die Entziehung des Börsenblatts hat aufgehört; es wird aber noch lange dauern, bis die durch diese Ent ziehung geschaffene Stimmung einer ruhigen Auffassung der Dinge in den betroffenen Kreisen Platz gemacht haben wird. Während bei Beginn der Rabattbewegung die Bibliotheken großenteils die Berechtigung des Buchhandels zu einer Ein dämmung der übermäßigen Rabattgewährung eingesehen und diese Bewegung unterstützt haben, muß man heute leider von einer Entfremdung zwischen Buchhandel und Biblio theken, diesen beiden so sehr aufeinander angewiesenen Be rufen, sprechen. Eine mittelbare Folge dieser Entfremdung ist auch der akademische Schutzverein, ein Schutzverein der Akademiker gegen den Buchhandel, eine Zusammenstellung, die man nur zu nennen braucht, um ihre Ungeheuerlichkeit zu empfinden. Die erste Tat dieses Vereins ist die 'Denk schrift«, mit der wir uns hier zu beschäftigen haben. Als Vorpostengefecht sind diesem kriegerischen Vorstoß die Auf sätze des Professors Friedrich Paulsen in Berlin in der Nationalzeitung vorangegangen, ohne daß es dem Referenten bekannt ist, ob diese mit der Denkschrift in irgend einem Zusammenhang stehen.*) In diesen Aufsätzen behauptet der feinsinnige Berliner Philosoph, daß der Ladenpreis der Bücher viel zu hoch sei, daß infolgedessen die Zahl der wirklichen Bücherkäufer gegen die der möglichen weit zurückbleibe, daß die Verleger etwas mehr Mut haben sollten, sich dem Prinzip des kaufmännischen Großbetriebs anzuvertrauen: großer Umsatz, kleiner Nutzen. Auf der andern Seite solle aber auch der Verfasser dem Verleger die Sache erleichtern dadurch, daß er für die erste Auflage bescheidene Honorar *) Diese Aufsätze sind in einem Sonderabdruck zugleich mit den Antworten von Or. Wilhelm Ruprecht veröffentlicht unter dem Titel: Vom deutschen Buchhandel. (Sonderabdrucke aus der Nationalzeitung (Berlins). Vier Aufsätze von Ur. Friedrich Paulsen, Universitäts-Professor in Berlin, und vr. Wilhelm Ruprecht, Aer- lagsbuchhändler in Göttingen. 1903. Druck von Ramm L See mann, Leipzig. 39 Seiten. (Zu haben in der Geschäftsstelle des Börsenvereins. Red.) ansprüche mache, dagegen für die folgenden eine der Minde rung des kaufmännischen Risikos entsprechende Steigerung seines Anteils sich ausbedinge. Das Steigen der Jahres produktion von Büchern sei wahrhaft unheimlich und sie steige unaufhaltsam. »Die ungeheure Last geringwertiger oder unnützer und schließlich doch auch unverkäuflicher Er zeugnisse hängt sich nicht bloß dem Buchhandel als nieder ziehende Last an, die Kosten vermehrend, den Gewinn verzehrend, sondern sie hat auch den Nachteil, daß sie es dem Leser erschwert, das Rechte und für ihn Wertvolle zu treffen: die geringen und schlechten Bücher schaden dadurch, daß sie den guten den Raum beengen.« Aus das Sortiment übergehend, bemerkt Paulsen, daß das bestehende System sicher bedeutende Vorzüge habe, es sei daher verständlich, daß der Buchhandel auf die Erhaltung dieses Systems Wert lege und zu diesem Zweck der in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts entstandenen Form des Geschäftsbetriebes als Versandgeschäft mit Gewährung eines hohen Rabatts, der Preisschleuderei, entgegengetreten sei. Das Bestreben gehe jetzt darauf, den Kundenrabatt überhaupt aus der Welt zu schaffen. »Sofern diese Be strebungen auf die Erhaltung eines wirklich leistungsfähigen Sortimentsbuchhandels gerichtet sind, wird man sie für un berechtigt nicht ansehen können. . . .«, aber die Sache habe ihre Kehrseite, da diese Abschaffung eine Erhöhung des Preises bedeute, die nicht zur Anregung der an sich schon nicht übermäßigen Kauflust dienen kann und die Frage nahe legt, ob Käufer verpflichtet sei, die Kosten der Erhaltung des Sortiments zu tragen. Die Zunahme der Buchhandlungen, die in dem letzten halben Jahrhundert stattgefunden hat, verdanke zu einem nicht kleinen Teil »derselben Ursache ihre Entstehung, der auch die Grünkram- und Zigarrenläden ihre wuchernde Entwicklung verdanken: der Neigung, durch Kleinhandel sich einen leichten, weder Kenntnisse noch Kapital voraussetzenden Erwerb zu verschaffen.« Eine Ver mehrung der Buchhandlungen, wie sie stattgefunden hat, sei durch das Bedürfnis der Bücherkäufer schwerlich gefordert. Freilich seien ein großer Teil dieser Buchhandlungen nicht viel mehr als Papierläden, die nebenbei auch ein oder das andre Buch vorrätig hielten. Da aber die Inhaber dieser »Buch handlungen« sich auch zur Besorgung von Büchern erböten, würden sie zu Konkurrenzanstalten der eigentlichen Buch handlungen und »saugen diesen das Blut aus«; wobei die Bemerkung nicht unterdrückt werden kann, daß häufig die Versandbuchhandlungen auch nur Bücherbesorger sind, die bestellen, was bei ihnen bestellt wird, ohne sich die Last und die Mühe eines sorgfältig ausgewählten Lagers aufzuerlegen. Werde die alte Organisation des deutschen Buchhandels durch diese Wucherung von innen heraus bedroht, so verliere die Funktion selbst durch die allgemeine Entwicklung unsers Lebens an Bedeutung und innerer Notwendigkeit immer mehr. Unter diesen Umständen frage es sich, ob die an sich bewundernswürdige Organisation des Buchhandels erhalten werden könne oder nicht durch etwas andres ersetzt werden müsse, etwa durch direkte Angebote und Anzeigen seitens der Verleger, die die Post für drei Pfennig jedem ins Haus trage. vr. W. Ruprecht hat diesen Auseinandersetzungen eine Erwiderung folgen lassen, auf die ich wohl verweisen darf; ich glaubte aber die Paulsenschen Auseinandersetzungen etwas ausführlicher wiedergeben zu sollen, weil sie eine Ein leitung zu dem Kampf bilden, den nunmehr der akademische Schutzverein dem Buchhandel angesagt hat. Während Paulsen die Berechtigung des Sortiments, seine Lage zu heben, anerkennt, aber Bedenken äußert, ob die getroffenen Maßregeln geeignet erscheinen, dieses Ziel zu
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